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st H » ^ ^ S25. Anzeiger. Sonntag, dm 21. November. 1847. »-I»«b1bI1»td«k-», (Schl«-.) - . 2. .'i:- Die Bürgerbibliothek in Altenburg. Diese Bibliothek, über welche uns gegenwärtig nur eine Mittheilung aus dem Frühjahr 1846 vorliegt, wurde von Sr Hoheit dem regierenden Herzog durch ein Geschenk fn Büchern gegründet und den 8. Juni 1845 eröffnet. Ihre Bestimmung und Stellung zu verwandten Anstal ten ist den Hauptgrundzügen nach folgende: Sie ist für alle Bürger der Stadt, deren aus der Schule entlassene Kinder und Angehörige, Gesellen, Lehrlinge und Dienstboten bestimmt und hat die Mitte zwischen einer gewöhnlichen Leih bibliothek und einer gewerblichen oder eigentlichen Bür- gerbibliothek zu halten. Sie soll nicht, wie die erstere, Schriften enthalten, deren Zweck nur die Unterhaltung (der Zeitvertreib) des Lesers ist, eben so wenig soll sie aber auch bürgermeister gemeinschaftlich bilden. Die Verwaltung selbst wird von einem Bibliothekar, welchen der Durchl. Herzog ernennt, b^orgt; zu ällen wichtigeren Maßregeln, nament lich auch zur Anschaffung neuer Bücher, ist die Zustimmung des Curatoriums nothwendig. Zur ferneren Vermehrung der Bibliothek ist ein jährlicher Beitrag von 4V Lhlr. aus Herzog!. Schatulle ausgesetzt; die Erhaltung und neue Anschaffung unbrauchbar gewordener Exemplare wird aus den Lesegeldern bestritten werden können. Für die Entrichtung eines wöchentlichen Lesegeldes von 3 Pf, für jeden entliehenen Band hat man sich entschieden, weil manche Leser daS,.was sie mit einem kleinen Geldopfer sich verschaffen, höher achten, als was ihnen umsonst dargeboten wird, weil das Lesegeld die Pünktlichkeit der Ablieferung ge liehener Bücher aufrecht halten hilft und weil dadurch einem Mißtrauen über den Zweck der Anstalt vorgebeugt wird. Daß die Lefrgelder ausreichende. Mittel auch zur weiteren in das Gebiet der eigentlichen Bürgerbibliother übergreifen, Vermehrung derBibliothek darbreten wurden, da*f "wn welche die HülfSmittel zu einer höheren, mehr Wissenschaft- lichen Ausbildung, zunächst zur Ausbildung in allen Berufs arten des Bürgerstandes darbieten muß. In Altenburg wird dieser Zweck, wenigstens was die Künste und Gewerbe an langt, durch die Bibliothek des Kunst- und Handwerksver eins verfolgt, welche vielleicht mit der Zeit zu einer öffent lichen Bürgerbibliothek sich constituiren wird. Die Lesebibliothek (besser ebenfalls Bürgerbibliothek genannt)'will auf den rechten Gebrauch einer solchen Bibliothek vorbereiten, obgleich ihr nächster Zweck ist, dem Bürgersmanne wahren geistigen Genuß zu verschaffen. Sie nimmt auS dem Bereiche der GewerbSwiffenschaften diejenigen Schriften auf, welche in einem allgemein verständlichen Lone geschrieben sind und kein eigentliche- Studium verlangen, sondern auch zur Unter haltung gelesen werden können; in Fächern, wo dergleichen Schriften fehlen, wird ein kurz gefaßtes, populär geschriebenes Lehrbuch dem Zwecke der Bibliothek genügen. Au- der Län der- und Völkerkunde, den Naturwissenschaften rc. finden ebenfalls die wissenschaftlich abhandelnden Schriften keine Aufnahme. Dagegen wird sich die Lesebibliothek eben so wesentlich von einer Privatleihbibliothek unterscheiden: sie nimmt die eigentlichen Unterhaltungsschriften, als Romane, Erzählungen, Schauspiele, periodische Schriften rc. nicht auf, dafern sie nicht eine bestimmte, den Zwecken der Lesebibliothek ganz besonder- entsprechende Tendenz haben; jedenfalls aber hat sie dem Bürgersmanne Gelegenheit zu geben, die deutsche Literatur Ln ihren Hauptschriften, so weit sie seinem Bildungs- standpuncte entsprechen , kennen zu lernen, da die gewöhn lichen Leihbibliotheken in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig lassen. DaS Eigenthum. der Bürgerbibliothek steht zwar der städtischen Gemeinde zu, die Fürsorge und Disposition dar über ist jedoch, neben der sonstigen stadtordnungSmäßigen Beaufsichtigung von Seiten des Stadtraths, von der Ein wirkung einer besonder» Curatel-Beh-rde abhängig gemacht, welche der jedesmalige Generalsuperintendent und der Ober erwarten, wenn man bei der Auswahl nicht auf wohlfeile Bücher sich beschränkt. Trotz der besten Gegenmaßregeln werden die am meisten gelesenen bald unbrauchbar. Die Bibliothek wird in einem Umfange (die Einnahme an Lesegeld betrug schon im ersten Halbjahr seit der Eröff nung 37 Lhlr.) und in einer Art und Weise benutzt, welche alle Erwartungen «eit überrrifft. Namentlich herrscht in den untersten Kreisen eine Gesinnung und Bildung, ein Lact und Geschmack, welchen die Vornehmen hier gewöhnlich nicht voraussetzen. Die Bibliothek zählt auch viele Leser auS den vornehmeren Ständen; auf die Schüler des Gymnasiums ist schon bei der Auswahl der Bücher einige Rücksicht ge nommen worden. Die Herstellungskosten sind gewesen: 400 Lhlr. für antiquarische Bücherankäuse (wobei eine große Anzahl von Dupletten aus Herzogs. Privatbibliothek mit veranschlagt sind). 165 - Buchhändlerrechnunaen. 66 - ' für zwei Bücherschränke. 07 - für Buchbinderarbeiten. 52 - Druck des Katalogs in 1500 Exemplaren. 780 Lhlr. 8a. Anfangs war die Bürgerbibliothek nur einmal wöchent lich, Sonntags Nachmittag von 3 bis 5 Uhr, geöffnet, bald aber mehrte sich die Zahl der Leser so, daß man eS rathsam fand, dieselbe auch Mittwochs zu denselben Stunden dem Publicum zugänglich zu machen. 3. Die Bolksbibliothek in Darmstadt. Im hohen Grade erfreulich ist die Lheilnahme, welche hier die Bibliothek der deutschkatholischen Gemeinde findet. Mit geringen Mitteln gegründet, zählt sie jetzt bereits über 1400 Bände und darf in jeder Hinsicht als eine echte VolkS- und Bürgerbibliothek bezeichnet werden. Die deutschkatholische Gemeinde hat die Benutzung diese- ihre- Eigenthum- allen hiesigen Einwohnern ohne Unterschied der Eonfession zu unent-