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Einun dz wanzigstes ABONNEMENT-CONCERT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 24. März 1881. Erster ThelL Scenen aus Goethe’s Faust für Solostimmen, Chor und Orchester von Robert Schumann. (Dritte Abtheilung.) Die Soli gesungen von Frau Ütto-Alvsleben, Fräulein Paula Löwy, Fräulein Lina Wagner und den Herren Lederer, Gura und Hennig aus Weimar. Chor. Waldung, sie schwankt heran, Felsen, sie lasten dran. Wurzeln, sie klam mern an, Stamm dicht an Stamm hinan; Woge nach Woge spritzt, Höhle, die tiefste, schützt; Löwen, sie schleichen stumm, freund lich um uns herum, Ehren geweihten Ort, heiligen Liebeshort. Pater ecstaticus. Ewiger Wonnebrand, glühendes Liebeband, siedender Schmerz der Brust, schäumende Gotteslust. Pfeile, durch dringet mich, Lanzen, bezwinget mich, Keu len, zerschmettert mich, Blitze, durchwettert mich ; dass ja das Nichtige Alles verflüchtige, Glänze der Dauerstern, ewiger Liebe Kern! Pater profundus. Wie Felsenabgrund mir zu Füssen auf tiefem Abgrund lastend ruht, wie tausend Bäche strahlend fliessen zum grausen Sturz des Schaums der Fluth, wie strack, mit eignem kräftigen Triebe, der Stamm sich in die Lüfte trägt: So ist es die allmächtige Liebe, die alles bildet, alles hegt. Ist um mich her ein wildes Brausen, als wogte Wald und Felsengrund! und doch stürzt, liebevoll im Sausen, die Wasserfülle sich zum Schlund, berufen, gleich das Thal zu wässern; der Blitz, der flammend niederschlug, die Atmosphäre zu verbessern, die Gift und Dunst im Busen trug — sind Liebesboten, sie verkünden, was ewig schaffend uns umwallt. Mein Innres mög’ es auch entzünden, wo sich der Geist, verworren, kalt, verquält in stumpfer Sinne Schranken, scharf ange- schlossnem Kettenschmerz. 0 Gott! be schwichtige die Gedanken, erleuchte mein bedürftig Herz! Pater Seraphicus. Welch ein Morgen Wölk chen schwebet durch der Tannen schwan kend Haar! Ahn’ ich, was im Innern lebet? es ist junge Geisterschaar. Chor seliger Knaben. Sag’ uns, Vater, wo wir wallen; sag’ uns, Guter, wer wir sind? Glücklich sind wir; allen, allen ist das Dasein so gelind.