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1S67 einem Tage, wo jeder Sachse seine beste Gabe seinem Könige dar bringen möchte, wie bei der Uebung einer Pflicht, welcher zu genügen die heiligsten Gefühle treiben? Und dennoch darf ich es; ich darf e- gestützt auf die Furcht de- Herrn, welche den Jüng lingen einen andern Kreis der Thätigkeit und des Wirkens an weist, als den gereiften Männern; welche machet, den Samen deS Wissen-, welchen Ihr in Eurem Innern ausgestreut habt, keimen und wachsen zu lasten zur langsam reifenden Frucht, welche nicht gebrochen werden darf vor der rechten Zeit, damit sie nicht Euch und Andern Verderben bereite, statt Segen. Sehet zurück auf die Jahre der jüngsten Vergangenheit in unserem Vaterlande! Glaubet Ihr vielleicht, daß Alle, welche sich an ihm, am Gemein wesen, am Könige vergingen, verleitet vom Parteigeiste, an ihnen vergehen wollten? O gewiß nicht; Viele von denen, welche sich am Staate versündigten, waren Halbgebildete, denen die Ver hältnisse deS Leben- volle Ausbildung in ihren Ansichten sich zu erwerben nicht gestattet hatten; Viele waren Unreife, welche die Zeit, wo sie den Mitmenschen Nutzen schaffen konnten aus den Vorrathskammern ihres Wissens, nicht zu erwarten vermochten. Wohl möchte der junge Mensch, voll des eifrigen Wunsches, der Urheber de- Glücke- seiner Brüder zu werden, recht frühzeitig auf- tretm und handeln und wirken für ihr Wohl — er darf eS nicht; denn noch sind die Früchte seiner Erkenntniß nicht gereift durch die Sonne der Erfahrung, noch vermag er nicht, wenn auch wohl gebildet durch einsichtsvoller Lehrer Unterricht, die verschiedenartigen und wechselvollen Verhältnisse des öffentlichen Lebens ordnend zu überschauen. Darum sei der Jüngling entschieden und stark, wenn es gilt, den eigenen Geist zu bändigen, daß er nicht über die Ufer trete im Ergüsse selbstvertrauender Kraft, bedenklich aber, ja zag haft, wo es Beruf ihm dünken könnte, öffentlich seine Kraft zu erproben und sie einzusetzen für das Wohl Aller. Fragt Ihr, wie ich eine so beschränkende Forderung rechtfertigen will? O sehet, ich habe auch einen jugendlichen Gehülfen, Er stehet mir zur Seite, ein gotterfüllter Jüngling, Der al- Mann ward der größte Held der Welt, von Dessen Jugend wir nichts wissen, als daß Er stark war im Geiste und zunahm an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen; Er zeigt Euch durch Sein Beispiel, daß der Mensch zuerst sich völlig ausbilden muß, ehe er Andern ein Retter und Erlöser werden kann. Fürwahr, das Schweigen der heiligen Bücher von der Jugendgeschichte Ehristi, cs ist eine beredte Spracht, eine deutungsvolle und ergreifende Mahnung für den denkenden Jüngling, nicht nach Thaten derOeffentlichkeit zu geizen, sondern still zu streben, daß er als Mann sie mit Ueberlegung und Einsicht und im Geiste Gotte- zu vollbringen vermöge. So folget den Fußstapfen Ehristi, und wenn die Versuchung Euch nahet, daß Ihr früh Eure Klugheit zeigt, früh Eurem Selbstvertrauen genügt, da heißt sie weichen im Namen Gottes, gleich Ihm, und seid ver sichert, daß Ihr nicht nur heute in diesem Vorsatze eine christliche und würdige Festgabe eurem König und eurem Vaterlande bringt, sondern auch einst ein Beispiel geben werdet nicht unwürdig der Nachahmung Anderer, denen Allen eben so, wie Euch, der heutige Tag eine Feier kräftiger Ermunterung wird, wenn sie dem Feste mit treuem Sinne sich anschließen. Drei Hütten hat der Mensch auf Erden sich ge baut, wie vor 400 Jahren schon der christlich fromme Thomas a Kempis in seiner Schrift „äs 1ribu8 tabernaeulis" sagte, damit er in ihnen gedeihe und glücklich lebe im irdischen Dasein und aus ihnen dereinst hervorgehe würdig ein Bürger de- Himmelreich- durch Gotte-Gnade zu werden: da- Hau-, seine- und der Seinen Glücke friedliche Stätte, den Staat, seiner Rechte geheiligten Schutz, und die Kirche, seine- religiösen Bedürfnisse- Irdische Befriedigung; aber er konnte sich nicht heimisch fühlen in diesen (8) Hütten ohne die Hülfe einer Dienerin, welche bescheiden und schweigsam in der Schätzung ihre- WertheS ihn befähigte zum Genüsse de- häuS- ichen Glückes, ihn billig und gerecht sein lehrte gegen seinen Näch sten und seinen Blick hinwegführte von der Unvollkommenheit de- Zeitlichen zur Ahnung unendlicher Vervollkommnung; er konnte in diesen drei Hütten nicht Hausen ohne die Dienste der Schule, welche, wenn durch die Schuld der erwachsenen Insassen Schmuz und Unreinheit sich häufte in allen drei Hütten, in den zarten Herzen der kindlichen Bewohner Reinheit erhalten und Widerwillen Her vorrufen sollte gegen allen Unflath. Wohl war auch vor Kurzem in diesen drei Hütten eine Zeit der Betrübniß eingetreten und der Unordnung; denn das Haus blieb nicht die Stätte stillen Glücke-, der Staat bot nicht mehr die sichere Gewähr für Gesetz und Recht, und die Kirche ward nicht mehr gesucht von ihren Verächtern, welche abgewandt von der christlichen Liebe gegen König und Vater land, entfremdet der Furcht des Herrn neue Theorieen für Völker glück und Staatenwohl aufstellten. Was vermochte ln solchem Wirrsal die schwache Dienerin, welche bescheiden von jeher im Hintergründe der Hütten gestanden? Kaum aber ist die Zeit der Trübsal vorüber, kaum das Bedürfniß, König und Vaterland zu lieben und zu hegen im christlich treuen Herzen, wieder erwacht, so tritt sie thätig und geschäftig heran und zündet allen voran mit der leuchtenden Fackel christlicher Erkenntniß, daß sie des Wege- zum stillen Glücke im Hause, zum gerechten Wirken im Staate, zum gottseligen Streben in der Kirche nicht verfehlen. Sie deutet auch am heutigen Feste hin auf die Grundbedingung de- Glücks der Bürger, auf treue Ergebenheit gegen den angestammten Herr scher, auf reine und christliche Liebe zum Vaterlande. O, wer möchte nicht gern auf die Stimme einer Dienerin au- den Jahren der Kindheit hören, wer nicht gern folgen ihren sanftleitenden und mahnenden Worten, wer nicht achten ihre- Winkes, welcher heute hinweist zum Gotteshause, daß wir in ihm unS demüthigen vor dem Herrn aller Herren und ihn für denjenigen anflehen, welchen seine Gnade gesetzt hat als seinen Verwalter und Stellvertreter auf Erden; und wenn wir die geweihten Räume der Kirche heute nicht geöffnet finden, warum sollten wir nicht in der Schule un- einen, welche uns ihre Zöglinge noch einmal zusammenruft und nicht in ihr mit innigem Gefühle für die Heiligkeit des heutigen Tage- also sprechen und beten: Herr Gott, ewiger König, zu dir wendet sich vertrauensvoll unser Blick, du allein kannst unsern König und unser Vater land bewahren (schützen) und behüten; du allein kannst ihm, den Beschützer, und uns, seinen Schützlingen, echtes Glück und wahres Gedeihen geben; so verleihe ihm deinen besten Segen, deine ganze Gnade, auf daß an ihm und an uri- in Erfüllung gehe, wie geschrieben steht: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Andere Alle- zufallen ; denn die Erde und ihre Pracht wird verwandelt wie ein Kleid, wenn du sie verwandeln wirst, allmächtiger Gott; wer aber dich fürchtet und deinen Willen thut, der bleibet in Ewigkeit! Amen. Vom 13. bis 19. Mai sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 13. Mai. Max Earl Höpstein, 4^ Monate alt, Kaufmanns Sohn, in der Königsstraßc. Michael Kröber/70 Jahre 2 Monate alt, Hausbesitzer, in den Thonbcrgsstraßenhäuscrn. Johann Franz Vogel, 20'/, Jahre alt, Handlungscommis, im Brühl. Gustav Emil Franke, 19 Jahre 7 Monate alt, Lithograph, im Jacobshospitale. Wilhelm Ernst Merks, 20 Jahre alt, Schieferdecker, im Jacobshospitale. Johann Georg Zapf, 52 Jahre alt, Maurergeselle, im Jacobshospitale. Henriette Pauline Berger, 3'/z Jahre alt, Fleckausmachers Tochter, in der Antonstraße. Ein unehel. todtgeb. Knabe, in der Entbindungsschule. Ein unehel. todtgeb. Mädchen, in der Entbindungsschule. Sonntag den l4. Mai. Johann August Scheibnrr, 40 Jahre alt, Zimmergeselle, in der Ulrichsgasse. Rodelt Rar Müntz, 10 Lage alt, HülfSarbeiterS der Stadt-Steuereinnahme Zwillings-Sohn, in der Mittelstraße. Earl Bruno Kirchhof, 10 Wocheü alt, Handarbeiters Sohn, in der Ulrichsgaffe. Johann Gottfried Pörsch, Jahre alt, Handarbeiter, Correctioner im Grorgenhause. Ein unehkl. Knabe, 9 Monate alt, in dkr Rosenthalgasse.