Volltext Seite (XML)
Bedenken der schönen Amerikanerin SSO Unzen Gold *) bot, d. h. Alles, was ich besaß, wenn sie mir ein RendevouS bewilligte ... sie schlug es aus. Durch diese Weigerung, die zu erwarten ich weit entfert war, erbittert, wuchs meine Liebe mit aller Heftigkeit der Verzweiflung, welche mir dieser Unfall verursachte, und wandelte sich bald zu einer der schrecklichsten und unwiderstehlichsten Leidenschaften, die bloö wir GambusinoS allein empfinden können, wenn wir aus einen Augen- . blick in das gewöhnliche Leben zurückkehren. Ich warf mich ihr zu Füßen; ich bat sie flehentlich, in Kalifornien zu bleiben, indem ich ihr bei Gott schwur, sie noch vor Ablauf von 6 Monaten zu heirathen und ihr als. Hochzeitsgeschenk für eine halbe Million Goldstaub zu bringen ... sie er klärte mich für einen Starren. Was soll ich Jh. nen noch weiter sagen? Am folgenden Morgen reiste die Karavane ab und ich folgte ihr. Zwei Monate später befand ich mich in Neu-Orleans/' „Was haben Sie seitdem gemacht?" „Ich habe geliebt und gelitten, denn ich be merkte, daß die Gleichgültigkeit der Sennorita Annette von einer Neigung herrührte, die ihr Herz erfüllte. .... Ich schäme mich es Ihnen zu gestehen . . .sie liebt diesen abscheulichen Amerikaner, neben dem Sie soeben zu Tische sa ßen Dieser Kentuckier, John Bell genannt, wird sie in Kurzem heirathen . . . was habe ich nicht Alles gethan, um dieser Annette zu gefallen? Ich habe unstnnigerwejse in vier Monaten fast den größten Theil meiner 5VO Unzen Gold ohne Genuß davon zu haben, vergeudet, um ihr zu zei gen, daß sie mit einem Caballero zu thun habe! Ich habe meine Gambusino-Kleidung abgelegt, um mich mit den schönsten Kleidern von der Welt zu schmücken, um die Livree der Pflastertretersin den Städten anzulegen ... sie hat nicht darauf ge- achtet, . . und nun der Gedanke, daß ich dieser albernen Begünstigung des John Bell noch den Verlust des Placer am Sakraments verdanke! Doch wer weiß? Vielleicht wird noch das Schick sal dieses John Bell so unglücklich sein, baß ich Veranlassung habe, ihn zu beklagen, statt mich über ihn zu beklagen. . . ." Die spöttische Bitterkeit, mit welcher der Gain- busino diese letzten Worte aussprach, machten mich nachdenkend. Ich kannte die Gewohnheiten und de» Character dieser unzähmbaren Bewohuer der Wüste zu genau, um nicht zu wissen, daß auf den Gedanken auch die That folge. Nur waren die Reflexionen, welche ich machte, der Art, daß eS mir unmöglich war, sie dem Sennor Quirino mit- zuthrilen. — Ich nahm die Unterhaltung wieder aus. *) Ungefähr 11,000 Thal«. „ES scheint mir aber doch, Doti Rafael," sagte ich, „daß Sie ein herrliches Mittel besitze», die Hand Annettens zu erhalten. ... Sie brauchte» ihr bloß die Existenz deS Placer del Sakrameuto zu enthüllen. Zahlreiche und berühmte Beispiele von Entdeckungen, unter andern die der Bonanza von Nabogama, hätten, ohne von Ihrem Ruse zu rede», Ihren Worten großes Gewicht verliehen. Ich wundere mich, daß Ihnen dieser Gedanke nicht eiuficl." . „Die Entdeckung eines Placer enthüllen!" wiederholte Quirino in tiefem Erstaunen. „Wis sen Sie denn, was ciu Gambusino ist? Der wahre Gambusino ist kein gewöhnlicher Mensch, für ihn eristirt kein Interesse, Habsucht ist ihm unbekannt. Das Gold, welches er durch so ge fährliche Anstrengungen und Mühen gewinnt, daß deren Schilderung die Gränzen des Glaublichen übersteigen würde, verschwendet er leichtsinnig, ohne Bedenken und ohne Reue, um seine geringste Laune zu befriedigen. Bieten Sie einem Gambusino eine Million Revenüen, unter der Bedingung, auf sein Handwerk zu verzichten, er wird sich unbe denklich weigern." „Dann arbeiten Sie für den Ruhm?" „Ruhm! Was kümmert uns dieses bedeutungs lose Wort. Warum bekämpft der Vogel Uaco die Schlange? Warum empfindet der größte Theil der Geschöpfe gewisse unerklärliche Abneigungen und Sympathien? Niemand weiß es. Sv ver hält cs sich auch mit dem Gambusino. Was ist es für eine unwiederstehliche Macht, die ihn mitten in die Wüste treibt? Woher kommt der brennende Golddurst, der ihn verzehrt, den der Besitz uner meßlicher Reichthümer nicht löschen könnte? Nie mand kann es sagen. Wir gehorchen einem un- erbitterlichen Verhängnisse, einem Instinkte, der stärker ist als unser Wille. Sie nannten vorhin den Placer von Nabogama," fuhr Quirino immer eifriger fort. „Ich habe ihn ebenfalls entdeckt. Sie können nicht vergessen haben, obgleich fast zwölf Jahre vergangen sind, welch' unglaubliches Aufsehen die Nachricht hervorbrachte, daß die Sand wüsten des Departements von Sonoro-y-Cinaloa einen Goldozean einscklössen! ... Aus welche Weise mein Geheimniß verrathen ward, ist mir unbekannt. Das gebt einmal so. UebrigenS ent hielt dieser Placer von Nabogama mehr Reichthü mer, als jemals der des Sakramento der Raub gier der Amerikaner bieten wird. In weniger als drei Monaten eilten über 20,060 habgierige Men schen dorthin, und erfüllten die Wüste mit ihrem wahnsinnigen Frcudengcschrei und ihren wüthende» Leidenschaften. Die Einen, in einem einzigen Tage und durch eine einzige Fundstelle reich ge worden, fielen unter dem Messer eines unbekann ten Meuchelmörders; Andere, elend und hüflos, starben aus Mangel an etwas Wasser, um ihren glühenden Gaumen zu netze«, aus Mangel an et-