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Auch Wissenschaftliche- und einige-Belletristische darfst Du mir fendeu. Ein gute- Lexicon in bei« den Sprachen wird mir nöthia sein; von mathe- malischen Sachen möchte ich blos haben, was un ter meinen Büchern zu finden ist; Philosophische- nach Deiner Wahl soll mir willkommen sein; schicke nur auch den CaruS, das Laienevangelium, den Zschokke und den Iran Paul. Hast Du ein Geschichtsbuch zur Hand, das mich in die graue große Vorzeit versetzt, so wird es mir lieb sein, eben so Winderliä/s Geographie, vielleicht auch der deutsche Hausschatz von O. Wigand und die Schachzeitung; kur», ich sehe den lieben, lieben Büchern wie eben so vielen theuern Herzensfreun den entgegen, und bin entschlossen, mein Leben, dem nun einmal aller Thaten-Spielraum genom men ist, mit aller Kraft dem Denken und dem Forschen zu weihen. So werden mir hoffentlich die Freiheitsgedanken vergehen, auch ohne die hundert Hiebe und die lebenslängliche Kettenstrafe, womit die Hausordnung jeden Fluchtversuch be- droht. Nochmals erinnere ich Dich, daß die Ueber- sendung des Arbeitsmaterials die größte Eile hat, indem das Uebersetzen meine osficielle Beschäftig ung ausmacht. Ich wohne jetzt in einer freuudlicheu, Hellen Zelle; wie es scheint, werde ich mit den übrigen Gefangenen nur Sonntags beim Kirchgänge, mit meinen politischen Leidensgefährten nur bei dem täglichen Spaziergange Zusammentreffen. Aber auch hier ist jedes Wort, jeder Verkehr untersagt. Grüße die lieben Freunde und Geschwister auf das Freundlichste von mir; ich bin immer bei Euch mit der alten Liebe und ich bitte Euch alle, ge nießt Euer Glück: den Sonnenstrahl, die lachende Flur, den Freundesgruß, und verkümmert Euch das schöne Leben nicht durch kleinlichen mühsam geschaffenen Verdruß, denn wahrlich, Euer Da sein ist trotz aller Plagen noch immer ein Para dies, gegen das Daseins eines Flüchtlings. Aber Du, meine Herzensschwester, sollst nicht bekümmert um mich sein; ich habe Dir nicht hei ter geschrieben, ich konnte nicht, es hätte mir das Herz abgestoßen und Du würdest in dem Briese nicht den alten, ewigen Herzensfreund, sondern einen kalten, fremden Menschen gesunden haben. Aber jetzt ist mir wieder wohl, jetzt kann und will ich aus's neue mit Dir au die bessere Zukunft glauben. Lebe wohl, sei glücklich! In Liebe Dein Bodo. Fortsetzung folgt.) Politische Brocken. Dresden, 2. Febr. Der Staatsminister v. Beust wird sich auf wenige Tage nach Berlin be geben. Nachdem nämlich gegenwärtig auf Wie derbesetzung des durch den Eintritt de» Herrn Ministers m sein jetziges Amt bereits seit länge rer Zeit erledigten Gesandtenposten am königlich preußischen Hofe, von welchem Herr v. Beust seit her nicht förmlich abberufen war, Bedacht genom men worden ist, so begiebt sich der genannte Herr Minister nach Berlin, um das königliche Abberuf ungsschreiben dem Könige von Preußen zu über, reichen und die demnächstige Ankunft seines Nach folgers anzuzeigeu. Zu Letzterem ist, wie verlau tet, der wirkliche Geheime Rath v. Könueritz, wel cher längere Zeit den Gesanbtenposten in Pari bekleidete und zuletzt als Bevollmächtigter bei der Bundes-Central-Commission sungirte, neuerdings aber zum Mitgliede der ersten Kammer gewählt wurde, bestimmt worden. Kiel, 1. Febr. Alle Offiziere, welche vor dem März 1848 im Dienste des Königs von Dä nemark gestanden und seitdem gegen ihn die Waffen getragen haben, sollen auf ewige Zeiten aus Dänemark, Schleswig und Holstein verbannt werden. Auch Prinz Friedrich von Noer soll dem selben Schicksal unterworfen werden. Mainz, 1. Febr. Ganz unerwartet ist vor gestern ein Befehl von Berlin hier eingetroffen, nach welchem das königlich preußische 40. Infan terieregiment, welches seit 1831 hier in Besatzung steht, die hiesige BundeSsestuna, zu verlassen hat und durch Liu Bataillon des 37. Infanterieregi ments, gegenwärtig in Köln stehend, sowie durch ein Bataillon des 39. Infanterieregiments, wel ches seit 4 Monaten von hier ausmarschirt war, ersetzt wird. Es berührt diese Garnisonsverän derung das 40. Regiment sehr nahe, da sowohl Offiziere als Feldwebel und Unteroffiziere durch Heirathen mit vielen hiesigen Familien in verwand- schaftlicher Verbindung stehen. Der Abmarsch des 1. Lat. des 40. Reg. ist aus den 5. Febr. und der des 2. Bataillons auf den 13. Februar festgesetzt. Beide kommen nach Saarlouis, wogegen das kö niglich preußische 35. Infanterieregiment, welches seit 1849 dort steht, nach Luxemburg verlegt wird. Pestb, 30. Jan. Der ungarische Magnaten glanz erbleicht immer mehr, seit die zahlreichen Vorrechte des Adels verloren gegangen und sein bisheriger Wohlstand erschüttert worden ist. Viele Magnaten ziehen es vor, im AuSlande als Pri vatleute zu leben, statt im Vaterlande die gewich tige Rolle aufzugeben, die sie einst gespielt. Gü ter werden in Menge verkauft oder auf Jahrzehnte verpachtet. Paris, 1. Febr. Der Präsident der Repub lik empfängt monatlich 70,000 Briefe wovon H Bittschriften oder Anstellungsgesuche enthalten. Bern, 25 Jan. Der GrM Rath von Tes sin hat in seiner Sitzung vom 20. Jan. die Ab schaffung der Todesstrafe beschlossen.