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Thoas. Chor der Thoas. * * Pylades. Orest und Pylades. Welch’ entsetzliche Stille, Stille der dumpfen Trauer ! Freund, hast du keine Worte, Seufzerlaute nur! Auch vor dem Tod erzittert nicht der Held. Bin ich nicht Pylades und bist du nicht Orest? Chor der Griechen, Seid stille ! es naht der Freunde todgeweihtes Paar. So blühend, und doch schon zum Sterben bereit! Daheim in fernem Lande Gedenket ihrer wohl einer Mutter liebend Herz. Aber ach, verloren sind die Armen, im Lenz hinweggerafft! Stürmische Fluthen, an Tauris’ felsigem Gestade, Warum führtet ihr sie her, in den Tod, in das Verderben? Seid stille! lasst uns gehn. Iphigenie. Ach, welch entsetzlich Beginnen ! Hat je durch Menschenblut die Götter man versöhnt? Thoas. Sie selbst verkündeten durch Zeichen ihres Willens Machtgebot. Mein Leben ist bedroht, nach dem Wort des Orakels, Wenn ein einziger Fremdling an diesem Gestade Des Himmels Bache entflieht. Der düstern Träume Heer bestürmet mein Gemiith, Mich verfolgt Angst und Schrecken, wohin ich mich wende. Im Wachen wie im Traum keine Buhe noch Bast. Jeder Schritt eine Qual, das Leben mir zur Last, Und des Schattenreiches grausenvolle Schlünde Oeffnen weit dem entsetzten Auge sich. Eine Stimme ertönt, drohend ruft sie mir zu: Erzittre! Deine Zeit ist gekommen! — Die Pein, die unablässig wiithet, Sie wächst mit jedem Tage, sie wächst mit jeder Stunde, Und dem Fluch über meinem Haupte such’ ich vergebens zu entfliehn. Iphigenie. Götter, gebt mir Armen Kraft, das Schreckliche zu tragen! Vertrauensvoll zu euch blick’ ich hinauf! Wohlan, führt die Gefangnen sogleich zum Altar, Und ihr, Krieger und Volk, stimmt an mit hellem Klange Euren Schlachtgesang alsobald! Dass eurer Stimme Schall zum Himmel dring’ empor. Scythen. Kommt her, ihr Kriegerschaaren, Und schwingt das blutige Beil! Nicht länger lasst die Götter harren, Der Fremden Tod ist unser Heil. Fliesse denn hin ihr Blut am heiligen Altäre, Dass länger nicht ihr Fuss entweihe diesen Ort! Führt sie hin in den Tod! Der Schuld’gen Leben ist verfallen! Bringt dar ihr Blut, ihr Leben! Ihr Blut versöhnt der Götter Zorn .... Genug! Zieht euch zurück, doch beim Frühroth kehrt wieder Zum geheiligten Ort, zur blutigen Feier.