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3302 für Vtoloncell eigener C-mpofition; im zweiten trug Herr Land- raf, unser trefflicher Clarinettist, Variationen über ein einem ekannten Schweizer LLndler sehr ähnliches „Originalthema" von Bärmann vor. Beiden Virtuosen ward ein eben so reicher al- wohlverdienter Beifall zu Theil. Ferdinand Gleich. vermischtes. Au- Rußland. Eines der letzten Hefte de- „Journal de- MinisteriumS fjir VolkSaufklärung" enthält einen Rechenschafts bericht de- Ministers über daS Jahr 1854. Man ersieht hieraus, daß sich die Anzahl der zur Competenz dieses Ministerium- ge hörenden Schulen während der Regierung de- Kaiser- NicolauS von 1382 mit 70,774 Schülern auf 3947 mit 209,582 Schülern gehoben hat, bei welcher letzteren Zahl allerdings die Schulen de- Königreichs Polen mit eingerechnet sind. Doch sind die Militair-, Geistlichen- und anderen Schulen nicht mit hinzugezählt, von denen namentlich die ersteren in einem noch bedeutenderen Maßstabe sich vermehrt haben müssen. Von Interesse ist eine Aeußerung de- KaiserS zu einer Deputation der Moskauer Universität über seine Auffassung de- Erziehungswesens, obgleich dieselbe schon Lltern Datum- zu sein scheint: „Ich werde Ihnen sagen," so lauten die Worte de- Kaiser-, ^«ie ich mir die heutige Aufgabe der Erziehung denke. Das Wissen achte und stelle ich hoch, noch höher aber stelle ich die Sittlichkeit. Ohne sie ist das Wissen nicht nur nutzlos, sondern eS kann sogar gefährlich werden, und die Grundlage der Sittlich keit ist der heilige Glaube. Zugleich mit dem Verstände muß man da- religiöse Gefühl bilden. Dies isi meine Ansicht über die Er ziehung. DaS Ministerium hat mich verstanden. Da- erwarte ich von Ihnen. Bei vielen Völkern ist der Glaube gesunken, bei uns ist er lebendig, wie er immer war. Wir müssen in Rußland bewahren, waS von Alters her war. In vielen Ländern haben sich die Meinungen der Menschen gespalten, einer versteht den andem nicht, sie wissen nicht, was sie wollen. Bei uns ist eS nicht so. Mein Wille ist Ihnen bekannt, ich bin überzeugt, daß Sie ihn erfüllen werden." Der Allg. Ata. wird in Bezug auf Helgoland aus Berlin geschrieben: Alle Blicke richten sich um so neugieriger auf die kleine Nordsee-Insel zwischen den Küsten Hollands und Hannover-, fast gleich weit von der Elbe und Weser, EmS und Eider, da man sich der wichtigen Rolle erinnert, welche Helgoland seit 1807 und bis zur Zeit der Abschüttelung de- Napoleonschen Joche- spielte. Seit den Normannen und Friesen bis unter Karl V. war Helgo land ein weit und breit gefürchtete- Nest von Seeräubern, die als Wappen Rad und Galgen auf dem Aermel trugen, und deren letzter Häuptling sich nannte: „Ich, von meiner eigenen, nicht von Gotte- Gnaden der lange Peter, Mörder der Holländer, Einfanger der Hamburger, Stürmer der Dänen, Auchtruthe der Bremer". Die Helgoländer Weiber überlieferten im Jahre 1684 diesen Sitz der alten Götter dem dänischen Admiral Paulsen. Als im Jahre de- Brande- von Kopenhagen die Engländer Besitz von der Insel genommen hatten und von dort au- durch ein ansehnliche- Ge schwader die Blocade der deutschen Ströme handhabten, faßte der nackte Felsen bald ein ungeheure- Kriegsmagazin. Er wurde 1808 bi- 1813 da- Eldorado eine- immensen Schleichhandel-, welcher de- bonapartischen ContinentalspstemS spottete. Helgoland hieß Klein-London. Die größten Handel-Häuser England-, Hol land- und Deutschlands hatten daselbst Comptoir-. HandelS- abenteurer ohne Zahl trieben sich herum. Ohne Beispiel in der Geschichte liefen auf dem kleinen Fleck täglich 3 bis 400 Schiffe ein. Diplomaten und Generale au- allen Ländern hatten hier geheime Zusammenkünfte. Gustav Adolph IV., Karl X., Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Wallmoden, Gneisenau weilten auf der Klippe. Dort nahmen und gaben die Boten de- Grafen Münster ihre Nachrichten. Der „Publ." erzählt folgenden Beittag zur Geschichte der eng lischen Fremdenlegion: Ein wohlhabender Berliner Meister har zwei Söhne. Der älteste zählt seine 25 Jahre und hat im preußischen Heere seiner Militairpfiicht genügt. Don der Land- vehrüb««H in- BaterhauS zurückgekehrt fielen Streitigkeiten vor. „Mein Sohn", sagte der Vater, „wenn Dir'- bei mir nicht ae- fMt, so versuche Dein Heil anderwärt-." Der Sohn begab sich vuraiif auf die Wanderschaft z sein Dater -ab ihm 10 Lhlr. Reise geld mit. Sr nahm s6ne Routt nach Hamburg. Anstatt sich aber Nach Arbeit umzuWrn, -eschk-ßer, in die Fremdenlegion einzutreten, wahrscheinlich au- Mißvergnügen darüber, daß ihm, seiner Meinung Nach, im Baterhause ein Umecht geschehen sei. In Helgoland war er natürlich als gedienter preußischer Soldat sehr willkommen. Handgeld erhalten, den Fahneneid leisten und tnich Dover eingeschifft werden, war da- Werk von vierundzwanzig Stunden. Als der Vater von dem unbesonnenen Schritte seine- Sohne- Kenntniß erhielt, beeilte er sich, einen Freund nachzusenden, mit dem Aufträge, keine Kosten zu scheuen, um den Thoren von seinen Fesseln wieder frei zu machen. Die- ist denn auch nach unsäglich viel Mühen und nach Zahlung einer Loskaufssumme von 20 Pf. St. endlich gelungen; der Au-gelöste befindet sich bereit- auf der Rückreise nach Berlin. Aehnliche, ganz leichtfertige Motive fükren viele junge Leute den englischen Werbern zu. Gleichzeitig mit diesem Berliner wurde ein junger Sachse au- der Legion wie der entlassen, für den sich der Herzog von Sachsen-Altenburg speciell bei der Königin Victoria verwendet hatte. In den Berliner Gefängnissen befinden sich jetzt drei zum Tode verurtheilte Mörder: Stümper, Biermann und Puttlitz. Außerdem noch vier der Tödtung und des Mordes angeklagte Per sonen. Noch in keinem Jahr sind im JuriSdictionS-Bezirk der dortigen Gerichte sv viele Verbrechen gegen da- Leben zur Abur- theilung gekommen. Die „V. Z." schreibt: „Der Berliner Börsen-Janhagel delectirte sich am 16. August weidlich bet dem Hinauswerfen eines Pfusch-Speculanten, eine Procedur, die diesmal durch den Portier de- Börsengebäudes ausgeführt wurde. Eine gründliche Reinigung diese- Augiasstalles wäre ein eben so zeitgemäße- wie schwieriges Unternehmen." Ja wohl, könnte auch anderwärt- von guten Folgen sein! Zu den vielen Pariser Congressen und Conferenzen bei Gelegen heit der Ausstellung kommt jetzt auch noch ein Thee-Congreß. Toni-Si-Sar, ein reicher Theehändler au- China, ist in PariS angekommen. Er hat die Absicht, im Aufträge der chinesischen Theehändler einen Congreß europäischer Theehändler in Pari- ab zuhalten und die Frage der heillosen Therverfälschungen, die während de- Seetransport- von China nach Europa durch eigmS gemiethete Leute vorgenommen «erden, zu erörtem. ^ Fleischtöpfe de- Zollverein- stehen gegenwärtig in Frankfurt a. M. Man hat herausgerechnet, daß in der Stadt jährlich 8,353,500 Pfund Fleisch gegessen werden; da- Macht auf jeden Frankfurter Magen 152»/, Pfund im Jahr. Dagegen kommen in Berlin nur 112, in London 121, in Pari- 94, in Münster öl?/» Pfund auf den Kopf, in keiner Stadt de- Zollverein- so viel als in Frankfurt. Dabei mWn die Frankfurter starke Kucheneffer sein, denn eS werden in der Stadt jährlich 87,125 Malter Weizen und nur 8500 Malter Roggen verzehrt. Leipziger Oel- rmd iprod»ete»ha«del--BSrse Dienstag- am 21. August 1855. sDie Preise find bezügl. a) de- Otles auf 1 Leipziger HandelS-Eentner, d) dt- Getreide- auf 1 Preuß. Mispel von 24 Preuß. Scheffel, e) der Oelsaat auf 1 Dresdner Scheffel und ä) des Spiritu- auf 1 Orhoft ä 14,400 pCt. Trolles, d. i. 180 Preuß. Quart gerichtet.j Nüböl looo: 18-/4 *?Briefe,18»/4 und 18'/,-? bezahlt, 18'/» ^? Geld; p. Aug. bi- Dec.: 19 *? Br. Leinöl looo: 17-/4 «? Br. Mohnöl looo: 22 «P Br. Weizen, 89 Ä, braun, looo: 105 *? Br., 104 «? bez.; 89 T, weiß, mit Maß-Ersatz, 6o.: 105 «? bez. Roggen, 84 S, Altmärk., looo: 84 *? Br. und bez.; 84 Ä, Mecklenb., 6o.: 86 *? Br. und bez.; p. Aug. 84 Ä lieferbare Waare: 82*? Br., 80*? bez.; p.Aug., Gept. dergl.: 80*? bez.; p. Sept., Oct., dergl.: 76 *? Br.; 9. Oct., Nov., dergl.: 75«? Br. Gerste, 74 S, neue, looo: 53'/, *? Br.; 74 T, alte, 6o.: 53 «? bez. Hafer, 50 S, looo: 80*? Br., 82«? bez. Rap-, looo : 9 *? bez., 9'/g *? G. W.-Rübsen, looo: 8-/4 *? G. Spiritus looo: 50 *? bez. und G.rv. Oct./ Nov., Dec., in gleichen Raten: 48 *? Be., 47 *? G.