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LeivMcr Lagevum und Anzeiger. ^ S28. Mittwoch, den 24. November. L847. Verordnung, die Veranstaltung von bnndtagswahlen betreffend» Wir Lrledried AuarrE. von Gottes Gnaden König von Sachsen rc.rc. rc. haben beschlossen, die, zu der im Laufe d,S nächsten Jahre« einzuberufenden Ttändev^mmlungerforder^chenErgä^^^^^ wählen vornehmen zu lassen; eS haben daher Unsere damit verfassungsmäßig beauftragten B h y L hg E'"'Wi7g"b-n'Uns Mn'd« Erwartung hin. daß i.d.r Stimmberechtigte, eing-d-nkdes wichtig-» Einflusses der MM. der Stände auf das Wicht des Landes, regen persönlichen Lnthril an der Wahlhandlung nehmen unddabe, K>» Bestrevta darauf richten «erde, daß di« Bertretung de» Lande« in der Ständeversammluna nur Männern ubert^n werde, welche durchdrungen von reiner Vaterlandsliebe, zugleich durch Kenntniß, Erfahrung, Besonnenheit und red lch n Smn geeignet find, unbefangen und fern von jeder Nebenrücksicht für da- wahre Wohl des Lande- lm Gerste der Verfassung zu wirken und so den hohen Zweck, der Unserer Verfassung zu Grunde liegt, zu fördern. . Dabei ist eS Unser fester Wille, dem tz. IL de- Wahlgesetze- aufgestellten Grundsätze: „ d,e Erwählung muß aus der freien Ueberzeugung der Wählenden hervorgehen" seine volle Geltung zu bewahren und wenn Wrr daher namentlich nicht dulden können, daß, wie bisweilen versucht worden, in einer, dieser freien Ueberzeugung Eintrag thuenden Welse Unberufene durch Vertheilung von mit Namen ausgefüllten Stimmzetteln oder durch andere unzulässige Mittel sich rn dre Wahlen einmischen, wählbare Individuen in öffentlichen Blättern verdächtigt werden und sonstige ungehörige Einwirkungen auf die Wahlen startfinden, so haben Unsere Behörden darüber zu wachen, daß solchem Beginnen mit Emst und Nachdruck mtgegengetretrn werde. Dresden, den 15. Oktober 1847. «»O»A (1«. 8 ) ^ m, — . . - — > — — > - . ... >.«- Zur Charakteristik Mendelssohns.*) Die Höhe seines Ruhms hat Mendelssohn erlebt, als sein letztes großes Werk, das Oratorium „Elias," die ganze musikalische Welt in Aufregung verfitzte. Zu den wenigen Bevorzugten gehörend, denen schon bei Lebzeiten Anerkennung und Erfolg entgegenblüht, hat er alle seine Werke von den besten Kräften aufführen gehört. Das Erscheinen des „Elias" wurde als ein Ereigniß mit Ungeduld erwartet. Fast keine namhafte Stadt, die nicht schon dies Werk aufgeführt oder angekündigt hätte. ES ward als Mendelssohns erstes Werk von denjenigen voraus verkündigt, die vor dem Erscheinen einzelne Bruchstücke kennen gelernt halten, und gläubig sprach die Menge eS nach, kaum einen leisen Zweifel wagend, ob nicht die Kraft des geliebten Künstlers schon eine Spur von Ermattung verrathe. Die Produktivität Mendelssohns gränzte während der letzten Jahre an das Unerhörte. Schlag auf Schlag er schienen neue Werke von ihm. Es ist als hätte dieß unab lässige Hervorspinnen des Seidenfadens Phantasie die Nerven, die da- irdische Leben zusammenhalten, so verfeinert, daß sie, fich vor der Zeit lösend, die nectarreiche Seele in das All zurückströmen ließen. Trotz der ungeheuren Concentrirung aller Kräfte, mit der Mendelssohn den „EliaS" schuf, empfindet man auf einem Punkte unverkennbar schon die Erschöpfung deS Meister-: es ist eine gewisse Monotomie der Rhythmen in dem sonst so großartigen Werk. Edle Melodien giebt das Schönheitsge fühl. Der harmonische Antheil wird größtenteils durch die *) «Ls der «ug<b. «llg. Zeit., Beil, zu Rr. 3L7 Tiefe der musikalischen Erkenntniß bedingt, und gerade im Wissenschaftlichen bestand eine Hauptstärke Mendelssohns. Aber im Rhythmus verräth sich stets die Ueberfülle jugend frischer Lebenskraft, und da müssen wir beim aufmerksamen Studium deS Elias gestehen, daß immer nur Ansätze zu einem feurigen Rhythmus hervortreten, die sogleich wieder in eine fast krankhafte Müdigkeit zurücksinken. Darum bleibt uns dieses Werk als ein ewig rührendes Denkmal de- un sterblichen Tondichters, der seine Kräfte bis zum letzten Athemzuge an die Kunst gesetzt, und ihr den Genuß, das Ruhen i-n persönlichen Glück, Gesundheit und Leben ge opfert hat. Mendelssohn war ein glücklicher Mensch. Hochgebildete, treffliche Aeltern erkannten früh seinen Genius und pflegten ihn durch die reichen Mittel, die ihnen zu Gebot standen. Unter drei ausgezeichnet talentvollen Geschwistern stand ihm am nächsten in musikalischer Begabung die ältere Schwester Fanny (nachmalige Gattin des Hofmalers Hensel). Sie therlte seine künstlerische Erziehung und blieb ihm für- Leben unentbehrliche Freundin. Selten mag eS zwei Ge schwister gegeben haben, die es so im Geiste waren. Beide, edlen und großen Herzens, völlig neidlos, in der Kunst wie lm Leben über alles Kleinliche erhaben, waren die Mittel- Kreise. Wie er in der unbeschränkten mu- so wirkte sie in einer mehr abgeschlossenen Sphäre für den EultuS der Höne. Von allen Lopkünst- E btr Vergangenheit wie der Gegenwart dürfte sie ^^Eutendfte und vielseitigste gewesen sein. In der verband sie mit großer contrapunctischer Gelehr sam e»t euren rernen und lieblichen Styl. Sie dirjgirte mit