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2094 al- Vortheile geboten haben würde. Diese seine Ansicht zu be weisen wird Einsender in Nachstehendem versuchen, zugleich aber sich erlauben, Vorschläge darüber zu machen, auf welche Weise der Grund und Boden der acquirirten Grundstücke am vortheilhaftesten und schnellsten verwerthet werden kann. Vor allen Dingen handelt eS sich um die Frage, welches ist das dringendste Bedürfniß, das vorzugsweise Befriedigung verlangt, wenn ander- die neue Anlage nicht blos für den Augenblick, son der» auch für die späteste Zukunft Leipzig zum Vortheile gereichen M, und hier glaube ich die Zustimmung aller Interessenten zu haben, wenn ich diese Frage dahin beantworte: Man muß dafür Sorge tragen, daß der jetzt schon sehr bedeu tende, in zwanzig Jahren aber schon doppelt, ja vielleicht dreifach so starke Verkehr an Gütern und Personen von den Bahnhöfen nach der inner» Stadt auf dem kürzesten Wege und auf die bequemste Weise vermittelt werde. Für eine Handelsstadt wie Leipzig, die als Knotenpunkt des Eisenbahnnetzes über einen großen Theil Deutschlands, namentlich in den Meßzeiten einen so großartigen Geschäftsverkehr entwickele, kann e- meiner Ansicht nach keine wichtigere Lebensfrage, als die eben angeführte geben. Um aber den Verkehr am fraglichen Platze auf die leichteste Weise zu ermöglichen, ist es nöthig: 1) die Fluchtlinie von LossenS Hause bis nach den Bahnhöfen ohne alle Abweichungen inne zu halten; 2) den nach den Bahnhöfen führenden Weg in seiner Richtung so gerade als möglich anzulegen, und 3) denselben so viel als nur möglich zu nivelliren, damit jede bedeutende Steigung vermieden wird. Beurtheilt man nun den projectirten Bauplan, wie er den Stadtverordneten vorlag, in Betreff dieser drei Puncte, so muß man die Ueberzeugung erlangen, daß derselbe in keiner Beziehung genügt, denn e- wurde nach diesem Plane die Fluchtlinie vom kleinen Fürstencollegio an bis an das Zuchthaus um zwanzig Ellen überschritten, so daß der anzulegende Weg bedeutende Abweichungen und Krümmungen erhalten mußte, die, wie die bis jetzt vollendete Anlage beweist, bereits an den Bahnhöfen beginnen. Dieß ist aber ein Uebelstand, der bei einem Communicationswege von solchem Umfange und solcher Frequenz die größten Nachtheile herbeiführen muß, und zwar um so mehr, als auch dü Steigung desselben von seiner niedrigsten Stelle im Parke aus bis zu den Bahnhöfen wohl fünf, bis an daS Grimma'sche Thor aber mindestens zwölf Ellen betragen dürfte. Nun fällt ,S aber bei Lastwagen, für welche diese Passage doch hauptsächlich mit berechnet ist, den Führern derselben unbedingt schwer, die mehrfachen Krümmungen zu überwinden, da der Weg an und für sich ziemlich schmal ist und das Ausweichen schon dadurch erschwert wird, ganz abgesehen davon, daß durch da- Ausbiegen und dabei leicht mögliche Jneinanderfahren viel Zeit verloren geht und die Pferde sehr angestrengt werden. Was ferner das Gebäude selbst anlangt, so würde der Bau plan, so ausgezeichnet er an und für sich auch ausgearbeitet sein mag, in der Ausführung doch meiner unmaßgeblichen Ansicht nach theilS unpraktisch, theilS viel zu kostspielig sein. Vor allen Dingen muß ich das Bedürfniß von Fleischhallen in so großartigem Maßstabe für Leipzig unbedingt in Abrede stellen, glaube vielmehr, daß die Concentrirung deS Fleischverkaufs für die Verkäufer sowohl, wie für die Einkäufer nur nachtheilig sein kann, dg in einer großen Stadt eine Vereinigung deS Verkaufs der drin gendsten Lebensbedürfnisse, wie daS Fleisch ist, auf nur einen Platz die Einkäufer nöthigt, bei vorkommendem Gebrauche einen bedeu tenden Weg zurückzulegen, um den Bedarf zu erhalten und dadurch viel Zeit zu versäumen, wodurch gewiß sehr viele Leute bewogen «erden, statt deS frischen Fleisches andere Lebensmittel, als Ge räuchertes, Eier u. s. w. zu verzehren. Meiner Ansicht nach muß man darauf hinarbeiten, daß an so viel Orten, als möglich jeden Augenblick frische- Fleisch erlangt werden kann, waS am sichersten dadurch erzielt wird, daß man den hiesigen Fleischern eS anheim- stellt, Vich selbst Verkauf-locale zu suchen, den fremden Fleischern aber Markttag- an zwei oder vier verschiedenen Plätzen Verkaufs locale anweist. Würde eS auch nicht rathsam sein, diese Einrich tung in Betreff der Stadtfleischer sofort einzuführen, damit sie Zeit zur Einrichtung behielten, so wäre sie doch innerhalb fünf Jahren gewiß ohne Nachtheil für die Interessenten durchzusetzen. Biel nothwendiger al- die Anlegung von Fleischhallen dürfte für Leipzig die Herstellung guter Keller sein und der Bauplatz hierzu die beste Gelegenheit bieten. Gewiß nur zum Vortheile der Gesundheit hat in den letzten zehn Jahren daS Trinken von Branntwein und ordinairen, sehr oft gefälschten Weinen abgenommen, und es haben statt dessen viele Leute sich an den Genuß de- Bieres gewöhnt. Zur Erhaltung eine- guten Bieres sind aber vor allen Dingen gute Keller erfor derlich, die gerade in der gesuchtesten Meßlage, Brühl, Ritter- und Nicolaistraße zu den größten Seltenheiten gehören, überhaupt in Leipzig so rar *) sind, daß größere Weinbandlungen für nur mittel mäßige Keller bedeutende Summen zahlen müssen und nur noth- dürftia ihre Lager unterbringen können. Würde man nun den ganzen jetzt auSgegrabenen Bauplatz mit starken gewölbten Kellern unterbauen, so brauchte man nichts wieder zuzufüllen und müßte gewiß schon hierdurch eine bedeutende Rente erzie len. Unmittelbar über diesen Kellern erbaue man dann Niederlagen' für schweres Leder und darüber vielleicht noch dergleichen für leich tere und feinere Ledersorten und VerkaufSlocalitäten jeder Art, die in dieser Lage zu sehr guten Preisen gesucht sein und eine ausge zeichnete Rentabilität ermöglichen werden. In der zweiten und dritten Etage des zu erbauenden Hause- lege man Privatwohnungen an und versteigere sämmtliche Locali- tälen öffentlich an den Meistbietenden, und ich bin fest überzeugt, daß das Resultat ein überraschendes sein wird, denn trotz deS theuern Baugrundes wird das Grundstück, auf diese Weise erbaut, min desten- 4, vielleicht 5 Procent rentiren, da schon ein großer Theil Platz dadurch gewonnen werden muß, daß nunmehr die Durchfahrt durch da- Haus, eine Einrichtung, die viel Raum weggenommen haben würde und nach der Ansicht aller Sachverständigen dennoch vollkommen unpraktisch ist, ganz wegfallen kann. Biel weniger kostspielig und viel brauchbarer würde für die höher gelegenen Lo« calitäten die Anlegung von Krahnen sein, die man jetzt so bequem und elegant macht, daß sie kein Gebäude mehr verunstalten. Wäre es hiernächst vielleicht noch möglich, durch Anlegung eine- ViaducteS vom Auchthause au- bi- an die Bahnhöfe die bedeu tende Steigung de- jetzigen Wege- zu vermeiden, den Weg ganz gerade anzulegen und die Passage durch den Park ungestört zu er halten, so wäre hierdurch allen Bedürfnissen vollständig abgeholfen. Ob und wie dies zu bewerkstelligen, kann Einsender allerdings nicht beurtheilen, sondern würde die- den Sachverständigen bei Ausar beitung deS neuen Bauplan- zu überlassen sein; allein unerwähnt sollte dieser Punct nicht bleiben, da er doch wohl berücksichtigt wer den könnte und große Vortheile darbieten mhßte. R. *) Zu Anlegung großartiger Kellereien eignet sich jetzt noch der tiefe PeterSgraben von der Bürgerschule bis -um Schlöffe mit Eingängen bei der erster,n nnd bei letzterem, nur müßte «an jetzt schon mit dem Aus- füllen des Grabens aufhören. Die Redact. Stadttheater. Nachdem Herr Mitterwurzer am 25. bs. Mts. — um mehrfach ausgesprochenen Wünschen zu genügen — noch einmal als Lord Ruthwen inMarschnerS„Darypyr" aufgetreten war, schloß er am 28. mit dem Don Juan fernen diesmaligen Gast- rollen-Cyklu- ab. Wir haben bereits diese beiden, in der Auffassung so genialen, in der Ausführung bis- auf die kleinste Einzelnheit so vorzüglichen Leistungen des Herrn Mitterwurzer ausführlich besprochen und können un- daher darauf beschränken, auf unsere früheren betreffenden Referate zu verweisen. Nur ungern sehen wir diesen trefflichen Künstler scheiden, der als SLrger wie als Darsteller auf so bedeutender Höh« steht und nach alle» Seit« hin den gesteigertsten Anforderungen entspricht. Wir hoff«, «S wird nicht daS letzte Mal gewesen sein, daß dieser Gast unser Publicum mit seinem Besuch erfreut hat, und daß die glänzenden Erfolge, die ungetheilteste Anerkennung, welche der fettem Künstler hier fand, diesen zu öfterem Wieberkommen bestimm« werden. — Die beiden Vorstellungen gingen im Allgemeinen gut und das über die Ausführung der in Rede stehenden Opern von Seit« unserer einheimischen Sänger Gesagte kann auch für diese Aufführung« gelten. Die Partie de- Don Octavio sang diesmal Herr Schneider; eS gereichte diese Leistung dem sehr zu schätzenden Sänger zur Ehre. Besonders schön und dem Mozartschen Geiste entsprechend war Hm. Schneiders Vortrag der beiden Arien. — Die orthographischen und stylistischen Fehler in der Inschrift auf dem Denkmale de- Comthurs, deren wir ueulich Erwähnung thaten, waren in dieser Vorstellung de- „Von Juan" theilweise corrigirt. * h. Die ^ ging Montag den 2S. Mai um « Uhr Vsrmitt. 1 Mtn. ü Ske. nach.