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3507 Häfen der Grönlandsfahrer erreicht haben. Einer dieser greisen Polarherren machte indessen eine rühmlich« Ausnahme und trat 20 Meilen von Helgoland mit Gewalt seine Rückkehr nach der lieben weißen Heimath an. Er war nämlich an Bord der Ein tracht auS Utersen in Holstein. Zwanzig Meilen, wie gesagt, nördlich von Helgoland befand er sich, als er die Temperatur auf dem Deck vielleicht allzu schwül für sich gefunden haben mag. Da trat auf einmal unter allen den tragischen Grönlandsscenen dieses Sommers zur heitern Abwechselung eine komische ein. Der Herr Bär nämlich ward grimmig, zertrümmerte seinen Käfig oder Kerker und stand nun plötzlich mitten unter der entsetzten Mannschaft da, welche ohne viel Bedenken in ihrer Todesangst theilS nach oben, theil- nach unten floh. AlS der Bär kahl Deck gemacht hatte, sagte er seinen Verfolgern Lebewohl, stürzte sich in die Liefe und begab sich auf den Weg nach dem kalten Norden. Inzwischen haben sich Hunderte die Köpfe zerbrochen, «aS er für ein Schick sal haben würde. Daß er nicht nach Helgoland gezogen, ließ sich denken, wo jetzt so viele Deutsche sich freiwillig zum Todtschießen verkaufen. Er schlug di« entgegengesetzte große Schwimmbahn ein und ging gerade auf die Südwestseite Norwegens los. Das Thier muß einen merkwürdig feinen Instinkt haben, da e- denselben Weg nahm, welchen man gekommen war, gerade nach dem Norden, nach dem Trichter zu, und nicht rechts ins Skagerrag einbog, sondern sich links hielt und ziemlich richtig steuerte, nur daß eS Norwegen etwas zu nahe kam, wovon aber die Ursache wohl Er schöpfung gewesen ist, nachdem eS 4 Grad geschwommen. Wie hat übrigens der Bär eine Strecke von über 60 Meilen zurück legen können, ohne auszuruhen? Am 11. August kam er bei SkudeSnäS außen vor Stavanger an, wie die dortige Zeitung vom 15. August meldet. Unfern Grönlandsfahrern wird eS von Interesse sein, das Schicksal dieses Bären durch die Weser-Zeitung zu er fahren. AlS eine seltene Merkwürdigkeit trat er bei Stavanger anS Land. Ein Fischer, der sich eine Strecke von der Küste be fand, sah plötzlich mit Schrecken und Entsetzen ein großes Thier seine Klauentatzen über den Rand seines Bootes Hereinstrecken. Der Wann griff eilig zu den Riemen und ruderte schnell dem Strande zu. Der Bär folgte langsam nach. AnS Land gestiegen, wo sich inzwischen manche Leute gesammelt hattm, um den seltenen Gast zu empfangen, blieb derselbe vor Ermattung ganz ruhig stehen, ohne sich zu rühren, und blickte um sich. Im Voraus hatte er aber doch bereits gezeigt, daß er noch etwas von seiner frühem Stärke besaß, indem er das Hinterende eines Bootes zertrümmerte, das ihm zu nahe gekommen war. Kurz darauf fiel er, von meh reren scharfen Schüssen getroffen, zu Boden. Man fand ihn sehr abgemagert. Seine Farbe war weißgrau. Er wog 26 LieSpfund. Viele Vermuthungen waren zu Stavanger über die Art und Weise, wie der Bär dorthingekommen. Einige meinten, ein Stück Treib eis habe ihn mit Strom und nördlichem Sturm gebracht; da aber das Polareis selten oder niemals so weit südlich zu dringen pflegt, so glaubten Andere, er habe sich als Gefangener auf einem Schiffe befunden, dem er in einem glücklichen Augenblick entsprungen sei. Das war das Schicksal des Polarbären." Vom 1. bis 7. September sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den I. September. Christian Gottlob Fr ege, 77'/, Jahre alt, Bürger, Banquier, Rittergutsbesitzer, königl. sächs. Kammerrath und Eomthur des königl. sächs. Verdienst- und AlbrechtS-Ordens, in der Bahnhofsstraße. (Ist nach Schönefeld zur Be erdigung abgeführt worden ) Carl August Bruno Lucko, 3 Monate alt, Bürgers und Korbmachermeisters Sohn, in der Windmühlenstraße. Auguste Amalie Therese Miller, 27 Wochen 3 Tage alt, Handlungscopistens Tochter, in der Georgenstraße. Johanne Magdalene Kretzschmar, 55 Jahre alt, Webermeisters in Colditz Witwe, im Jacobshoßpitale. Albert Otto Wendt, 31 Jahre alt, Schriftsetzer aus Anklam, im Jacobshospitale. Friedrich August Brümmer, 37 Jahre alt, Arbeiter der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, im Jacobshospitale. Sonntag den 2. September. Auguste Bertholv, 46 Jahre alt, Bürgers und Kaufmanns Witwe, an der alten Burg. Ernst August Wankel, 54 Jahre 8 Monate alt, Bürger, Kaufmann und Lehrer der kaufmännischen Wissenschaften, am Neukirchhofe. Jgfr. Christiane Marie Schöck, 73 Jahre alt, Bürgers u. Seilermstrs. in Gröbzlg hinterl. Tochter, im Halle'schen Gäßchen. Carl Cottlieb Ferdinand Keller, 25 Jahre alt, Schriftsetzer, in der Poststraße. Jgfr. Marie Wilhelmine Pech, 32 Jahre 6 Monate alt, Nähterin, in der Eisenbahnstraße. Ein unehel. Mädchen, 1^ Jahr alt, in der Kirchgasse. ^ Montag den 3. September. Johanne Caroline Schmidt, 50^ Jahre alt, Bürgers und Tapezierers Witwe, in der Dresdner Straße. Hermann Gerhard Chlothar Prengel, 11 Wochen 4 Tage alt, Bürgers, Putz- und Modewaarenhändlers Sohn, in der Schloßgaffe. Ein todtgeb. Knabe, Carl Lange'ö, Stubenmalers Sohn, in der Windmühlengaffe. Ein unehel. Mädchen, 3*/, Tage alt, in der Lindenstraße. Dienstag den 4. September. Johann Christian Eichler, 5V Jahre alt, Bürger, Hotelier und Hausbesitzer, in der Nicolaistraße. Paul Beier, 3 Wochen all, Bürgers und Lapezierermeisters Sohn, in der Katharinenstraße. Carl August Zieger, 54 Jahre alt, Maurergeselle, in der Friedrichestraße. Johann Carl Lannewitz, 56'/- Jahre alt, Markthelfer, in der hohen Straße. Gottfried Ernst Rohr, 14 Jahre alt, Hausmanns Sohn, in der Jnselstraße. Mittwoch den 5. September. Jgfr. Marie Louis« Kühne, 18 Jahre alt, Bürgers, Kramers, Wein- und ital. Waarenhändlers und Hausbesitzers älteste Tochter, in der Windmühkenstraße. Carl Ludwig Wolfs, 68 Jahre alt, Bürger und Hausbesitzer, in Cöthen. (Ist zur Beerdigung auf hiesigen Gottes acker aebracht worden.) Christian Laur, 34 Jahre alt, Fuhrwerksbesitzer in Borna, im JacobshoSpitale. Johann Gottfried Hammer, 36 Jahre alt, Markthelfer, in der Dresdner Straße. Johann Georg Mager, 7 Monate alt, Feldwebels des 11. königl. sächs. Jäger-BataillonS Sohn, in der Burgstraße. Ein unehel. Knabe, 17 Wochen att, «n Gerichtswege. Donnerstag den 6. September. Heinrich Haag, 33 Jahre alt, Buchbindergeselle, an der Pleiße. Johann Ernst Bräutigam, 5V'/, Jahre alt, Handarbeiter, Correctioner im Georgenhaust. Ein unehel. ZwillingSmadchen, 6 Wochen alt, in den Thonberg-stvaßrnhansern.