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2650 « II. Dagegen dürfen die nachstehend verzeichneten Maaren und Gegenstände, nämlich: Alkohol, Arak, Brantwein, Sprit, Weingeist, Rum, geistige Tinkturen, ätherische Oele aller Art, insbesondere Terpentinöl, ätherische Tinkturen, Steinöl, Campher, Essignaphta, Terpentin, gephosphorter Aether, Gas äther, Phosphor und Schwefelnaphta in Fäffen, sogenannten Ballons oder andern größern Gefäßen nur in feuerfesten, gewölbten Kellern oder Niederlagen aufbewahrt werden. III. Wegen des Schießpulvers und aller aus dergleichen gefertigten Fabrikate bewendet es bei den in unserer Be kanntmachung vom 8. August 1831 und in der Feuerordnung vom 31. Juli 1837 tz. 17 gegebenen Vorschriften, und darf dasselbe eben so wie Decorationsfeuer, Knallsilber, Knallquecksilber, Schießbaumwolle und Zünd salz nur in wohlverschlossenen Räumen unter leichten, von Menschenwohnungen entfernten Bedachungen und zwar in dem obersten Theile derselben aufbewahrt werden. IV. Jede Uebertretung dieser Vorschriften wird von uns nachdrücklich mit Geld- und nach Befinden Gefängnißstrafe ge ahndet werden. Leipzigs den 14. August 1847. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Gross. Leipziger Stadttheater Die Gastspiele bei unserer Oper. Neben den Referaten über die neuen Erscheinungen auf unserer Bühne, welche in diesem Blatte gegeben werden, dürf ten einige Bemerkungen über die Leistungen der zahlreichen Operngäste und insbesondere der uns im Lause dieses Som mers vorgeführten Sängerinnen nicht unangemessen sein. Der Reihenfolge, nach hätten wir es zuerst mit Fräulein Achilles vom Würzburger Theater zu thun, welche die er forderlichen Requisiten einer gut geschulten Sängerin mit, brachte und deren Vortrag auch nicht die geistige Auffassung vermissen ließ, womit sie (obwohl bei etwas schwachen Stimm mitteln) ihre Gesangspiecen ausschmückte. Schade, daß ihr das Erforderniß einer anziehenden Persönlichkeit für die Bühne abging; sie wäre gewiß eine guteAcquisition für unser Theater gewesen! Ihr folgte Fräul. v. Marra vom Kärnthnerthor- Theater in Wien, welche bei kleiner, aber für Colvraturen tüchtig durchgebilbeter Stimme sich schnell die Gunst des Publikums zu erobern wußte. Ihre eminente Kunstfertigkeit reißt leicht zum Beifall hin, ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlaffen, und hat man sie in Einer Oper gehört, so hat man sie in allen gehört. Denn das ewige Trillern be kömmt man leicht überdrüssig; darum wird sie auch in der deutschen Oper wenig Glück machen! Irre ich nicht, so folgte ihr als Gast die namentlich in Wiener Blättern so viel ge priesene Madame Stöckl-Heinefetter, ebenfalls vom Kärnthnerthor-Thcater, welche auch hier in tragischen Opern partien eine sehr beifällige Aufnahme fand. Obgleich nicht zu verkennen ist, daß Mad. Stöckl-Heinefetter herrliche Mo mente, z. B. bei Aufführung der Norma, hatte, so war es doch nie ein abgeschlossenes Ganze, um der Darstellung den Stempel der Vollendung aufdrücken zu können, und man vermißte nur zu oft die denkende Künstlerin. Ich will hier nur an Jessonda erinnern, als sie die Worte zu singen hat: „ich will leben," und an den Freischütz (wohl ihre schwächste Leistung), in welchem die große Sängerin so viel Falsches zu Gehör brachte, daß Lust dazu gehörte, das Ende der Oper abzuwarten. Oder soll man etwa das an s Unnatürliche gren zende Herumrasen auf der Bühne Spiel nennen? Ich meine, daß sich die Künstlerin auf der Scene nie über die Grenzen der Weiblichkeit Hinreißen lassen dürfe. Doch nun zu einer jungen Sängerin, welche durch hübsches Aeußere und anmuthige frische Stimme sich sehr schnell einen großen Kreis von Verehrern ihrer schönen Gesangsmittel er worben hat. Es ist dies Fräul. Agthe vom Hoftheater zu Weimar. Als ich sie vor ungefähr 3 Jahren daselbst zum erstenmal die Breter in der „Nachtwandlerin" betreten sah, entzückte mich diese liebliche Amine so sehr, daß ich schon im Geiste eine zweite Jenny Lind aus ihr hervorgehen sah. Lei der haben sich diese schönen Träume nicht erfüllt; denn als ich sie hier in derselben Partie wiedersah und hörte, fand ich weder im Gesang noch Spiel merkliche Fortschritte, obgleich nicht zu läugnen ist, daß der Ton in der Mittellage an Fülle und Kraft gewonnen hat. Hoffentlich wird sich Fräul. Agthe durch den übermäßig gespendeten Beifall nicht beirren lassen, durch unermüdliches fleißiges Studium die höchste Stufe der Kunst zu erklimmen, denn Stillstand wäre hier schon als Rückschritt zu bezeichnen. Wer erinnert sich nicht noch mit Ver gnügen unserer früheren Sängerin Schlegel? Mit dieser hat Fräul. Agthe in Allem die größte Aehnlichkeit. Wünschen wir ihr eben so schnell und eben so eine brillante Carriäre zu machen, als der nun beim Berliner Hoftheater engagirten Mad. Köster-Schlegel. — Während dieses Gastspiels zeigte sich uns Fräul. Fatime Heine fetter (eine Schwester, und zwar die jüngste, der Obengenannten) nur einmal als Romeo. Ein sehr reiner Tonansatz ließ uns eine vortreffliche Gesangsmethode wahrnehmen, nur war dann und wann noch ein unangenehmer Gutturalton zu vernehmen, was bei einer Anfängen» allensalls zu entschuldigen ist. Nach einmaligem Hören läßt sich freilich nicht urtheilen, und Directionen soll ten nie davon abweichen, Sängerinnen, bei denen es sich um ein Engagement handelt, mindestens dreimal debütiren zu lassen. Will ich auch Letzteres nicht bezugsweise auf Fräul. Heinefetter gesagt haben, da es unserer Oper an Mezzo- Soprans nicht gebricht, so läßt sich dies aus die ihr dem nächst gastirende Sängerin Mad. Eisrich-Leonoff vom kaiserl. Hofoperntheater zu Petersburg anwenden. Ein mehr maliges Auftreten wäre dieser Sängerin um deshalb zu wün schen zu gewesen, da dieselbe, wie ich vernommen, längere Jahre nur allein bei der russischen und italienischen Oper be schäftigt war und seit längerer Zeit, um sich zu erholen, gar nicht gesungen hat. Mad. Leonoff, für die Scene mit einer schönen, hohen Gestalt begabt, ließ bei vorzüglich gewandtem Spiel zugleich die verständige Sängerin in der Partie der Antonina erkennen; obgleich der Stimme in der Mittellage ein klangvollerer Timbre zu wünschen wäre, so hörte man doch in den Finale's, daß der Ton kräftig genug war, das Orchester zu beherrschen. Große Aengstlichkeit, welche der Stimme so großen Eintrag thut, war außerdem sichtbar genug — möge sich aber die Künstlerin damit trösten, daß sie nicht nöthig hat, ihre Partieen transpvniren zu lassen, wie das bei Frau Stöckl-Heinefetter geschehen mußte, wo durch das Ungewohnte für unsre Sänger die Duetts in der Norma beinahe umgeworfen wurden. Zum Schluffe noch ein paar Worte über unsere Oper überhaupt. Vor Allem — scheint mir — ist uns, nehme ich einige noch unbesetzte Fächer der Oper aus, ein tüchtiger Opern- regiffeur nöthig, der mit Energie und Umsicht Hand in Hand mit dem Capellmeister dahin zu wirken sucht, daß das En semble der Oper nicht wie bisher so oft zerrissen wird. Wir haben es ja unter Ringelhard'S Direktion gesehen, daß der-