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1^4 lebt, wird er gar nicht geachtet, sondern alS Spitzbube geschmäht, als rin Vogel, welcher manchmal auch etwa- nicht Tobte- für gute Prise erklärt. Diese Marabu'- leben, eingedenk de- höhern Schutze-, dm sie zumal von den Engländern aus erhalten haben (denn man bezahlt gefälligst 10 Guineen, wenn man einen ohne Berechtigung schießt), in vertrauter Gemeinschaft mit den Indiern, spazieren in den Straßen umher und wissen sich gehörige Achtung zu verschaffen, indem sie die Leute durch Schnabelhiebe vertreiben; auch die Hunde wissen sie in Respect zu halten. Daß sie das können, bezweifele ich keinen Augenblick. Ich habe einen besessen, der eine zahme Löwin so schnell in die Flucht trieb, daß sie nie wieder mit ihm zu thun haben wollte Den Thieren rupft man die Federn auS, welche zwischen After und Schwanz stehen. Andere Vögel würden dieselben beim Entleeren de- Kothes beschmutzen, aber der Utßckhu Yjtt di- Tig-nthümlichkeit, daß er sein Gepräge nach vorn wirst und. lieber seine Beine überkleiftert, die daher auch beständig mit einer dicken Kalkkrufte von oben bi- unten be deckt sind. Die Federn bleiben unter allen Umständen rein. Ein guter afrikanischer Marabu (1^. erumeniker) hat vier ganz gute Federn und noch etwa sechs bis acht kleinere, schlechtere. Die afrikanischen stehen den asiatischen an Werthe vollkommen gleich, sie unterscheiden sich bloS dadurch, daß die zerschlissenen Federn nicht so graue Ränder haben, sondern ganz weiß sind, während die astatischen einen graulichen Duft haben. Die falschen Federn deS Thieres stammen vom Storch, oder noch mehr vom Pfau und zwar Hon derselben Stelle; sie sind aber sehr leicht zu erkennen. Ein anderer Schmuckfederyogel ist der Paradiesvogel, oder vielmehr es sind mehrere Paradiesvögel. Die Thicre haben den Namen weniger deshalb erhalten, weil Neu-Guinea, wo sie Vor kommen, wirklich ein Paradies ist (für den Ornithologen wenig sten-), sondern vielmehr, weil sie alle ohne Beine zu uns kommen und daher in der guten alten Zeit zu dem Glauben Anlaß gaben, daß sie gar keine hätten und daher nur fliegen könnten. Solche Auffassung konnte sie nur zu einem Aufenthalte im Paradiese berechtigen. Sie leben irr Gesellschaft fast nach Art unserer Raben, also keineswegs paradiesisch und poetisch, sondern sehr prosaisch, nähren sich von allen möglichen Jnsecten, auch von AaS. Ein Männchen fliegt dem Trupp voraus, die ganze Heerde folgt und so stürmen sie dahin, laut schreiend und rufend, Weib chen und Junge. Bis zum dritten Jahre haben sie keine Federn, sondern die Paradieöfedern, welche die Bürzelfedern und Seiten federn des Vogel- sind, kommen erst mit dem dritten Jahre zum Vorschein. Ihr Gebrauch und Verbrauch ist in Indien weit stärker als bei unS. Schon in alten Zeiten trugen die indischen Sultane die Büschel dieser Thiere in ihren Turbanen. Ein Paradiesvogel kostet an Ort und Stelle t/z Thlr. — Näher liegt un- ein anderer Vogel, welcher köstlichen Schmuck liefert, nämlich der Reiher, und zwar sind eS drei Arten bei uns, welche Reiherfedern geben, aber in Amerika giebt es noch mehrere andere außerdem. Die Reiherfedern werden hauptsächlich von den Völkern des slavischen Stamme- benutzt, weniger von uns Deutschen; das ist nur sehr ausnahmsweise, daß man einmal in Wien einen vornehmen Husarenoffizier sieht, welcher Reiherfedern am Kalpak hat. Die Ungarn sind die Hauptverbrauchsleute der Federn. Sie rühren her vom großen Silberreiher (^.räe» L§rett») und vom kleinen Silberreiher (^. gar-elt»), unb von unsecm gewöhnlichen Fisch- und Nachtreiher (A. einer«» und n^etieorrur). Die beiden letzteren sind die kostbarsten und werden nur von Frauen getragen. Es sind zwei, rein weiße, welche am Hinterkopf entspringen. Daraus machen sich die Russinnen und Persierinnen ihre Haar- schmucke, welche aus 100 solchen Federn bestehen und 50 bis 60 Rudel Werth haben. Die Ungarn gebrauchen die Rücken- - federn und machen diese zu einem Bündel oder Strauße, welche durch Agraffen oder Ringe u. dergl. noch besonders im Werthe steigen und immerhin eine Sache von 100 — 200 Gulden österr. Währ, ausmachen können, wovon natürlich auf die Federn das Wenigste kommt. — Bei den Paradiesvögeln hätte ich noch die Colidri's erwähnen können, die von manchen Damen im Haar getragen werden und jedenfalls in technischer Hinsicht viel mehr Beachtung verdienten, als sie erlangt haben, allein es würde zu lange aufhalten; ich will daher zu einem noch sehr wichtigen Feder erzeuger, nämlich dem Strauße (Strutkio errmslu») übergehen. Der Strauß heißt im Arabischen das heißt einer der weiß ist. Der männliche heißt Edlim, da- heißt schwarz; der weib liche Ri dehda, da- heißt grau. Die Federn des Weibchens taugen gar nicht-; sie werden nur von französischen Händlern be nutzt, nachdem sie gefärbt wurden. BloS der Edlim, da- heißt der tiefschwarze, alte, erwachsene Strauß ist derjenige, welcher un- die eigentlichen werthvollen Straußenfedern liefert und zwar sind es die Flügelfedern, auf jedem Flügel vier, denn die übrigen sind nach arabischen Händlerbegriffen nicht- werth. BloS 8 gute Federn hat der Strauß; 14, wenn man die geringeren dazu rechnet; 18, wenn der ganze Flügel auSgezogen wird. Von diesen schönen Federn, Awahni genannt, gehen 7 Stück auf rin arabische- Pfund. Auch diese Straußenfedern kommen verhältnißmäßtg nur selten in den Handel, und erst seit die Fran zosen Algier haben, viel häufiger. Der Handel bewegt sich ganz in afrikanischen Verhältnissen. — Die StrMjäger ffn^hie No maden der Steppen. Sie jagen den Strauß mit ihren flüchtigen Pferden, indem der Eine nachreitet, der Andere die Bogen ab schneidet, wozu oft 8—10 Stunden «öthig sind. Die Pferde aber sind so ausgezeichnet, daß sie eine solche Parforcetour auShalten. Der Strauß aber ist dann so müde, daß er ganz ruhig hintaumelt und den Verfolger herankommen läßt, welcher ihn durch ein paar starke Hiebe auf den Kopf tödter. So wie da- geschehen ist, springt der Araber vom Pferde, nimmt da- Messer und schneidet die Kehle durch und sagt: „Im Namen Gotte- de- Unbarmher zigen. Gott ist größer alS ich, im gegenwärtigen Augenblick aber bin ich es." Er schneidet durch, und biegt dem Vogel seinen zweizehigen Fuß herum und steckt die große Zehe in die klaffende Wunde; so wird diese weit abgehalten vom Körper, der dadurch verunreinigt werden kennte. Nun nimmt man zunächst dieAwah - nis, also die schönsten Federn heraus, zieht dem Vogel den Balg ab, stülpt ihn um und bildet so mit den äußeren Federn gleich den Sack für die guten inner». Der Sack enthält,auf seiner Außen-, jetzt Innenseite eine Masse von schätzbaren Federn, und ist so al- ganz vortrefflicher AufbewahrungSschlauch für diese guten Federn zu gebrauchen. Beim Verkauf ihrer Federn gehen die Leute dort sehr vorsichtig zu Werke, weil sie den Tribut dafür an das Gouvernement nicht gern zahlen wollen und daher in jedem Käufer einen Spion zu sehen glauben. Man kauft jedesmal wenigstens einen ganzen Schlauch (die Haut de- Vogels mit den Federn), in welchem die großen Federn aufbewahrt werden. 7 Stück der letztere« müssen em arabisches Pfund wiegen; sind sie leicht«, so zahlt man nicht den höchsten Preis dafür. — vr. Hirz-1 dankt Herrn vr. Brehm im Namen der Gesellschaft. (Fortsetzung folgt.) Leiy's Schaubude. Wenn schon es dem Unterzeichneten nicht beikommen kann, gegen die zeitweilige Benutzung der öffentlichen Plätze der Vor städte Einspruch erheben zu wollen, so dürfte doch folgende be scheidene Vorstellung nicht unberechtigt sein. Seit Freitag wird abermals an der Aufstellung der riesigen Schaubude von Renz auf dem Königsplatze gearbeitet, welche dadurch diesmal wesentlich erleichtert und beschleunigt wird, als der Grundriß und die Säulen löcher vom vorigen Jahre noch wohlerhalten und mit Leichtigkeit von den Arbeitern die letzteren wieder ausgeschaufelt werden konnten, wobei zunächst die ständig gewordene Regenlache, der Tummelplatz de- Kautschuk-ManneS, abgeleitet werden mußte. Die zusammen 11—12 Wochen des Jahres, für welche hier durch einige große Häuser des König-platze-, vor allem Rupperts Hof und die Handelsschule, des VortheilS an einem „freien Platze" zu liegen beraubt werden, läßt man sich als Meßservitut geduldig gefallen. Allein auf die Ostermesse folgt der Wollmarkt, zwar erst am 11. Juni, aber bis dahin blieb vorige- Jahr wenigstens oas Dach der Bude stehen zur Bergung der Vollwagen, welche für den Bergungsraum der Wolldude zu viel hätten kommen können, aber nicht kamen. Alsdann wurde« die Wände wie der angeschlagen, um das zooplastische Cabinet aufzunehmen und so stand das Buden-Ungeheuer bis an das Ende der Michaelis- messe, also ein volle- halbes Jahr. Da- war denn doch zu Mel "Bude! Steht vielleicht die gleiche Aussicht wiederum bevor? Wenn auch nicht im Namen und Auftrag, so doch gewiß im Sinne meiner Leidensqenossen habe ich mir hier erlaubt, recht zeitig die Bitte „um Berücksichtigung" auszusprechen, wobei ich noch die Bemerkung nicht unterdrücken kann, daß durch diesen allzufreien Gebrauch diese- „freien" Platze- der Miethwerth einiger Häuser nicht unerheblich beeinträchtigt wird. E. A. Rr. Me Anhalt Mssautsche Landesbank, welche leider auch in unserer Stadt eine sehr große Zahl Actien- Gläubiger hat, ist seit vorigem Jahre mehrfach einer scharfen aber gerechten Kritik unterworfen worden, besonder- nachdem die Gene ralversammlung vom 26. April 1860 durch eine erwählt- Com mission den damaligen Werth des Bankvermögens ermitteln ließ und gedachte Commission ihre umfassende und fleißige Arbeit dem Publicum vorgelegt hatte. Wie mit dem Gelbe der Actionaire gewirthschaftet worden ist, wie oft die Statuten vom Directorio und Verwaltungsrathe verletzt worden sind, ja wie selbst einige der Bankdirectoren und Verwaltungsräthe enorme Summen zu Geschäften für eigene Rechnung entlehnten und dem Vernehmen nach auch heute noch schulden, liegt klar vor. Ob aber diese Herren von Seiten der Herzog!. Anhalt-Dessaui- schen Regierung zur Rechenschaft gezogen werden, das lieatunseres WissenS noch im dunkeln Schoope der Zukunft, trotzdem auch arme und bedrängte Actionaire unserer Stadt Vorstellungen und Bittgesuche nach Dessau an die Herzog!. Regierung gehen ließen, diese Angelegenheit zu beschleunigen.