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Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 212. Mittwoch den 31. Juli. ' 1861. Bekanntmachung. Das der hiesigen Stadtcommun zugehörige, vormals Schletter'sche Haus, PeterSftraße Nr. 14, Nr. 728, Abthl. des BrandcatasterS, soll an den Meistbietenden versteigert werden und ist dazu Donnerstag der LT. September dieses JahreS von uns anberaumt worden. Kauflustige werden veranlaßt, sich am gedachten Tage Vormittags IR Uhr an Rathsstelle einzufinden, ihre Ge bote zu thun und darauf weiterer Entschließung des RathL, welchem die »Auswahl unter den Licitanten, so wie jede sonstige Beschlußfassung Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Die LicitationS- und VerkaufSbcdingungen können schon jetzt an Rathsstelle eingeseben werden. Leipzig den 24. Juli 1861. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. Eerutti. Bekanntmachung. Die Tischler-Arbeiten zu den Verkaufsständen im Rathhausdnrchgange sollen auf dem Wege der Submission vergeben werden. Die Zeichnungen, die Verzeichnisse und Bedingungen hierzu liegen im RathS-Bauamt zur Ansicht aus. Bis zum v. August ». v. sind die Preisangaben versiegelt ebendaselbst abzugeben. Leipzig, den 31. Juli 1861. DeS Raths Baudeputation. Noch ein Wort über die „llebungsschule für angehende Lehrer." ES ist eine recht erfreuliche Erscheinung, daß in der Mitte des hiesigen Lehrerftandes das Bedürfniß einer mit der Universität ver bundenen praktischen Vorbereitungsanstalt für künftige Lehrer und Schulinspectoren empfunden wird, und daß die Ueberzeugung allge meiner zu werden scheint, mancherlei Uebel, von denen man sich in den Lehrer- und Schulkreisen wie in der Schulgemeinde hier und anderwärts gedrückt fühlt, möchten in ihrer letzten Quelle wohl zurückzuführen sein auf den Mangel einer solchen Anstalt. Bei der Besprechung der hier einschlagenden Verhältnisse ist man auch mit Recht von den in Jena schon bestehenden Einrichtungen aus- gegangen. Jena ist ja jetzt die einzige Universitätsstadt, die eine akademische praktische Vorbildungsanstalt für künftige Lehrer und Schulinspectoren besitzt. Aber schon im Jahre 1854 konnte es als eine Thatsache öffentlich ausgesprochen werden, daß diese Anstalt der Schulgemeinde Jena bis dahin wenig sten- 5000 Thaler an Lehrerbesoldungen erspart habe wegen der freudigen Theilnahme der akademischen Jugend an dem Schulunterricht und der damit Hand in Hand gehenden Seelsorge, und wegen der unentgeltlichen einsichtsvollen Leitung der Anstalt von Seiten ihre- für die Sache begeisterten Vorstandes Darauf hin und in vollem Bewußtsein von der unmittelbaren Wichtigkeit der Sache für die Stadt ftlbst bewilligte die Gemeinde vertretung in Jena am 5. Mai 1854 einstimmig die Summe von 2500 Thalern für die Erwerbung des Grund und Bodens zu einem neuen Schulhause, dessen die Anstalt bedurfte, und das SchulhauS selbst wurde als Denkmal echten, durch fürstliche Gaben angeregten BürqersinneS von freiwilligen Beiträgen erbaut, die die Höhe von 3000 Thalern erreichten. So erhielt die Anstalt in Jena ihre feste Begründung, und von ihr und den mit der Schul arbeit verbundenen wissenschaftlichen Uebungen aus ist in der Thal durch die V rmittelung von mehr als 400 Lehrern in weite Kreise ein reicher Segen auSgrströmt, wie er unfern Schulen Noth thut Die Einheit des Geistes und die Wärme der Gesinnung, die da- Ganze durchdrmgen, gleichen einigermaßen selbst manche Fehler aus, die der Anstalt anhaften und die sich anderwärts würden vermeiden lassen. Nach dem hier Mitgetheiltm muß auch vor allem beurtheilt werden, ob die Gründung einer solchen Anstalt in Leipzig mög lich ist. Sie wird in der Tdat unmöglich sein, wenn nicht unter uns in ähnlicher Wesse Einsicht und hingedende Bereitwilligkeit zum Handeln Zusammenwirken, wie sie sich in Jena vereinigt haben. Sie lassen sich natürlich auch durch die Gunst mancher Verhältnisse, die Leipzig vor Jena voraus hat, nicht ersetzen. Sollte aber ein wirklicher Versuch gemacht werden, eine Hebung-« schule für angehende Lehrer in Leipzig einzurichten, so müßte es nur Bedenken erregen, wenn man von den in Jena seit betnahe zwei Jahrzehnten nach allen Seiten hin theoretisch und erfahrungs mäßig durchgeprüften Formen, die selbst auf die Vorschläge und Versuche früherer Pädagogen gegründet sind, ohne Noth abweichen wollte. Sie sind in der That so umfassend, daß auch Herr — r. — zu dem die Jenaischen Einrichtungen „abbildenden* Plane in der Schrift „über Leipzigs Volksschulen" nichts als Ergänzung bcizusügen vermocht hat, waS nicht in Jena längst praktisch geübt würde, und selbst der sogenannte „Rechnung-fehler", der in jmen Plan sich eingeschlichen haben soll, ist schon in Jena durch ent gegenwirkende Kräfte zu einer fast verschwindenden Größe herab gesetzt worden. Das würde gerade ein wesentlicher Vortheil für Leipzig sein, daß man die Formen, die in Jena sehr allmählig und nach mannichfachem Erperimentiren ausgebildet worden sind, auf einmal vollständig einführen könnte, um sogleich an den innern Ausbau deS in jene Formen einzufügenden Inhalts zu gehen, in Bezug auf welchen auch unermeßlich viel und das Allerwichtigste zu thun ist. 1?. 2. Notiz. Den vielfach ausgesprochenen Wünschen nicht weniger Verehrer klassischer Musik bereitwillig entgegenkommend hat Herr Reer für seine Benefizvorstellung die Partie de-Don Ottavio in Mozarts „Don Juan" gewählt; besonder- dankenswerth ist es ferner, daß der treffliche, allgemein geschätzte Sänger Gelegenheit geben wird, die genannte Partie vollständig zu hören, da in dieser Vor stellung auch diejenigen GesangSnummern des Don Ottavio mit vorgefuhrt werden sollen, die in der Regel allenthalben gestrichen find. Mißhandlung. Ein empörender Auftritt fand vorigen Sonnabend Vormittag gegen 10 Uhr unmittelbar vor dem Gerbrrthore statt. Ein Bauer, der mit seinem Leiterwagen au- der Stadt ge kommen, barte dicht' vor dem Thore mit Hülfe eines Hausknechts au- der Stadt ein Mädchen, da-, wie es beißt, die Tochter oder Pflegetochter des Bauern war, auf seinem Wagen geknebelt, näm lich beide Arme mit Stricken fest an die LetterbLume gebunden, und nun, obgleich die Unglückliche sich nicht rühren