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und ^ 234 Anzeiger Mittwoch den 22. August. I8SS. Bekanntmachung. Die Unterzeichnete Jmmatriculations-Commission macht hierdurch bekannt, daß die im nächsten Semester zu haltenden Vorlesungen a m LS. Oktober L8SS beginnen werden. Gedruckte Verzeichnisse über die im gedachten Halbjahre zu haltenden Vorlesungen sind in der Expedition des Universitätsgerichts und in der Serig'schen Buchhandlung zu erlangen. Leipzig, den 17. August 1855. Die Jmmatriculations-Commiffion daselbst. vr. O L. Erdmann, Für den Universitäts-Richter: d. Z. Rector, Herrmaun Otto Nötiger, zugleich in vie. des König!. Regierungs-Bevollmächtigten. Univ.-Secretair. Nachruf und Dank. Abermals hat einer unserer Mitbürger, der am 2V. Juli d. I. verstorbene Kaufmann Herr Karl Gotthels Siegmund Böhme, sich durch eine reiche Stiftung ein bleibendes Andenken gesichert, indem er durch letziwillige Verfügung einen sehr werthvollen Theil seines Nachlasses, die unter der Firma L. F. Peters allhier bestehende Musikalien handlung, zu einer Stiftung bestimmt hat, deren Wirkungskreis die Unterstützung armer bejahrter Personen beiderlei Geschlecht- und die Unterhaltung, Erziehung und Aus bildung armer Kinder während der Schuljahre, jedoch in der Regel nicht über das 16. Lebensjahr hinaus, sein soll. Die Verwaltung dieser Stiftung, welche die Benennung Wohlthätigkeits-Stiftung von Karl Gotthelf Siegmund Böhme führen soll, ist einem Comits von ihm übertragen, die Oberaufsicht darüber aber uns anvertraut worden und es ist für unS eine heilige Pflicht, dem Verstorbenen, der von je an ein nie ermüdender Wohlthäter der Armen war und für diese durch seine Stiftung auf eine so edle Weise auch nach seinem Tode gesorgt hat, unfern wärmsten Dank auch öffentlich hiermit nachzurufen. Segen seinem Andenken. Leipzig, den 20. August 1855. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. Vocal- und Hnstrirmenlal-Concert von L. F. Witt. Dieses Concert, das am 2V. d. MtS. in dem großen Saale der Buchhändlerbörse stattfand, war — abgerechnet die allsonn- tägliche Kirchenmusik — nach langer Zeit wieder da- erste öffent liche Lebenszeichen unserer einheimischen Tonkünstler; das lebhafte Interesse, welches das Publicum an den Leistungen in diesem Concerte nahm, bewies abermals, wie sehr vorzugsweise in Leipzig die Tonkunst zu einem Bedürfniß geworden, das man so lange wie in diesem Sommer nur ungern vermißt hat. — Bei dieser Gelegenheit führte der Concertgeber mehrere seiner GesangS-Com- positionen vor: im ersten Theite einen Gesang für Sopran, Alt, Tenor und Baß, „WaldeSgruß im Herbst", Gedicht von TH.Apel, sehr brav gesungen von Frau Witt, Fräulein Hy bl, Herrn Schneider und Herrn Behr, — femer ein Ständchen, „Liebchen, wach auf", für Baßsolo, mit Begleitung von vier Männerstimmen, mit tiefer Empfindung und anerkannter musikalischer Tüchtigkeit von Herrn Behr vorgetragen ; — im zweiten Theile zwei von Frau Witt trotz einiger Indisposition lobenSwerth gesungene Lieder am Pianoforte: „Der ThräneLust", mit obligatem Violoncell, und daS bekannte Liedchen „Der Liebesbrief." Die sämmtlichen Compositionen deS Herrn Witt sind frisch, lebendig, gut empfunden und verrathen die Hand eines erfahrenen MusikerS ; sie fanden eine äußerst freundliche Ausnahme; Referenten sprachen am meisten da- Ständchen und da- Lied „Der Thräne Lust" an. — Außer diesen Musikstücken kamen an Gesängen zu Gehör: eine Romanze aus der Oper „Dom Sebastian" von Donizetti, „Der Wirthin Töchterlein von Kreutzer — beide gesungen von Herrn Simon vom ständischen Theater in Brünn — und die große Arie deS Belmonte aus Mozarts „Entführung", von Herrn Schneider in der bei diesem Sänger gewohnten echt künstlerischen Weise ge sungen. Den Schluß der Aufführung bildete das Finale deS ersten ActeS aus der Oper „Der Wasserträger" von Cherubinl. Ob wohl Referent principiell gegen die Aufführung von solchen Opern- scenen im Concert sein muß, die wie diese ihren eigentlichen Schwerpunkt im Dramatischen haben, so gesteht er doch mit Freuden zu, daß auch hier die edle, schön und erhaben gedachte Musik des ehrwürdigen Meisters für Den von herrlicher Wirkung sein mußte, der die dramatische Situation dieses Finales und über haupt die ganze Oper genau kennt, um so mehr, da die Ausfüh rung durch Frau Witt, Fräulein E. Eicke und die Herren Schneider, Simon, Behr und Cramer, wie von Seiten de- Orchesters eine sehr brave war. DaS sehr reichhaltige und fast etwa- zu mannichfaltige Programm enthielt außer dm ge nannten Gesangstücken und außer den beiden, von dem großen Concert- und Theater-Orchester ganz vorzüglich auSgeführtm Ouvertüren zu „Euryanthe" von C. M. v. Weder und „Meeres stille und glückliche Fahrt" von Mendelssohn, noch zwei Instru mental-Soli, die nicht wenig zum Gelingen der Aufführung bei trugen. Im ersten Theile spielte Herr Grützmacher Variationen