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Anzeiger °n» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochtllschrisl zur Belehrung «ud Unterhaltung. 72. Freitag, den «. September 1850. Tagesbericht. Altona, 1. Septbr. Die bisherige Ruhe tm Lager hat nun aufgehört, täglich begin nen kleine Gefechte, die mit jeden Tage ernster werden. Gestern Morgen rückten unsere Truppen wiederum aus, der linke Flügel ging bis Sorg- brügge voran, wo er mit den Dänen zusammen stieß und 35 Gefangene machte. Wie viel Tobte und Verwundete die Dänen haben, wissen wir nicht, unsere Jäger haben 2 Tobte und 5 Ver wundete. Der rechte Flügel ging bis Eckernförde vor und überzeugte sich bald, daß Eckernförde von den Dänen verlassen war. Da die Dänen sich znrückzogen, gingen auch unsere Truppen wieder in ihr Kantonnement zurück, da ein systematisches Vorgehen noch nicht bezweckt wurde. Wie ernst lich man aber einen Kamps beabsichtigt, ergiebt sich schon daraus, daß alle Feldbatterien und alle Truppen unterwegs waren und die Bürger Rends burgs die Festungswälle besetzt hatten. Der Kampf wird bald entschieden beginnen, man ist des lan gen Wartens in allen Kreisen müde. Oberstlieute- uant v. Breitenbach, ein Schwager von der TannS und Gagerns ist mit dem heutigen Morgenzuge zum Heere abgegangen; v. Breitenbach war nas sauischer Offizier, er brachte seine Pferde von dort mit. Außer ihm trafen gestern noch ein Paar Offiziere und 17 Mann vom 22. preuß. Infanterie-Regiment hier ein, welche aus ei» Jahr Urlaub erhalten. Die Zahl der Freiwilligen mehrt sich bedeutend, jeder Bahnzug führt eine Quanti tät mit nach Rendsburg. Die 19jährigen, welche noch nicht eingezogen find, stellen sich zum großen Theile freiwillig zur Fahne, und ein Menge älterer Männer, welche längst aus den Dienstjahren sind, sieht man fich enrolliren lassen, die beste Antwort auf die Protokolle der Diplomaten, die unser gu tes Recht gern mit einem Federstrich vernichten möchten. -7- In Cappeln machen fich die Dänen »1« überall sehr unangenehm; sie haben das Dampfschiff Schlei, welches bisher die Schlei be fuhr, an sich genommen, den Namen Schlei in Slien verwandelt und das Dampfschiff roth-wei- anstreichen lassen, die Rechnung dieses Anstriche« aber, 70 Mark betragend, der Kämmereicasse zur Zahlung übersandt. Außerdem mußte aber auch die Stadt noch 5000 Mark zum Bau der Brück« über die Schlei bei Arnis hergeben. Das Capi tal der Stadtkasse schwindet durch diese und ander« ungewöhnliche Ausgaben zusehends. Berlin. In Berlin ereignete sich vor ein»,, gen Tagen bei einem sehr großen Banquierhaus« folgender Fall, der von der großen Rechtlichkeit und von dem großen Stolze der dortigen Geld männer auf ihre Sicherheit bei GeldauSzahlungen Zcugniß gibt. Ein anderes berliner HandlungS- haus bezog von diesem Banquierhause die Summ« von 16,000 Thlrn. Der Bote welcher das Gelb empfing, lieferte aber statt 16,000 Thlr. 18,000 ab, und das Handlungshaus, welches das Gel erhalten hatte, schickte sofort 2000 Thlr. mit dem Bemerken zurück, daß diese Summe aus Versehen zu viel gezahlt worden sei. Der Cassirer, welcher das Geld ausgezahlt hatte, gab zur Antwort, «r werde die 2000 Thlr. nicht annehmen, er hab« richtig ausgezahlt, er versehe sich niemals bei sei nen Zahlungsleistungen. Obschon trotz wiederhol ten und speziellen Nachzählens 2000 Thaler mehr blieben, so beharrte dennoch der Cassirer bei sei ner Aeußerung, daß er sich nicht irren könne. Fürs erste ist die streitige Summe deponirt wor den, da weder der Cassirer sie zurücknehmen, noch das andere Handlungshaus sie behalten will. Italien. Wie großartig die Räuber ihr Handwerk treiben, läßt ein Bericht aus Ravenna deurtheilen, nach welchem an Einem Tage, und zwar bis 1 Uhr Nachmittags, auf der Straße zwi» scheu Forli nach Rasst 117 Personen anachzlltH wurden, wie die Anzeigen bewiesen. Die Räub«r sollen dabei 2000 Scudi erbeutet haben, -lab