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3. Ich kann’s nicht fassen, nicht glauben, Es hat ein Traum mich berückt; Wie hätt’ ei’ doch unter Allen Mich Anne erhöht und beglückt Mir war’s, er habe gesprochen: Ich bin auf ewig dein ; Mir war’s — ich träume noch immer, Es kann ja nimmer so sein. O lass im Traume mich sterben, Gewieget an seiner Brust, Den seligsten Tod mich schlürfen In Thränen unendlicher Lust. 4. Du Ring an meinem Finger, Mein goldnes Ringelein, Ich drücke dich fromm an die Lippen, Dich fromm an das Herze mein. Ich hatt’ ihn ausgeträumet Der Kindheit friedlichen Traum, Ich fand allein mich verloren Im öden unendlichen Raum. Du Ring an meinem Finger, Da hast du mich erst belehrt, Hast meinem Blick’ erschlossen Des Lebens unendlichen Werth. Ich werd’ ihm dienen, ihm leben, Ihm angehören ganz, Hin selber mich geben und finden Verklärt mich in seinem Glanz. Du Ring an meinem Finger, Mein goldnes Ringelein, Ich drücke dich fromm an die Lippen, Dich fromm an das Herze mein. 5. Helft mir, ihr Schwestern, Freundlich mich schmücken, Dient der Glücklichen heute mir. Windet geschäftig Mir um die Stirne Noch der blühenden Myrte Zier. • Als ich befriedigt, Freudigen Herzens, Dem Geliebten im Arme lag, Immer noch rief er, Sehnsucht im Herzen, Ungeduldig den heut’gen Tag. Helft mir, ihr Schwestern, Helft mir verscheuchen Eine thörichte Bangigkeit, Dass ich mit klarem Äug' ihn empfange, Ihn, die Quelle der Freudigkeit. Bist, mein Geliebter, Du mir erschienen, Gibst du, Sonne, mir deinen Schein Lass mich in Andacht, Lass mich in Demuth Mich verneigen dem Herren mein. Streuet ihm, Schwestern, Streuet ihm Blumen, Bringt ihm knospende Rosen dar. Aber euch, Schwestern, Grüss’ ich mit Wehmuth, Freudig scheidend aus eurer Schaar. 6. Süsser Freund, du blickest Mich verwundert an, Kannst es nicht begreifen, Wie ich weinen kann; Lass der feuchten Perlen Ungewohnte Zier Freudenhell erzittern In den Wimpern mir. Wie so bang mein Busen, Wie so wonnevoll! Wüsst’ ich nur mit Worten, Wie ich’s sagen soll; Komm und birg dein Antlitz Hier an meiner Brust, Will in’s Ohr dir flüstern Alle meine Lust. Hab’ ob manchen Zeichen Mutter schon gefragt, Hat die gute Mutter Alles mir gesagt, Hat mich unterwiesen, Wie, nach allem Schein, Bald für eine Wiege Muss gesorget sein. Weisst du nun die Thränen, Die ich weinen kann, Sollst du nicht sie sehen, Du geliebter Mann;