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3470 Die Ausschüsse empfahlen in ihrer Mehrheit, dem dieSfallfigen Beschlüsse de- Stadtrath- beizutteten. Die Minderheit fand dagegen keine Veranlassung, da< ganze Capital, welche- durch die dazu zu rechnenden Zinsen um da- Doppelte angewachsen sei, den Stiftungen, unter denen sich noch dazu eine auswärtige befinde, zu überlassen. Sie hielt e- füx au-reichenb, zu Gunsten jener Stiftungen nur auf die Zinsen zu verzichten. vr. Hauschild vertrat nach Eröffnung der Debatte die An sichten der Minderheit der Ausschüsse. Er gab zu erwägen, daß, wie bemerkt, da- Capital durch die Zinsen bedeutend gewachsen sei, daß man, wenn man die Zinsen erlasse, schon ein ganz be trächtliche- Geschenk mache und sich im Uedrigen für da- Weitere freie Hand bewahre. Es sei nicht außer Acht zu lassen, daß nur zwei Anstalten concurrirten, die zu der Stadtcaffe in speciellrr Be ziehung ständen, die Armenanstalt und die Freischule, und e- würde demnach zu freigebig erscheinen, wenn man ein so große- Geschenk an Anstalten machen wollte, die nur zum Theil indirekt, 'beziehentlich gar nicht der hiesigen Stadtgemeinde nahe ständen. Schenke man daher auch nur die Zinsen, immer werde eS sich für die Anstalten verlohnen, Edictalien zu erlassen. St.-V. Backhaus, der Mehrheit der Ausschüsse angehörig, bemerkte, daß, wenn keine Edictalien erlassen würden, jene Stif tungen ihre Zinsen ruhig fortbezlehen würden. Erweise sich über dies, daß der vr. Küstner vor seiner Mutter verstorben, so falle der ganze Anspruch der Stadtcaffe von selbst. Das Carolinenstift in Martenberg bedürfe übrigen-, sowohl seines Zweckes, als auch seiner Verhältnisse wegen sehr dringend einer Beihülfe, die Leipzig recht wohl auf die bezeichnete Art gewähren könne. Vicevorsteher Klein machte darauf aufmerksam, daß es auch spater noch immer Zeit zum Schenken bleibe, daß aber auch die Minderheit ein Geschenk machen, nämlich die Zinsen erlassen wolle. Die Stadtcaffe könne einen Zuschuß, wie er ihr hier geboten werde, recht wohl gebrauchen; auch würden die Stiftungen die Zinsen nicht ruhig fortbeziehen können, wie St.-V. Backhaus anzu nehmen scheine, vielmehr würde die Stadtcaffe Edictalien zu bean tragen haben, wenn die- Seiten der Stiftungen unterbliebe. St.-V. Felix wünschte den Willen der Testirerin möglichst aufrecht erhalten zu sehen, da sich wohl annehmen lasse, daß der vr. Küstner vor seiner Mutter gestorben sei und die Darlegung einer gewissen Rücksichtslosigkeit gegen die lehtwillige Verfügung der vr. Earl der Gemeinde in ähnlichen Fällen nicht von Vortheil sein dürfte. Dem fügte St.-V. Wi lisch hinzu, daß die verw. vr. Carl sicher bei Abfassung ihre- letzten Willen- die Ueber- zeugung in sich getragen habe, daß ihr Bruder todt sei, und daß man gewiß im Sinne der Bürgerschaft handele, wenn man auch zu Gunsten zweier, wenn auch nicht ganz speciell Leipziger Stif tungen den Verzicht leiste. UebrigenS möge man immer bedenken, daß die beiden Leipziger Stiftungen im entgegengesetzten Falle selbst wieder HerauSzahlungen zu machen hätten. St.-V. Bieber war für da- Mehrheitsgutachten, einmal, «eil die Zinsen gleiche Natur wie da- Stammkapital hätten, und wenn man da- Eine nicht vergeben zu dürfen glaube, auch da- Andere zurückzubehalten sei, und dann, weil eS angemessen er scheine, den letzten Willen der vr. Carl aufrecht zu erhalten. vr. Hauschild machte hierauf den schon in der AuSschuß- fihung von der Minorität vorgeschlagenen Antrag zu dem srinigen, dahin lautend: den Stiftungen ohne Weitere- die Erstattung der Zinsen von dem der Stadt möglicher Weise zufallenden herrenlosen Gute zu erlassen, auf da- Capital diese- herrenlosen Gute- aber zur Zeit nicht Verzicht zu leisten. Er vermochte nämlich die Annahme, daß die vr. Carl in dem Glauben, ihr Bruder sei gestorben, testirt habe, nicht als richtig anzuerkennen. Der Antrag wurde ausreichend unterstützt. Sodann gab Vice- vorsteher Klein über die nach Erlassung von Edictalien eintretenden möglichen Rechtsverhältnisse nähere Auskunft, worauf nach Schluß der Debatten, an denen sich noch Ersatzmann Georg Wigand — heute einberufen — so wie Gt.-V. Meißner betheiligt hatten, der Berichterstatter da- MehrheitSgutachten au- den obwaltenden BiUiakeitSrücksichten rechtfertigte. Gegen 14 Stimmen wurde dasselbe dann angenommen. Den zweiten Gegenstand der Lage-ordnung bildete da- von demselben Berichterstatter vorgetragene Gutachten de- Verfassung-- au-schtssse- über die vom Stadtr-th beschlossene Erhöhung de- Wochenlohne- der jüngeren Rathsdiener auf wöchentlich 3 Thlr. Ohne zunächst auf eine endgültige Beschlußnahme einzugehen, schlug der Ausschuß vor: da- Collegium möge sich zuvörderst vom Stadtrath darüber Auskunft erbitten, wir viel die Dimer im Durchschnitt wöchentlich an DenunciationSgebühren verdienten. Man trat diesem Vorschläge einstimmig bei. Zum Schluff« folgte die Vorwahl für Besetzung zweier zur Erledigung kommenden StadtrathSstellen auf Zeit. Es waren dabei 46 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, und e- erhielten Kramermeister Becker . . . . 25 Stimmen. Kaufmann Aug. Auerbach . . 21 Buchhändler Hein r. Brockhau- IS Consul Dufour-Feronce . . 12 St.-D. Bieber 6 Kaufmann Gustav Harkort . 5 Stadtratb O. Grüner .... 4 St.-V. Clchoriu- 3 Kaufmann I. Schunck. ... 3 St.-V. vr. Heine 3 Banquier Anton Mayer-Frege 2 Conditor Felsche . ..... 2 St.-V. Häckel 2 „ Meißner 2 „ Felix 1 Kramermeister Poppe ... . 1 Kaufmann Bemmann.... 1 vr. EduardGaudlitz . . . 1 Buchhändler Geibel 1 Kaufmann Pohlentz .... 1 vr. Friederici sen 1 St.-V. Märtens 1 Leppoc 1 Bierlig 1 Madack 1 ,/ /, // // ,/ // /, Die diesjährigen Herbstübungen der Infanterie und Reiterei erfolgen brigaden - und regimenterweise, und werden zu diesem Behufe CantonnementS beziehen: die 1. Jn- fanteriebrigade in der Gegend von LeiSnig; die 2. bei Froh- burg; die 3. bei Wurzen; die Jägerbrigade bei Mutzschen; da- Gardereiterregiment bei Pirna; da- 1. Reiterregiment bei WeigmannSdorf (bei Freiberg); da- 2. bei Lausigk und da- 3. bei Zwenkau. Die Leibbrigade wird während der Canton- nirung-zeit in Dresden vereinigt. Da- Eintreffen in den CantonnementS geschieht von der 3. Brigade am 3. Septbr., von der Jägerbrigade und dem Gardereiterregiment am 4. Septbr., von der 1. und 2. Brigade und vom 3. Reiterregiment am 6. Septbr., von dem 2. Reiterregiment am 8. Septbr. und von dem 1. Reiter regiment am 1Ü. Septbr. (Dr. I.) Lur Berichtigung. In dem Nekrologe be- Herm Kammerrath Frege sprach ich die Dermuthung au-, daß Herr Chr. Adolph May er-Frege nun wohl der alleinige Chef de- Hause- Frege «L Comp, werden würde. Durch gütige Mittheilung de- Herrn Chr. A. Mayer- Fr ege bin ich nun in den Stand gesetzt, die Notiz zu geben, daß nicht derselbe allein, sondern mit feinen ebenfalls hochachtbarm Affoci6-, nämlich seinem Schwager Herm Alexander Frege und seinem Bruder Herrn Anton Mayer, die Geschäfte vereint leiten wird. Zugleich bitte ich den Satz G. 3438, Spalte 1, Zeile 1—ü, in den sich, durch Versehn von meiner Seite, eine Un klarheit eingeschlichen, auf folgende Weise zu lesen: „Sein Groß vater war der Urenkel eine- Schweben, der sich eigentlich Vreebe nannte, und, im dreißigjährigen Kriege nach Deutschland gekommen, daselbst zurückblieb, der Enkel eine- Tuchmacher- in Neuruppin und der Sohn eine- Prediger- im Dorfe LampertSwalbe." Rch.