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Anzeiger. Amtsblatt des Kiinigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Königlichen Kriegs-Ministeriums vom 24. April dieses JahreS, den freien Einkauf von Reit- und Zugpferden für den Bedarf der Königlich Sächsischen Armee betreffend, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir zur Abhaltung des auf den 9., lv. und 11. Mai dieses JahreS für die Stadt Leipzig anberaumten RemonteinarkteS den zunächst der Windmühlengaffe gelegenen Theil des RoßplatzeS bestimmt haben, und die Aufstellung der zum Verkaufe bestimmten Pferde dort zu erfolgen hat. Leipzig, den 5. Mai 1859. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. - Günther. E Vas Haus Savoyen. Ein gutes Buch ist stets willkommen, doppelt aber, wenn es so zu rechter Zeit erscheint wie eben jetzt die.„Geschichte Italiens" von Vr. Hermann Reuchlin (Leipzig, S. Hirzel). Wie Viele können und werden Belehrung darin finden! Jedermann spricht und urtheilt ja gegenwärtig über die italienischen Zustände, meist ohne sie zu kennen und ohne zu willen wie sie geworden sind. Und doch erklärt die Vergangenheit die Gegenwart. Man lese z. B. wie der Verf. die Geschichte des Hauses Savoyen erzählt: Das Haus Savoyen ist vielleicht von sächsischem Stamme; man leitete es selbst von Wedekind ad. Jedenfalls gehört« pme Ahnen zu dem hochburgundischen Adel und tauchen di» ersten Namen um das Jahr 1000 auf. Die patriotische Geschichtschreibung zählt jetzt von Humbert (gestorben nach 10S0) au und daher iß der 1S44 geborene Kronprinz nach ihm genannt. r... ? ^ Die reisigen Herr« hatten slne hohe Waste, hm» sie rittlings auf dem Montblanc, von welche» sich, »le die Strahl« eines Krystalls von seinem Kerne, ihre Besitzungen und Ansprüche nach allen Seit« hin verbreitet«. Besser vergleichen wir ihre Gebiete mit Gletschern, die zeitweise vsr- und wieder zurückrück«, an d« oberen Po, in- untere Wallis, ins Waadtlandt, an die untere Saone (Breffe). So granitfest der Kern dieser Besitzung« scheint, so ist doch kaum ein Theu ihre- Gebietes, welch« sie nicht ein oder da- anderemal auf längere Zeit verlor« hält«; lange Zeit hatten sie nicht einmal ein« fest« Naw«, obgleich Kaiser Heinrich IV. sie im Jahre 1101 zu Reichsgraf« von Sa voyen ernannte. Sie machten auch di« Reichsrechte zu ihrem Nutz« möglichst geltend, hielten aber bald zu den Pädsten, mit welch« sie sich sogar durch Heirathen ihrer Schwestern näher zu verbind« wußten, bald zum Kaiser, z. B. namentlich zu Friedrich II., welcher Thomas I. (s 1L33) zum RnchSvicar in Ligurien, in der Lombardei und in der Provence ernannte. Allein nach Thomas' Tod wurde, während sich die Familie bis Paris und England hohe Heirathen und Einfluß zu erring« wußte, die Macht durch Theilung des Gebiet- unter die Söhne gefährdet; es war ein großes Glück, daß die, durct ö^n ihr ver schwägerten Kaiser Heinrich VH. gefürstete Linie Psillidat-Achaja ausstarb, nachdem sie schließlich 1405 die Universität Turin ge stiftet hatte. Ihr Name zeigt, daß da- Haus Savoyen seine Plane von jeher weit und hoch kreisen ließ. Amadeus der Große erhob 1367 die männliche Erbfolge nach der Erstgeburt und die Untheilbarkeit zum Haus- und Staatsgesetz und Ehambery zum Mittelpunkt der Regierung. Dennoch führten die Fürsten ihr nomadisches Leben fort, wovon namentlich auch sein Enkel AmadeuS VI, nach seiner Tumierfarbe der grüne Graf genannt (-f 1383), den weitesten Gebrauch machte. Er wollte durch Waffenruhm berühmter werd«, als je Einer seines Hauses „ou mourir äe 1a peü»e". Dem Kaiser in Byzanz schaffte er Luft gegen die Türken und Bulgaren, behauptete seine Lande durch Waffen gegen die von d« Visconti aufgestifteten Vasall« und erweiterte sie durch Kauf. Mit dem Reiterdild dieses volksthüm- lichrn Fürsten aus Bronze ziert« Marl Albert ein« der öffentlich« Plätze von Turin. Den folgenden friedlichen Regierungen übergaben sich freiwillig mehrere Städte, so Nizza 1388. Der „Salomo seiner Zeit", Amadeus VIII., der Friedfertige, mit dem Wahlspruch: „Gott dienen ist regieren", Ehegemahl der Maria von Burgund, war Schiedsrichter in den französisch-burgundischen Händeln, unter stützte Kaiser Sigismund gegen die Hussiten und wurde mit Aus sicht auf da- Erlöschen der Linie Piemont-Achaja 1416 zum Herzog erhoben, ein Jahr nachdem Friedrich von Hohenwllern von Sigismund zu Conftanz förmlich zum Kurfürsten von Bran denburg gemacht worden war. Auch Amadeus verstand es gegen die gefährlich« Nachbarn, die Visconti in Mailand und gegen die Genuese« sich des Bunde- mit Venedig, also mit dem Hinter mann seines Gegner-, zu bedien«. Während seiner Minderjährig keit hatten die regelmäßiaen Versammlungen der drei Stände be gonnen, mildere» Hülfe er ein allgemein gütiges Gesetzbuch ad- Pchaffe», d« Trotz des Adels zu zügeln und schöne Steuern ein- Mnlbm «Wß». Er legte 1434 freiwillig die Regierung nieder »«4 bezog ein« Einsiedelei, woraus ihn die Basler Kirchenver- ^a»«k«»g abüerief, indem .sie ihn als Felix V. zum Pabst wählte, da er schon zu Constanz Eifer für die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern dewährt hatte. Um da- Schisma der Kirche zu beendig«, verzichtete er 144V auf die Pabstwürde. Dafür er hielt sei« Sohn, nachdem schon die Grafen verstanden hatten, ihren Klevns in die Schranken zu weisen, vom Pabste Nicolaus V. 1431 Jndutt«, kraft der« kein« Fremde im Lande als Geistliche angestevt werd« durften, dem Herzoge aber viele Rechte der Er nennung zu geistlich« Würden Vorbehalten blieb«. Daraus ent spann« sich aber, besonders seit der jesuitischen Restauration der römisch« Kirche, beharrliche Streitigkeit« mit der Curie,, welche erst 1741 auf längere Zeit beigelegt wurden. Das Volk und das Fürstenhaus standen ohnedies längst in etwas üblem Gerüche bei denjenigen Heiligen, welchen Menschenopfer der beste Gottesdienst des Christen schein«. Namentlich wehrte sich Vercelli bis 1300 dagegen Ketzer zu verbrenn«. So mochten auch die Waldenser ihr Dasein fristen. Es mag sein, daß die milden Gesetze der arianischen Burgunder dabet mitwirkten. Jndeß waren einige dieser Fürst« wesentlich mystische Naturen. Geg« Ende des 15. Jahrhunderts brachten Minderjährig keiten das Herzogthum in Abhängigkeit von dem erstarkten Frank reich, wogegm Philibert 1501 durch Ehlichung der Margaretha von Oestreich, das nunmehr mit Spanien vereint in Italien mächtig wurde, Hilfe suchte. — Wie noch früher gegen die ALH- ringer und die Kyburger hatten die Grafen von Savoyen gegen die Habsburger, namentlich auch gegen Kaiser Rudolf, um da« Waadtland- gerungen und es ihm abgerungen. Allein mit dem von Savoy« abgefallnen Genf verbunden, eroberte das reformüte Bern 1536 da- Waadtland und das Land südlich vom Genfer See, während der Herzog, im Kriege und Frieden (1538—1544) seines Schwagers und Verbündet« Karls V. mit seinem Oheim Franz I. von Frankreich, sein ganzes Land, namentlich ganz Sa voy«, außer Aosta, Nizza und Vercelli verlor. Ihm folgte sein Sohn Emmanuel Philibert, wie so mancher seiner Ahn« mit Recht te«t» äi tvrro (Eisenkopf) ge nannt, mit dem Wahlspruch : »xolialLs arm» »upsraunt (den Be raubten find noch die Waffen geblieben). Nachdem er auf des