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3955 zu erhalten suchen und gegen das Collegium gewissermaßen mora-1 keit des Verkehrs. Da war denn daS Geschäft der Geldum- lischen Zwang ausüben wolle. Man würde auch diesen vier! Wechselung (eambium genannt) sehr wichtig. Die Campsoren Dienern jetzt »»och vie Gehaltserhöhung bewilliget haben, wenn I (Wechsler) betrieben zunächst da- einfache Geldwert) sein (Hand- der Rath eS durch die Drobunq, den anderen Dienern anderen-! Wechsel) welches bei der großen localen Verschiedenheit der Münzen falls die ihnen zugedachten Verbesserungen des Gehalts nicht zu- I und bei der Unsicherheit der Ausprägung im Mittelalter besondere kommen lassen zu wollen, nicht unmöglich machte. Er hielt eS ! technische Kenntnisse über Qualität und Werth der Metalle vorauS- für erforderlich, den vorstehend mitgetkeilten Abschnitt des Raths-! setzte. Und hieran reihte sich auf natürliche Weise daS Geschäft schreiben- der Oeffentlichkeit vorzulegen und beantragte daher dessen I der Wechselbriefe. Veröffentlichung und eventuell gleich Herrn Advocat Helfer — I Anfangs zwar wechselte der Reisende und der Kaufmann, Beschwerdeführung. ! welcher einen andern Ort besuchen wollte, oder die dort geltenden Dem soll, wie Herr Häckel ferner beantragte, das Bedauern I Münzen nöthlg hatte, die ihm erforderlichen Sorten bei dem hinzuqefügt werden, daß der Rath in solcher Weise das Collegium I Wechsler wohl wirklich ein. Allein dieser Weg war bei größeren der Gemeindevertreter zu Aenderung seiner Beschlüsse zu veran-! Summen wegen der Schwierigkeit de» Transporte- beschwerlich lassen suche. ! und (bei dem Mangel an Posten und der Unsicherheit der Land- Die Verwilligung für die vier Rathsdiener wurde darauf ge-1 ftraßen) nicht ohne Gefahr. Sehr willkommen mußte es daher gm 3 Stimmen abgelehnt, der Rose- und Häckel'sche Antrag aber ! dem Kaufmanne sein, wenn ihm der Wechsler seines Orte- die gegen 1 Stimm? angenommen. ! gesuchte Summe an dem Orte, wohin sie bestimmt war, durch leinen seiner dortigen Gewerb-genossen, mit welchem er in Ge- I schäftsverbindung stand, ausbezahlen zu lassen Veranstaltung traf. ! Der Kaufmann, der Waarenhändler, welcher seinen Geldumsatz des I durch den Wechsler bewerkstelligte, kaufte, wenn er nach aus- wärts hin remittiren wollte, einen Wechsel auf den fremden Platz. Die Art deS Geschäftsbetriebs mit Wechseln hat sich seit deren ! Wollte er von auswärts eine Forderung einziehen, so ließ er von Entstehung so mannichfaltig nach und nach ausgebildet, daß es I dem fremden Platze aus sich das Geld durch Wechsel eine-Bankiers für das Verständniß der Grundsätze unseres heutigen Wechselwesens I remittiren, oder er ließ für seine Rechnung einen Bankier seiner und Wechselrechts höchst nützlich wird, den kaufmännischen Ver-1 Heimath auf jenen Platz trassiren und erhielt dafür nach dem lauf dieser Geschichte in den Hauptumrissen vor allen Dingen ! betreffenden Curs die Valuta. Das M»chselgeschäft in dieser Art kennen zu lernen. ! bestand sonach in der Hingabe de- Tauschwerths und in dem Die Handelsstädte in Italien fanden sich im Mittelalter durch I Gegenempfang der garantirten Anweisung. Eine Schwierigkeit ihre auswärtigen Besitzungen und Niederlassungen, sowohl auf! lag nur darin, daß, weil damals noch kein Indossament galt, dem Cominente als auch an überseeischen Plätzen, namentlich den ! der Bankier unmittelbar von der Hand auf jeden beliebigen Ort Küsten de- mittelländischen Meeres, auf ausgedehnte Handels'! der Welt Wechsel abzugeben bereit sein mußte. Unternehmungen hingewiesen, welche frühzeitig nach allen Welt-! Die älteste regelmäßige Form der Tratte war die mit gegenden sich verbreiteten. Nun war aber der Geldtransport L vier Personen. Der Wechselnehmer (Remittent) fand sich nach entlegenen Plätzen zu Land und zur See damals sehr un-! in dem Valutabekenntnisse benannt; ein Anderer (Präsentant) sicher, auch in vielen Ländern die Ausfuhr von Gold und Silber!, war Derjenige, zu dessen Gunsten der Wechsel ausgestellt war. verboten, so daß eine Verkehrs-Erleichterung dringend nöthig ! Es leistete dies dieselben Dienste, welche jetzt bei einem an eigene erschien. I Ordre gestellten Wechsel das erste Indossament verrichtet, und Die Organisation des italienischen Handels kam diesem Be-1 reichte aus, damit der Wechselnehmer durch den Wechsel eine dürfniß entgegen. I Rimesse machen konnte. Besonders für die Messen war diese In den Städten Italien- bildeten die Geldwechsler ! Aushilfe wichtig, weil hier nicht immer der Chef die Messe selbst (Campsoren genannt) eine Innung neben der Innung der! bezog, sondern einem Andern die Eincassirung überlassen mußte. Kaufleute (Mercatoren). Um Mitglieo der Innung zu werden, I Da nun da- Indossament noch nicht aufgekommen war, fand mußte man Eingeborner und förmlich in die Genossenschaft auf-1 in jener Form der Wechselnehmer da- Mittel, den Wechsel auf genommen sein und eine Caution bestellen. Unter allen Innungen ! einen Andern (Präsentanten) stellen zu lassen, der Gewerbe und Künste waren jene beiden (der Campsoren und! Eine bedeutende Förderung de- Umsätze- boten die Messen. Mercatoren) die angesehensten. Durch Handelsgeschäfte veranlaßt, !>Sie, als Centralpuncte de- Handel- und aller Geldgeschäfte, ge- haben Mitglieder dieser Innungen häufig auswärts sich nieder- !; währten auch dem Wechselgeschäft eine wesentliche Erleichterung gelassen, oder wenigstens Comptoirs (Commanditen) errichtet, I'und beförderten dadurch seine Ausbreitung welche von Verwandten oder Geschäftsführern geleitet wurden. ! Die Bankiers bezogen nämlich die Hauptmessen, auf welchen Auf dieser Organisation beruht die Entstehung und große AuS-1 das Wecbselqeschäft sich concentrirte, und konnten hier theils den bildung des Wechsels im Mittelalter. ! auf der Messe sich vorfindenden Geldverkehr übernehmen, theils Der größere Waarenhandel war im Mittelalter in der Regel Ijihren eigenen nach den Messen hineingeleiteten Wechselverkehr Ei gen Handel, so daß der Kaufmann die Produkte seiner Hei-Ijabwickeln, Wechsel umsetzen, eintauschen, au-stellen, einlösen, math verkaufte, und sie entweder in Person oder durch einen I Besondere Wichtigkeit für dieses Geschäft erlangten im Mittel- Factor an den Ort des Umsatzes begleitete, was sodann wiederum I! alter die französischen Champagner-Messen, auf welchen der zu Niederlassungen auf wichtigen Punkten führte. Wo I Verein der Italiener, mit einem Capitain an der Spitze, öfter nunmehr auf diese Weise Kaufleute sich festgesetzt hatten, folgten I mit den Regenten von Frankreich über Privilegien unterhandelt hat. ihnen auch die Campsoren nach, welche mittelst ihrer Kenntniß! Solcher Champagnermessen (Loire» äs (rkampugne), gab es des Metallwerth- die von den Kaufleuten dort eingenommenen ! jährlich sechs, nämlich zwei in TroyeS, zwei in ProvinS, eine in fremden Gelder übernahmen, und deren Werth durch Wech sel, I Laigny, eine in Bar. Späterhin wurden die Messen von Lyon, entweder nach der Heimath de- Kaufmanns, oder an einen an-1 dann die Wechselmessen inBesan^on und Piacenza von vor dem Platz, an welchem der Kaufmann zu Einkauf oder Zahlung ! wiegender Bedeutung. Geld brauchte, in irgend einer beliebigen Münzsorte realistrten. I Auf diesen Messen, besonders den Champagner-Messen, welche Sodann dienten die Campsoren dem Kaufmann auch damit, daß! im 12. Jahrhundert allgemeine Wichtigkeit ^al- Wechselplätze er ste dessen auswärtige Forderungen an sich kauften und ihm das ! hielten, gab eS wichtige Privilegien für die Meßgeschäfte und Geld dafür auSzahtten. I für die von der Messt ausgehenden Forderungen. Eine von dem Sobald nun behufs der Handelsgeschäfte Italiener iü gewisser! Könige eingesetzte, mit Gerichtsbarkeit für die Meßgeschäfte ver- Anzahl sich an dem fremden Orte niedergelassen hatten, hielten I sehene Behörde (mailrs» cle» Loire», eonservateur» äe» Loire» sich die Landsleute zusammen, als eine Landsmannschaft, dielgenannt) gewährte eine prompte Execution (durch mauäement äe ihre erwählten Vorsteher (Consuln) hatte, und in den Angelegen-1 Loire), ein Vorrecht (Privilegs äe» Loire» pour io reeouvremeut heilen ihrer Mitglieder selbst die Rechtspflege übte. Mit der ! äe» äette»), welches nur für Comracte über Meß- und Geld- Ortsbehörde oder den Landesregenten setzten sie sich in Verbindung I geschäfte galt, die bei jener Behörde (mit dem seeau äe» Loire») und erhielten oft besondere Privilegien. Auf diesen alten Ein- l gesiegelt worden waren. Außerdem fanden sich noch manche an- richtungen beruhen die jetzigen Verhältnisse der europäischen Con- l dere Vtgünstigungen der Meßobligationen, z. B. die, daß Frauen sulate in der Levante. I wegen solcher Schulden zum Arrest gebracht werden konnten, daß Seine Hauptwurzel hatte da- Gewerbe der Geldwechsler in I die Abtretung des Vermögens an die Gläubigerschaft dm Schuld- der großen,.Verwirrung, worin im Mittelalter das Münzwesen I ner für derartige Obligationen nicht (wie es bei anderen Schulden lag Nicht nur hielt jedes Ländchsn.und manche Stadt..,eigne I der Fall war) vom Schuldarreft befreite. Diese Obligationen Münze, sondern eS gab auch oft Münzveränderungen in dem-! waren vor allen anderen Forderungen bevorzugt, und wenn' ein selben Lande, und viele falsche Münzen steigerten die Schwierig-I Meß - Schuldner gehanqeü wurde, konnten dennoch die Cham- « ^ ! qapner-Creditoren sein Gut (welches sonst dem Staat verfiel) an- Die ersten Lieferungen find bereits erschienen. Durch vorstehenden Aus-! eines Meßschuldnrrs durstm, anstatt des letztekn, für zua aus der ersten Lieferung „Mchsellehre von vr. Oscar Wächter" ! solche Schulden festgehalten werden. möchten wir auf das ebenso interessante als wichtige literarische Unter-1 Der Grund jener prompten Justiz, namentlich auch der An- nehmen aufmerksam machen. D. Red. I Wendung des Arrestes, lag darin, daß die Fremden-sich nicht