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und Anzeiger. 2V0. Donnerstag den 19. Juli. 1855. Landtagsmittheilungen. 51. Sitzung der ersten und 80. Sitzung der zweiten Kammer am 17. Juli. Die erste Kammer hat heute eine Petition deS Herrn v. Erd - mann-dorf auf Gchönfeld (Kammermitgtted), die Armenpflege betreffend, so wie mehrere andere damit im Zusammenhänge stehende Petitionen erledigt und dabei allenthalben die beifälligen Anträge ihrer dritten Deputation angenommen. In der heutigen Siyund der zweiten Kammer ist die von der Staatsregierung beantragte Auflösung des alten StellvertretungS- fondS beschlossen worden. Der Bestand desselben (249,660 Lhlr.) soll nach den Beschlüssen der Kammer verwendet werden: ») zur Vermehrung der Zögling-stellm in der GoldatenkindererziehungS- anstalt in Kleinstruppen; b) zu einem UnterstützunaSfonds für alte Soldaten au- den Feldzügen von 1813 und für Unterlassene im Dienste verstorbener Soldatm und Unterofficiere, und e) zu Dienstalterszulagen für Unterofficiere. (Dr. I.) Sar Frage öder Aufhebung der Fleischtare. Wen« wir auch von einer specieken Widerlegung der in einem Nr. 194 d. Bi. mit „Eine Hausfrau" Unterzeichneten Auf» satze ausgesprochenen Behauptung und daraus hergeleiteten Befürch tung absehen, so halten wir uns doch berufen, sowohl zur Steuer der Wahrheit als zur Beruhigung de- Publicums folgende- darauf zu bemerken: Im Eingänge de- beregten Aufsatzes wird von Stadt- und Land fleischern gesprochen und in dessen Verfolg behauptet, „die Fleischer" hätten stets über die Fleischtaxe Leklagt und bei der Behörde auf derm Erhöhung angetragen. Diese allgemeine Be zeichnung „die Fleischer" läßt nun, da, wie gesagt, im Ein gänge von Stadt- und Landfleischern gesprochen wird, an nehmen, daß beide Corporationen auf Erhöhung der Taxe angetragen hätten, wa- aber, gelind gesagt, ungenau ist; denn so viel un bekannt, hat fich kein Landfleischer z« einem solchen Anträge ver anlaßt gesehen, vielmehr ist von den Landfleischern und namentlich von uns ^egen zu hohe Taxe stets Verwahrung eingelegt worden. Die Motiven, welche un- dabei geleitet, sind folgende: Jeder, der mit den Aeitverhältniffen nur einigermaßen bekannt ist, wird -«geben, daß in der Neuzeit die Intelligenz sich mehr und »ehr auch aufs Land Bahn gebrochen und ebm so wenig in Ab rede stellen, daß der Landwirth zufolge des Fortschritts die höchst mögliche Verwerthung seiner Erzeugnisse zu erzielest gelernt hat und, wa- Keinem zu verdenken ist, auch wirklich anstrebt. Wenn nun dem zum Markttag in Leipzig anwesenden Land- wirthe ein so leichter und ihm sicher scheinender Ueberblick ermöglicht wird, d. h. wenn er auf der Fleischertafel da- Kalbfleisch (wa- wir, um nicht zu weitläufig zu werden, nur anfkhren »olle«) zu 3 Ngr. taxirt findet, so hat er bei seiner Auhauftkunft gewiß nicht- Eiligere- zu tyun, al- da- in der nächst« Zeit zu verkau fende Kalb einer Gewicht-prüfung »u unterwerfen und seine For derung nach der fraglichen Laxe fast immer über die Gebühr zu normiren, was wir bei unfern Eiakäufm sehr oft zu erfahren Gelmenheit haben. Wie sehr die- dm Einkauf auf dem Lande stört, wie jede Laxerhöhung in-der Stadt eine Mehrforderung de- Landwirth- Hervorrufen muß und wie besonder- die Landfleischer, durch die zeitherigm Verhältnisse gezwungm, mehrfach unter der Taxe ver kaufen zu müssen, am härtesten von diesen Einwirkungen bettoffen wurden, bedarf wohl kaum noch weiterer Ausführung. Grundfalsch würde e- übrigen- sein, wenn man den durch gewisse Leute in ihrem Interesse geflissentlich verbreiteten Ge rüchte, daß ein fühlbarer Mangel an Vieh auf dem Lande sei, ohne Weitere- Glauben schenken wollte. Wenn auch dasselbe nicht so wie früher in großem Ueberflusse vorhanden, waS selbst verständlich durch die hohen Fruchtpreise bedingt ist, so existirt ein besonderer Mangel daran doch durchaus nicht; und ist eS un- bisher gelungen, so wird eS uns auch fort und fort gelingen, Leipzig mit Fleisch in Ueberfluß zu versehen. Daß nun aber mehr Ueberfluß als Mangel an Fleisch (und deshalb auch an Vieh) ist, davon kann Jeder Ueberzeugung ge winn«, welcher sich die Mühe nehmen und an den zwei Haupt markttagen nach 2 Uhr die Ritterstraße heruntergehen will. Zur Beruhigung des Publicum- sei hier noch erwähnt, daß wir un- über die Classification de- Fleische- nicht sonderlich den Kopf zerbrechen werden, wenn wir auch dasselbe im Anfänge, um der ge setzlich« Bestimmung« genüg«, einige Pfennige und zwar nur «« rinige Pfenmge höher werden verkauf« müssen. Später glaub« wir dagegen durch voraussichtlich billiger zu erzielende Ein käufe in den Stand gesetzt zu werden, da- Fleisch (gute- Och- senflessch, für dessen Herbeischaffung wir Sorge tragen werden, nicht ausgenommen) zu jetzigem Preise auch ohne Zulage verkaufen zu können. Bezüglich der in mehrfach beregtem Aufsatze in Aussicht ge stellten möglichen Vereinigung der Fleischer über Normirung der Preise, wenn überhaupt eine solche gesetzlich zulässig ist, geben wir zu, daß diese Annahme wohl auf die Stadtfleischer, weil solche in einer Stadt wohnen und einer Innung angehör«, paffen könnte, wollen auch nicht in Abrede stellen, ohne es jedoch behaup ten zu wollen, daß unter solchen eine dergleichen Vereinigung möglich ist, vielleicht sogar schon stattgefunden haben kann ; allein die Möglichkeit einer derartigen Vereinigung der Landfleischer müssen wir deSbalb ganz entschieden verneinen, weil wir in verschiede nen, beinahe so viel als Fleischer zählenden Orten wohnen und nur zwei Mal die Woche auf ein paar Stunden hier zusammen- kommen, eS unS demnach an Gelegenheit fehlt, eine solche Ver einigung, die wir jedoch in keinem Fall beabsichtigen, in- Leben zu rufen. Schließlich bemerken wir und gewiß alle Lanbfleischer mit un-, daß wir froh sind, von dem frühe« Schlepptaue befreit zu sein, daß wir sämmtlich die Aufhebung der Taxe mit Freuden begrüßt Hab« und daß sich dadurch unsrer Thätkgkekt eln neue-, dem allge meinen Best« gewiß auch fruchtbringende- Feld eröffnet hat. Ueber unser nach dieser Seite hin für die Folge einzuhaltende- Stteben werden die zeitweilig vor jedem Markttage von un- in dich« Blatte zu veröffentlichenden Anzeig« gemessene-Aeuguiß geben. Mehrere Landfleischer, boom Namen bei der Redaktion d. Bl. zu erfahr« sind. ee Feuerversicherung. ' ' Das neueste Brandunglück ist wiederum eine Warnung au alle Diejmig«, die sich nicht durch Versicherungen gegMi schweren- un verschuldeten Verlust geschützt Hab«. - Schwer ist dieser Verlust besonder- für jene unbemittelt« Leute, deren mühselige Ersparnisse