Volltext Seite (XML)
Anzeiger »,<» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 80. Freitag, den LS. Oktober 1850. Politische Brocken. Daß sich die alte, von nicht Wenigen als gute gepriesene und daher sehnlichst zurückgcwünschle, Zeit, wo der Deutsche, auSgestaltet mit einer re spektablen Schlasmütze, gemüthlich Hinterm Bier kruge saß und stch mit inner» Grausen von Dem erzählte, was „hinten in der Türkei" passtrte, doch nicht wie Manche wähnen, so leicht wjeder zurück führen läßt, — Daö haben auch wir neuerlich selbst erfahren. Auch wir waren nämlich der Mei nung geworden, daß, da der alte 'deutsche Nativ- nackopfschmuck wieder allgemein geworden sei, alle Strumpfwirker versicherten un», der Absatz darin sei fetzt ungewöhnlich groß, — e» gerathuer wäre, statt der allerdings mangelhafte» politischen Be richte so unser Blatt brachte und bringen konnte, Etwas aus der Traumwelt, also Novellen rc., zu geben. Wir haben aber, wie uns mehrseitig zu Ohren gekommen ist, damit großes Mißfallen er regt. Da eS uns nun aber vor Allem daran gelegen sein muß, uns daS Wohlgefallen unsrer verehrten Leser zu erwerben, so säumen wir nicht, die be tretene Bahn wieder zu verlassen und wieder in die alte einzulenken. Wir müssen aber im Vor aus um Nachsicht bitten wenn wir, bei dem be schränkten Umfange unserS Blattes, nur politische „Brocken" geben; wir werden aber Sorge tragen, daß diese- „Brocken" womöglich die Quintessenz der politischen Tagesgeschichte in sich fassen und daß sie, bei dem vielen Ungenießbaren waS unS da aufgetischt wird, nur genießbares in sich fassen, zu welchem Ende wir sie, wo es nöthig, mit ein Wenig Sauce begießen werden. Wir werden vor züglich dahin auf Sammlung ausgehen, wohin sich gerade zumeist die Blicke aller rich ten, jedoch unö auch nicht zu weit verlaufen, und meistens nur innerhalb der Gren zen unsres engern Vaterlandes „Sachsen" und unserS weitern „Deutschland" - eS wird uns doch erlaubt sein, von einem weitern Vaterlande zu sprechen!? — bewehr». Sollte dabei zuweilen unser Wille größer fern als di« That, so möge man unS mit Nachsicht beurtheilen. Doch zur Sache! — Ziemlich nach Einer Himmelsgegend hin, nach Nordwest, jedoch auf zwei verschiedene deutsche Länder und Volksstämme lenken sich die Blicke Aller, welche mehr oder weniger Theil nehmen an den politischen Ereignissen der Gegenwart — auf Kurhessen und Schleswig-Holstein. Hier wie dort kämpft ei» biederes, verfassungstreues und todcsmuthiges Volk, wenn auch auf verschiedene Weise, mit einem gemeinsamen Feinde dem fürstlichen Absolutismus, welcher auf der Einen Seite zugleich die deut sche Nationalität bedroht, Ueberau» erfreu end ist es für den wahren Vaterland-freund, die aller orts rege Theilnahme zu gewahren, welche sich hauptsächlich für Schleswig-Holstein durch Geldsammlungen kund giebt; freilich bleibt hier noch Manches zu wünschen übrig und namentlich herrscht in vielen Gegenden Sachsens hiert» noch große Lauheit; doch Das muß auch schon aus dem Wenigen was geschieht erkannt werden: hinsichtlich der Gesinnung sind alle Deutsche einig, was uns zu der Hoffnung be. rechtigt, daß diese einige Gesinnung in wahrschein lich noch kommenden ernsteren Stunden noch herr licher stch erproben wird. Gehen wir nun noch in Etwas auf da» Ein zelne ein! Schleswig-Holstein. Die beiden blutigen Tage, — der 25, Juli bei Idstedt und der 7. Oktober bei Friedrichstadt, — haben den SchleSwig-Holsteinrrn zwar wesentliche äußer« Nachtheile gebracht, ihnen aber auch den unver- welklichen Kranz der Tapferkeit und todeömuthiaen Vaterlandsliebe um die Stirn gewunden; Haven ihre» Muth keineswegs gebrochen, sondern viel mehr gestärkt und erhöht, haben ihnen desto grö ßere Theilnahme, nicht nur in andern deutschen Landen, sondern auch in» fernsten AuSlande, erweck^ — und so sind e« in dieser Hinsicht für sie uns ihre gerechte Sache unbestritteue SiegeStage ge wesen. — Seit den Ereignissen bet Friedrichst-Ht