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74 weg gefunden wurde zwischen Trivialität und Ueberschwänqsichkeit, da- rechnen wir ihm zum b,sondern Vorzüge an, hoffen aber auch, da< Publicum werde seine Anerkennung dadurch aussprechen, daß eS die neu organiflrte oder in ihrem bisherigen Bestehen bestätigte Realschule hinfort stets dis in die oberste Classe, wo erst die rechten Segensfrüchte zu pflücken sind, benutzt, und ihren Söhnen bis zum 16. Lebensjahre Frist zur gehörigen allgemeinen Vorbildung gestattet. Den Beginn des Realschulunterrichts setzt das neue Regulativ in Uebereinstimmung mit den meisten gleichen Anstalten in das 10. Lebensjahr des Schülers, waS für unsere Schule, welche die beiden unteren Classen — Cl. 5 und 6 — der eng mit ihr ver bundenen Bürgerschule überlassen zu können glaubte, von k. Ostern an eine Erweiterung um 2 Classen — (ine 5te und eine 6te — zur Folge haben wird. Bei der großen Ueberfüllung der ent sprechenden Classen unserer ersten Bürgerschule, welche der Real schule bis jetzt immer die meisten Schüler lieferte, kann die neue Einrich-HW pur eine willkommene genannt werden, während eS unbestreitbar auch der Realschule nur erwünscht sein muß, sich ihre Schüler gleich nach Vollendung des eigentlichen Elementar unterrichts selbst heranbilden und besonders den Sprachunter richt etwas früher beginnen zu können. Auf diesen hetzten Grund legen wir aber ganz besonderes Gewicht, und bitten daher die ver- ehrlichen Aeltern, welche unserer Realschule neue Schüler zuführen wollen, daS von nun an recht zeitig zu thun, um die Vor- rheile eines streng methodisch geordneten und unter bauten Sprachunterrichts genießen zu können. Denn nur dadurch wird e- uns möglich werden, alle unsere Schüler gleichmäßig auf dem sicheren Wfge der lateinischen Grammatik (Cl. VI.) in die französische (Cl. V.) und später in die eng lische Sprache (Cl. III.) einzuführen, und gleichzeitig die Gesetze der Muttersprache zur klaren Anschauung und Erkenntniß zu bringen, ohne den jugendlichen Geist zu überbürden. Darum müssen wir aber auch bitten, alle Schüler der beiden untersten Realcassen — VI. und V. — am Unterricht in der lateinischen Sprache Theil nehmen zu lassen, wogegen wir die Fortsetzung dieses Unterrichts in den höheren Classen ganz und aar dem Ermessen der Aeltern anheimgeben, indem daS Regulativ für daS Latein keinerlei Zwang geübt wissen will — eine Freiheit, die wir nur loben können. Denn nach oben hin mehren sich die Lehrgegenstände, so daß man daS weniger Nöthige wohl fallen lassen kann und muß. Man vertraue uns, daß wir gewissenhaft rathen werden in allen Fällen, in welchen wir eine derartige Beschränkung für nöthig erachten sollten. DaS Lehrziel der Anstalt bleibt unverändert das bisherige, und ist nur zu wünschen, daß recht Viele eS erreichen und die Erreichung auch durch die vorschriftsmäßige MaturitätS- oder Reifeprüfung besiegeln. Denn erwirbt dieselbe vor der Hand auch nur geringe äußere Vortheile, so gewährt sie doch einen höchst ehrenvollen Abschluß des Schullebens, der auf alle künftigen Lebens- verhältnisse empfehlend einwirken muß, und überhebt Diejenigen, welche Fachschulen, wie die polytechnische Schule oder die Forst- und Bergakademie besuchen wollen, jeder weiteren EintrittSprüfung. Daher sei e- für einen jeden Realschüler Ehrensache, die Schule eben nur mit dem Zeugniß der Reife zu verlassen; der Segen für solches Streben wird nicht auSbleiben. Und so sei denn die gesetzlich bestätigte Realschule aufS Neue dem dauernden Vertrauen deS gebildeten PublicumS empfohlen, welches dieselbe ins Leben gerufen und bis hieher beifällig begleitet und erhalten hat! Die Lehrer derselben aber werden aus der Be festigung und Anerkennung ihrer amtlichen Stellung nur neuen Eifer für ihre fernere Thätigkeit entnehmen. .(Mittheil, der allgem. Bürgerschule zu Leipzig.) Me gegenwärtige Messe. Lrdrr und Tuche. Die Ledermeffe leitete sich wieder rasch nach den Festtagen ein und war belebt. Da SpeculationSkäufe so gut wie gar nicht vorkamen, waS sich auS der allgemeinen Situation erklärt, theil- weis« auch auS Nachwirkungen der großen Londoner Fallissements, so blieben die Preise so ziemlich die der Michaelismesse. Die abgeschlossenen Geschäfte basirten auf reellem Bedarf und wären von größerem Umfang gewesen, wenn überhaupt die Zufuhren größer gewesen wären. Oesterreich konnte seiner Valuta halber nicht viel nehmen. Für Luxemburger und Malmedyer Sohlleder waren die Preise die früheren. Bei deutschem Sohlleder wurden einig« Concessionen gemacht. Rtndleder war gesucht, aber wenig auf Lager. Bei Kipsen kamen etwas höhere Preise vor. Loh gare Gchafledex spielten keine Rolle und waren nur in bester Qualität gefragt. Kalbleder hielt sich wie in voriger Messe. Die Vertreter der deutschen Gewerbegenossenschaften für ge meinsamen Ankauf von Rohstoffen machen bereits nennenSwerthe Einkäufe in Leder und sind als sichere Kunden sehr gern gesehen. Welchen Einfluß der Beschluß der am 29. November v. I. zu Cöln abgehaltenen Versammlung hiesiger und auswärtiger Leder- und Häutehändler, Gerber und Spediteure: jährlich zwei Ledermessen in Cöln u acht Tage vor de« Lei auf die Leipziger Messe kommen und Reussiren Die Tuchmesse war in HinMt der Quantität Leo ver kauften Waare von ganz bedeutendem Umfang, sehr belebt na mentlich in Dicktuchen und Mustersachen. Die hauptsächlichsten Einkäufe wurden für Holland, Italien, Hamburg und Frankfurt gemacht und tzpar in schwerer, geringer, mittelfeiner Waare und ln MußerfacheN zu genügenden Preisen. Die Zephir- und Drei viertel-Tuche für Amerika erfuhren auS den von uns im vorigen I .r sich entschließen mußten, für die obengenannten hauptsächlichsten Nehmer noch verkauft. Handels- und Industrie-Särfe. Die gestrige Industrie-Börse verlief mit einem Besuch von ungefähr 300 Kaufleuten und Fabrikanten. Ohne auf daS Spe- cielle des Geschäfts einzugehen, constatiren wir, daß trotz der großen Ungunst der Verhältnisse aller Branchen doch Einiges gemacht worden ist und zwar wider Erwarten der Betreffenden selbst. Von vielen Seiten wurde übrigens bereits diesmal ganz unumwunden ausgesprochen, daß der erhebliche Vortheil gegenseitigen Bekannt werden- in anerkennenSwerther Weise hervortretr, Geschäftsleute, die schon einige Zeit in Verbindung standen, hier zu» ersten Male sich persönlich kennen gelernt und nur zu wünschen sei, daß das Institut sich nicht duxch die Ungunst der Zeit entmuthigen lasse. Der Bekanntmachung deS Resultat- der letzten Wahlversamm lung ist in kurzer Zeit entgegen zu sehen. Leipziger Luystvsretu. Bei der großen allgemeinen deutschen Kunstausstellung von 18H8 in München war bekanntlich eine Aquarellzeichnung von Moriz von Schwind fast einstimmig als der Glanzpunkt der gesammten Ausstellung, welche die besten Leistungen der deutschen Kunst von CarstenS bis zur Gegenwart vereinigte, anerkannt worden. ES war das Märchen: „Von den sieben Raben und ihrer treuen Schwester," da- Schwind in ähnlicher Weise wie vorher sein „Aschenbrödel" und seine „Symphonie" durch «ine Reihe von architektonisch verbundenen Bildern in seinem ganzen Inhalt wiedergegeben hatte, und zwar mit so unbeschreiblich schönem Ausdrucke echt deutscher Märchenpoesie, daß die schlichte Aquarelle neben den bedeutendsten und berühmtesten Gemälden unserer Zeit sich nicht nur behaupten, sondern ihnen in der Gunst deS großen Publicum- wie der ernstesten Künstle, und Kunstfreunde den Rana streitig machen kounle. Der Künstler hat die einzelnen Momente d«S Märchen- durch Bogenstellungen in romanischem Styl (in deren Zwickeln die Büsten seiner Freunde angebracht sind) vereinigt, so daß sie gleich sam als Wandgemälde einer langm Gallerie erscheinen, in deren Vorhalle die alte Märchenerzählerin neben dem Genius der Malerei in einer munteren Schaar von Hörem (dem Familien kreise des Künstlers) sich niedergelassen, während über der Gruppe in ftchS Fenster-Bildern die Vorgeschichte de- Märchens er zählt wird. In fünf größeren und neun kleineren Bildern entrollt sich dann das Schicksal der „treuen Schwester," wie sie vom KönigS- sohn spinnend im Walde gefunden und heimgeführt wird, ihre Wohlthätigkeit als Fürstin, ihr nächtliches geheimnißvolleS Spin nen, die Verwandlung ihrer neugeborenen Zwillinge in junge Raben, ihre Verurtheilung zum Scheiterhaufen und der endliche Lohn der Treue im Schlußbild, wo die erlösten Brüder auf wei ßen Rossen als schmucke Ritter heransprengen und die Fee die Zwillinge, zwei liebliche Knaben, der Geretteten entgegenbringt, deren Lippen, zum ersten Male geöffnet, den Schwur sieben Jahr gehalten. — Zn den ersten Monaten der Ausstellung ward daS Bild vom Großherzog von Weimar für 8000 Gulden erworben und blieb seit seiner Aufstellung in Weimar nur wenigen Beschauern zu gänglich, und um so erfreulicher ist eS, da- der kunstfreundliche Besitzer jetzt die Vervielfältigung deS Werke- durch Photographie gestattet hat. Von dem Hof-Photographen Albert in München, dessen meisterhafte Leistungen durch die Kaulbach'sche Goethe-Gallerie so allgemeine Bewunderung gefunden, sind auch die Aquarell- Compositionen Schwind'- in 6 Blättern von 14 Zoll Höhe und 24 Zoll Breite auf da- Trefflichste wiedergegeben wvrden. — Durch diegütig« Vermittelung eine- Vereinsmitgliedes wird vom nächsten Montag ein so eben hier eingetroffenes Exemplar auf einige Zeit im Saale de- KnnstvereinS ausgestellt sein. x