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4108 Voraus verkündigen darf, Pardon weder geben noch nehmen zu wollen, wie der Oberst Hecker gethan hat. Daß Deutsche dort mit einem solchen Wahlspruch noch vor dem Beginn des Kampfes in die Schlacht treten, macht ihnen wenig Ehre. Wenn man so schon vor dem Kampfe gestimmt ist, wie soll es dort noch werden, wenn der Krieg sich in die Länge zieht, wenn die entmenschte Rohheit der Soldateska zugenommen und das Auge des Osficiers sich an den Anblick erbarmungsloser Gräuel gegen die Besiegten gewöhnt hat? Gleichviel aber wie dieser unselige Bürgerkrieg sich gestalten und entscheiden mag, so scheinen mir die Gefahren, welche die Freiheit und die innere Sicherheit Nordamerika's nach beendigtem Kriege bedrohen, fast so schrecklich wie die Nebel des Krieges selbst. Die Schwerter, in welche das Zauberwort deS CongreffeS dort so viele friedliche Besenstiele verwandelt hat, werden nach beendigtem Kriege sicher nicht so bald wieder die nützlichen Kehrbesen werden wollen, wie sie früher gewesen. Es scheint mir auch etwas zweifel haft, daß Lincoln der mächtige Hexenmeister sei, der sie mit einem einzigen Spruch wieder in die hölzerne Form zurückbannen kann, wenn sie einmal den Boden der Union mit zu viel „rothem Wasser" begossen haben. Wer die Einzelnheiten der Geschichte Nordamerika's kennt, wird sich erinnern, welche Mühe eS nach beendigtem Unabhängig keitskampf kostete, jene unnütz gewordenen Vaterlandsstreiter wieder zu einer friedlichen bürgerlichen Beschäftigung, zur vollen Ruhe am häuslichen Herd zu gewöhnen. Und doch zählte die ganze Bevölkerung der Vereinigten Staaten damals nur 3 Millionen, während sie jetzt 31 Millionen zählt. Ihr damaliges Heer war mit dem jetzigen weder an Zahl noch an desperaten Elementen vergleichbar. Die Ofsiciere der Befreiungsarmee faßten damals nach dem Frieden den Plan, durch die Bildung des sogenannten Cincinnatusvereins im gegenseitigen Verkehr zu bleiben und dem selben auch eine politische Bedeutung zu geben. Man hielt diese projectlrte große militairische Verbrüderung allgemein für gefähr lich. Washington mußte die ganze Autorität seines berühmten Namens aufvieten, um die Auflösung dieses Vereins durchzusetzen. Auch Jefferson sprach sich energisch gegen die Tendenz dieses Cin- cinnatusvereins aus. In Washingtons Briefen kommen auch jene merkwürdigen Worte an seine Landsleute vor: „Ihr müßt zu verhüten suchen, daß wir nicht in die Nothwendigkeit versetzt werden, große Heere zu bilden und zu unterhalten; denn unter jeder Regierung sind dieselben der Freiheit gefährlich, und feind lich sind sie vorzüglich einer freien Republik." Aus dem Lrtefe eines Malers (Zumpe), der ein königl. sachs. Reiseftipendium genoß und au- Rom zurückgekehrt ist. Dresden, den 8. Juli 1861. Durch Ihren Auftrag ermuthigt, verlängerte sich mein Aufenthalt in Rom noch über ein halbes Jahr, welche Monate mir unschätzbar gewesen sind, weil ich in dieser großen Umgebung noch durchaus nicht daS Gefühl eigener Selbstständig keit hatte, ja, indem die Gesammtheit der Kunst vieler Jahrhun derte als Totalausdruck um mich stand, konnte ich mich einer Hoffnungslosigkeit, solche Kunst nur annähernd zu erreichen, im mer weniger erwehren, da sich zwischen der Erkenntniß und Be wunderung des Großen und dem Können meist noch eine unge meine Kluft befindet. — Die mir gewordene Zeit nützte ich daber, dieselbe nur etwas auszufüllen, und wenn mir auch diese Be mühung tagtäglich vergebens schien, indem ich bei fortgesetzter Betrachtung immer neue Kunstschönheit und größere Tiefe ent deckte, so fühle ich doch jetzt, wo ich den unmittelbaren Ein drücken entrückt bin, wie viel ich der letzten Zeit noch verdanke. Eben so wenig hätte ich es vermocht, Ihnen den Eindruck zu schildern, als ich, zurückkehrend auS dieser Wunderwelt so gewal tiger Kunsterscheinungen, in die unsere oder besser in die Wirk lichkeit voll Zersplitterung und Richtungslosigkeit wieder eintrat; und dieser heftige, wenn auch ganz natürliche Zwiespalt, den ich in mir selbst zuerst auszugleichen hatte, nöthigte mich zu längerem Schweigen. Ein Gedanke hat mich jedoch besonders getröstet, daß der Deutsche in der Kunst zwar nie die besondere Schönheit der Italiener, aber eben so Hohes und Ergreifendes, ja letzteres vielleicht noch in höherem Grade zu erreichen im Stande ist, wenn er ganz dem deutschen Denken, seinem innersten Wesen folgt und treu bleibt, wenn er sich frei erhält von jeder äußeren Nachahmung und, mit offenem Blick für die Natur, nur im In nern lebendig gewordene und geläuterte Vorstellungen wiederzu geben strebt. Bei der Zeichnung, die ich Ihrem*) Kunstvereine gesendet, erinnert wohl noch manches an meinen Aufenthalt im Süden, doch habe ich, wie Sie bemerken werden, dm Stoff ganz frei be handelt und bin der antiken Auffassung der Musen möglichst auSgewichen, welche uns fern liegt und fremd berühren würde. *) dem Leipziger. . . Ich wählte den Parnaß, weil Leipzig die Musen von jeher ge schützt und gepflegt hat, und wünschte nichts mehr, als daß das schwache Abbild der gabenreichen Göttinnen einigm Beifall fin den möge. Wie jeder so war auch mein Anfang schwer im Vaterlande, da bisher für die historische Kunst eigentlich wenig Boden war. Jetzt jedoch eröffnen sich einige Aussichten für monumentale Ma lerei, ohne deren Pflege nie oder selten eine gute Kunst gedeiht; — eS ist nämlich vom König vorläufig entschieden worden, daß der Corridor im königlichen Museum mit Fresken geschmückt werden solle, und haben einige Künstler und auch ich die Aufforderung erhalten, Vorschläge oder Entwürfe dafür beim Ministerium ein zureichen. Es ist diese Aussicht zwar sehr erfreulich, aber vor der Hand wird durch die Ausarbeitung eines umfänglichen ProjecteS meine Zeit und Lage nur beschränkter; doch gilt eS jetzt, Alles daran zu setzen, um einen möglichen Erfolg zu erzielen; denn ein grö ßerer Wirkungskreis und äußere Anerkennung fördern und be glücken den Künstler ja zumeist, wenn auch daS Schaffen immer sein eigenstes Glück bleibt. Verschiedenes. Zwei Gäste sesr gefährlicher Art sind dieser Tage in Berlin aus Süd-Amerika eingetroffen; eS ist indeß gelungen, dieselben, noch ehe sie einen sichern Schlupfwinkel gefunden, zu entdecken und einzusperren. Sie hatten eine sonst nicht gebräuchliche Reisege legenheit benutzt und wurden auf einem Kahne, der für das Haus Goldschmidt eine Ladung Blauholz an Bord hatte, unter dem Holze vorgefunden und als ein Paar der schönsten und größten Scorpione erkannt. Sofort ihrer Freiheit beraubt, werden sie, wieder „Publ." mittheilt, jetzt in einem Glase aufbewahrt und mit Sorgfalt ge füttert. (Solche Gäste sollen auch in Leipzig gefunden worden sein). London, 9. Aug. Für einen Deutschen ist es ein seltenes Schauspiel, die hiesigen Freiwilligenschaaren ausrücken zu sehen, welche alle durch ein deutsches Lied, durch das Kücken'sche: „Wer will unter die Soldaten," zu ihren Drillplätzen geleitet werden. Wirklich hat dieses Lied nicht bloß einen europäischen Ruf erlangt, sondern in der kurzen Zeit eine Reise um die Welt ausgeführt- da nicht nur die Milizen von Neuholland auch nach dieser Marsch weise sich bewegen, sondern auch die Schaaren der Nordamerikaner unter diesem Gesänge ins Treffen gegen die Vertheidiger deSSclaven- thumS auSrücken. Die RathhauSuhr ging Montag den 26. Aug. um 8 Uhr Morgens 9 Secunden vor. Avteoroloxisedv 8v«b»eI»tnllKvo, auASstellt aus der 8tern>vart6 in I^eipLiA vom 18. dis 24. August 1861. U2 o oa s kV ö s dö s s V cr L -sä s ^ - -Zs L^-Z "L L- 6 * LZ 8 L L-r cu. s do 2 o Ä cr Losodaktsokslt äos Nimm«!«. 6 27, 11,6 1-11.4 l 0.6 8 Klar. 18. 2 11,3 ^17.1 4.3 8 wolkig. 10 10,8 1-12.8 2.2 8 klar. 6 27. 10,0 -1 1-10.6 1.4 8 klar. 1V. 2 8.8 - -19.7 5,8 8 klar. 10 8.5 1-16.3 3.0 8 klar. 6 27, 9.2 1-13.9 2.0 «NVs wolkig. 20. 2 9.6 - -16.7 2.9 «Vs trübe. 10 10,0 1-12.9 0,8 «Vs trübe. 6 27. l0.6 1.6 Vs molkig. 21. 2 10,7 -1-17. S 4.0 ««Vs wolkig. 10 11,3 -i-12.2 2.4 ««Vs wenig bewölkt. 6 27,11,6 1-9,9 1.3 NNW fast trübe. 22. 2 11,8 1-1S.2 6.1 ««Vs wolkig. 10 11,9 -10,2 2.0 8 klar. 6 27.11.1 -i - 9,1 1.4 8 trübe. 23. 2 9.b -13,6 2.1 8Vs kegeo. 10 9.1 d-12.0 0.6 Vs wenig bewölkt l). b 27, 8.6 1 -10.2 0.8 Vs wolkig. 24. 2 7.7 -14,5 0,2 Vs fast trübe. - 10 7.4 - 9.7 1.5 Vs wenig bewölkt. Kaokaüttag» UvLs». O