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»8 renz recht wohl Zusammen; ebenso das Gerücht, daß österreische Truppen Polen besetzen sollen, da« mit Rußland seine ganze Macht gegen die Türkei verfügbar habe; ebenso der durch russische Send- lingc angezettclte Aufstand der türkischen Serbier. Rußland weiß, daß eS erst Herr von Konstantinopel sein muß, ehe es an weitere Bergrößerungeu den ken kann; eS mag nicht mit der ganzen ungeschwäch ten Kraft unseres Volkes anbinden, sondern eS muß, da e» nie mehr als eine Viertelmillion Krie ger außer Landes führen kann, diejenigen Völker, welche eS unterjochen will, vorher durch innere Parteiungen vollends zerrütten. An der Türkei dagegen mißt Rußland seine Kraft zur Er oberung; kann es dieselbe nicht vollständig be zwingen, so muß es vollends von der Unterjoch ung Deutschlands abstehe»! ist aber die Türkei erst sein, dann kann cs Rußland wagen, einen Schritt weiter gegen Westen zu thun. Bei all ihren Vergrößerungsgelüsten wagt es die stockrusstsche Poltik niemals, etwas Ucbereiltes und Kühnes zu unternehmen — cs will hierzu gereizt, veran laßt, gezwungen sein, damit es sich rühmen könne, das Legitimitätsprinzip, mit welchem die Zaren herrschast steht und fällt, niemals verleugnet zu haben. Hat aber Rußland überhaupt Absichten auf die Türkei, so kann die Gelegenheit niemals günstiger sein, dieselben auSznführcn, als jetzt, da die slavischen Völkerschaften, welche die große Mehr zahl der türkischen Bevölkerung ausmachen, mäch tig aufgeregt sind und ihre Nationalität zu ver fechte» streben, als jetzt, da Oesterreich nothgedrun- gen seine Eifersucht auf Rußland wegen der Do naumündungen aufgeben und seinen Oberherrn, den Zaren unterstützen muß, als jetzt, da England durch ein vortheilhaftes Handclsbündniß den Mund gestopft erhalten hat, und Frankreich eine ehr lose verräthische Politik befolgt. Es ist des halb mehr als wahrscheinlich, daß mit nächstem Frühjahre der russische Ver nichtungskrieg gegen die Türkei be ginnt. Was wird davon die Folge sein? Ein lang wieriger Krieg, dessen Ende noch nicht vorauszu berechnen ist. Langwierig darum, weil Eng land weüigstenS heimlich die Türkei unterstützen wird, und weil der türkische Religionöhaß dies mal bedeutende Tapferkeit erzeugen wird, da eS sich eben um Vernichtung des Islam in Europa handelt, endlich.,weil die magyarilchen Offiziere im türkischen Heere allein eine Armee werth sind. Während dieses langwierigen Krieges kann sich allerlei ereignen, daß der europäischen Demo- „ , ... kr-tie von Nutzen sein dürste. Ein Aufstand der gefühl über das demokratische Bewußtsein bei ihnen österreichischen Südslaven, der Serben, Kroaten Slavonier, wie ihn Zeitungen neulich schon au-« gebrochen sein ließen, ist an sich nicht unwahrschein lich, würde aber der Demokratie nicht- Helsen, so sich nun die Südslaven auS Haß gegen die Türkei und Oesterreich dem Zaren in die Arme werfeit, so ist uns offenbar mit diesem Aufstande nichts gedient. Allein unter den Südslave» selbst hat seit dem unglücklichen AuSgang des mMarischen Krieges die Demokratie immer tiefere Wurzeln geschlagen. Betrogen durch die österreichische Zentralifirungs« Politik um ihre nationale Selbständigkeit und durch die türkische Wackelpolitik ungcdnldig gemacht, dürf te» die Südslaven im Falle eines russisch-türkischen Krieges neutral bleiben und für ein selbständiges Slavenreich kämpfe» wolle». Dieser Kampf würde zunächst gegen Ocstercich gerichtet sein und unfehl bar einen zweiten magyarischen und - bei der Entfernung russischer Heere — gewiß auch einen polnische» Aufstand zu Wege bringe». Solchergestalt wurde von de» kontrercvolutio- närcn Mächten nur Preußen noch — und dieses kaum — übrig bleiben, um einem europäische» Aufstande, welcher doch nicht unmöglich ist, die Spitze zu bieten. Denn das mit dem südslavische» Aufstande zugleich ein italinischcr beginne» und Oesterreichs ganze Kraft in Anspruch nehmen würde, ist unschwer vorauszusehen; und wenn nun vollends die Magyaren und Polen mit der Kraft der Ver zweiflung sich erhebe», wrnn die Armee, welche in Böhmen steht und zum größten Theile aus revo lutionären Soldaten zusammengesetzt ist, abfiele und mit den längst unzufriedeuenen Czechen gemein same Sache machte, so wäre nicht nur Oesterreich und Rußland, so wäre auch Preußen vollauf be schäftigt. Es bedürfte gar keiner Revolution in Frankreich, um einen europäischen Umsturz herbei geführt zu sehen. Daß aber auch in Frankreich ein solcher Um sturz unausbleiblich ist, haben die dortigen Macht haber am besten eingesehen. Derselbe muß mit der Neuwahl der Nationalversammlung im Jahre 1851 spätestens erfolgen, wo dann die demokra tisch-sociale Bewegung, welche schon jetzt wie ein Steppenbrand auf dem flachen Lande um sich greift, ihr Ziel erreicht haben wird. Allein bei einer eu ropäische» Verwickelung, wie die eben von uns in Aussicht gestellte, kann Frankreich auch vorher schon nicht ruhig bleiben — es handelt sich um seine in der orientalischen Frage stark betheiligten Handels interessen und um das ohnehin schon äußerst gereizte Ehrgefühl der Nation. Es fragt sich nur, ob auch alle die namhaft ge machten Völker, wenn sie sich erheben, sich solida risch für einander verbindlich machen werden? Von den Italienern, Polen und Südslaven, sowie von den Czechen wissen wir, daß bisher da-National- .... ..... - .... "" i Li« Oberhand batte, während fast nur bei de« Deutschen das letztere mächtiger war, als das er stere. Allein wir dürfen die große Schule des nicht- helfen, so Unglück-, welche nach einander älle Völker Euro« lange er ein hlo- natinoaler wäre. Denn wttm pa-, zumaldi« ebeubenaunten, durchgemacht haben,