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Anzeiger Elbebtatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 56. Freitag, den 12. Juli 1856. Tagesbericht. Dresden, 8. Juli. In diesen Tagen ist von der hiesigen Zoll« und Steuerbehörde an das Mittel der sächs. Elbschjfffabrt, den Vorstand deS conc. sächs. Schiffervcreius, die Aufforderung er gangen, diejenigen Wünsche und Anliegen vorzu tragen, welche sic bei der Anfang nächsten Mo nats in Magdeburg zusammcntretenden Elbschiff- fahrts-Revisions-Commission geltend gemacht zu sehen wünschen. — Die Aeußcrungen des k. Re« Aiemngs-iLmniniffars in der ersten Kammer deS 1849er Landtags berechtige» uns zu der Hoffnung, daß Sachsen zur weitestgehenden Erleichterung mit zuwirken bereit sein werde. Kassel, 2. Juli. Herr v. Hassenpfiug wird nicht aus dem Ministerium treten. Eine Verstän digung zwischen ihm und dem Kurfürsten ist er folgt. Ein energischeres Auftreten Kurhessens in Frankfurt wird als eine wahrscheinliche Folge der letzten Krise gehalten. Der Kurfürst soll mit dem etwas lauen Austreten Hassenpflngs in der deut schen Angelegenheit nicht einverstanden sein. Rendsburg, 3. Juli.. Gestern Abend er ging vom Generalkommando zu Kiel an die ver schiedenen TruppencommandeurS der Armeebefehl, sofort sämmtliche Permittirte und die ganze Reserve einzurufen, Keinen von jetzt an mehr zu pcrmitti- ren, ja nicht einmal Urlaub zu geben. In der ganzen Stadt und im Lager herrscht unter Offi zieren und Soldaten die freudigste Aufregung, die von den Bürgern getheilt wird. Sobald die Re servisten eingekleidet sind, erwartet man den Befehl zum Einmarsch in Schleswig. Von dorther sind zu unserer diesjährigen Rekrutirung Viele freiwillig gekommen, das Aufgebot erstreckt sich diesmal nämlich nicht über die DemarcationSlinie hinaus. Wir können jetzt mit 40,060 Mann, von denen die größere Zahl den Arieg schvn «iitgemacht, den Dänen die Spitze bieten. Wie verlautet, wird in- diesen Tage» das Generalcommando von Kiel nach Rendsburg verlegt. Man trägt sich hier mis dem Gerücht herum, eine 12pfündige Feldbatterie sei schon nach Eckernförde ahgcgangen, um den dortigen Hafen zu sichern; so viel ist gewiß, daß vor 4 Tagen ein Batteriechef hincommandkt ist, um das dortige Terrain zu untersuchen. Schleswig, 5 Juli. Jubel durchschall! alle Klasse» unserer'Bevölkerung, seitdem der Würfel gefallen, seitdem wir auf uns selbst gestellt wissen, daß wir es nun mit unserem Feinde allein zu thuu haben. Die Stimmung der preußische» Truppe» ist düster; Niemand von ihnen, der dem Gang der Ereignisse gefolgt ist, und unser Volk und Land näher kennen gelernt hat, ist mit dieser Wendung, diesem AuSgäng der Sache zufrieden. Inzwischen ist man hier wohlaemuth. Man er kennt die ganze Schwere der Zeit, der wir eilte gegensehen, aber das Banner des Rechts und der Ehre winkt Allen. — Vom Norden strömen die tapferen Söhne deS Landes; die neunzehnjährige Jugend drängt sich zu den Waffen. Von dem Inhalt de« Friedens theile ich Ihnen nur mit, daß für die Gefion ein Waffenstillstand eintritt. Belgien, Vor wenig Tagen stand ein Land mann aus einem Dorfe bei Brüssel vor den Schran ken des dortigen Korrectionstribunal unter der Anklage^ seine Frau geprügelt und seinen Bür germeister geschimpft zu habe». Was den ersten Änklagepunkl betrifft, so behauptete der Angeklagte, eS sei DäS eine rein häusliche, ein Familienan gelegenheit, in welche die Justiz sich durchaus nicht zu mischen habe. Seinp würdige Ehehälfte trägt nämlich die Hosen, diSponirr über die Kasse u. h. w. und ist, wie eö scheint, von so gewaltigem Geize besessen, daß sie dem Kemahl nicht ejnmql so viel zutommen läßt, um ein eiuziges Mas Biss zn trinken. Dadntch erbittert, ist er - so'läutet