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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000729020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900072902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900072902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-29
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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Dresvirev Nachrichten. Sonntag, SV. Juli 1»V0 Nr. SV« auf die Ausgabe für ein einziges Inserat in der illustrirten Zeit schuft „Daheim" und die Kosten der Belastung einer entsprechenden Antichrist an einem Hausgiedel in Berlin. Wenn der betreffende Artikel für die Frequenz von Elster als besonders schädigend an führt, dah der taxfreie Aufenthalt von 7 auf 6 Tage herabgesetzt worden ist, so sei nur erwähnt, daß namhafte Bäder wie Homburg, Kreuznack, Wildbad, Harzburg. Nauheim einen theils nicht längeren, tlieils aber kürzeren Ansenthalt frei geben. Weiterhin kann die geringe Differenz eine zufällige, durch vielfach ungünstiges Wetter bedingte sein. Schließlich ist aber doch auch für ven Be tuch eines Bades nicht der Durchgangsverkehr, sondern die Zahl der wirklichen Kurgäste maßgebend. — Im Anschluß an den er wähnten Artikel schreibt »ns Herr Dr. Fabian, einer der beiden Frauenärzte, die fick in letzter Zeit dort niedergelassen haben, daß er nicht auf Veranlassung des Kurvereins, sondern „auf Lttanlassung unzufriedener Damen" nach Elster gekommen sei. —*DietzOjäkrigeGcdächtnißseier derSch lachten u in Metz vom 12. bis 18. August scheint einen größeren Umfang anzunchmeu, als cs erst den Anschein hatte. Auch der preußische Eisenbahnminister, der seinerzeit das Gesuch des Lothringischen Kriegerbundes um Gewährung von Militär-Fahrscheinen an die Veteranen abschlägig beschicken hatte, hat denselben nunmehr freie Nückiahrt auf cinsache Karten innerhalb zehn Tagen gewährt. Zur Schmückung der Gräber und Denkmäler sind bereits gegen 200 Kränze aus allen Städten Deutschlands in Metz cingctrofscn, deren Zähl sich täglich mehrt. Au Krieger- und Neteraneu- Vereincn sind bis jetzt etwa 100 mit der „Bereinigung zur Schmückung der Kriegergräber" in Verhandlung getreten. Aus Sachsen betheiligen sich bis jetzt drei Vereine aus Dresden, Leipzig und Ehemnitz. —* Die 5. Auflage des Führers durch die König!. Sammlungen zn Dresden, herausgegcbcu von der General- dircktion der^kkonigl. Sammlungen, ist soeben erschienen. Die Abschnitte über die Ethnographische Sammlung und die Porzellansammlung sind neu bearbeitet worden. —* Da die jetzt im Zoologischen Garten im Terrarium gehaltenen Skorpione dadurch, daß sie gleich allen ihren Gattunqs- geuossen am Tage meist ruhig liegen und sich nach Möglichkeit verkriechen, dem Besucher es sehr erschweren, den eigenthümlichen Körperbau dieser gefürchteten Gliederspinnen genau zu erkennen, hat Herr Prof. Dr. Schneider, Blasewitz, diesem eine Auslese aus seiner Sammlung präparirter Skorpione auf Zeit zur Mitans- stcllung überlassen. Mehr als 70 Thicre. die etwa 50 Arten der echten sowie der Geißel- und Fadcnskorpione angeboren, aus allen Echtheiten und von 40 besonderen Fundorten, lassen den Beschauer leicht einen Ueberblick gewinnen über die vielartige Gestalt der Skorpione und über das Auftreten bestimmter Formen in den ein zelnen großen Fnndgebieten. —* Ein fröhliches, frisches, dem Körper besonders dienliches Leben und Treiben entwickelt sich seit Montag jeden Tag in de» frühen Morgenstunden im städtischen Freibad für Knabe» in der Neustadt unterhalb der Carvlabrücke. Mehrere Hundert Knaben, Schüler der 1. und 2. Knabcnklasseu der hiesigen Volksschulen, er halten unter bewährter Leitung täglich unentgeltlich S ch w i m m - unterricht. Die Schwimmstnuden werden von Lehrern des Dresdner Turnlehrer-Vereins erthcilt. Die Herren haben es sich nicht nehmen lassen, 14 Tage ihrer Sommcrserien den Kindern zu widmen. —* Jedenfalls den Reiz der Neuheit, wenigstens für hiesige Verhältnisse, darf etne musikalische Veranstaltung beanspruchen, die morgen, Sonntag früh von 5 bis 8 Uhr die Firma Krüger, Elbbadeanstalt an der Carolabrücke, ihren Besuchern ge währt. Uni die genannte Zeit findet in dem Bade ein Eoncert statt. Bei den Klängen einer Kapelle in der Elbe baden, muß einen ganz besonderen Genuß bedeuten. Das (Abwasser ist gegen wärtig sozusagen „badewarm". —* Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Mit dem Hauptschleußenbau in der Straße An der Ziegeljchcunc und hieran anschließender Beschotterung der Straße entlang des Grundstückes der Johann-Mcper-Stiftung, sowie niit der Ab- pflastcrung des Straßenkrcnzcs: Au der Zicgclschcunc mit der Waitherstraße soll am Montag begonnen werde». —* Im „ Cbristlichen Verein junger Männer", Neumarkt 9, 3. Etage, findet morgen, Sonntag, Abends 8 Uhr gesellige Vereinigung mit Vortrag des Herrn P. ein. Uuger über „Dorflvylle" statt. Jeder junge Mann hat hierzu unentgeltlich Zutritt. —* Vor einigen Wochen wurde in Blasewitz damit be gonnen, die Residenzstraße vom Postanit bis zur Friedrich August- Straße zu regulircn und die Arbeiten gingen zur Freude aller Ainvvhucr auch lebhaft von Statten; seit etwa 14 Tagen aber ruhen sic. während eine Strecke von etwa 100 Meter noch der Fertigstellung harrt. Diese Arbeitseinstellung ist um so unver ständlicher, als es weder an den nöthigen Pflastersteinen, »och a» Arbeitskräften fehlt: denn elftere liegen in einer Seitenstraße als Verkehrshindernis! aufgeschichtet, während die Arbeiter anderwärts niit Straßenaufbesserungen beschäftigt werden. Abgesehen davon, daß die der Fertigstellung harrende Strecke der schönen Residenz straße nicht gerade zur Zierde gereicht, bietet sie auch für den Fährverkehr mancherlei Hemmnisse und Gefahren. —* Löbtau. Seit Donnerstag wird der 20jährige Bnch- druckergehilfe Theodor Zimmermnnn von hier ver m i s; t. Er hat den Eltern in einem Briefe erklärt, infolge unheilbaren körper lichen Leidens sich das Leben nehmen zu wollen. — Wie bereits kurz berichtet, fand am Mittwoch in Leipzig anläßlich der Vorführung einer neuen Dampfspritze durch die Mit glieder der Löschdeputatwn des Rathes und des Löschausschnsses der Stadtverordneten mit ihren Vorsitzenden den Herren Stadt- rath Dr. Schmid und Stadtverordneten Vogel eine Besichtigung der Hauptseuerwache statt, um insbesondere die dort getroffenen Neueinrichtungen kennen zu lernen. Unter den nngünstigsten Ver hältnissen und bei kurzen Schlanchlängen wurde vorerst ein Vergleichs-Exerzieren zwischen der srnheren Fahrspritzen-Einricht- nng und der von Herrn Branddirektor Bandan neu konstruirten kombinirtcn Gasspritze vorgcsührt. Das Resultat war für den i Gasspritzeiiangrifs ein außerordentlich günstiges und konnte nach Anfahrt der Fahrzeuge von der Gasspritze schon nach 20 biss 25 Sekunden Wasser gegeben werden; nebenbei wurde dieselbe! auch gleichzeitig als Lnftzusührniigsvumve für die Rauchmasken! benutzt. In gleicher Weise fiel die Probe der kombinirten Dampf- > soritze gegen die frühere mit ausstellbarem Bassin eingerichtete Damvsspritze zu Gunsten der elfteren ans, so daß auch hier nach 25 bis 30 Sekunden nach Anfahrt der Fahrzeuge Wasser gegeben wurde. —* Beim Baden ertrank gestern in Leipzig der 20 Jahre alte sind. jur. Carl Paul Knüpfer in Wurzen. —* Der oft gerügten Unsitte, die Kirschen mit den Kernen zu verzehren, ist am 26. v. M. in Leipzig wieder ein Mädchen von 15 Jahren, die Tochter eines Kohlenhändlers, zum Opfer gefallen. —* In der Herberge zur Heimath in Oelsnitz 1. B. ist vor gestern der 46 Jahre alte Zinnnermann Friedr. Bernh. Seifert, aus einem Dorfe bei Rochlitz stammend, todt aufgefunden worden. Seifert hatte sich die Pulsader geöffnet. —" Mühlberg a. E. Von der Regierung erhielten drei hiesige Fischermeister je 30 Mk. Belohnung. Sie hatten den Wasserbauwart Marckstadt und 3 Bühnenarbeiter, die bei Ausübung des Hvchwasserdienstcs am 11. April durch Kentern des Bootes.in Lebensgefahr gerirthen, gerettet. — Unter der Bezeichnung „Wolf's Tintenlöschroll«" gelangt seht ein neues Tinten-Löschwerkzeng in den Handel. Diel« in säst allen Kulturstaaten patentirte und vicllach aesehlim geschüh!« Löschrolle dürste wohl das einfachste, praktischste und billigste Tinlenlösch-Werkzeug sein, das jetzt crisürt. Ein mächtig langer Streiken guter Löschkarton, welcher in gewissen Abständen perfonrt worden, Ist auf einen Hol,kern fest ausgewlckelt. Die hierdurch «nistandenc Löschrolle wird an den beiden Stirnseiten verklebt und dadurch zusammcngchalten. Der Zusammenhalt wird auch durch be sonders konstruirt« Stifte, Klammern, Oblate» und dergleichen «rrcicht. Ein ats bequemer Griff gesonnter federnder Drahtbügel, dessen beide nach innen stehende Enden in dem an jeder Stirnseite auSgcbohNen Holstern eingeklemmt werden, macht die Lölchrolle zinn Gebrauch fertig. Aus der Innenseite können die Rollen durch Ausdruck aus das Löschruwier auch zu allerhand Rcklaniczweckcn dienstbar gemacht werden. Die Löschrollcn wer de» in verschiedenen Groben und Qualitäten in den Handel gebracht und sind in allen Schretbwaarenhandlungen und verwandten Geschäften zum Preis von 20—60 Mg. zu haben. Fabrikant der Löschrolle ist Herr Oswald Wolf, Laubeaast-Dresden. — Oessentliche Versteigerungen in den König!. Amtsgerichten. Donnerstag, den 2. August. Dirna: Zimmerer Wilhelm Hermann Mühia's Baiistcllenarundstück inKleinzschachwitz. lO.ONO M. Dresden : Maurer Karl August Reichel's Haiisgrundstück in NiederlSknttz. 17,140 M. Dresden: Zicgeleibesibcr Karl Wilhelm Scisert's Wohnhaus mit Garten in Krnna, Ludwig Hnrtmannstratzc, 57,000 M. Zwickau: Emil OSkar Fiedler's Wohnhaus in Niederplanitz, 11,500 M. LiMensicin: Karl Otto Drechster's Hausarnndslück in Rüsdors, 10,330 M. Meißen: Bau meister Friedrich Wilhelm Mcrkel's Wohnhaus und Garten in Kölitz, 14,572 M. Freitag, den 3. August. Dresden: Schankwirtb Otto Paul Große'S Hausgrundstiick in Pieschen, Torgauerstrahe 13, 38,000 M. Dres den: Daugewerke Karl August Richard Knoblickps Eckwohnhaus mit Hos- raum in Laubcgast, Seidelstrahc, 50,880 M. Löbau: Gustav Üldolf För sters Hausgrundstiick in Obercunnersdorf, 900 M. Chemnitz : Oskar Emil Neuberi's Grundstücke in Leukersdorf, 23,546 M. Leipzig: Kaufmann Karl Gottlieb Schcller's LauSgrunbstück daselbst, NO,OM M. Sonnabend, den 4. August. Pirna: Gustav Hermann Höhne'S und Ernst Otto Haupt's Grund stück in Heidenau, 38,OM M. Rochlitz: Ckristiane verehel. Seifen gcb. Mcrtha's Fabrikgrundstück in Geringswalde, 13,570 M. Wetterbericht der Hamburner Secwarte vom 28. Juli. Ge biete höchsten Luftdrucks beherrschen das norwegische Meer bis nach Süd- skandinavicn hin, Depressionen dehnen sich von Westrustland bis zu den britischen Inseln und Süddcutschland aus. In Deutschland ist es wolkig, meist etwas kühler »md ruhig. — Wahrscheinlich ist meist ziemlich trübes, regnerisches und ruhiges, im Norden wärmeres Weiter, im Süden sind Ge witter^ zu erwartcn. Tngesgeschichte. x Deutsches Reich. Generalleutnant Freiherr v. Bülow. beauftragt mit der Fühlung des 7. Armeekorps, ist zum komman- dicenden General dieses Armeekorps ernannt. x Wie die „N. Stett. Ztg." erfährt, hat das Hofmarschallamt dem Magistrat von Stettin die Mittheilung zngehcn lassen, daß der Kaiser die von der Stadt angcboteiic Oderfestfahrt, vor behaltlich der Festsetzung des Tages, angenommen hat. x Am 25. Juli ist, wie gemeldet, im 7l. Lebensjahr in Berlin Gchcimrnth Wilhelm Wehren Pfennig gestorben, der als Publizist und Parlamentarier seinerzeit in der nationalliberalen Partei eine nicht unbedeutende Rolle gespielt bat. Er gehört zu jenen in Deutschland immer noch so seltenen Politikern, die ihre Berufung in ein Negiernngsamt der parlamcnlnrischen Thätigkeit verdanken. Von dem Augenblick nn aber, da er als Referent für die technischen Uiiterrichtsanstalten in das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe eintrat, entsagte er der praktischen Politik und lebte nur noch den ihm amtlich beschicdenen Funktionen. Er hatte Ende der sechziger Jahre gemeinsam mit Treitschke die „Preußischen Jahrbücher" heransgeaeben und dann 1872/73 versucht, als Chefredakteur die im Äbsterben begriffene „Spenerjche Zeitung" zu galvanischen. Er gab diesen Versuch aber ans. als er suhlte, dieser Ausgabe nickt gewachsen zu sein. Inzwischen war er als Parlementcirier und Unterführer der nationalliberalen Partei im Abgeordnetcnhanse wie im Reichstage thätia gewesen. In, Ministerium für Handel und Gewerbe machte er ftch, der als ehe maliger Oberlehrer an einem Berliner Gtzmnasium mit den Scbnlpcrhältnissen vertrant mar, nm die Entwicklung unseres ge werblichen Schulwesens verdient. Nach zweinndzwaiizigiähriger Thätigkeit in diesem Amte trat er vor etwa einem Jahre in den Ruhestand, den er nicht lange genießen sollte. Gchcimrath Wchien- pfennig war eine burcankrntisch angelegte, aber äußerst liebens würdige Natur. Er verstand, in urvancn Formen auch dem politischen Gegner gerecht zu werden, und er hat es niemals ver gessen, daß seine Politischen Anfänge ans publizistischem Gebiet lagen. Diese Vergangenheit hielt er auch in der Beamten- hierarchie in Ehren, und deshalb gebührt ihm besondere An erkennung. x Oesterreich. Tie „Wiener Ztg." veröffentlicht die Ver- llo b nn g des Erzherzogs Peter Ferdinand mit der Prinzessin Marie Christine von Vonrboii-Sicillcii. x Frankreich. Es scheint eine neue Hcereskrise bevor- znstehcn. Kriegsminister Andrö lebt ans gespanntem Fuße mit der obersten Heeresleitung. Man spricht von abermaligen einscbneidcn- j den Veränderungen in der Zusammensetzung des Generalstabs, sogar von einem Rücktritt des Kriegsministers. Erfolgt dieser Rücktritt, so wird Waldcck-Nousseau keinen General mehr er- > nennen, sondem selbst das Kricgsministcrinm übernehmen. x Italien. Einen unehrerlnetigen Akt hat die Vertretung der Stadt Mailand gegenüber der Person des K önig s begangen. Bei Durchreise des Monarchen nach Schloß Monza pflegte bisher alljährlich der Magistrat mit dem Bürgermeister auf dem Bahnhof« zu erscheinen und das Königspaar zu begrüßen. Diesmal — nach dem eine erdrückende antimonarchische Majorität im Gemeinderath die konservativ-liberale Majorität abgelsft — beschloß der Magistrat zum ersten Male, dl« Durchreise des KönigspaareS zu Ignoriren. und dieser Beschluß wurde denn auch zur allgemeinen Ueberrasch- una strikte ausgestthrt. Ob die Regierung diesen absichtlichen Affront des Staatsoberhauptes ruhig hinnehmen wird, bleibt ab- zuwartrn. ^ . x Serbien. König Milan hat On seinen Sohn ein Schreiben gerichtet, in welchem es heißt: „Du richtest durch Deine Verehelichung das Land zu Grunde; doch ich hoffe zu Gott, daß es nicht dahin kommen werde: daß sich Patrioten finden werden, die Dich vertreiben. Ich werde der Erste sein, um diejenige Re aleruna, die das thut, zu beglückwünschen." Alexander hat diesen Brief in Empfang genommen. x Amerika. In Ncw-Orlcans wurden zwei Pvlizeibcanitc von Negern getödtet. Der Krieg in China. x Der amerikanische Konsul in Shanghai telegraphirt, daß das Zollamt von Ruhestörungen meldet, die inAünnan vor- gekommen seien. x In Kaii 1 on sind überall Plakate befestigt, in denen die Bevölkerung aufgcsordert wird, sich zu erheben, die chinesischen Beamten und die Fremden zu tödten und den Stadtthcil Schamicn zu plündern und nicdcrzubrenneii. Jni Uebrgien herrscht in Kanton Ruhe. Ter cimerkianische Kreuzer „Bufsalo" und der britische „Mohawk" sind, ersterer aus Colombo, letzterer aus Auckland, ein- getroffen. x Der Führer eines Transportdampsers, der in Kanton Kohlen eiiiiiimmt, erklärte, er fahre unverzüglich nach Shanghai, nm Li-Hung-Tschang nach Hongkong zurückzuhole». x Die „Köln. Ztg." vlaidirt für einen schleunigen Vor marsch auf P e k i n g: „Er thut noth a»S der Rücksicht, daß vielleicht doch noch einige Fremde zn retten sind, er thut aber auch noth, uni den militärischen Erfolg von Tientsin ausziuiutzen und einen neuen abschreckenden Schlag zu führen, bevor es den Macht habern in Peking gelungen ist, die Provinzen, wo die Gärung schon bedenkliche Fortschritte gemacht zu haben scheint, in Flammen zu setzen. Die Amerikaner sollen, geleitet von dem festen Glauben, daß ihr Gesandter noch lebe, entschlossen sein, nöthigen Falles allein, mit 7000 Mann den Marsch ans die Hauptstadt anzuteetcn. Ein solches Beginnen wäre tollkühn und der Eifer der Amerikaner könnte Europa in die unangenehme Lage versetzen, ein besonderes Expeditionskorps abienden zn müssen, um die Krieger der neuen Welt zu entsetzen. Auch die verfrühten Eifersüchteleien der Russen und Engländer nm die Kontrole der Eisenbahn sind für den ge- eineten Vormarsch kein gutes Vorzeichen. Noch bedenklicher sind die militärischen Schwierigkeiten, ans die die Operationen eines ans acht oder neun vcrtchiedensprnchigen und verschieden ausgebildctcii Kontingenten bestehenden Heeres stoßen. Da ist nicht mir die schwierige Frage des Oberbefehls zn lösen, sondern cs sind auch Vorkehrungen zn treffe», die das schnelle und erfolgreiche Ineinander- greifen der einzelnen Bcstandiheile einer solchen Armee sichern. Daran aber hat es bisher schon gefehlt, und diesem Mangel soll, wie wir jetzt erfahren, hauptsächlich der Mißerfolg vor Tientsin am 13. Juli znzuschrriben sein. Es wird berichtet, der japanische Ge neral Tnkuschima habe an jenem Tage eine englisch geschriebene Botschaft an den britischen General Dorward geinndt, die dieser nicht verstanden habe, der Ordoniianzvjsiziei aber, der sie über brachte, habe sic nickt erläutern können, weil er nicht englisch sprach, und infolgedessen sei eine vollkommene Stockung in den Bewegungen eingetrcten. Weiterhin sind die örtlichen und rei» militärischen Bedenken i» Betracht zu ziehen, die nur an Ort und Stelle benrtheilt werden können, die Gangbarkeit der Wege, die Nachrichten vom Feinde, die Verpstegnngsmöglichkeiten und-Schmie rigkeite», der Munitionsersatz. bas Mitsühren von Belagerungs geschütz. die Sicherung der Etappen, die Stärke der verfügbaren Streitkiäste und hunderterlei derartige Dinge, deren Entscheidung allein bei den militärischen Führern liegt. Jedenfalls aber i»»!; ein Mißerfolg einer solchen Expedition von vornherein a»s- geschlvsscn sein, denn er wnide zweifellos unendlich viel verhängni!!- vollcr wirken, als ein Aufschub bis Ende Anglist, wo an die 100,000 sremdcr Truppen in Taku und Tientsin versammelt sein können." x Mit einer nnbcgrcistichen Bereitwilligkeit hat sich die Washingtoner Reaierung de» chinciischen Schwindlern zur Verfügung gestellt. Die Bereinigten Staaten haben sich damit ans dem Eoneert der Mächte entfernt und „die Flöte auf den Tisch gelegt". Daß diesem Schritt, der nirgends Beifall findet, gewisse geheime Sondelbestrrbniigen zu Grunde liegen, ist wohl klar. Tenn die politische Naivctat der Washingtoner Ncgiernngs- kreile dürfte doch kaum io groß sein, daß sic den handgreiflichen Lügen der chinesischen Diplomatie unbedingten Glauben schenken sollte! Die Vereinigten Staaten nahmen schon von Anfang an eine besondere Haltung an. In dem letzten Hcst der politischen Wochenschrift „Independent" schreibt John Barret. langjähriger Gesandter der Vereinigten Staaten in Siam: „Für Amerika gicbt es nur eine Politik: mir müssen unter allen Umständen für die Unabhängigkeit Chinas eintretc» und jeden Versuch, ihm Gebiet wcgznnehnicii. bekämpfen. Unsere Interessen erheischen dies ge bieterisch." Was überhaupt den prinzipiellen Gedanken einer Ver mittelung zwischen China und den übrigen Mächten betrifft, io muß doch vor Allem daran festgehalten werden, daß für eine solche Vermittelung jegliche Basis fehlt so lange, als bis über die Ereig nisse in Peking vollstes Licht verbreitet und für die völkerrechts widrigen Greuel daselbst vollste Genngthnnny seitens der chine sischen Regierung geleistet worden ist. Diesem Gedanken gießt auch die „Wiener Pol. Korr." Ausdruck. „Es sei überhaupt schwer, „io schreibt man dem genannten Blatte, „sich eine Vvr- gangsmeiie vorrustellen. bei der eine der durch die chinesischen Wirre» in Mitleidenschaft gezogenen Mächte die Rolle eines Ver mittlers zwischen diesen und dem zur Rechenschaft zu ziehenden ostasiatischen Staate Zufällen würde. Bei einem Konflikt, der eine ganze Reihe von Staaten z» bewaffneter Abwehr drängt, indessen Verlauf die Ermordung des Vertreters einer Großmacht erfolgt, und offener Kriegszustand niit einer anderen Großmacht eingetreten ist. erscheine der Ptan einer Vermittelung als eine sehr eigenthüm- lickc Kombination." seinen Werken nach, und die Vielseitigkeit und Größe seiner Kunst erschließe» den Kennern seiner Werke noch heute immer neue Aus blicke in ungeahnte Fernen, lieber einen solchen Meister in kurzen Worten zu reden oder gar die Quintessenz seiner Kunst mit einige» Sätzen erschöpfen zu wollen, wäre Vermeiscnhcit: ist oas doch selbst den vielen und gewissenhaften Bach-Biographen kaum geiungen. Am tiefsten hat das Gchcimniß der Bedeutung Bach's vielleicht Rust ersaßt und verstanden, dessen Gcsnmmtnrthcil über den Thomas-Kantor über das innerste Wesen seiner Kunst hier Platz finde» soll: „In allen seinen Werken, von den großartigsten und nmsciiigrcichste» an bis herab zn den engen Kreisen kleiner milsikaiischcr Gebilde behauptet Bach seinen niwergäiiglichen Ruhm als der erhabene Vertreter des Innerlichen und Geistigen in der Kunst, als der kühnste und mächtigste Herold der Idee im Kunst werk. Die hohe kontravnnktiiche Knnst, die den Ausführendcn und Hörer in die labvrinthischcn (Hänge der ansgebildetsten Polhplwnie suhlt, die Meisterschaft der Arbeit wie der organischen Entwickelung, nn und für sich des Studiums werth und lohn-und gcnußbringeno, dienen seinem Streben nur als Mittel zum Zweck: den Stoff zu durchgeistigt»!. Das rein Technische kann deshalb keineswegs das Hanpwcrdicnst Bach's genannt werden. Dieses ruht nicht aus schließlich in der kunstreichen Form, welche er allerdings beherrschte, wie Keiner vor und nach ihm und in der er sich vollkommen natür lich aussprach, sondern in dem edlen, freien und hohen Geiste, weicher im mächtigen Fluge seine Empfindungen schalten und walten läßt und bald die Saiten eines bestimmteren Gefühls an schlägt. bald wieder sich über das beschränkte Afsektlcden in die niibeschränkken Gefilde freien Tonsviels erhebt. Tiefer sittlicher Ernst, welcher selbst scherzhaste Gebilde verklärt, ist der Grundinhalt seiner Musik; ihm fügt sich die ästhetische Schönheit gleichsam wie von selbst harmonisch an. Nur eine solche Kraft, eminent in Gedankentiefe, eminent in Ausdrucksweisen, vermochte über so ko lossale Strukturen und riesige Verhältnisse zn herrschen, wie er sie entwickelt und namentlich in leine» großen, aus innigster, glaubens- sester Frömmigkeit geschaffenen Kirchemverken aufgebaut hat." Vermischtes. " Aus Bremerhaven kommt folgendes Stimmungsbild: lieber den neuen und den Kaiserhafen vcrtheilt liege» die sür Ost- nsien bestimmten riesigen Transportschiffe. Die Riesen wieder unter de» Riesen sind der „Rhein" des Llohd und die „Batavia" der Hamburger Gesellschaft, die mit ihren gewaltigen Decke» Alles überrage». Ringsum ans de» Gleisen hält Güterzug um Güterzug voll Kriegsmaterial. Da sind Wagen mit Lafetten und Mnilitivns- karreii, ganze Züge mit Krankenwagen unter dem Schutz des Genfer Kreuzes, da sind Züge von langen flachen Wagen, die Bretter, nichts als gleichmäßige schmale Bretter enthalten. Wieder andere enthalten starke, unten zugespitzte Pfähle, andere tragen Eisenbahn- Waggons, Lokomotiven, Lokomobilen, das Material der Pioniere und Eisenbahntruppen. Eni Zug enthält nichts als übermannshohe. oben offene Kisten von rälhselhaster Bestimmung, deren eine schmale Wand als Thür geöffnet und verschlossen werden kann; drei hohe Bügel, ähnlich dem über dem Nacken des Pserdes an russischen Gespannen, überwölben die offene Seite der Kisten. Der mittelste trägt ans seiner Höhe einen starken Eisenring zum Einhaken einer Kette. Diese Kasten sind zum Ein- und Ausladen der Pferde mittelst der riesigen Flaschenzüge der Steamer bestimmt. Ganz oben aus dem Deck eines jeden Schisses werden sechs schwere silber- graue und zwei riesige schwarze Pmitons untergebracht. Bei ihnen lagern, sorgfältig sortirt, Balken, Bretter, Hoizricgel:c. Diese Pontons sind das erste Material, das man bei der Ankunft in China gebrauchen wird. Sie dienen zur Zusammenstellung der Fähren, ans denen die Landung erfolgen wird. Stach einem neuen Verfahren werden mittelst Flaschenzügen Kohlen in den Raum der Schiffe gebracht. Das Verfahren ist zwar nicht ganz so einfach wie das sonst übliche An-Bord-Karren, dafür aber nicht so an strengend, als dies bei der Höbe der Schiffe lein würde. Alles verschwindet mit großer Schnelligkeit tm Bauch der Schiffe; namentlich interessant ist das Schauspiel bei der „Batavia". Sanitätstraius, Munitionsknlonnen, ganze Eijenbahnzüge mit den Schwellen und Schienen sür viele Meilen, auf denen sic einst laufen sollen, sic alle verschwinden in dem geheimnißvollen, schier unersättlichen Jnnenraum des Riesendampfers. Tag und Nacht wird ununterbrochen gearbeitet, trotz der riesigen Hitze, die den Leitern des Werkes wie auch den Arbeitern die Erfüllung ihrer Aufgabe ganz ungewöhnlich schwer macht. Aus einigen der nach Ostasicn gehenden Schiffe werden auch wohl, hauptsächlich um fest zustellen. wie sic die lange Fahrt ertragen, einige Pferde die Reise mitmachen: in der „Halle" rum Beispiel wurden Donnerstag Abend sechs etwa 12jährige Schwadronspferde aus den Beständen der Lüneburger Dragoner in den bereits beschriebenen Gestellen ein- acichifst. Die Einschiffung eines Pferdes dauert etwa 5 Minuten. Die Mciniischnsteii eigneten sich sehr schnell vie erforderlichen Kunst griffe an. Nächst den Pferde» befinden sich von größeren Thicren noch Kühe und Hammel, und zwar letztere als Lieferanten snichen Fleisches an Boro. In daS Feld der Einrichtung militärischer „weiße Halle" errichtet worden ist. Der Kaiser läßt sich über die Erlebnisse »nd Beobachtungen, welche bei der Abwickelung des militärischen Eiseilbahnverkehrs festgestellt werden, täglich Bericht erstatten. Das Experiment ist um so werthvoller, als nicht wie bei einer allgemeinen Mobilmachung der Privatverkehr vollständig aushört oder nach einem sorgfältig vorbereiteten Mobilmachmigs- Fahrvlan Verfahren werden kann. ** Die Hitze war am Donnerstag in Berlin so furchtbar, wie sie selbst in diesem heißen Sommer »och nicht gewesen. Das Thermometer zeigte Morgens um 8 Uhr 22. Vormittags »m 1l Uhr bereits 32 und Nachmittags 35 Grad Celsius. Im Freien, auch in schattigen und lustigen breiten Straßen mancher Vororte war es noch ganz erträglich, da ein leichter Luftzug hier Erfrischung brachte. In den staubigen, sonnendurchglühten und von keinem Windstog getroffenen Straßen Berlins aber, i» denen die Sonne von allen Seiten zurückprallte, Häuserwände und Asphalt förmlich glühte», war es dagegen entsetzlich. In einem Kaffeehaus am Alcxanderplatz. starb Nachmittags cin Hcrr ain Hitzschlag und auf Die Zahl der durch noch viel größer sein. Uhr setzte vlötziich ein stoßweiser kühler Wind ein, während ein Thcil des bis dahin stahlblauen Himmels sich dem Bahnhof Friedrichstraße eine Frau. Hitzschlag verursachten Unfälle dürfte aber Erst Abends um 8 Uhr letzte vlötziich ein ß Morgen war der Himmel stark bewölkt und klärte sich nur langsam und theilweise a»s; die Temperatur blieb, wenn auch das Queck silber lanMm stieg, doch erträglich.
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