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2412 schwächen die Wirkung der Heine'sch« Poesie chaar sehdstcM ab. Die LextWiedEhol»ng«, »eniasten- dßk iMnosibiGn, siW vM den Freunden Liszt'ä sch-n längst — uNÜ ßOS Mit «echt ^lßönt und in da- Capitol de- „Zopfs" oder -es „überwundenen Mand- punctS" regiffrirt worden. Wie läßt sich da bei eineM bürchauS musikalischen Publicum, in einer nicht öffentlichen Aufführung, der hochgehende Enthusiasmus für diese — verfehlte Composition erklären, der sogar ein ä» eapo durchsetzte? Würde wohl ein anderer oder gar ein unbekannter Componist mit eine« solchen, gegen da- FortschrittSprincip so arg verstoßenden Liede reussirt haben? — Am Schluß der Matinee im Schützenhause spielte der auch dem Leipziger Publicum auf da- Vortheilhafteste bekannte berühmte Pianist A. Jaell ein Clavierstück eigener Composition und mit Herrn Prof. Mosch ele- dessen üommugs k ÜLnäel— Leistungen, öite» wir nur mit höchster Achtung gedenken können. Die öffentliche Matinee im Saale de- Gewandhauses am 4. Juni ward mit einem Quartett in vier fugirten Sätzen von Carl Müller eröffnet. Da- berühmte Meininger Hofquartett der Herren Gebrüder Müller spielte diese- Werk, dem wir seinem Inhalte nach eine höhere Bedeutung nicht zusprechen können. Die gelungensten Theile der Composition waren für un- da- Scherzo und da- sich an dasselbe unmittelbar anschließende Adagio. Was nun die Leistung der vier Gebrüder Müller al- Quartettspieler anlangt, so müssen wir offen gestehen, daß wir von dem Meininger Hofquartett seinem Rufe nach allerdings bedeutend mehr erwartet hatten, al- wir fanden. An Tonfülle fehlte e- sämmtlichen Spie lern nicht, ja es scheint ihnen vorzugsweise auf Entwicklung der selben anzukommen, wenn auch auf Kosten der Feinheit in der Nuancirung, der Noblesse und Durchgeistigung im Vortrage. Letztere Eigenschaften sind durchaus unerläßliche Erfordernisse jedes musikalischen Vortrags, deS Quartettspiels aber ganz besonders — sie traten unS bei dem Spiel der Herren Gebrüder Müller nicht in dem hohen Grade entgegen, wie man eS in Leipzig gewohnt ist und wie man eS auch mit Recht verlangen kann. Die gegebene Leistung vermochte unS also auch nicht vollständig zu befriedigen. — Dir Gefang-nummer der Matinöe war eine Composition de- Psalm: „An den Wassern Babylon- rc." für eine Sopranstimme mit Pianoforte-Beglritung von Ferd. Hiller. Der vortrefflichen Leistung der Sängerin, Frau vr. Reclam, müssen wir mit ganz besonderer Anerkennung gedenken. ES ist diese Composition Ferd. Hiller- übrigens ein recht lustiger Psalm, der nur beweist, daß man nicht gerade „Zukunft-musiker" zu sein braucht, um ver fehlte Kirchenmusik zu schreiben, daß vielmehr die entschiedensten Antipoden der neuen Kunstrichtung das erst recht zu verstehen scheinen. — Außer der bereit- oben erwähnten Deklamation der „Lenore" »on Bürger hörten wir ferner in der Matinöe I. S. Bach's „italienisches Concert", gespielt von Herrn vonBülow, Sonate von Tartini.für Violine, gespielt von Herrn Concert- meister David und ein seltener gehörte- Trio für Pianoforte, Violine und Violoncell von Fr. Schubert, vorgetragen von den Herren von Bülow, David und Fr. Grützmacher. ES waren da- Leistungen, die ebenso durch den hohen Grad der Virtuosität der Ausführenden zu Bewunderung nöthigten, al- sie ihrer geistigen Bedeutendheit nach erfreuen mußten. Für Leipzig fand die Tonkünstler-Versammlung einen sehr schönen Abschluß mit der Aufführung der Oper „Genoveva" von R. Schumann im Gtadttheater. Der eigentliche Schluß de- MusikfesteS war ein große- Orgel-Cöncert im Dom zu Merse burg, dem Referent aber, mehr als genug gesättigt von den Leip ziger Kunstgenüssen der letzten Woche, nicht beiwohnte. Die Dar stellung der ungewöhnlich schweren und bei allem musikalischen Werthe dennoch den Anforderungen an ein Musikdrama nach praktischer Seite hin nicht immer entsprechenden Oper gereicht der Bühnenleitung, den Solo- und Chorsängern und dem Orchester zu ganz besonderer Ehre, und wir glauben, der Componist würde sich selbst über diese Aufführung gefreut haben, hätte er sie erlebt. Mit großer Vorliebe für die Sache und mit danken-werther Sorg falt hatte Herr Capellmeister RicciuS den musikalischen Theil der Oper einstudirt, wie wir auch Herrn Musikdirektor Hentschel für die von ihm trefflich eingeübten, vom betreffenden Personal tadellos auSgefiihrtm Chöre unsere Anerkmnung nicht versagen dürfen. Herr Poung beschloß sein zweite- so sehr erfolgreiche- dreimonatliche- Gastspiel an unserer Bühne mit der Partie de- Golo. Wir haben Herrn Poung stet- al- einen tüchtig musi kalischen und die Technik seiner Kunst frei beherrsch«dm Sänger, für einen sehr verständigen und gebildeten Darsteller geschätzt, dessen Leistungen sich namentlich auch durch geistige- Durch- drungtznsein und warme Begeisterung für dm Gegenstand auS- zeichnm. Was er in der ihm bisher fremd gewesenen Partie de- Golo gab, bewte- auf da- Glänzendste die musikalische und über haupt künstlerische Intelligenz de- Sänger- und Darsteller-. Er hatte es verstanden, sich vollständig in die Eigmchümlichkeit dn Schumann schm Musik hineinzuleben, er beherrschte da-Ganze mit vollkommener Sicherheit, so daß die Gestaltung in allen Thei- lm dm hohm Anforderungen entsprach, die in dieser Partie an dm Au-führmbm gestellt werben. E- ist bieser Gänger, wie wir h-ttm, vorläufig für einen Theil der nächsten Winwrsatfon wieder SNgagirt — jedenfalls ein namhafter Gewinn für unsere Oper, EbMso wie Herr Voung hatten auch die übrigm bei der Vorstellung der „ Genoveva" mitwirkmdm Sänger sich da- Stu dium ihrer Partim ganz besonder- angelegen sein lassen. Es verdient da- um so mehr Anerkennung, al- ihnen ihr Eifer in diesem Falle voraussichtlich keinen weiteren Dortheil wird bringen können, al- dm der Ehre, ein so schwierige- und außerhalb der Grenzen jede- anderen der üblichen OperngenreS stehende- Werk ln möglichster Vollkommenheit vorgeführt zu haben, denn — wenn wir auch selbst eS lebhaft wünschen, daß „Genoveva" nicht zum letzten Male über die Breter gegangm sein möge — so glauben wir doch nicht, daß dieselbe wirklich Repertoir - Oper werdm und auch von auswärtigen Bühnm ausgenommen wird. Eine schwere und im Vergleich zu anderen großen Opernpartien nur wenig dankbare Aufgabe war Fräulein von Ehrenberg mit der Titel rolle gestellt. Die Sängerin bewegte sich bei musikalischer Correct- heit in der Ausführung mit so viel Sicherheit in dem ihr ganz fremdartigen Gmre, daß wir ihrer Leistung ganz besondere Aner kennung nicht versagm dürfen. Dasselbe gilt von den Vertretern der übrigm Hauptpartien, Fräul. Marie Mayer (Margarethe) und Herr Bertram (Pfalzgraf Siegfried). Die kleineren Rollen waren durch die Herren Gilt (HitulfuS), RafalSky (Drago), Lück (Balthasar), Bachmann (Ca-par) und CilliS (Angelo) gut und gmügmd besetzt. Werfen wir noch einen Blick über die musikalischen Auffüh rungen «ährend der Tonkünstler-Versammlung, so ist nicht zu vekkennen, daß in denselben Bedeutende- geleistet worden, daß zum größten Theil die mitwirkenden fremden Künstler sich glänzend bewährt, die einheimischen musikalischen Kräfte den Ruhm der Musikstadt Leipzig auf da- Ehrenvollste vertreten haben, daß da- Ganze einen wahrhaft künstlerischen Charakter hatte und hoch über dem gewöhnlichen Niveau der Musikfeste steht. Möge das Fest dazu beigetragen haben, daß endlich wenigsten- ein Theil der Vor- urtheile gegen die neue Richtung in der Tonkunst beseitigt sei, daß man ihr da- ihr gebührende Recht nicht mehr vorenthalte. Wir glauben durch unseren Bericht über diese Aufführungen be wiesen zu haben, daß wir nicht blind sind für die Mängel und Jrrthümer der neuen Richtung, allein da- muß man den soge nannten „AukunftSmusikern" unter allen Umständen zugestehen, daß die Koryphäen ihrer Partei bedeutende Capacitäten sind, daß sie großes Talent und ungewöhnliche musikalische Intelligenz für sich haben — wie eS ja auch Thatsache ist, daß alle unsere jüngeren, wahrhaft bedeutenden productiven Talente mehr odrr weniger sich der neuen Richtung anschließen, daß oft selbst ent schiedene Gegner derselben, besonder- waS dramatische Musik an langt, sich ihrem Einfluß nicht entziehen können, wmn sie etwa- Lebensfähige- schaffen wsllen. Wir erinnern nur an die Opern „Judith" von Emil Naumann und „Macbeth" von Wilhelm Laudert, von Meyerbeer, der diese Richtung mit verbreiten half, gar nicht zu reden. Ferd. Gleich. Umsatz bei der Sparcasse un- dem Lethhause im Monat Mai I8SS. ES wurden bei der Sparcasse 19,305 Thlr. 1 Ngr. 1 Pf. eingezahlt und 22,759 - 6 - 9 - zuruckgezogen, überhaupt aber 1390 Bücher expedirt, worunter 79 neue und 97 erloschene. Da- Leihhau- hat auf 7194 Pfänder 28,354 Thlr. 15 Ngr. au-geliehm, und für eingelöste 7289 Pfänder 25,008 Thlt. 15 Ngr. zurückempfangen. Die Arbeiten -es Hrie-ens. (Aus dem Bremer Handelsblatt.) Gestatten Sie mir in Ihrem dm Interessen de- friedlichen Erwerbe- dienmdm Blatte einige Gedanken weiter auszuführen, welche deshalb nicht unzeitgemäß erschein« mögen, weil sie der herrschende» Lagr-meinuag und der kriegerisch« Strömung de- Dolk-geiste- nicht unbedingt huldigm. Wmn unsere Selbststän digkeit un- die höchst« Güter unserer Ration gefährdet sind, ist allerdings Gesinnung und Thatkkaft nothwmbia, allein wir dürfen über den patriotisch« Stimmung« die hrmnmisttschm Bestrebungen nicht vergesse», wir dürfen über dem Baterlande die Menschheit und ihre Bestimm»«- nicht au- dem Auge verlier«. So sehr ein thatkräfttge-, energische- und einige- Aaftrwm unserem Bater lande nothwendig ist, so wird e- doch selbst mitten im KrtogS- lär» nothwendig, de» Interessen de- zu erstrebende» Fried«- zu dien«, vor überspannt« Hoffnung« und Forderung« »« warnen und das Feld für eine wirArch gesicherte «Sb ftiebirche völkerent- wickeluug vorzubereitm.