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Sechstes ABONNEMENT- CONCERT im Saale des Neuen Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 25. November 1886. I 2 1 2 2 I 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Durch Stamm und Kraft und That so gross! Vom Glanz des Ruhmes sank dein Loos In dunkle Nacht von Weh und Leid! Ruhmreicher Held ! einst Israel’s Ehre, nun sein Schmerz! Dir naht der Freunde Schaar, zu grüssen dich! Samson. Seid mir gegrüsst. Micha. Grausam entriss man dir die Freiheit und das Licht! Samson. O süsses Licht! wie härmt mich dein Verlust'. O mehr als Dürftigkeit und Haft und Schmach! Die Seele selbst deckt schwere Finsterniss. Tiefdunkle Nacht! Kein Tag, kein Licht Nur dunkle Nacht umhüllt mein Angesicht. O prangend Licht! Kein milder Schein, Mit Tagesglanz mein Aug’ zu freu’n! Weh! mir nicht frommt dein Schöpfer spruch ; Sonn’, Mond’ und Stern’ tilgt mir dein Fluch. Samson. Das Fest, das heute sie dem Dagon weih’n, Erlöst mich von dem Sklavenwerk des Tag’s; Und absichtlos schafft mir ihr Götzendienst Den Trost, zu athmen hier des Himmels reine Luft. Chor der Philister. Erschallt, Trompeten, hehr und laut! Der heilig frohe Tag kehrt uns zurück, Der Dagon einst gekrönt zum Herrn der Welt. Micha. Blickt her 1 den Helden schaut! Ha! welch ein Bild! Seht, wie er liegt, mit schwerem Haupt, gebeugt, Verlassen, ohne Trost! Ist dies der Held? Ist dies der Samson, den nicht Manneskraft, Nicht wilder Thiere Wuth je überwand? Der Löwen würgte, wie der Löwe würgt das Lamm, Wehrlos in erzbewehrte Schaaren stürzte. Ohne den Schirm des Helm s und Panzer- kleid’s ? O Abbild der Hinfälligkeit! ! i ! i i 2 2 I 2 I I I I j I I I KXtyxaXiXfa Samson. Oratorium von Georg Friedrich Händel t (bearbeitet von C. Müller}. Die Soli gesungen von Frau Kammersängerin Fanny Moran-Olden, Frau Amalie Joachim und den Herren Hofopernsänger Gndehus aus Dresden, Hofopernsänger Franz Schwarz aus Weimar und Otto Schelper.