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1»»6 «ls der Lasche Witzschels zwei Keilen -um Vorschein, Alle- beredte Zeugen davon, was in jmem Schlupfwinkel getrieben worden sein mochte. Nachdem man den beiden Insassen des Gartenhäuschens einst weilen ein anderes Quartier angewiesen hatte, erschienen sie in der am 20. ds. Mts. unter Vorsitz des Herrn Eriminalrichters vr. Rothe abgehaltenen Hauptverhandlung, um Rechenschaft über ihr Thun und Treiben abzulegen. Die Anklage beschuldigte Beide der Falschmünzerei; sie läugneten dieselbe jedoch beharrlich Zwar gestanden Beide de» Besitz der vorgedachten Gegenstände und Apparate zu, sie gestanden auch, dieselben beziehentlich auge fertigt und mittelst derselben die aufgefundenen Nachbildungen von Münzen gemacht zu haben. Sie räumten endlich auch ein, wie derholt, vielfach und seit längerer Zeit schon in von ihnen gefer tigten Typs- und Wachsformen Geldstücke, insbesondere Zwei- groschenstucke au- Blei gegossen 8» haben. Alles aber sollte, wie sie übereinstimmend versicherten, nur aus wissenschaftlichem In teresse des Studiums und der Liebhaberei halber geschehen sei»; die Absicht, falsches Geld zu machen, um es zu verausgaben, wurde von ihnm beharrlich geläugnet. Nun hatte zwar der Angeklagte Witzschel kurz nach Weihnachten durch seine kleine Schwester auch einmal ein solche- falsches Zwei, groschenstück bei einem Fleischer zu verausgaben gesucht, er behaup tete aber trotz seine- dem entgeqenstehende» früher» Zugeständnisses bei dem Polizeiamte, daß die Verausgabung dieses Falsifikats nur aus Versehen geschehen sei. Er habe nämlich eines Abends, als er mit Bach wieder eine größere Anzahl solcher Aweigrofchenstücke gegossen, dieselben in sein Portemonnaie gesteckt, um anscheinend viel Geld bei sich zu haben und reich zu gelten. Als er sie früh herausgenommen, um sie wieder einzuschmelzen, sei jene- eine aus Versehen darin liegen geblieben, und gerade dieses habe er statt eine- richtigen und aus Derschen seiner Schwester gegeben, um damit Wurst bei» Fleische« zu Holm. Es sprach ferner gegen die Glaubhaftigkeit ihres Anführens, daß sie blos wissenschaftliche Studien getrieben, daß sie nur Ver suche zu galvanoplastischen Niederschlägen, anfangs auf Münzen, dann auf andere Massen unternommen hätten — die auf Gyps und Wach- waren ihren Versicherungen zufolge mißlungen und die Abdrücke in diesen beidm Massen waren von ihnen zu Guß formen gebildet worden, um Metall, namentlich Zink hereinzu gießen — es sprach, wie erwähnt, gegen dir Glaubhaftigkeit dieses Anführens der Umstand, daß die Angeklagten sich bei diese» Ver suchen nicht begnügt, sondern, wie sie zugestanden, die nachgebil deten Münze» auch mit den aufgefundenen Feilen abgefeilt hatten. Der Verdacht der Falschmünzerei gewann weiter dadurch an Stärke, daß beide Angeschuldigte sich in mißlichen Vermögensverhältnissen befanden und seit dem Sommer vorigen Jahre- nur sehr geringen Verdienst gehabt hatten. - Auffallend mußte endlich die Beharrlichkeit erscheinen, mir der sie ihre Liebhaberei betrieben hatten, so wie die Heimlichkeit, mit der sie dabei verfahren waren. Dennoch beharrten sie überein stimmend dabei, daß es ihnen nicht in den Sinn gekommen sei, die Falsifikate auch als echt zu verausgaben und sie zu diesem Zwecke anzufertigen^ und das Gutachten des Herrn Sachverständigen, auf welches der Bachsche Vertheidiger provocirt hatte, erklärte die Behauptung der Angeklagten, sie hätten bloS aus wissenschaft lichem Interesse und aus Liebhaberei galvanoplastische Niederschläge versucht und zu diesen Versuchen gerade Münzen gewählt, nicht gerade für unglaublich, weil sich gerade Münzen zu derartigen Versuchen besonders eigneten und von Dilettanten deshalb haupt sächlich hierzu gewählt würden. Der Vertreter der k. Staatsanwaltschaft, Herr Staatsanwalt Barth, erachtete beide Angeklagte des ihnen beigemessenen Ver brechens des Falschmünzens, und zwar Bachen des Versuch-, Witzscheln aber mit Rücksicht auf die Verausgabung des Zwei- groschenstückeS der Vollendung in hohem Grade verdächtig, und beantragte nur enventuell die Bestrafung derselben wegen unbe fugter Nachbildung von Geld nach Art. 325. des Strafgesetzbuches. Der Gerichtshof hat beide Angeklagte nur dieses letztern Ver brechen- für schuldig erachtet und jeden zu 3 Wochen Gefänqniß verurtheilt, wegen Falschmünzens dieselben aber aus Mangel an vollständigem Beweise der Schuld freigesprochen. Die Vertheidigung Bachs wurde von Herrn Adv. Kleinschmidt, die Witzschels von Herm Adv. Schilling geführt. Geffentliche Prüfungen Gorr»aberrd de» LS. März Modernes Gefammt-Gymnasium: Vorm. L. und 2. deutsche Claffe Religion, Deutsch, Rechnen, Vaterlandskunde, Naturgeschichte, Declamlren durch die Herrn Fritzfche, vr. Lachmann. Erste Bürgerschule: Vor«. 8—12 Uhr Knaben. Elass« VId u. Elementar-Classe I». Nachm. 2—6 Uhr Elementar. Elaste Id., le. und Ick. Tageskalender. Herr Ezaschke. Frau Wohlstadt. Frau Bachmann. iHerr Heß. -Herr Bachmann. Herr Stürmer. (Herr Hanisch. >err Treptau. )err Gitt. (Herr E. Kühn. * * Fräul* Heller. Herr Saalbach. Herr Bargon. Herr Lück. Herr von Ftelitz. Herr Linden. Fräul. Peter. Herr Talgenberg. Gtadttheater. 134. Abonnements-Vorstellung. Vorletzte Gastvorstellung des Herrn Bogumil Dawison vom k. Hoftbeater zu Dresden. Der Kaufmann von Venedig. Schauspiel in 6 Acten nach Shakespeare von Schlegel. Personen: Der Doge von Venedig .... Porria, eine reiche Erbin .... Nenffa .ihre Gesellschafterin . Prinz von Marokko,, Prinz von Arragon, s ^"r,la § 8 "er . Autouio, ein venetianischer Kaufmann Baffanio, 1 ZLL. ... Graziano, 1 Shylok, ein Jude Jrsfika, seine Tochter Tubal, Shylok« Freund Lorenzo, IessikaS Liebhaber Der alte Gobdo . . . . Lanzelot. dessen Sohn, Shylok- Diener Balthasar, Porzia'S Diener . Ein Page ....... Ein Schreiber Senatoren. Beamte. Bediente und anderes Gefolge. Die Scene ist t-eils in Venedig, theils auf Porzia'- Landsitze zu Belmont. * . * Shylok — Herr Dawison. Di« jedesmalige Beranrerung der Scene wird durch Herablassen de« ! blauen Borhanges gedeckt während die rothe Gardine beim Schluß der «ete fällt. Freibillais sind ohne Ausnahme ungültig. Preise der Plätze. Parterre: 15 Ngr. Parket : 1 Thlr. Proscenium--Logen im Parterre und im ersten Range: Em einzelner Platz 1 Thlr. Parterre-Logen: Sin einzelner Platz 20 Rgr. Amphitheater: Sperrsitz 1 Thlr., ungesperrt 20 Ngr. Logen de- ersten Range-: Ein einzelner Platz 20 Ngr. Logen de- zweiten Range«. Ein einzelner Platz 15 Ngr. Erste Gallerie: 20 Ngr Ein gesperrter Sitz daselbst 1 Thlr. Zweite Gallerie: 10 Nqr. Ein gesperrter Sitz daselbst 20 Ngr. Dritte Gallerie: Mittelplatz 7» , Rgr. Seitenplatz: 5 Rgr. Die zu der heutigen Vorstellung bestellten Billets bleiben bi- um 10 Uhr reftrvirt, von welcher Zeit ab sie anderweit vergebm werden. «»fang halb 7 Uhr. — Ende gegen V Uhr. Zur Nachricht: -Morgen Sonnabend (^bounemsut auapenäu) letzte Gastvorstellung des Herrn Bogumil Dawison vom k. Hoftheater zu Dresden. (AufvielseitigesVerlangen): König Nichard HI. Richard III. Herr Dawison — Erhöhte Preise der Plätze. Bestellungen auf Billels zu dieser Vorstellung werdm im Cassen- zimmer während den gewöhnlichen GeschäftSftunden angenommen. Die Direktion des TtadttheaterS. Oeffentliche Bibliotheken. Universitätsbibliothek 2—4 Uhr. Volk-bibliothek (in dem vorm. Rath-freischulgeb.) Abd«. 7—SU. Städtisches Museum, geöffnet von 10—4 Uhr, unentgeltlich. Del Vecchio'- Kunst-Ausstellung, Markt, Kaufhalle, 10—4 Uhr. C. A. Klemm's Musikalien-, Jnstrum - u. Saiteuhandl., Leihanstalt für Musik (Mufifalien u. Pianos) u. Musik-Salon, Neumarkt, hohe Lilie. Atelier vom Hof-Photographen V. Sodnukn»»: Hotel ds Prüfst. Optische Hülf-mittel und Luxusartikel aller Art in guter, stets neu ergänzter Auswahl. Th. Teichmann, Optiker, Barfußpfürtcheu 24. Gruft Gebhardt, Bad zur Centralhalle, empfiehlt Wannen-, Dampf- und Douche-Bäder, so wie HauSdäder zu jeder Tageszeit. Sophien-Bad, Reichels Garten, Dorotheenstraße Nr. 1. Dampfbäder für Damen täglich von l—4 Uhr, für Herren täglich von ftüh^8—V»1 und Nachmittag« von 4—8 Uhr, Wannen-u. Hausbäder zu jeder Tageszeit Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge sind innerhalb der Zeit vom 8. zum 10. d. MtS. aus einem Keller in der Elsterstraße allhier unter Anwendung von Nachschlüssel» 3 Flaschen mit Rothwein, von denen der Dieb eine' Flasche zum Theil geleert, nachmals aber im Keller zurückgelassen hat, nicht minder ein Paax daselbst aufbewahrt- neue kalblederne Schuhe und ein Paar Strümpfe entwendet worden. Alle hierauf bejüglichenWahrnehmungen bitten wir uns schleunigst mit-utheile». — Leipzig, den 20. März 1861. Da» Poltzei-Elmt »er Stadt LeipziG. Metzler. ^ Hille.