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Concert (Nr. 7, Emoll) für die Violine von Louis Spohr, vorgetragen von Herrn Concertmeister Henry Schradieck. Lieder mit Pianoforte, gesungen von Frau Joachim. a) Lithauisches Lied, von Chopin. Schön war der Morgen, und hell schien die Sonne, Fröhlich war ich auf die Wiese gegangen, Mütterlein sass schon am Fenster und fragte: „Dein Haar ist feucht, was hast du angefangen?“ Ich ward ängstlich, wusste nichts zu sagen: ,,Feucht ward mein Haar, da Wasser ich getragen“. „Das ist nicht Wahrheit, bist gegangen in des Frühroths Stunden, „Hast dort im Feld den Geliebten gefunden.“ „Ach ja, liebe Mutter, will dir’s eingestehen, „Er wollt’ bei Tagesanbruch gern mich sehn; „Hielt mich auf so lange, sprach von Lieb’ und Sehnen, „Und dabei wurden feucht mir Haar und Wangen, feucht von seinen Thränen.“ b) Unbefangenheit, von Weber. Frage mich immer! Fragest umsonst. Was es verbergen will, Sagt dir kein Mädchenherz, Frage nur zu ! j Ob ich es kenne, Das von den Bergen rieselnde Bächlein, Murmelnd die Wiese durch Hin zu den schattenden Weiden im Thal? Bächlein verräth mich nicht. Nein, ach nein! Kenne das Bächlein nicht, Weiss nicht wohin und her, Weiss nicht davon; Frage mich immer — Fragest umsonst! Ob ich sie keune ? Da, in dem Weidenthal, Winket die Kasenbank, Räumlich für Zwei! O ! ich erröthe nicht, Wende kein Auge weg, Kenne den Rasen nicht, Weiss nicht davon. Rasen verräth mich nicht, Frage nur zu! Ob ich ihn kenne, Der, wo die Weiden stehn, Blond gelockt, hellen Blicks, Immer sein Mädchen sucht, Das ihn erharrt? Liebe verschwiegen ist! Was es verbergen will, Sagt dir kein Mädchenherz — Kenne den Knaben nicht, Kenne das Mädchen nicht, Weiss nicht davon. Frage mich immer! Fragest umsonst.