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Anzeiger. s Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts nnd des Raths der Stadt Leipzig. M 234. Donnerstag den 22 Augusts 1861. Bekanntmachung. Nachdem von der Königlichen Kreis-Direktion dem Cigarrenarbeiter Eduard GustavHaase hier für die von demselben am 12. vorigen Monats bewirkte Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens eine Geldbelohnung bewilligt worden ist, so wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Leipzig, den 12. August 1861. Königliche Kreis-Direktion. Stimmet. Bekanntmachung. Um die in sehr lästiger Weise überhand nehmenden Ratten in den Straßenschleußen möglichst zu vertilgen, soll in denselben wiederum ein schon bewährtes Phosphorpräparat aufgestellt und damit im Laufe nächster Woche zunächst in den Hauptschleußen der innern Stadt begonnen werden. Zur Unterstützung dieser Maßregel fordern wir alle Grundstücksbesitzer und besonders diejenigen, auS deren Häusern Beischleußen in die Hauptschleußen führen , in ihrem eigenen Interesse hiermit aus, auch ihrerseits dieses Mittel gleichzeitig mit der nöthigen Vorsicht anzuwenden, und würde wegen dessen Erlangung und Anwendung alles Nähere in der Marstall- Erpedition in Erfahrung zu bringen sein. Leipzig, den 15. August 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schmidt. Bekanntmachung. Auf der Dörrienstraße sind circa 6000 l^Ellen Bruchfteinpflafter herzustellen und sollen diese Arbeiten im Wege der Submission vergeben werden. Darauf Reflectirende haben ihre Forderungen bis zum 28. August a. e. versiegelt in der MarstallS - Expedition abzugeben, woselbst alles Nähere zu erfahren ist. Die Wahl des mit der Ausführung zu Beauf tragenden, so wie jede weitere Bestimmung bleibt dem Rathe Vorbehalten. Leipzig, den 20. August 1861. Des Raths Deputation zu den Pflasterungen. Stadtthealer. Bei der Aufführung der Oper „Tel!" am 19. d. M. sang Fräulein Brenken vom Karlsruher Hoftheater die Partie der Mathilde und errang mjt dieser musikalisch correcten, sich auch durch geschmackvollen Vortrag auszeichnenden Leistung einen nicht minder guten Erfolg, als bei ihrem ersten diesmaligen Auftreten. — Wenn diese Opern - Vorstellung bezüglich der Ausführung mehrerer klei nerer Partien und deS musikalischen Ensembles auch Mancherlei zu wünschen übrig ließ, so entschädigte dafür so viel als möglich da-, was in den Hauptpartien gegeben ward. Herrn Bertrams Tell war auch diesmal im Gesänge wie im Spiel von bedeutender Wirkung, eben so wie Fräulein Karg als Gemmy sehr Aner- kmnenSwertheS gab; besonders aber hat uns auch Herrn Ver narb- treffliche Durchführung der Partie des Arnold in hohem Grade befriedigt. Eine in allen hauptsächlichen Einzelnheiten wie bezüglich des seinen, animirten Zusammenspiels sehr schöne Vorstellung war die des Lustspiels „Donna Diana" am 20. d. M. Die Titel rolle gab Frau Dersing-H auptmann. Die Vorzüge der Dar stellerin erschienen bei dieser Leistung in einem noch vortheilhafteren Lichte, als in ihrer ersten Gastvorstellung, da ihr diesmal noch mehr Gelegenheit zum Geltendmachen ihrer schönen geistigen und materiellen Mittel geboten war. Die Donna Diana der Frau Versing-Hauptmann ist ein mit psychologischer Schärfe ausgearbeitetes, dabei lebenswarmes und durch die natürliche Noblesse der äußeren Repräsentation gehobenes Charakterstück, das, wahrend es an uns vorüberging, auch nicht einen Moment lang das In teresse sinken ließ, da die Darstellerin die allmählige Steigerung mit Geist und Geschick festzuhalten wußte Daß sie jedoch nicht allein da- Kreuzfeuer eines mit den Waffen de- Geiste- geführten Kampfes, wie er in diesem Lustspiel vom Dichter meisterhaft durchgeführt ist, vollkommen in der Gewalt hat, vielmehr auch eines höheren dramatischen Ausdrucks fähig ist, bewies Frau Bersing-Hauptmann in den großen Momenten der mit dem Charakter vorgehenden Wandlungen im fünften (nach jetziger Bühnen-Einrichtung vierten) Acte. Mit nicht geringen Erwar tungen darf man daher dm Leistungen dieser treffliche« Darstelle rin in ernsten, leidenschaftlich gehaltenen Rollen, wie z. B. De» borah, die sie demnächst vorführen wird, entgegensehen. Wiederholt müssen wir mit großer Anerkennung des Herrn Kühns als Perm gedenken; eben so wenig dürfen wir die in sehr würdiger Repräsentation, mit Verständniß und wahrer Em pfindung durchgeführte Darstellung de- Don Cesar(Herr Hanisch) mit Stillschweigen übergehen. F. Gleich. Verschiedenes. Ein in Nr. 212 ds. Bl. zu lesender Aufsatz über die am 27. vor. Monat- vor dem Gerberthore angeblich stattgefundene empörende Mißhandlung eines Mädchens hat zu einer amt lichen Erörterung über den fraglichen Vorfall Veranlassung ge geben. Als Resultat dieser Erörterung hat sich herausgestellt, daß ein bei dem hiesigen königl. Gerichtsamte II. zur Hast gekomme nes, trotz allen getroffenen Vorkehrungen bereits zu wiederholten Malen auS ihrer Heimath entlaufenes Mädchen von Seiten ihrer HeimathSbehörde zu Wagen von hier abgeholt worden ist, und daß der mit dieser Abholung Beauftragte, um ein abermaliges Entspringen des Mädchens zu verhindern, letzteres mit der einen Hand leicht an den Wagen angebunden, auch, als das Mädchen dieser Vorsichtsmaßregel sich zu wideesetzen versuchte, ihm einen Schlag auf dir Hand gegeben hat. Von einer „empörenden, bar barischen" Behandlung, wohl gar dem „Knebeln" einer „Unglück lichen" kann sonach wohl nicht die Rede sein. Eine Person, welche in Hamburg 8 bis 9 Jahre hindurch bei verschiedenen Herrschaften als Mädchen gedient hatte, entpuppte sich vor dem Scharfblick der Polizei neulich als ein — vollkommener Mann. Um nämlich dem Urheber eines Diebstahls von Silber- geräthen, welcher vor Kurzem in einem dortigen Hotel am Jung- fernstieg, vermuthlich durch Einschleichen verübt worden war, auf die Spur zu kommen, ließ die Polizeibehörde möglichst alle Personen, welche dort gedient hatten und somit die Hausgelegenheit kannten, im Geheimen die Revue passiren. Auf diese Weise kamen auch zwei Mädchen an die Reihe, welche augenblicklich außer Dienst waren und sich „in LogiS" befanden, ohne dies jedoch gehörigen OrN