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Chor der Chor der Thoas. Thoas und Iphigenie, Weh! Immerdar folgt Unheil meinem Schritt! Verzweiflungsvoller Ruf durchtönet diese Hallen. Du, Priesterin, sei gewärtig des Herrschers Befehl, Deinem Amte getreu sänft’ge der Himmlischen Rache. Iphigenie. Ach, meinem Flehen schenkt der Himmel kein Gehör. Thoas. Er ist mit Thränen nicht, mit Blut nur zu versöhnen. — Zwei fremde Männer trieb der Sturm jüngst an’s Land. Vergebens war ihr Kampf, sie sind in unsrer Macht. Beide müssen sterben . . . Kein Wort! ich befehl’s. Iphigeniens Traum. O grauserfüllter Traum ! Ahnungsvolles Bangen ! Denk’ ich daran zurück, das Herz erbebt in mir, Denn namenloses Weh und qualvolles Ende liess er mich schauen. Jene Nacht sah mein Aug’ die heimathliche Erde, Den Vater nah, der zärtlich mich umschloss. Vergessen war mein hartes Loos, Des Abschieds herbe Pein, der Trennung Beschwerde. Da plötzlich erbebt der Boden unter mir, Hinter schwarzem Gewölk verschwindet die Sonne, Ein Blitz durchzuckt die Luft, der feurige Strahl schlägt ein In das Dach, es erglühet und stürzt zusammen. Aus dem rauchenden Trümmerhauf hör’ eine Stimm’ ich leise klagen, Sofort bin ich zur Stelle .... was erblicket mein Äug’? Es ist mein Vater, von Blut überströmt. Ein entmenschtes Weib verfolgt ihn mit mörderischem Wüthen, Dies Weib war meine Mutter! Ich will fliehn ... eine Stimme ruft: Verweile! Es ist Orest ... Raserei erfasst mich . .. ich stürze mich auf ihn Und durchbohre sein Herz! Griechen. Schreckensnacht, die solchen Traum gebar! () strenge Götter, Seht unsre Angst und gewährt unsern Bitten Erhörung! Seid gnädig uns, ihr Götter, erhöret unsern Hilferuf! Unerlöst schmachten wir, ohne Schutz, ohne Freund, Keine Hoffnung bleibt uns Armen, kein Retter erscheint. Recitativ und Chor. Iphigenie. Götter, die mich verbannt nach der Barbaren Strande, Hab’ ich verdient, dass so schwer ihr mich straft? Erhöret endlich doch eurer Priesterin Flehu, Stillet dieses Volkes wilde Gier, Das Menschen euch zum Opfer bringt. Nicht länger soll mein Arm die Altäre entweihn. Griechen. Sag’ an, erhab’ne Iphigenie, Was raubt die Ruhe dir und füllt mit Trauer dein Herz? Verschweige nicht, was dich so schmerzlich bewegt. Dir folgten wir zu diesem öden Strande, Wir theilten willig dein trauriges Loos. O sprich, vertraue deinen Freunden!