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Ansicht aufrecht erhielt, veranlaßte. I» der Sitzung vom 5. d. M. nahm Herr Superintendent vr. Lechltr vm Nfeil de- Antrags, welcher sich auf Punct 5 und tz. 42 bezog, bei der Verhandlung über letzteren seiner Tmdenz nach wieder auf, brachte aber zugleich eine bestimmte neue Fassung dieses Paragraphen ein. Dieser Antrag fand zahlreiche Unterstützung und verursachte eine drei stündige sehr angeregte Debatte, nach deren Schluffe indessen die Regierungsvorlage, wenn auch nur mit sehr knapper Majorität, doch unverändert angenommen wurde. Mr sächsische Äersie. Seit drei Jahren erscheint mit jedem Jahresschlüsse in Leipzig ein Taschenkalender, der insbesondere für Aerzte und Wundärzte deS Königreichs Sachsen bestimmt ist. Daß aber auch für das Jahr 1861 dies höchst praktische Taschenbuch im Verlage von Richard Neumeister herausgekommen ist, wurde dem ärzt lichen Publicum, wie ich mich überzeugt habe, nicht recht bekannt. Ich halte nun auS mehreren Gründen eine Empfehlung deS Ka lenders an diesem Orte für sehr angezeigt. Für's Erste ist es die neue höchst zweckmäßige Anordnung des reichen Inhalts, welche mich bestimmt, die Aufmerksamkeit meiner College» auf die Brauchbarkeit des Kalender- zu lenken, bevor sie sich mit preußischen oder bayerischen Medicinalkalendern versehen. Dies mal wurde nämlich der Besuchskalender tabellarisch so geordnet, daß man ihn gleichzeitig zu monatlichen Krankenlisten verwenden kann. Es folgt dann ein Cassa-Notizbuch, und in den Beilagen finden sich unter Anderem: Arzneientaxe, Vergleichung des sächsi schen Medicinal- und französischen Gewichts, GebuhreMaxe für Aerzte und Wundärzte, Zusammenstellung der für Aerzte wichtig sten Bestimmungen der sächsischen Straf- und Strafproceß- Gesetze, die im Jahre 1859 in Sachsen erlassenen medicinal - poli zeilichen Verordnungen, eine statistische Uebersicht der Vertheilung der Aerzte auf die Bevölkerung Sachsens, eine Therapie der acuten Vergiftungen und der Scheintodten, die neuere Literatur der Heilquellen und Curorte und schließlich eine vergleichende Tabelle der Preise natürlicher und künstlicher Mineralwässer. Allein nicht blos die Fülle und gute Anordnung des hier gebotenen Inhaltes bestimmte mich, den College» den Rath zu geben, sich den Kalen der anzuschaffen, sondern auch die Pflicht der Pietät. Unser nun verstorbener College Neumeifter hat, wie ich vermuthe, wesent lichen Antkeil an der trefflichen Redaction des Kalenders ge nommen, dessen zeitgemäßes Erscheinen und buchhändlerischer Vertrieb wahrscheinlich durch die gleichzeitige Erkrankung des eben falls verstorbenen Sohnes Neumeisters aufgehalten und zum Nachtheil der Erben verzögert wurde. Wenn ich daher hiermit dem Kalender öffentlich das Lob zuerkenne, das ihm vollkommen gebührt, so entledige ich mich ebenso sehr einer Pflicht gegen meine College«, die das Buch vielleicht bis jetzt noch nicht gekannt haben, als auch einer Pflicht gegen den dahingeschiedenen College», unter dessen Rath und Beihülfe das nachgelassene Werkchen ent stand. Ein Arzt. Städtisches. Leipzig, den 7. Januar. Das Bestreuen der Fußwege mit Sand oder Asche, um die Glätte zu beseitigen, ist für die Fuß gänger etwas so Nothwendiges, daß min erwarten könnte, jeder Hausbesitzer werde aus Pflichtgefühl für das Wohl der in den Straßen Verkehrenden die kleine Ausgabe, welche die Arbeit ver anlaßt, nicht scheuen. Der Rath hat, um dieses Pflichtgefühl, wo es der Anregung bedarf, zur Thätigkeit zu rufen, auf da- Unter lassen de- Streuen- eine Strafe von 5 Thalern für jeden Contra- ventionsfakl angedrobt. Mit nicht geringer Verwunderung hören wir daher, daß in den letzten Tagen nicht weniger als 900 hiesige Hausbesitzer wegen Unterlassen- des SandstreuenS denuncirt wor den sind. - ' Wenn im Publicum die allgemeine Klage über die wegen unterlassener Entqlättvng der Trottoir- und Fußwege erschwerte und oft wahrhaft gefährliche Passage in den Straße» der Stadt laut wird, so kann deshalb wenigsten- der städtischen Behörde ein Vorwurf nicht gemacht werde». Die wiederholt bekannt gemachte Erinnerung an die den Grundstücksbesitzern bei Schneefall und Glätte obliegende Verpflichtung, für Herstellung eine- sicher gangbaren Fußwege- längs der Straßenfronte ihrer Grund stücke zu sorgen, ist bei einer Mehrzahl derselben ebenso erfolglos geblieben, als die zu wiederholten Malen durch die RathSdiener von Haus zu Hau- ergangene dtesfallstge Aufforderung. ES liegen dermalen dem Rathe Anzeigen gegen stber SVV säumige Grundstücksbesitzer »or und wirft eine derartige Renitenz (es gievt in der Stadt überhaupt 2600 — 2700 Brandkataster - Nummern und hat also circa der dritte Theil sämmtlicher Grundstücks besitzer seine Verpflichtungen unerfüllt gelassen) ein eigenthüm- licheS Licht auf den sonst gerühmten Gemeinsinn der Leipziger Bürger. Will man auch innehmen, daß in einer Mehrzahl von Fällen eine absichtliche Nichtbeachtung der im allgemeinen öffent lichen Interesse dringend gebotenen obrigkeitlichen Anordnung nicht starrfindet, vielmehr nur Nachlässigkeit der Besitzer oder wohl noch öfters die Trägheit und Indolenz der von denselben Beauftragten Ursache der Unterlassung ist, wi, denn auch vielfach die irrige Meinung sich geltend macht, daß das einmalige Streuen einen betretenen Fußweg oder Trottoir für mehre Tage entglätten könne, wo doch nach Umständen ein täglich mehre Male wiederholtes Streuen zur Herstellung einer gefahrlosen Passage nothwendig ist, so muß man doch immer beklagen, daß durch die Säumniß so vieler Grundstücksbesitzer alltäglich Tausende ihrer Mitbürger der Gefahr ausqesetzt werden, wegen unterbliebenen Streireüs einiger Schippen Sand oder Asche (bei den meisten Grundstücken ein Zeitaufwand von nur wenigen Minuten) Arm- oder Beinbrüche und sonstige Beschädigungen zu erleiden. Vielleicht daß die öffrntliche Meinung und der nur zu gerechte allgemeine Unwille die Säumigen zu einer pünktlicheren Erfüllung ihrer Obliegenheiten veranlaßt, als polizeiliche- Strafverfahren. Aur Tageschrontk. Leipzig, den 7. Januar. In dem Connewitzer Holze wurde vorgestern der Dienftknecht Remmer erhängt aufgefunden und von dem königl. GerichtSamte II gerichtlich aufqehoben. Der gestern früh i/,7Udr von Dresden abgegangene Personenzug traf statt gegen 10 Uhr Vormittag, erst Mittags 12 Uhr hier ein. Zwischen Priestewitz und Riesa war an der Lokomotive an einem Rabe der Reifen abqesprungen und dadurch die Herbei schaffung einer Hülfsmaschine aus Riesa erforderlich geworden. Bis zum Eintreffen der letzteren hatte der Zug auf freiem Felde halten müssen, ein bei der gestrigen Kälte für die Passagiere gewiß wenig erfreulicher Aufenthalt. Verschiedenes Frankfurt, 31. Decbr. 1860. Die Spielhöllen-Mysterien haben dieser Tage aus Homburg einen neuen Beitrag erhalten, der jedoch für die Zuschauer eine wirklich herzzerreißende Scene darbot. Ein Franzose mit seiner jungen Frau und zwei Kindern hielt sich seit Kurzem in Homburg auf und spielte ziemlich stark an der Bank, wo er am Mittwoch sein ganzes Vermögen verlor. Zuletzt setzte er in der Verzweiflung noch den Ueberreft, was er noch an Gold, Banknoten und Silber in der Tasche hatte, auf einmal als letzten Rettungsanker. Auch hier ist das Spielglück gegen ihn, als aber eben der Croupier da- Geld einziehen will, faßt es der Spieler mit krampfhaften Händen und schiebt es in seinen Hut mit den Worten: „Das ist das Letzte für meine Kinder!" Während der ersten Ueberraschung des Spielbank-Personals suchte er sich mit der geretteten letzten Habe aus dem Saale zu entfernen, wurde aber vor der Thür verhaftet, und da die Bank sich schämte, das Geld zu reclamiren, so wurde ihm einfach der weitere Aufent halt in Homburg verboten. ^ Schwindel mit Stellengesuchen. Trotz der vielen Warnungen der Presse und des für jeden Denkenden schon aus dem Inhalte der Anzeigen hervorgehenden unreellen Geschäfts ganges giebt es doch noch immer Thoren genug, welche sich durch solche Lockvögel fangen lassen. Wir haben seil 4 Jahren den großartigen Schwindel, welchen dir Srellenbüreaux treiben, wieder holt an'- Licht gezogen und können uns deshalb hier darauf be schränken, auf das früher Gesagte zurückzuverweisen. — Die Kreuz zeitung erzählt neuerdings folgenden Fall: „Ein fortgejagter jüdi scher Handlunqscommis hatte in das Berliner Jntelligenzblatt eine Anzeige einrücken lassen, daß in einer großen Fabrik ein Buch halter mit 500 Thaler Gehalt gesucht würde. Neununddreißig Personen hatten sich unter der angegebenen Chiffre gemeldet und erhielten den Besuch de- industriösen Inserenten, der einen Brief von einem angeblichen Fabrikanten Wolff aus Potsdam producirte, mit dem Auftrqg, die Bewerber und ihre Verhältnisse zu notiren und von diesem sich die JnsertionSgebühren mit 20 Sgr. zurück zahlen zu lassen. Alle gingen in die Falle und zahlten, einer aber reiste doch nach Potsdam, um sich zu erkundigen, und da zeigte es sich, daß Inserat und Auftrag erlogen waren. Einem Crefelder Färber soll es gelungen sein, vermittelst der Anwendung eines neuen FarbestoffeS ein blau Viofet und blau Pen sc herzujtellen, welche an Lustre, Sattheit und Lebhaftigkeit der Farben nicht nur die früheren wsit hinter sich lassen, sondern auch „beim Licht" die vollen Töne ihrer reichen Nuancen bei behalten. Die STathhanSirhr ging Montag den 7. Januar um 8 Uhr Morgen- nur 5 Secundep vor.