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1P4 der Professur. El» anderer deutscher Nachbarstaat, Weimar, nahm ihn mit Freuden auf, wo er Hand in Hand mit der dorti gen freisinnigen Regierung segensreich fortwirkt. Also früher Rad und Gatgen, wer e< wagte, die Napoteoniden anzugreifen und ich muß wieder mit dem Dichter rufen »erkläre mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur", jetzt lese man die officielle officiöse Zeitung, die Leipziger u. s. w. Schwert, Lanze und Spieß legen da die Herren Ritter gegen die Napoleonidm ein. Wo da die Consequenz bleibt, überlasse ich der Erklärung des Hrn. Ministers. Vor alle« beklagt sich da- Volk bitter, sehr bitter über die KreiS- directionen, hinsichtlich der Nichtbestätigung der durch daS Ver trauen der Vertreter der Bürgerschaft erwählten Stadträthe. Ich will die vielen Nichtbestätigungen der sehr ehrenwerthen Männer der Stadt, die ich die Ehre habe zu vertreten, nicht wieder erwähnen, eS ist schon ln diesem Saale geschehen. Aber nachdem der allge mein geachtete und sehr ministerielle Freund (Staat-minister Georgi) von dieser Tribüne herab da- Ministerium gewarnt hatte, ja im Interesse der Regierung von solchen Maßregeln, die im Volke böse- Blut machten, abzusehen, war nicht lange darauf die Antwort die Nichtbestätigung eine- ehrenwerthen Manne- in Zwickau und eine- ebenso ehrenwerthen Manne- in Leipzig. Auf RecurS der Awickauer Stadtverordneten hat zwar da- Ministerium diese Angelegenheit der dortigen Krei-direction nochmal- zur Er wägung anheim gegeben, in Folge dessen hat die nachträgliche Bestätiguna stattgefunden. Ich hätte aber von dem Ministerio nach den Vorgängen in unserer Kammer mehr Entschiedenheit de- Auftretens gegen die dortige Krei-direction erwartet, dasselbe mußte derselben geradezu sagen, daß diese Behörde Unrecht gethan, wenn sie einem Ehrenmann die Bestätigung versagt hatte. WaS nun unseren Häckel anlangt, so kann doch wahrlich die KreiS- direction al< eine starke Regierung nicht diesen fürchten! Ein schlichter, einfacher, dabei in seinem Fache sehr fleißiger und ge schickter Bürger, der sich allerdings loben-werth sehr für die städti schen Angelegenheiten, aber nie und nimmer für Politische- inter- essirt, den bestätigt man nicht! Und warum? Weil da- Festhalten an der Verfassung bezweifelt wird. Ist da- nicht eine Beleidigung, Jemandem zuzumulhen, daß er die Verfassung bricht? Aber trotz der Bevormundung hat die Krei-direction keine Personalkenntnisse. Während andere fern standen, war 1849 gerade dieser Klempner meister Häckel als Communalgardist auf dem Platze als es galt der Anarchie entgegenzutreten. Solche Maßregeln gewinnen der Regierung keine Freunde und ich hoffe, daß solche Mißverftänd nisse einer besseren Einsicht. Platz machen, eS gereicht da- gewiß nur zum Wohle der Regierung, zum Woble de- Landes. Ver trauen weckt wieder Vertrauen und muß auf gegenseitiger Achtung der Rechte beruhen. Nach der „Deutschen Allgemeinen Ztg." entgeanete hierauf der Herr Staat-minister v. Beust: Em Theil der Bemerkungen de- Abg. vr. Heyner werde vielleicht in sich selbst Widerlegung fin den. Den Citaten von der ausgedrückten Citrone, die man weg werfe, und dem Mohren, der nun gehen könne, die der Abgeord nete zur Begründung seiner Auffassung angeführt, wolle er ein andere- Sprichwort entgegenhalten: „E- ist schwer, den Mohren weiß zu waschen." Er verhehle nicht, daß ihm die Gelegenheit einer offenen Darlegung des Regierung-system- erwünscht fei. Wenn auf der einen Seite gesagt werde, er widme sich der diplo matischen Thäligkeit in einem solchen Umfange, daß ihm manche Mißgriffe der Behörden entgingen, auf der andern Seite aber behauptet, daß dieselben nur auf von ihm zu erhaltende Winke warteten, so liege darin wohl ein Widerspruch, und der Vorwurf, daß er Ursache aller Unzuträglichkeiten sei, erscheine hierdurch nicht begründet. Dem System der Regierung liege die Tendenz, jede Entwickelung zu verhindern, nicht zum Grunde, von napo- leoniftischem Präfectenthum wisse er nichts. Ein Rückblick auf seine fast neunjährige Thäligkeit dürfte da- beweisen. In diese Zeit falle die Schöpfung des neuen Organisation-gesehe-. Er habe sich damals für Berbehaltung der Verbindung von Justiz und Verwaltung in der untern Instanz ausgesprochen. Wenn er den ihm beigemessenen Instinkt hätte, so würde er sich nicht so warm für diese- Gesetz verwendet, sondern eS vorgezogen haben, eine größere Zahl nur von rhm abhängiger Verwaltungsbehörden zu schaffen, so würde er nrcht für den Fortbestand collegialischer Mitteldehörden gewesen sein, deren Verfassung jedem Decretiren von oben Hindernisse in den Weg lege. Der Redner habe Manches angeführt, was mit dem Ministerium de- Innern nichts zu thun habe. Der erwähnte Professor sei nach gericht licher Verurtherlung und Bestrafung vom Culm-ministerium ab- -esetzt worden. Es sei gesagt worden, was von oben verkündet worben, werde von unten nicht beachtet. Da- Ministerium wirke möglichst auf Einführung de- Selfgovernment hin, allein damit könne nicht gesagt sein, daß sich die Behörden aller Einwirkung auf die Gemeinden zu enthalten hätten, wo bestehende Gesetze eine solche verlangten. Sehr oft wünschten auch die Gemeinden selbst d»e Betheiligung der Behörden. In der Bestätigungsfrage herrsche ein absolutes System nicht, obwohl die Städteordnung in Bezug hierauf ein unbedingte- Recht in die Hände der Regierung gelegt. Wa- den behaupteten Druck auf die Presse betreffe, so werde er Gelegenheit haben, später ausführlicher darauf zurückzukommen. Daß aber die Preßpolizri nicht so ängstlich gehandhabt werde, sei wohl unbestritten. Man brauche unter dm verschiedenen Blättern nur zuzugreifen. In derselben Nummer könne man auf der einen Seite maßlose Angriffe auf Regierung und Stände finden, wäh rend man auf der andern darüber klage, daß die Presse geknebelt sei. Von Verfolgungen könne wohl nicht die Rede sein, und die Unabhängigkeit der sächsischen Justiz sei über jedm Zweifel er haben. Schließlich erkennt der Herr Minister dankbar an, wenn solche Sachen zur Sprache gebracht werden. Es sei da- besser als anonyme Zeitungsartikel. Die Anforderungen -er Gegenwart an die kaufmännische Sildung. ii. In Deutschland hat man den Mißstand unzulänglicher Aus bildung bereit- seit länger eingesehen und ist ernstlich bemüht ge wesen, ihm so weit thunlich zu begegnen. Die Handelsschulen und Handelsakademien, von denen da- vorige Jahrhundert nicht- wußte, verdanken solchem Bestreben ihren Ursprung. Dieselben bezwecken aber, wenn sie vernünftig geleitet werden, nicht die Lehr jahre auf dem Comptoir für den angehenden Kaufmann zu er setzen, dazu ist da- Arbeiten in „fingirten Geschäften" nicht ge eignet, sondern sie haben die Aufgabe, die praktische Schule wissen schaftlich zu ergänzm. Von Nationalökonomie, Handel-geschichte, Handel-geographie, allgemeiner Waarenkunde, von chemischen und physikalischen Kenntnissen wird der Jünger Mercurs an seinem Pulte oder in seinem Packhause nicht- gewahr, in diesen Branchen wollen die Handelsschulen ihm da- Unentbehrlichste beibringen. Allein so segen-reich sie auch im Allgemeinen wirken, so tüchtige Lehrkräfte an ihnen thätig sind, eS stellt sich ihnen ein Hinderniß entgegen, welche- ihre Wirksamkeit zu eng eingrenzt. Noch immer nämlich ist eS eine Gewohnheitsannahme, daß der junge Kauf mann mit dem Beginne der zwanziger Jahre au-gelernt haben und nun selbst sein Brod sich erwerben müsse. Während-gegen wärtig angehende Beamte und Techniker sich noch bis zum virr- undzwanzigsten Jahre auf Universitäten und polytechnischen Schulen befinden, die Landwirthe nach erhaltener praktischer Uebung noch einen theoretischen CursuS durchmachen, soll der Kaufmann viel früher fertig sein. Deswegen wird es den Handelsschulen unmög lich, auf eine gründlichere Durchbildung ihrer Zöglinge hinzu arbeiten; dieselben eilen zu bald dem Comptoir zu. Natürlicher Weise läßt sich nicht bestreiten, daß das kaufmän nische Leben selber, sobald einmal die untersten Stufen erstiegen sind, seine Angehörigen weiter entwickelt. Die jungen Leute, welche früh ihre Heimath verlassen, um in überseeischen Häfen Verwendung zu suchen, erweitern mit ihren räumlichen Anschauungen auch ihren geistigen Gesichtskreis und die gemachten, oft theuer erkauften individuellen Erfahrungen dienen ferner dazu, den Ein zelnen ein tieferes Verständniß des Wirthschaftslebens zu eröffnen. Mehr als ein hervorragender Staatsmann von JacqueS Coeur und Colbert an bi- zu Lord Ashburton hin ist den Kreisen de- WeltkaufmanneS entsprossen. Allein im großen Ganzen bleibt es doch wohl richtig, daß die durchschnittliche kaufmännische Durchbil dung des Kaufmannsstandes auch in Deutschland den an ihn zu stellenden Anforderungen selbst auf dem commerciellen Gebiete, geschweige in den übrigen Fächern des menschlichen Wissens nicht völlig entspricht. Mit der wachsenden Wohlhabenheit hält da- Streben nach Belehrung durchaus nicht immer gleichen Schritt. Um die Stichhaltigkeit diese- Manchem vielleicht hart erscheinen den Au-spruch- gewahr zu werden, muß man nur einmal beobach ten, wie wenig der Kaufmann sich in der Regel um Lectüre kümmert. Außer der gewohnten Zeitung und einigen Börsen- dlättern geht Vielen kaum Gedruckte- durch die Hand; einige kleine Hausdibliotheken sind äußerst seltene Erscheinungen und wo auch die commerciellen Gremien als solche ihre Büchersammlungen anlegen, werden sie doch nicht in der wünschen-werthen Art be nutzt. Daß in früheren Zeiten der Kaufmannsstand sich wenig mit den literarischen Erscheinungen seiner Gegenwart befaßte, lag unmittelbar an dem damaligen Zustande der Literatur selbst. Die Wissenschaft zog ihre ausschließlichen Kreise um sich her; zwischen »hr und den Classen des praktischen Berufe- gab e- keine verbin denden Mittelglieder; die populären Schriftsteller fehlten. Seit den letzten Jahrzehnten ist jedoch ein völliger Umschwung darin einge treten. Es gilt als die anerkannte Aufgabe einer jeden geistigen Bethätigung, auf möglichst viele Menschen hinzuwirken; für die große Menge in der Nation, nicht mehr für Einzelne wird wissen schaftlich hauptsächlich gearbeitet. So haben denn auch die wissen schaftlichen Bedürfnisse des kaufmännischen Lebens längst in der Literatur ihre völlige Berücksichtigung gefunden. Eine Reihe tüch tiger nationalökonomischer, handelspolitischer und handel-historischer Bücher sind unmittelbar für den HandelSstand berechnet. Zeigt doch da- berühmteste Werk der Neuzeit auf diesem Gebiete: »die Grundlage der National - Oekonomie von W. Ro scher, gleich auf dem Titel diese Tendmz: Ein Hand- und