Volltext Seite (XML)
Kt Ipztger Tagcbl und alt Anzeiger. ' ^ 248. Mittwoch den 5. September. 1855. Verhandlungen der Stadtverordneten am 29. August 1855. Nach Eröffnung der Sitzung wurde eine Zuschrift des Raths vorgetragen, wonach derselbe eben so wie die Stadtverordneten den Reklamationen de- Buchhändler Hirzel und Mechanikus Skohrer egen ihre Wakl zu Stadträthen auf Zeit Statt gegeben hat. uch lud der Stadtrath zur gemeinschaftlichen Feier des diesjähri- L' . , , gen Constitutionsfestes durch Theilnahme am Gottesdienst in der I „Armenanstalt, die RathSfreischule, das Taubstummeninstitut allhier eine Zuschrift deS Rath-, welche die Berzichtleistuna zu Gunsten der vr. Carl'schen Stiftungen auf ein der Stadt aus dem Nachlasse der verw. Küstner eventuell zufallendeS herrenloseS Gut zum Gegenstand hatte. Der Rath macht hierüber folgende Mittheilung: „Im Jahre 1815 verstarb allhier Frau Caroline Louise verehel. vr. Carl geb. Küstner und setzte die vier milden Stiftungen: die TbomaSkirche, Sonntag den 2 September, die Versammlung ein. Vor dem Uebexgange zur Tagesordnung ergriff St.-V. Häckel das Wort. Er beklagte es, daß wegen des Baues am Georgen hause noch immer keine Mittheilung Seiten deS Raths an das Collegium gelangt sei, während daS Letztere Alle- gethan habe, um diese mit so großen Opfern für die Gemeinde verbundene Angele genheit zu einem ersprießlichen Ende zu führen. St.-V. Häckel gründete hierauf den Antrag: DaS Stadtverordnetencollegium wolle beschließen: „und da- Carolinenstift zu Marienberg zu Universalerben ihres „Vermögens ein. In dem über den Nachlaß der Testatrix gericht lich aufgenommenen Jnventarium waren unter andern auch zwei „auf dem in der Reichsstraße allhier snd Nr. 279 des Brandcata- „sterS gelegenen Hausgrundstücke haftende Capitalien an5000Conv.- „SpecieS und Ä00 Thlr. in 20 Lr. aufgeführt, welch« von der „Mutter der Frau vr. Carl, Frau Carolinen Friederiken verw. „Küstner geb. Hansen, nachgelassener Witwe de- im Jahre 1803 „verstorbenen hiesigen Kaufmanns Herrn Johann Balthasar Küstner in Anbetracht der Länge der Zeit, durch welche der Commun ! „dargeliehen worden waren. Diese beiden Capitalie» wurden bei so bedeutender Schaden zugefügt worden ist und je länger eS I „der Auseinandersetzung unter den vier eingefttztt» Erben tzem Taub dauert, noch zugefügt wird, wegen des Baue- am Georgen-1 „stummeninstitut überwiesen, es ist aber dir DaMherin, Frau Hause Beschwerde bei der königl. KreiSdirection gegm dm z „verw, Küstner, welche im Jahre 1809 verstarb, noch jetzt in den „betreffenden Hypothrkenbüchern als'Bffktzerin der fraglichen Hypo theken eingeschrieben. Damit hg» es stiAmde Bewandniß: „Krau Küstner hatte nämlich zwei Kinder, einen Eloh«, v». Johann Balthasar Küstner, im Jahre 17SS allhier geboren, mW eine Tochter, Frau vr. Carl, die voraufgeführte Erblasserin. Erster», der vr. Küstner, hatte sich bereit- Mehrere Jahre vor dem Tode seiner Mutter nach Rußland begebe«, und es ist //- „« Stadtrath zu führen. Dieser Antrag wurde aw-reicheud unterstützt. Vorsteher Adv. Ftancke verwies darauf, daß die fragliche An gelegenheit erst kürzlich bet dem Rathe in Anregung gebracht wor den sei, allerdings — wie der Vorsteher auf Anfrage de- St.-V. Aelip hinzufügte — nicht in einem unmittelbaren und selbststän dige« Anträge, sondern bei Gelegenheit eine- andern Gegenstandes und in Folge eine- in nicht öffentlicher Sitzung deshalb ausge-1 „über dessen Aufenthalt und Leben niemals eine"Nachricht an ba- sprvchMM Wunsche-. I „Gericht gelangt. Alle spätem von den im Testamente der Frau I» Folge desselben stellte Adv. Anschütz den Antrag: I „vr. Carl bedachten vier milden Stiftungen angestellten Nachfor- a« dm Stadtrath zuvor «och ein förmliches Erinnerung--1 „schungen sind ohne allen Erfolg geblieben, und es hat daher bis schwitzen zu erlassen. I „jetzt die Umschreibung der erwähnten beiden hypothekarischen Ca- Auch dieser Antrag fand Unterstützung. I „pitale auf da- Taubstummeninstitut nicht bewirkt werden können. ' St-B Müller erachtete die kürzlich erlassene Anregung zwar I „Um diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen, ist Edictalver- für ausbekchend, schloß sich aber dem Anschütz'schm Anträge an, I „fahren einzuleiten. währen- St.-D. Backhaus den HLckel'fihen Antrag willkommen! „Die genannten vier Stiftungen, von dmm die Armenanstalt, hieß, damit wenigstens daS Collegium der Stadtverordneten von I „die Rathsfreischule und da-Carolinmstift zu Marienberg natür- so manchem Vorwurfe gereinigt würde, der ihm, wiewohl mit I „lich daS Taubstummeninstitut zu ihren AntheU« zu vertteten haben Unrecht, von Seiten der über die Verzögerung jenes Baues sehr I „würden, beabsichtigen nun auch, auf Erlaß von Edictalim anzu- mißgestimmten Bürgerschaft häufig gemacht werde. I //tragen, sie wollm aber die nicht unbedeutendm Kosten des Edictal- St.-D. vr. Hauschild fand «S genügend, wenn man die I „verfahren- nur dann auftomdm, wenn sie i« Voraus darüber schon erwähnte, in der vorletzten nicht öffentlichen Sitzung veran-1 „vergewissert sein können, da- sie die freie Ltspoftion über das laßte U»regung jetzt in der öffentlichen Sitzung wiederhole. Dem 1 „ganze Capital erhalten. Da nämlich die Todeserklärung be würbe indeß eingehalten, daß jene Anregung keinen eigentlichen I „vr. Küstner ln Folg« rechtskräftiger Entscheidung die Wirkung Antrag enthalte, sondern mehr einen gelegentlich bei andern Ver-I „haben würde, daß dessen Tod als erst nach dem Ableben seiner Handlungen ausgesprochenen Wrensch. St.-V. Bieder erklärte I „Schwester, der Frau vr. Carl, erfolgt anzunehmen sei, so wäre sich für den Anschützsche» Antrup St.-V. Häckel hielt dagegen!,,» auch präsumtiv Erbe zur Hälfte deS von seiner ad ratootato den seinigen aufrecht, da er befmchtete, daß ein einfaches^ Erinne-s „verstorbenen Mutter hinterlaffenrn Vermögens, beziehentlich der rungsschreiben erfolglos bleiben werden, zumal da der Stadtrath erst kürzlich dem Collegium die Befugniß zu derartigen Mahnungen bestritten habe — eine Aeußerung, die der Vorsteher in dieser Aus dehnung und Allgemeinheit für nicht begründet erklärte. Der Häckel'fche Antrag wurde schließlich mit 27 gegen 19 Gtim „fraglichen zwei Capital« geworden, und os würde dies« Hälfte nach „Befinden der hiesigen Stadt als dmmm vnonns (herrenloses Gut) „zufallen. Die vier milden Stiftungen sind deshalb mit dem Br auche an uns gekommen, zu ihren Gunsten im Namen der hiefl- „gen Stadtgemeinde für den Fall, daß die fraglichen beiden Capk- men abgeworfen, sodann aber der des St.-V. An schütz Einstimmig I „talien der hiesigen Stadt als bonnm vacans zugesprochen werben «»genommen. I „sollten, allen und jeden Ansprüchen auf die gedachten Capikalien Man ging nunmehr zur Tagesordnung über und eS berichtete I „zu entsagen, ihnen vielmehr die freie und unbeschränkte Disposi- zunächst Adv. An schütz, Namens der Ausschüsse zum Verfassung--1,Fon derselben zu gestatten und sie als rechtmäßige Inhaber dieser wesen und zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, über > „Hypothekenforderungen anzuerkennen."