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1042 einen länger« Aufenthalt in Chemnitz mit den besonder« Verhält nissen diese- Platze- »och genau bekannt gemacht und eS stehen nächstens ausführliche Berichte von ihm in ÄuSsicht. Die säch sischen Ausfuhrartikel stehen bezüglich der Absatzfähigkeit in Japan auf erster Linie, und insbesondere finden fast die gesammten Woll- und Baumwollzeuge den besten Markt, während die Beschaffung von Rückfrachten nicht allzu schwierig ist. Es wird daher vor Allem darauf ankommen, die Kaufleute und Consumenten Japan- mit den Erzeugnissen unsere- GewerbfleißeS bekannt M machen, ehe die Engländer und Amerikaner den Markt de- Lande- gänzlich in Beschlag genommen haben. Die Chemnitz - Riesaer Eisenbahn, deren Wichtigkeit im allge meinen Interesse der Verbindung der LandeStheile sowohl als besonders iy deqr der »Mbirgischen Production sich bald au der über Ermattung großen Personen- und namentlich Tüterfrequenz erwies, ist leider bis heute noch nicht im Stande, auch noch ein anderes höchst wichtiges Interesse zu befriedigen: die möglichst wohlfeile Gelangung zum Wasserwege bei Riesa. Denn noch in diesem Augenblicke steht die Sache so, daß die Ausfuhr aus dem Innern Sachsens zwar bequem bi- zur Elbe, nicht aber ebenso bequem auf die Elbe, und die Einfuhr nach Sachsen zwar in aller Füglichkeit bis an die Grenze ihre- Wasserwegs, nicht aber auch eben so leicht auf die Eisenbahn gelangen kann. Die Verbindung zwischen dem Bahnhofe zu Riesa und der Elbe ist noch äußerst mangelhaft, es fehlt am Ufer der letzteren an einem zweckmäßigen Ein- und Ausschiffungsplatz, welcher die aus der Höhe der U^erberge entspringenden Schwierigkeiten beseitigen und da- bequeme Aus- und Einladen der gehenden und kommenden Frachten bewirken würde. So kommt eS z. B., daß die erz- gebirgischen K-Hlenwerke nicht einmal mehr in Magdeburg mit den englischen Kohlen concuniren können, während sie von der Natur darauf angewiesen sind, mit Hülfe des wohlfeilen Wasser wegs noch viel weiter ihre ausschließliche Herrschaft auszudehnen; aber auch sonst fühlt die gesammte Industrie die Nachtheile der erwähnten Uebelstände. Es ist deshalb von dem Vorstand de- Chemnitzer Handels- und Fabrikstandes eine Petition an das Ministerium des Innern gerichtet worden, in welcher dasselbe ersucht wird, den Bau eines angemessenen Ein- und AuSschiffungS- platzes bei Riesa möglichst bald in Ausführung zu bringen und die Verwaltung des daran sich knüpfenden Betriebs, welcher theilö unmittelbar, theils mittelbar reichlich lohnen werde, in die Hand zu nehmen. (Aus den Landtagsverhandlungen ist bekannt, daß die Staatsregierung sich dieser Sache bereit- ernstlich ange nommen hat.) Eine andere Eingabe, welche der Chemnitzer Vorstand im Verein mit der Administration der Dresdner Handelsinnung an das Ministerium des Innern richtete, betraf „das Fracht geschäft der Eisenbahnen", und die leider nur allzu wohl begründete Opposition gegen die Willkür und Rücksichtslosigkeit, mit welcher die Eisendahnverwaltungen in dieser Hinsicht gegen den ganz schutzlosen Handels- und Gewerbstand und dessen Güter verfahren, hat die Theilnahme der zunächst betroffenen Verkehrs kreise sowohl als der Rechtskundigen in hohem Grade erregt, ja jene Eingabe ist die Standarte geworden, um welche eine mächtige Schaar von Kämpfern für das gleiche Ziel — Abschaffung der willkürlichen Bestimmungen der Eisenbahn-Reglement- als eines Sonderrechts im Handelsrechte des Vaterlands — in allen Theilen Deutschlands sich versammelt hat. Die Klagen über die gänzlich abnormen Bestimmungen in Bezug auf die Lieferzeit der den Eisenbahnen anvertrauten Güter und hinsichtlich der Haftbarkeit für dieselben sind so allgemein bekannt, daß hier nicht weiter darauf eingegangen zu werden braucht; daß aber, gleichwie der gesammte Handels- und Gewerbstand in Deutschland, so auch sicherlich die deutschen Regierungen bemüht sein werden, in dieser Angelegenheit die dringend nöthigen Reformen möglichst bald ins Leben zu rufen, dafür sind die besten Aussichten vorhanden. (So hat ganz neuer dings ein sehr beachtenSwetther Aufsatz des amtlichen „Dresdner Journals" rückhaltlos ausgesprochen, es handle sich hierbei nicht um einen leidigen Erwerbsftreit zwischen Kaufmann und Eisen bahn, sondern um hochwichtige volkswirthschaftliche Fragen und bedeutungsvolle RechtSgrundsätze; und daß da- k. sächs. Ober appellationsgericht zu Dresden in einem Falle die unbedingte Haftpflicht der Eisenbahn für die ihr anvertrauten Güter, ohne Rücksicht auf die Bestimmungen ihre- Reglement-, anerkannte und die Verpflichtung derselben zum Ersatz alle- Schaden- nach dem wahren Werthe der fraglichen Güter förmlich ausgesprochen hat, davon war in diesen Blättern neulich ausführlich zu lesen.) Auf die Nachricht hin, daß die k. sächs. StaatSreaierung viel leicht der gegenwärtigen Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorlegen werde, welcher eine allgemeine Stempelsteuer für alle Wechsel und Schuldforderungen de- sächsischen Handels- und Fabrikstandes einzuführen beabsichtige, hat sich der Chemnitzer Handel-vorstand mit einer Eingabe an die Ministerien de- Innern und der Finanzen gewendet, um gegen die durch eine solche Maß regel entstehende Belästigung der inländischen Vewerb - und Han deltreibenden ln geeigneter Weise Vorstellunaen zu machen. Auf Verlangen de- Ministerium- de- Innern hat der Vor stand sich gutachtlich dahin ausgesprochen, daß die Einführung eine- gleichförmigen Maßes in Deutschland auf Grund de- in Frankreich geltenden metrischen System- höchst wüuschenS- werth und insbesondere die Festhaltung de- Meter- mit seinen Unterabtheilungen (ohne Zulassung eine- aliquot in demselben enthaltenen Maße-, als Fuß, Elle mit halben und VlertelSzollen) durchaus zweckmäßig sei. Für die deutsch - nationalen Zwecke würde ganz besonders die Theilnahme Preußens von Wichtigkeit sein. Den im Mai. d. I. in Heidelberg abzuhaltenden ersten all gemeinen deutschen HandelStag wird Chemnitz durch zwei Abgeordnete beschicken. Der Verband de- Chemnitzer Handel-- und Fabrik- standeS zählt jetzt 4L 1 Firmen, 14 mehr als im vorigen Jahre. Die in Chemnitz erscheinende „Sächsisch»- Jndustrie- zeitung" (Redakteur: Robett Binder) erfreut sich der kräftigen Unterstützung de- Handels- und Fabrikstandes jener Stadt, hat sich durch geschickte Lösung der ihr gestellten Aufgaben schnell in die Reihe der geschätztesten Fachjournale emporgeschwungen und erfreut sich schon jetzt, nach Ablauf de- ersten Halbjahr- ihre- Bestehens, eines alle Erwartungen übersteigenden Erfolg-. Set dem hiesigen poltzeiamte sind während de- Monat- Februar d. I. 167 Verhaftungen vorgekommen, und zwar wegen Diebstahls 46 Parthiererei . . . 1 versuchten Einbruch- 3 Betrugs 3 Unterschlagung 4 fleischlicher Vergehen 7 Betteln- 31 Trunkenheit 24 Excesses 10 Widersetzung 2 arbeitS- und herbergslosen Herumtreibens 18 AufliegenS 3 unterlassener Meldung in den Thoren . 3 verbotswidriger Rückkehr 3 verbotswidrige» Besuch- von Schenkwirth- schaften 1 HausirenS . ^ 4 Legitimationslosigkeit 1 Ungehorsam- . 3 Außerderdem sind noch wegen Contraventionen gegen die MeldunaSvor- schriften 14 Fälschung von Legitimationen .... 6 unerlaubten ColportirenS 6 und Excesses bez. Einmischung in polizeiliche Functionen 2 Strafen erkannt, über vorgekommene Diebstähle 77 Anzeigen erstattet worden, und 2 Selbstmorde, 1 Selbstmordversuch und 2 Unglücksfälle (deren einer den sofortigen Tod de- Be troffenen zur Folge hatte) vorgekommen. Wir geben bei dieser Gelegmheit im Nachstehenden nachträg lich noch einige Notizen über den während de- letztverflossenen Jahres 1860 in den verschiedenen Bureau- de- Polizeiamte- statt- gefundenen Geschäftsverkehr. ES wurden im Paßbureau 1822 Reisepässe und 3442 Paßkarten ausgefertigt, und im Gesindebureau 11136 Dienstboten in Dienst eingeschrieben. Die Zahl der in Arbeit tretenden Gesellen belief sich auf 4673, die der au- Arbeit getretenen auf 3991 und die Zahl der'durchwandern den Handwerksgesellen auf 14118. . Angemeldet wurden 104349 Fremde und 56548 Aufenthalt-karten für Fremde au-aefettigt. Bon diesen Karten kommen 42552 auf die Dauer der Messen und 13996 auf die Zeit außerhalb den Messen. Der Umstand, da- die Zahl der au-gestellten Meßkarten tn dem letztverfloffenen Jahre bi- auf eine in den früheren