Volltext Seite (XML)
Anzeiger. AmtMstl des Sini-I. BezirlS-rrichlS md des R«ths der Stadt Leidzit. ^88. Dienstag den 29. März. 185». Bekanntmachung. Nachstehende Generalverordnung, die Verpackung von Kaffee-Surrogaten in gifthaltigen Papieren betreffend, Rach Inhalt einer in Eberharde- allgemeinem Polizei-Anzeiger, Band XL.VIH., Nr. 1, Seite 4, abgedruckten Verordnung der Königl. Bayerschen Regierung von Oberfranken hat sich bei Gelegenheit der von einer dortigen Polizei- Behörde vorgenommenen Untersuchung der Waarenbestände der Materialisten und Spezereihändler ergeben, daß der sogmannte kouäre äs äs Lietwrss au- Fabriken de- In- und Au-landes in rothen und grünen Papier-Enveloppen verpackt war, deren chemische Untersuchung die Farbe de- ersten Umschlages au- Mennig, jene der grünen Hülle aus Schweinfurter Grün bestehend au-wie-. Da sonach zu vermuthen steht, daß auch in hiesigen Landen Derartiges Vorkommen möchte, so werden, auf An ordnung de- Königlichen Ministeriums des Innern, die Medicinalpolizei-Behörden des Leipziger Regierung-- Bezirk- unter Hinweis auf die Bestimmung in §. 3 der Verordnung vom 30. Mai 1844 und die unter dem 11. Februar 1856 von der Königlichen Kreis - Direktion in Betreff de- Verkaufs giftiger Alkaloide hinausgegebene Warnung, hierdurch an gewiesen, auf da- Vorkommen von Verpackungen der Kaffee-Surrogate in gifthaltigen Papieren zu invkgilirm, vor kommenden Falls Untersuchungen darüber anzustellen und da- Ergebniß Anher anzuzeigen. Leipzig, am 17. Februar 1859. Königliche KreiS-Direetio«. von Burg-dorff. , bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß und Nachachtung. Leipzig, am 24. März 1859. Der Rath der Stadt Leipzig. Der Stadt-Bezirks-Arzt. l Koch. vr. H. Sonnenkalb. G. Mechler, Act. Stadtthealer. Eine recht gelungene und im Allgemeinen auch erhöhten An sprüchen genügende Aufführung war die der Oper „die weiße Dame" am 27. d. M. Unser geschätzter Gast, Herr Poung, hat bereit- während seine- ersten hiesiaen Gastspiels die Partie de- George Brown mit bedeutmdem Erfolg gesungen. Auch dies mal war diese Leistung de- Herrn Poung der der tüchtigsten musikalischen und gesanglichen Durchführung und bei einem ge wandten und feinm Spiel eine sehr gewinnende und de- reichen Beifall-, der dem Sänger gespendet wurde, würdige. Dieselbe Anerkennung gebührt dem, was Herr Voung wenige Tage vor her in der Titelrolle der Oper „Tannhäusrr" gegeben hatte. — Die Partie de- Gaveston in Boieldieu'S Oper sang diesmal Herr Rafalsky. Dieser reich begabte Sänger wußte abermals durch seine prachtvollen Stimmmittel die Hörer für sich zu ge winnen, auch ist nicht zu verkennen, daß er die Partie mit Sorg falt studirt hatte und sie daher (besonder- in dem Duett mit Anna) auch nach dieser Seite hin befriedigend durchführen konnte. Nur in den großen Soli de- zweiten Finale'- hätten wir zuweilen noch mehr Sicherheit und Reinheit der Intonation gewünscht. Wa- Fräul. M. Mayer als Anna, Frau Bachmann als Jmny, Frau Eicke al- Margarethe und Herr Bach mann als Dickson leisten, ist bereit- zum Oefteren anerkannt wordm und wir bemerken daher nur noch, daß alle Solosänger bei besonders günstiger Disposition ei» sehr schöne- und lebendiges Ensemble bildeten, die Chor- und Orchesterkräfte aber in allen Tbeilen ihre Schuldigkeit thaten. Der Oper vorher ging ein kleine-, früher schon auf hiesigem Sommertheater gegebenes Stück: „Romeo auf dem Bureau" von Fedor Wehl. Es tritt dasselbe mit der bescheidenen Be zeichnung „Schwank" auf, man kann daher schon im Voraus wissen, was man von ihm erwarten darf. Die Kleinigkeit ent hält manchen guten und manchen schlechten Witz, ma nche hübsche komische Situation und wird daher so leicht nicht ihre Wirkung verfehlen, besonders wenn sie so lebendig und rasch gespielt wird, wie diesmal. Herr Dessoir hatte die Haupttolle; der talentvolle junge Komiker ließ bei dieser Gelegenheit einmal wieder seinem Humor vollkommen steten Lauf, ohne jedoch — und das ist mit besonderer Anerkennung hervorzuhedm — des Guten zu viel zu thun. Außer ih« waren es Herr Battmann, Herr Röstcke, Fräulein Ungar «nd Frau Sicke, welche nichts versäumten, um ha» Stückchen pn Geltung zu bringe«, wie wir auch von dm Darstellern der kleinen Rollen noch besonders Fräul. Ballmann und Herrn Lück nennen müssen. Erstere wußte die allerdings sehr komische Situation ihrer ersten Scene zum Ergötzen de- Publicums glücklich au-zubeuten; Herr Lück hatte aus der Neben rolle des Gericht-dimer- ein sehr drastische-, mit einem rauschenden Applaus aufgenommenes Genrebild gemacht. F. Gleich. Noch einmal das Vabtenzer Steinkohlen- unternehmen. Unsere vor Kurzem in d. Bl. ausgesprochene Vorhersagung, daß es bei diesem Unternehmen bald und nach nur wenigen Einzah lungen zur Entscheidung kommen werde, scheint schnell in Erfül lung gehen zu sollen; denn eben lesen wir im Chemnitzer Tageblatte vom 27. d. M.: daß am 18. d. M. auf der westlichen Seite des ComplexeS in einem frisch angesetzten Bohrloche bei nur 11 Ellen Teufe 1i/r Elle „reine K 0 hle" erbohrt worden ist. R. Verschiedenes. — Äuf der Great Western Eisenbahn in England laufen seit ein paar Wochen Schlaf-Waggon-. Sie enthalten in drei Reihen 36 Betten auf Federn mit Haarmattatzen und warmen Decken. Sonst haben die Schlaf-WaggonS alle Bequemlichkeiten eine- Schlafzimmers und schaukeln ihres Gewichtes wegen nicht so sehr, al- die andern Waggon-. Die Damen haben ihren eigenen Salon. — Die Wichtigkeit der Stmographie für dm Kaufmann tritt von Tag zu Tag Heller an- Licht. Bei Anstellungen von Hand- lung-commi- in England z. B, namentlich in großen Geschäften, sieht man jetzt darauf, daß dieselben die sogenannte »kort kanä, d. i. die Kurzschrift au-üben können. Die bedeutmberm Kauf leute Englands verstehen dieselbe fast sämmtlich. (M. f. Ksi.) — Bei T. G. Peltzer in Düsseldorf ist eine neue Cigarren maschine im Gange, die täglich 6000 Stück liefert und nur 350 Thlr. kostet. Die Cigarre kommt bollständig ohne Umblatt aus der Maschine heraus, nur das Köpfchen wird mit der Hand angedreht.