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Dresdner Nachrichten : 13.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190611131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19061113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19061113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-13
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.11.1906
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V«rs«»»1»aa Mallen. Herr WsreckRoch au» Hambnrg «ick a» 1t. d.Ml km großem Saale des .Tivoli" Dettlier Sttoße. Über da» Thema: ,K»u Vermächtnis Sailer Nil- Hel»» I. für die deutschen HondUnraSgsbiltsen" sprechen. — Der Soalervativ« Landesverein wird in der ersten Hülst« de» Dezember eine Mitoliederversammluna i» Dreßdeo abhalteu. bei welcher diejenigen G^oirstände ver- bandelt werden sollen, deren Erledigun« bei der Generali- versammln»« am 6. Oktober vertagl weiden mutzte. Der Mit- ^iederveriammlmrg wird «ine Sitzung de» Weiteren Vorstandes oavangede». — Die Ziehung der Zwickauer Ausstellung». Lotterie s2. Serie) beginnt mit nächstem Donnerstag. Die drei Hauptgewinne haben «inen Wert von 10000 Mk.. 5000 Mark und 8000 Mk. und sind noch Lose L 1 Mk. bierzu bei Al»and«r Hessel. Dresden. Weitzcgasse 1. und in den Verkaufs- stellen ZL baden. — Da» Devrtentsch« Lntberfestspiel. welche» bei seiner Auffübrung durch den Dresdner Volksfestspielveretn im vorige» Jabre eine so große Beteiligung fand, soll in Lichtbildem mit begleitendem Text und Deklamation morgen abend ',9 Uhr im großen Saale de» „WestendschlößchenS" in Vorstadt Plauen zur Vorführung kommen. Dabei wird der Freiwillige Zirchenchor der AufersiebungSkirche einige Gesänge Vorträgen. Der Verein für innere Mission in der AuferslrhungSgemeinde ladet zu dieser Veranstaltung beglichst ein. Der Eintritt ist frei. — Der Dresdner Lehrerverein beschäftigte sich i» seiner Sitzung am 9. November außer mit einige» geschäftlichen und internen Angelegenheiten auch noch einmal mit der Angelegen heit de» in der Frauenkirche verteilten Flugblattes vom .neuen Lehrer". — Das von dem blinden Komponisten Arno Heydrich (Dresdens im Palmengarten veranstaltete Konzert erfreute sich schönen Erfolges. Dl« Cello- und Klavierkompositionen des Konzertgebers fanden lebhaften Beifall, ebenso seine Melodramen: „Die Glocke". „Das Märchen vom Glück" und „Die Wallfahrt nach Kevlaar, das letztere, gleich den andere» von Frau Llsa Riccius-Merrks ausdrucksvoll rezitiert, wirkte besonders durch die Harmoniumbegleitung sehr schön. Der Cellist» Herr Walter Mehne laus der Schule des Herrn Konzertmeisters Will«) spielte Stücke von Heydrich, Povper und Goltermann sehr lobenslvert. De junge Sängerin Mar garete Möller sang «in« Reihe Lieder mit zarter, lieblicher Stimme und Begabung für den Ziergcsang. — Freitag, den 16. November, abends 8 Uhr. sinket im aroßen Saale oe» Gewerbehauses Ball und Souper der privi» legierten Bogenschützen-Gesellschaft statt. — Der Unter st ützungSvercin der Deutsch- Oesterreicher. hier, feiert am 28. November im „Kegler- heim". Friedrichstratze 12. sein 8. Stiftungsfest. — Unter tragischen Umständen den Tod er litten hat am Sonntag abend die Inhaberin des hiesigen, auf der Mosczinskystratze 2 befindliche» bekannten vornehmen Dameukonfektionsateliers S- Meißner, Hoflieferant, Frau SidonieMeitzner-Körzinger. Genannte Dame, die vor nur loenigcn Monaten den Tod ihres ihr erst vor un- aefähr Jahresfrist angetranten Gatten zu beklagen hatte, war am Sonntag nachmittag aus dem Tolkewitzer Friedhofe an wesend. um am Begräbnis einer langjährigen, ebenfalls plötz. lich verstorbenen Mitarbeiterin teilzunchmen. Dabei hat sich Frau Meihner-Äörzinger jedenfalls zu sehr ansacregt, sodaß sie kurz nach ihrer Heimkehr von einem Herzschlag betroffen wurde, dem sie erlag — Der beutigen Nummer d. Bl. liegt für die Stadtauflage ein Prospekt über wisse nschaftlicbeSelb st unterricht S- werke von BonneS u. Hachseld in Potsdam bei. — Die unter dem im Grundstück Grimmstratze 8 befindlichen Geflügel ausgebrochene Geflügel.Cholera ist erloschen. — Obervcrwnltirogsgevicht. Am Sonnabend beschäftigt« den ersten Senat u. a. eine Anfcchtungsklagsache der Dresdner Gasmotorenfabrik vorm. Moritz Hille betr. Anlieger- Ver- piiichtungen. Die Stadtgemeindc 'Dresden wurde durch Herrn Assessor Dr. Heinemann vertreten. Die Firma Moritz Hill« hatte im Jahre 1905 die Genehmigung zur Erweiterung ihres Montierungs-Gebäudes an der Chemnitzer Strotze erhalten, den Bau/biS jetzt aber noch nicht in Angriff genommen. Das Bau-Vorhaben der Klägerin ist nach Ansicht der Stadt als Neubau zu betrachten, deshalb sei die Firma zur Leistung von Anlieger-Verpflichtungen heranzuziehen und habe das zur Ver breiterung der Chemnitzer Straße nötige Land kostenfrei ad- zutreten. Es handle sich bei der Firma lediglich um die Auf stellung von SauggaS-Anlagen. die Gewerbe-Inspektion habe Bedenken gegen die Anlage im alten Montierungsbau ge äußert. weshalb die Firma denselben durch einen Anbau er- weitern wolle. Die Firma beruft sich darauf, datz sie die Gc- nehmlguna zum Bauen vor Inkrafttreten der neuen Bauordnung vom 17. Marz 1906 erhalten habe. Die Stadt wolle diese Bau ordnung auch auf ihren Erweiterungsbau zur Anwendung dringen: es sei aber rechtswidrig, wenn man einem Gesetz rück wirkende Kraft verleihen wolle. Die Stadtgemeindc führt demgegenüber auS, datz die Baugenehmigung nach zwei Jahren ihre Gültigkeit verliere' für einen Neubau müßten bi« bc- stehenden und nicht die früheren Gesetze matzgcbend lein. Plan könne diese nicht in Anwendung bringen, wenn sich der Nc.hts- stand inzwischen geändert habe. Anlieger-Verpflichtungen ent- stehen aber mit einem Neubau. Das Urteil wird in nächster Heit erfolgen. Die Münchner Fest- und Kaisertage. In dem prächtigen, alten Nathaussaale fand sich am Sonn- tag abend, eingelodcn durch die Stadt München, zu dem aus Ansatz der Grundsteinlegung des deutschen Muieums veranstalteten Festmahl eine glänzende Ver sammlung ein. Der Protektor des deutschen Museums, Prinz Ludwig, alle die bekannten Männer der Wissenschaft und der Technik, welche dem Vorstandsrate des Muscuinü angeboren, Vertreter der Reichsbehördcn und der Bundesstaaten, alle bäurischen Staotsmiiiister. Vertreter aller Behörden Münchens und ausländische Gäste waren erschienen. Den ersten Trinkspruch brachte Staatssekretär Gras Posadowsky aus. der daraus hinwies, daß der Anlaß, der die Versammelten hier zusammentühre, ein hoch uwderner sei. denn diese Be tätigung der angewandten Wissenschaft, diew Fortschritte der Technik seien vorzugsweise Erzeugnisse der neueren Zeit. Ueber die Grenzen Bayerns hinaus tverdc die Gründung des Deutschen Museums mit hoher Freude begrüßt. In München fänden Wissenschaft und Kunst Licht und Lust zu freier Gestal tung wie unter alle» lmyrischcn Königen, so ganz besonders auch unter dem Prinzregenten. Nur wenigen Menschen sei bis ins hohe Alter hinein eine solch« Lebenskrast beschicken wie dem Regenten, wie viel danke chm München, was sei er dem Staate Bayern, was auch in schwierigen Feiten dem gesamten deutschen Vaterlande gewesen! Gras Posadowsky schlich seine Rede mit einem Hoch auf den Prinzregcnten. Prinz Ludwig führte sodann aus, daß seit Jahren der Gedanke bc- standen habe, ein Museum der Technik zu gründen, welches denen anderer Staaten ebenbürtig sei. 'Der Plan jci dank der Unterstützung einer großen Anzahl Industrieller, dank der Förderung per Stadt München, des bayrischen Staates und <k>LS ganzen Deutschen Reiches gelungen. Prinz Ludwig ge- dachte alsdann des hohen Verständnisses, welches der Kauer der Technik entaegeubringe, insbesondere dem Äriegsschiffsbau und der Ausrüstung der Armee. Alle danken dem Kaiser, daß es ihm möglich war^den Frieden zu wahren und die deutsche Macht auf Land und See auf der Höhe zu erfüllten, die eben für die Wahrung des Friedens unbedingt nötig sei. Mit warmen Worten gedachte der Prinz der erheblichen Förderung der Interessen des Deutschen Museums durch den Kaiser, dem das -Voch aalt. Kräftig erklang das Lied „Deutschland, Deutsch land über alles," Wirkt. Geh. Rat Professor v. Neumayer brachte ein Hoch auf Prinz Ludwig aus. Oberbürgermeister Dr. v. Borschi (München) toastete aus das Deutsche Museum. Geh. Rat v. Siemens aus die Stadt München. Gestern vormittag lO Uhr 50 Ministen trafen der Kaiser und die Kaiserin ln München ei» Mit dem kaiserlichen Hof» zu« kam auch Staatssekretär v. Tschirschky an. Auf dem Bahn» Hof« war die mit dem Kaiserpreise ausgezeichnete 12. Kompagnie de» 6. Jnfonlrrie-RegimentS. dessen Cbef der Kaiser ist. anfgesirllt. Zum Empfang« waren u. a. erschienen der Prinz-Neaent, vir königlichen Prinzen, Prinzessin Ludwig, sämtliche Minister, die Diplomatie, hohe Offizier« usw. Es fand eine herzliche Be- ckßuna zwischen de« Kaisewoare. dem Vlinz-Regeirten und der rinzelsi» Ludwig statt. Sodann folgte der Vorbeimarsch der hrenkompagiitr, worauf t« Kaisersaion Cercle abgehglten wurde, ne Fahrt vom Bahnhof« zur Residenz gab Anlaß zu stürmischen Huldigungen. Im Brunnenhose war «ine Kompagnie des I. Leib- Regiment» ausgestellt. Unter Vorantrstt de» großen Dienstes be gaben sich die Heirichasten nach dem Thronsaale, wo sich sämtliche Prinzessinnen zur» Empfange versammelt hatten. Nach feierlicher Benutzung geleitete der Prinz Regent den Kaiser persönlich in seine Gemächer. Im Salon deS Kaisers waren mehrere Erinne runasstücke an Friedrich den Große» ausgestellt, die sich zurzeit im Besitze des bayrischen Hofes befind«». Ter Regent bat den Kaiser, diese für das Hohrnjollernhaus wertvollen Erinnerungs stücke eiitgegenzunehmen. Der Kaiser und dir Kaiserin weilte» nur kurze Zeit t» ihren Gemächer» und statteten dann den, Prinz- Regenten und der Herzogin Adelgunde von Modena Besuche ab. Um l2>/, Uhr fand Fainllienfrubstück zu 62 Gedecken und Marschalltasel statt. Aus Anlaß der Grundsteinlegung für das Deutsche Museum hat der Prinz-Regent zahlreiche Auszeichnungen verliehen: u. o an den Obcrhofmarichall Grafen Eulenburg, die Staatssekretäre Grasen Posadowsky und v. Tschirschky, Ge- sandten Grasen PourtqlüS, Gcneraladiutanten v. Picslen und den Geh. Rat v. EisenhardtMothe, der an Stelle des er krankten Cheis des Zivilkabinetts v. Lucanus mit in München eingetroffen ist. Auch an Männer, die sich Verdienste um das Deutsche Museum erworben Izaben, sind zahlreiche Ordensaus- zeichnuugen verliehe» worden, u. a. an Geheimrat Dr. Slaby- Elmrlottenburg, Präsidenten v. Moschos-Stuttgart. General direktor Dr. v. Oechelhäuser-Dessau, Professor Rietschel-Berlin und den Direktor der Zeiß-Stistung Crapski-Jcna. Hofrat Earo in Mannheim, der Gründer der Badische» Anilin- und Sodafabrik, Hot seine reiche Sammlungche m'i - scher Präparate dem Deutschen Museum in München überwiesen Die Marokkofrage beginnt die politische Welt wieder lebhafter zu beschäftigen. Der französische Gesandt« in 'Tanger. Regucnllt, welcher sich gelter» au: seinen Posten zurückbcgcbcu hat. erklärte einem Mitarbeiter des Pari,er „Temps" über die Lage in Marokko. es liege kein Grund zu übermäßiger Beunruhigung vor: man müsse aber immerhin auf den gegenwärtigen anarchischen Instand in der inarokkanischc» Regierung Hinwegen, welcher in den vo» Europäer» bewohnten Städten die ernsteste Aufmerksamkeit erfordere. Was die algerische Grenze anlangc. so seien Wachsamkeit. Festigkeit und kräftiges Vorgehen notwendig. Jedoch müsse man sich vor voreiligen Repressalien und pessimistischen Uebertrcibungen hüten. Bis die Beschlüsse der Konferenz von AlgcciraS ui Kraft getreten >eicn, müßten Ueber wachungs- und Vorsichtsmaß regeln getroffen werden, um dem Treiben Raisulis und seiner Anhänger -ntgegenzutretcn. da der Maghzen diese Ausgabe nicht erfüllen könne. Tics seien die Weisungen, welche ihm von der Regierung erteilt seien und von denen er sich in Tanger im Ein- vernehmen mit den Zivil- und Militärbehörden Algeriens leiten lassen werde. Der Pariser Korrespondent des Berliner „Lok.-Anz." will von einem wohlinsormicrten Parlamentarier die Mitteilung erhalten haben, daß nach allseitig«! Ratifikation des Protokolls von Algeciras Frankreich aus freien Stücken einigen anderen Vertragsmächten, insbesondere Deutschland, er- wünichte Zugeständnisse machen werde, welche die französischen Vertreter in Algeciras zu erteilen nicht bevollmächtigt gewesen seien. Das gegenwärtige Ministerium wolle durch diesen Alt internationaler Höflichkeit bekunden, daß die Friedensversichc- rungen ocs ministeriellen Programms vollkommen ernst gemeint seien. Der französische Parlamentarier habe hinzugefügt, er könne weder über die Natur der Zugeständnisse sich näher aus- sprechen, noch über die an die Adreste Deutschlands zu richtende Höflichkeitsbezeigung, die als ein Nachklang oer Mainzer Kund gebung Kaiser Wilhelms zu betrachten sein werde. Leine Mit teilung habe ober den Wirrt, die 'Stimmung des Ministeriums des Auswärtigen zu kennzeichnen. .Wir ziehen es doch vor? so bemerken dazu treffend die „Hamb. Nachr.", „die Bestätigung dieser anonymen Nachrich- ten abzuwarten. bevor mir an sie glauben und sie zum Gegen stand von Betrachtungen machen. Unglaubhaft erscheint zunächst, daß die französischen Staatsmänner, nur uni die Welt von ihrer Friedensliebe zu überzeugen, ohne genügenden Anlaß und Not irgendwelche Zugeständnisse in Marokko machen sollten. Es müßte sich denn um Zugeständnisse in bezug auf Rechte handeln, die für Frankreich keinen Wert haben und deren Ausführung ihm selbst unbequem sein würde. Wir insonderheit halten die leitenden französischen Staatsmänner nicht für so sentimental, daß sie wegen der Ehre, die der Deutsche Kaiser den Gebeinen französischer Soldaten erwiesen hat, irgend welche Zugeständnisse realer Natur aus Kosten Frankreichs machen sollten. Eine solche Politik der Sentiments treiben wir in Dcutsck-land: fremden Nationen ist diese ganz fremd. Unter diesen Umständen müssen wir die Mitteilung des Pariser Korrespondenten des „Lokcllonzciger" einstweilen für un- begründet und für einen Veriuch halten, die gegenwärtig in Deutschland herrschende Mißstimmung durch Eröffnung eines Lichtblickes zu mildern. Daß dieser Versuch großen Erfolg haben wird, glauben wir um so weniger, als die Angaben des Pariser Gewährsmannes unbestimmt genug lauten," TaneSgeschichte. Erzherzog Franz Ferdinand und die österreichisch-ungarischen Militärfragen. Di« „Voss. Ztg." veröffentlicht einen interessanten Wiener Brief, in dem ousgesührt wird, daß Erzherzog Ferdinand die gegen Ungarn in den militärischen Fragen geübte Nach- giebigkcit alsFchlcr ansieht und denjenigen Männern abhold ist, denen er die Schuld gibt, den Kaiicr ichwächlich be raten zu haben. Ms diese Berater werden Generalstabsches Graf Beck und der ehemalige Kriegsminister v. Pitreich genannt. Bei den Manövern in Schlesien und Dalmatien toll der Thronfolger dem Grafen Beck mehr als einmal seine Unzufriedenheit bezeigt 'haben, weshalb sich Beck zur Nieder- legung seines Amtes entschloß. „Ws er mit hoben Ehren zurücktrat," beißt es weiter, ,,gab gleichzeitig auch M. von Pitreich seine Demission, nicht, wie man behauptet Hot, weil er mit den Ungarn nicht mehr zu einem neuen Aus- gleiche kommen konnte, sondern weil er dem einmütigen Urteile der öffentlichen Meinung in Oesterreich, das durch den Mund des Thronfolgers deutlich zum Ausdruck gebracht wurde, weichen mußte. Auch der Kandidatur Pitreichs für den Posten des Generalstabschcss steht der Erzherzog, wie behauptet wird, bestimmt entgegen und empfiehlt den General Conrad uon Hötzendors, dessen Umsicht und soldatische Energie in der Armee allseitig rühmend 'yervorgebobei, werden. Die Ent scheidung ist noch nicht gefallen. Am Schlüsse heißt cs: „Es ist möglich, daß diese Krise noch ein neues Lpser fordert- Der Generaladiutant des Kaisers, Bolfras. setzt sich für General v. Conrad ein. und es könnte wohl sein, daß, wenn er nicht durchzudringen vermag, auch sein Amt einer anderen Kraft übertragen wird. Der Stein ist ins Rollen gekommen, und immer Ichärscr hebt sich die Gestalt des Thronfolgers vom Hintergründe ab, eines Mannes von starkem, fast lcidcnfchaft- lichem Wollen, einer nicht ganz vorurteilslosen, ober kräftigen Persönlichkeit. Deutsche« Reich. Der deutsche Kronprinz ist gestern abend von Berlin nach Bayern zur Jagd avgcrerst. Wie der „Magdeb. Ztg." auS Berlin berichtet wird, nimmt man dort an. daß der Besuch deS Herzogs vvnCumber- land und seine« Sohnes in Wien den Zweck gehabt habe, den Kaiser Franz Joseph für eine Vermittlung zwischen Gmunden und Berlin zu gewinnen. Datz ans cumber» ländischer Seite eine solche Absicht bestehe, ist schon vor einiger Zeit genieldet worden, zugleich bat man aber auch von Wien auS erklärt, datz Kaiser Fron, Joseph durchaus nicht gewillt sei, sich in irgend einer Weise in eine innere deutsche NeichSangelegenheit «inzumischen. Dem ist, wie unterrichtete Kreise versichern, auch heute noch so. Wenn also der cumberlkndische Besuch in Wien in der angenommenen Absicht erfolgt sein sollte, so dürfte er nur eine bösliche Ablehnung jeder Vermittlung des Kaisers Franz Joseph in der braunschweigischen Angelegenheit erzielt haben In Wien weiß mau eben so gut wie in Berlin, daß der Kaiser den in der cumberländischcn Erbfolgefrage eingenommenen und in dem Bescheid an den Herzog Ernst August von Cumberland vom 2. Oktober zum Ausdruck gebrachten Standpunkt sesthält, daß also jeder Veunilllungsversuch in der Richtung der wetfische» Wünsche, selbst wenn man rhn für zulässig erachten sollte, ver grblich wäre. Zum Herrenmc i st« r des Jo>h a u n i t« r orid e n s ist der älteste Sohn des verewigte» Prinzen Alb recht von Preußen. Prinz Friedrich Heinrich, gewählt worden. Die „Konservative Korrespondenz" bezeichnet die von dr» .Leipziger Neuest. Nachr." und dem Tepeschenbnrenll „Herold" gemachte» „Enthüllungen" aus Bismarcks Abschieds venksch ritt als „einen unter den heutigen Verhältnissen beinahe landesverräterischen Akt" und fährt fort: „Sollte der „Entwurs wie das kaiicitiche Handschreiben wirklich echt lein, so kann die Publikation dieser Schriftstücke nur auf einem schweren Ver trouenSbiuchc beruhen." Was diesen Vertrauensbrnch betrifft, so schreibt die „Zukunft", daß dieser auf daS Material von Moritz Busch zurückzuführe» sei: „Bismarck hat den Entwurs (der zunächst nur intimem Gebrauche zngedacht war) am 21. März 1891 ln FriedrichSrnh, nebst dem EiitlassungSgcsuche, dein alten Moritz Busch übergeben und ihm nicht verboten, diese Schriftstücke für sich z» kopieren." — Die „Hamb. Nachr." bemerken dazu: Wir können demgegenüber nur wiederholen, daß das Entlassung« gesilch deS Fürste» Bismarck seinerzeit von Busch unter Vertraue,»-- mißbrauch publiziert worden ist. Busch hat, wie sich leider erst zu spät herauSstellle, wichtige Aktenstücke ohne Erlaubnis kopiert. lieber die Verhandlungen des sogen. W e i n p a rl a m e n t s sind noch keinerlei amtliche Mitteilungen ausgegeben worden. Wie die „Franks. Ztg." berichtet, wurden in der ersten Sitzung am Donnerstag keine Beschlüsse gefaßt. Tie Regierung nahm alles all ratörancknm. Erörtert wurde die Frage deS Alkohol- Zusatzes, worüber die Aussagen der Sachverständigen wei! culseinandergiiigen. Tie Vertreter der Winzer waren meist dagegen, dafür die Weinhändler. welche erklärten, daß sonst der Wei» nicht haltbar sei. Dieser Ansicht trat n. a der frühere Zentrumsabgeordnete von Mainz, Nacks, bei. Weiter wurde die Frage des V e rich n it teü von Weiß- mit Rotwein behandelt. Die Winzer sprachen sich im Interesse des dcntschcn Notweinbnues meist für eine Deklaration des Verschnittes ans und erkannten auch an, daß ein Verbot niit den Handelsverträgen nicht verein bar sei Von anderer Leite wurde betont, daß die kleineren deutschen Rotweine ohne Verschnitt nicht verkäuflich seien und durch Deklaration der Verkauf leiden würde. In der Freitage- sctzruig sprachen sich alle Redner übereinstimmend für Beibehaltung der Zucke rung aus, und nur die Frage der „erheblichen" Ver mehrung entfesselte eine ausgedehnte Debatte. Im Gegensatz zu den amtlichen Mitgliedern der Konferenz forderte ein anderer Teil der Konferenzmitglieder Grenzzahlcn Ro.cke-Maiiiz wünschte die Grenze für Zuckerung mit Ausnahme für sc>uerreiche Jahre auf 20 Prozent festgesetzt. Sehr viele Vorschläge zur Neuregelung zeitigte die Debatte über die Frage der „zeitlichen Begren zung " Auch an dieser Diskussion beteiligten sich die amtlichen Teilnehmer überaus lebhaft. Sie behaupteten, daß das Fehlen einer Strafbestimmung de» Bezug von Ehemikalien und ihren Zusatz znm Wein möglich mache, stießen aber mit dieser Behaup tung auf starken Widerlprnch. Zur Frage des Rotwein- Verschnittes wurde allerseits zugegeben, daß Verschnitt von Rotwein niit Rotwein zulässig sei und ohne Deklaration passieren könne: dagegen wolle» aber die Rotweinerzruger Deklaration bei Verschnitt von Weißwein mit Rotwein. Ans die Klagen des Abgeordneten Erz'berger über die Bchanoliliig, die seinem Material für Enthüllung kolonialer Mißstände durch den Untersuchungsrichter zu teil so zu behandeln, wie cS die Zwecke der Untersuchung erforder- ten, und daß er dabei auch einem Abgeordneten gegen über keine A u s ii o'h m er ü cks i cht e n walten zu lassen brauchte, soweit dies nicht durch Verfassung oder Gesetz vor- geschriebcn ist. Auf die für den Richter wesentliche Frage, ivie das Material des Abgeordneten erlangt wurde, acht Herr Erzberger nicht ein. Es befinden sich darunter bekanntlich Dinge, die. wir wählen absichtlich recht milde Ausdrücke, von migvergnügten Beamten in unstatthafter Weise den Akten einer Behörde entnommen worden sind. Die Absicht, amtliche Mißstände aiHudeckcn, in allen Ehren: aber der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das Be- dürfnis nach politischer Sauberkeit mußte sich auch aus eine streng« Prüfung der bona t'icios von Zuträgern und deren Hintermännern erstrecken. Unmöglich kann als Grundsatz gelten, daß die nämlichen Dinge in den Akten der Behörden für die Auslieferung an einen Abgeordneten vogelfrei, im Be sitze dieses Abgeordneten aber, als sein Material, unantastbar sind. Das hieße doch malkontente Beamte — und wo gibt cs die nicht? — zu pflichtwidrigen Handlungen geradezu ermuntern-. Stehlt aus den Akten, n>as Ihr wollt. Wenn Ar nur die Vorsicht braucht, ois Vertrauensmann einen Abgeordneten zu nehmen, so ist in dessen Händen das Gestohlene dem Unter- luchungsrichtcr gegenüber sakrcnankt! Damit würde nicht nur die öffentliche Moral untergraben: eS wäre auch ein Anfang zur Auflöiuug der Staatsverwaltung, und wenn irgendwo, muß es hier heißen: prinaipiia obstu!" In Frankfurt fanden am Sonnabend und Sonntag unter Vorsitz des Reichstagsabgeordneten Payer Verhandlungen zwischen Vertretern der freisinnigen Volksporlci. der Frei sinnigen Vereinigung und der Deutschen Volkspartci statt. Es wurde einstimmig, beschlossen, bei den nächsten Reichstage tvahlen auf ein Zusammengehen der l inks steh en den bürgerlichen Parteien! unter Wahrung der politischen Selbständigkeit jeder einzelnen derselben hinzuwirkc» und eine Verständigung über die Ausstellung von Kandidaten hcrbciziiführen. Ferner sollen die Vertreter ihren Einfluß dahin geltend machen, daß eine Befehdung der liberalen Grupveii untereinander in Wort und Schrift unterbleibe. Die Nachricht, daß vor wenigen Tagen der Staatssekretär deS Reichsamtes des Innern, Graf Posadowsky. einen Gesetz entwurs über Arbeitskammern vorgelegt hat, wird be stätigt. Ans dem Umstande, daß es in der Gesctzesüberschnst Arbeltskammern und nicht Arbeltcrkammern heißt, darf man schließen, daß die in Aussicht genommene» Korporationen sich paritätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen setzen sollen. Dann wird vermutlich wohl als Vorsitzender de: oarilätflchen Arbeitskamnier. um den gedeihlichen Gang der Ver Handlungen in ihr zu sichern, eine von autoritativer Stelle zu bc stimniende, beiden Parteien unparteiisch aeaeiiübcrstehende Persönlichkeit in deni Gesetzentwürfe vorgesehen sein. Man kann es nur mit Freuden begrüßen, daß die Rcichsreaiernng nnnmehr in Erfüllung der am weiteste» verbreiteten sozialpolitischen Wünsche und der von ihr früber gegebenen Zusicherungen dem jetzt zu sainnieiitrekenden Reichstage sowohl ein Gesetz über die Recht § sähigkeit der Berufs vereine wie über ArbeitSkammcru vorlcgcn wird, denn man darf wohl mit Sicherheit annehmcn daß der jetzt durch das Reichsamt des Innern zur Beschlußfassung vorgelcgte Gesetzentwurf über die Arbeitskammern die Vorstädte, bis zum Reichstage rasch passieren wird. Der deutsche Botschafter in Petersburg gab Sonntag zu Ehren des österreichischen Ministers Freiherr» v. Aeürcnthal ein Mahl. Ju den Textilbetrieben von ErnLdeiten West falens sind insgesamt 1039 christlich-organisierte Arbeiter aus- gesperrt worden. Zu der jüngst erfolgten Beschlagnahme des deutschen Dampfers „W. N. Minlos" erfährt die offiziöse „P. T- A." ^ Nach russischem Gesetz sind russische Wach- und Schubschiffe berechtigt, in den Territorialgewässern im Bereiche von sieben Werst vom User entfernt ausländische Fahrzeuge anzuhalten. Ter Grcnzwachkrclizer „Beikut" hielt i» der Nähe von Reval den Dampfer ENknlos" an. ohne ihn jedoch zu beschießen. Er kielt ihn zwei Tage aus der Reede von Reval fest, weil der Kapitän nicht genau die Bestimmung seiner Fracht nnzugeben vermochte. Infolgedessen mußte der Kapitän deS Äachtdanipfers erst tele graphisch von Petersburg Anweisungen einholen, und nach Ein gang der Antwort fuhr der „Minlos" sofort nach Kronstadt weiter. Die Handlungsweise des Kapitäns des „Bcrknt" war also voll kommen gesetzlich. Die in Akkord arbeitenden Hamburger Getreide» schaurrlente sind gestern früh in den AuSstand getreten. Dresdner Nachrichten. -tr. 313. Sette 8. M» Dienstag, 13. November 131>v
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