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880 . ES würde leicht sein, den Beweis dieser Sätze noch näher zu führen, allein es wird für unseren Zweck völlig genügen, wenn wir hier nur den ersten Satz genauerer Betrachtung unterziehen. Unsere Bedenken gegen die tiefe und feuchte Lage des Jacobs- hoSpitaleS waren bereits durch die «»gestellten technischen Erörterungen vollkommen bestätigt worden. Da wir jedoch trotz derselben viel fachen Widerspruch hierin zu erfahren halten, hielten wir eS für unabweisbare Pflicht, noch andere hervorragende Männer von Fach darüber zu hören, um entweder belehrt, daß unsere Ansichten über diese Frage irrthümlich seien, dieselben aufzugeben, oder aber für sie neue Bestätigung zu finden und sie darum nur um so ent schiedener zu vertreten. Wir ersuchten daher die in der medicinischen Welt weithin ge kannten Fachmänner, Herrn Geheimen Hofrath Prof. vr. Haffe in Göttingen — früher selbst Assistenzarzt im hiesigen Jacobs- hoSpitale — und Herrn Prof. vr. Virchow in Berlin, uns ihr Gutachten über diese Frage zu ertheilen, und dieselben haben diesem Ersuchen, wie die abschriftliche Beilage sud darthut, mit der dankenSwerthesten Bereitwilligkeit und Uneigennützigkeit entsprochen. AuS diesem Gutachten haben wir aber ganz zweifellos eine Bestätigung unserer Bedenken gegen die Lage des jetzigen Kranken hauses entnehmen müssen, und es wird zum Beweise dessen die Anführung nur des einen Satzes dieses Gutachtens hinreichen, in welchem es heißt: „gewiß ist es, daß gegenwärtig Niemand zu einem Spital- Neubau die Stelle des IacobShoSpitaleS aussuchen würde. ES ist kern natürlicher oder wissenschaftlicher Grund zu einer Befürwortung des Fortbauens am alten Platze vorhanden, sondern nur der zufällige und praktisch gegebene, daß bereits dort die alte Ansiedelung besteht." Will man aber irgend welche Geltung, sei es auch die mindeste, diesem Ausspruche beilegen, so wird man dahin gelangen müssen, daß nur bei absolutem Mangel eines besseren Bauplatzes auf daS Areal des jetzigen Krankenhauses zurückzukommen sein dürfte. Ja wir tragen in uns die bestimmteste Ueberzeugung, daß eine durch kostspielige Neu- und Umbauten herbeigeführte Ver ewigung des Krankenhauses auf dem Terrain des Iacobshospitals in nicht ferner Zeit einer völligen Verurtheilung unterliegen müßte, wenn nicht bündigst nachgewiesen werden könnte, daß es an einem anderen geeigneteren Platze für diesen Zweck absolut gemangelt habe. Und wir glauben darin nicht fehl zu greifen, wenn wir annehmen, daß wir uns in dieser Ueberzeugung mit Ihnen im vollen Ein klänge jederzeit befunden haben und daß der Widerspruch, welchen ein Neubauproject bisher erfahren hat, seinen Grund lediglich in der Wahl des von uns dafür ausersehenen Platzes zu suchen hatte. War eS uns nun aber ausschließlich um das Beste der Sache, nicht aber um Aufrechthaltung unserer Ansicht zu thun, so lag uns mchtS näher, als daß wir unter Aufgabe jenes Platzes, obschon das Gutachten der genannten Fachmänner unserer Auf fassung darin beipflichtete, daß der von uns gewählte Bauplatz sehr wesentliche Vorzüge vor dem Jacobshospitale in sich vereinigt, dennoch alles Ernstes bemüht waren, für ein neues Krankenhaus einen anderen, allen Anforderungen entsprechenden Bauplatz aus findig zu machen, und wir freuen uns, daß dieses Bemühen vom besten Erfolge begleitet gewesen ist. Wie den Herren Stadtverordneten erinnerlich ist, hatten wir bereits bei unseren ersten Erörterungen über den Bauplatz den vormaligen Turnfestplatz mit in Betracht gezogen und unsere Wahl würde sich vorzugsweise auf diesen gerichtet haben, wenn nicht von unseren Bautechnikern daS Bedenken geltend gemacht worden wäre, daß bei dem auf diesem Terrain befindlichen reichen Oberwasser mit Sicherheit die Trockenlegung der Souterrains nicht vorher zu gesichert werden könne, und dieser für einen Krankenhausbau sehr bedenkliche Zweifel zwang uns zu unserem Bedauern von diesem Platze abzusehen. Die über diese technische Frage fortgesetzten Erörterungen haben jedoch inmittelst diesen Zweifel erledigt, denn durch die in neuerer Zeit auf dem zwischen dem Bahnhofe der königlichen Staatsbahn und der Zeitzer Straße befindlichen Areale gebauten Schleußen hat sich das Oberwasser in dem anliegenden Areal so bedeutend gesenkt, daß die Keller, welche bei nasser Jahreszeit unter Wasser standen, Auf Grund dieser Erfahrungen jetzt fortwährend trocken liegen. Auf versichert nun daS Bauamt, daß bei einem zweckmäßig angelegten Schleußensysteme auch die Souterrains der auf dem Turnfestplatze zu erbauenden Gebäude völlig trocken zu legen seien. Obschon sich nun hiernach dieser Platz zum Neubau eines Krankenhauses ohne Weiteres zu empfehlen schien, so glaubten wir doch zunächst über die Frage eines Krankenhausneubaues auf dem Turnfestplatze gegen über dem Projecte eines Ergänzung-- und bez. allmäligen Umbaues des derzeitigen Kranken hau llfeS Guts, un- das Gutachten der Herren Oberärzte erbitten zu sollen, und wir haben deren bereitwilliges Entgegenkommen mit größtem Danke anzuerkennen. Indem wir nicht verfehlen, das Gutachten Derselben unter v. hier beizusügen, dürfen wir uns auf die darin dargelegten Gründe beziehen Platze v aus welchen der Ausführung des Neubaue- aus diesem Platze vor dem ErgänzungSbau bez. umbau des JacobShoSpitalS der Vorzug zu geben ist. Nur in zwei Beziehungen haben wir noch eine Erläuterung beizusügen, und zwar ersten- die, daß die von den Herren Oberärzten ausgesprochene Voraussetzung vorhan denen guten und reichlichen TrinkwafferS durch die bei den Brunnen grabungen für das Turnfest so wie bei Gelegenheit der Errichtung der Wasserleitung gemachten Erfahrungen völlig zweifellos bestätigt wird, und zweitens, daß die dereinstige Abführung der unreinen Wässer aus dem neuen Krankenhause nicht die ganze Stadt zu passiren haben wird, sondern durch die mit dem großen Ducker unter der Elster in Verbindung stehenden neuen Schleußenzüge westlich von derselben zu bewerkstelligen ist. Daß wir nach diesen Ergebnissen nicht anstehen konnten, den Neubau des städtischen Krankenhauses auf dem Turn festplatze zu beschließen, dürfte nicht erst der Rechtfertigung bedürfen und wir geben uns der Hoffnung hm, daß auch Ihre hiermit erbetene Zustimmung zu diesem Beschlüsse uns nicht fehlen werde. Sobald diese Ihre Zustimmung eingegangen sein wird, werden wir die Herren Oberärzte um Entwertung eines Bauprogrammes ersuchen und auf Grund desselben wegen des architektonischen Neu- bauprojects Concurrenz ausschreiben und wir ersuchen Sie zu dem Ende, uns Ihre bereits unterm 19. December 1863 erbetene Zu stimmung zur Aussetzung von zwei Preisen von 1000 Thaler und 500 Thaler gefälligst erklären zu wollen. Hierbei erwähnen wir noch, daß das neue Krankenhaus auf Raum für ungefähr 400 Betten berechnet ist. Um indessen obgedachten Neubau ausführen zu können, bedarf eS der eigentümlichen Erwerbung des dem Johannishospitale ge hörigen Bauplatzes. Derselbe umfaßt 21»/» Acker sächs. Maß und hat bei bisherigen Verpachtungen die höchste Rente von 28 Thlr. für den Acker ergeben. Dieser Ertrag würde, zu Capital ange schlagen, den Werth von 700 Thlr. für den Acker repräsentiren, allein da das in der Nähe liegende vormals Nebe'sche jetzt Voigt'sche an der Körnerstraße gelegene Feld im Jahre 1862 unter obervor- mundschsftlicher Genehmigung mit Eintausend Thaler für den Acker gewürdert worden ist, so glaubten wir doch keinen niedrigeren Kaufpreis dafür auswerfen zu dürfen und haben daher beschlossen: das gedachte vormalige Turnfest-Areal für die Bauschsumme von 22,000 Thalern vom Johannishospitale für die Stadt gemeinde K Oovlo des Stammvermögens käuflich zu erwer ben und den Kaufpreis aus der neuesten, für den Neubau des Krankenhauses ausdrücklich mit negocirten Anleihe zu bezahlen. Um Ihre Zustimmung auch hierzu ersuchen wir Sie ergebenst. Für recht baldige Antwort hierauf werden wir zu besonderem Danke verpflichtet werden. Mit größter Hochachtung verharren wir. Leipzig den 6. Februar 1865. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. II. Gutachten. 1) Unter dem 15. Juli d. I. von dem Rath der Stadt Leipzig eingelaken, „ein Unheil über das jetzige Hospital und dessen Lage, so wie darüber abzugeben, ob eine Erweiterung und Umgestaltung desselben an seinem jetzigen Platze genüge, oder ob ein gänzlicher Neubau an einem anderen Platze räthlich sei. und letzteren Falles über die hierzu geeigneten Plätze", haben sich die Unterzeichneten nach Leipzig begeben und am 8. und 9. August unter gütiger Mitwirkung der zum JacobShoSPitale deputirten Herren Stavträthe theils durch actenmäßige Mittheilungen, theils durch Besichtigung der betreffenden Oertlichkeiten und durch Erkundigung bei verschie denen Sachverständigen Einsicht in den Stand der Sache erhalten. Sie fassen die Ergebnisse ihrer Nachforschungen im Folgenden zu sammen: Die Frage nach dem absoluten Werthe der verschiedenen Plätze darf wohl nicht nach einem augenblicklich in den Vordergrund tre tenden Bedürfnisse entschieden werden, sondern man muß von dem Gesichtspunkte auSgehen, eS sei etwas den besten Anforderungen dauernd und vollständig Entsprechendes herbeizuführen. Augen blicklichem Platzmangel könnte provisorisch abgeholfen werden, ohne im Ganzen und Großen zu übereilen. Die Erleichterung ander weitiger Anforderungen, wie z. B. des akademischen Unterrichtes, dürfte nicht mit den hhgieinischen Bedingungen in Gegensatz kom men. ES wird auch nicht wohl von dem absoluten Verwerfen oder Anpreisen des einen oder de- anderen Planes die Rede sein können, sondern von der Abwägung von Bortheilen und Nach teilen, von dem relativen Werthe der verschiedenen Pläne. Wenden wir dies auf die Beurteilung der Lage de- JacobS hoSpitalS und de- Planes, dasselbe durch einen Anbau zu erwei tern, an, so kann von vornherein nicht behauptet werden, daß die Verhältnisse de- JacobShoSpitalS absolut den Heilzwecken wider strebten, da schon die mehr al- hundertjährige Erfahrung seiner nützlichen Wirksamkeit dem widersprechen würde ; aber gewiß ist c-,