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12 »Dresdner Nachrichten" 12 Sonntag, 20. September 1SU3 »» Nr. 261 Bald darauf aber bemerkte» Wärter, daß Gelbau« und Haß fehlten Sofort wurden nun sämtliche Gebäude der Charits abgesucht, auch alle Neubauten, aber Von den Entwichenen fand man keine Spur. Gelbaus batte seine Hausschuhe zurückgclasse». SM die Flüchtigen entkommen sind, steht noch nicht seit, aber eö unterliegt kaum einem Zweifel, daß sie von aukea Hilfe bekommen baden. Gelhaus bat einen groben Bekanntenkreis. Aus diesem hat es wahrschein lich jemand verstanden, unter dem Borwande. einen nicht ge fangenen Geisteskranken betuchen zu wollen, sich gestern ivLhreud der Besuchszeit Einlaß in die Jrrenabteiluna zu verschaffen und dann aus irgend eine Weise mit Gelhaus in Verbindung zu treten. Ob die Flüchtige» über die Mauer entkommen sind, weiß man auch nicht, möglich ist auch, daß sie letzt. wäkrcird der vielen Bau arbeiten, ein Tor nicht gehörig verschlossen fanden. Haß wurde »eit dem 2t». August beobachtet. Die beiden entsprungenen wilder» Männer Gelhaus und Haß sind nach den Ermittelungen der Kriminalpolizei bereits aus Berlin entkommen Ein Droschkenkutscher sah sie i» der Nacht in der Nähe der Sandkrugbrücke, nicht weit vom Eharitegelündc Sie trugen noch A i'laltslleiduna und fragt den Kutscher nach dem Wege nach Zruönhaiisen. Als aber l Kutscher die Gegenfrage stellte, was sie in Schönhauser» wollten und was sie überhaupt in AnstallSklciduug aus der Straße suchten, da hielte» sie sich nicht länger auf, sondern liefen nach Eharlolten- durg zu davon. BiS seht hat man ihre Spur noch nicht wiedcr- gefunden. ** Bor der Posener Strafkammer begann der Wreschener FluchtbegünsligunaSprozeß. ES sind sämtliche An geklagte anwesend: auch der Händler Ianicki aus dreschen. Der- »elbe'rst polizeilich von Wreschen nach Gnesen transportiert worden. Er war vorige Woche nach Krakau gereisl. Er kam dann zurück, wurde von der Polizei iu Wreschen ergriffen urrd nun polizeilich per Schub nach Gnesen iransportiert Ianicki gab während der Bcrhandlungen zu einigen für die davon He- irofienen nicht angenehmen, für das Publikum aber mit großer Heiterkeit aufgenommenen Zwischenfällen Anlaß Es ist eine be kannte Tatsache, daß. auf je niederer Kulturstufe ein Mensch »lebt, er sich um io höherer Wertschätzung und Bevorzugung seitens der Injektenwelt erfreut, mit der ihn eine »nnige Geinein- schasl verbindet. D»cs war auch bei Ianicki der Fall und machte »ich alsbald für die neben ihn sitzenden Angeklagten v. Koscielski und Probst Üabeskr aus Wreschen bemerkbar. Sie wurden un ruhig und rückten ein Stück von Ianicki ab. Die Sache erregte Aunehcn. und auch dem Präsidenten fällt eS auf. Allmählich machen auch mehrere Andere aufmerksame und überraschte Ge sichter. Die Lache wird immer kritischer und das Publikum lacht. Niemand will neben Ianicki auf der Anklagebank sitzen. Der Präsident beschließt schließlich, den Ianicki auf einen Platz mit einer größeren menschenleeren Zone um ihn setzen zu lassen. So dann werden die Angeklagten und Zeugen vernommen. Die Per- teidigung führt Rechtsanwalt Lenzmann, dem man den Titel eines „Ebrenvolen" beigelegt hat. Der Prozeß soll Dienstag nächster Woche enden. Der Gerichtshof ladet telegraphisch noch weitere Zeugen vor. Den 14 Angeklagten, darunter hervor ragende Mitglieder des Poleinums, wird auch vorgeworfen, den Zweihunderltauiend Mark-Fonds, der aus Aul aß des Wreschener Prozesses gesammelt war, nicht bloß zur Unterstützung der Wreschener Verurteilten. sondern zur Unterstützung von allerhand polnischen Zwecken verwandt zu haben. Das sei eine direkte Agitation gegen die Slaatsregicrnng. ** „Der parlamentarische Anstand", eine Blütenlesc aller tadelbatten Redensarten, die »n Reichstag unter dem Präsi dium des Ära»en Balleslrem nicht ungeriigt verschollen, bat Pros. Dr. I. Seidenberger bei Bachem in Köln erscheinen lassen. Das Maierial isi dem amtlichen stenographischen Berichte über die zehnte Legislaturperiode entnommen und soll, wie das ernsthaft gemeinte Vorwort des Büchleins besagt, den Neulingen des bevorstehenden Reichstags die nötigen Kenntnisse über den parlamentarischen An- stand beibrmgen. Der Nichtreichstagsabgeordnete aber wird der Unmenge merkwürdiger Zitate vielleicht eher die spaßhafte Sette abgewinnen können und mit Lachen, mit Ltirnrunzeln wohl auch oder mit Grausen lesen, was Abgeordnete aller Richtungen Unpar- lamenüiriiches verbrochen haben. Zunäckm in hitziger Kollegen kritik. Wie kann ein Abgeordneter beschafsen sein? „Geschmack los". „ein komischer Kauz", „cm lustiger August", „eine guantirs »eslisiwuble", er kann „der größte Schreier" sein wie Dr. Rickert derb behauptet, er kann aber.auch „der kleinste, aber fröhlichste Schreier >m Lande" sei» nach Oeriels humorvollerer Ausdrucks weile. Seine Rede kann „Mumpitz" lein, versichert Schremps, während Bebel eher ,.bodenlose Gemeinheit" darin wittert und anderer'etts von „törichten Zachen" und .,wirren Köpfen" ge sprochen wird. Unfreundlicher klingen freilich Worte wie „Ar- üeiterschinder", „Arbeiterfeinde". „Ausbeuter", „politische Hoch stapelei" und dergleichen in die Ohren, viel häßlicher noch als der schrille Don der zerbrochenen Präsidialglocke vom denkwürdigen 2. Dezember. Besser lägt sich der immerhin sidele Sarkasmus an, Der aus Worten wie „Zikatenjongleur" und „Abgeordnete mit nassen Sttümpfen" spricht. Diese mehr oder weniger schmeichel haften Beschaffenheiten der Abgeordneten erklären die sonderbarsten Beschäftigungen, die sie einander angedichtet haben. Es klingt ganz mittelalterlich romantisch, wenn Bändert versichert, man „lauere Bauern und Bürgern hinter den Büschen aus". Biel mo derner ist der invclu-, viventti. Len Stadthagen verschiedenen Kollegen nachsagt, ^.sich gewohnheitsmäßig in der Restauration »des Reichstags! aufzuhalten" „czuoci licet ckovi, non lioet bovj" wäre hieran nach Dr. Lieber zu ergänzen. Das „Sckwän- cen" soll auch im Reichstage beliebt sein oder „in frivoler Weise den Zitzungen ferne bleiben", wie es wohl auch hieß. Aber nicht nur die Nichktagenden, sondern auch die Tagenden werden bös mit genommen. Der Abgeordnete „redet Mrasen", .macht allgemeine Redensarten", „renommiert", „macht Späße, die der letzte Spaß macher von Kalau nicht verwerten würde", er „redet Unsinn", „er hetzt auf", er „wünscht die Volksverdummung", er ..will dem Volk das Fell über die Ohren ziehen", kurzum, der Abgeordnete ist ein Tausendkünstler. Dem Minister sagt man nach, daß er „aus- knsist". daß er sich „herzlos zeigt", daß er „ein Verbrechen be günstigt", und der Outsider Chamberlain wird gar als der „ver ruchteste Bube^' befunden, „der Gottes Erdboden schändet" jLie- bermann v. Zonnenbergs. Die Regierungen natürlich sind nach dem Urteil der Linken „barbarisch", ihre „Denkschriften sind erlogen" und ihre „Gründe fadenscheinig". Auch sagt man ihnen nach, dap sie „vor der Mehrheit aus dem Bauche kriechen", während umgekehrterweise die „brutale" Majorität des Hauses „die Minderheit vergewaltigt" und dir „Geschäftsordnung niedertram- vclt". „Handlanger" dieser Majorität ist nach Stcrdthagens un fehlbarem Urteil der Präsident, der „Büttel der Mehrheit" wie der gerechte Singer ihn nennt, von dem man sich „wie Schulbuben behandeln lassen solle". Daraus erklärt sich auch das Singersche Kraftwort, daß der Reichstag eine „Schnlstube" sei. Dr. Müller iMeiningenI allerdings neigt mehr der Ansicht zu, daß der Reichs tag für ein „Altweiberspital" gehalten werden müsse und Tr. von Komierowski pflichtet dem mit dem Ausdruck „Altwcibermanier" bei. Die Stellung des Reichstages znm Bundesrate glaubt Dr. Südckum durch das Gleichnis von „Hund und KatzcO am besten dartnn zu können. Der preußische Staat genießt nach Antnck den Ruf,,gewiß schäbig" zu sein, die Bundesratsmitglieder kommen mit Kmencimcn ivie „Unken", „verbohrte Leute" davon, die sich „»n der Pose des Biedermannes" zeigen und „die Rechte der Ltaatsbürger mit Füßen treten", während sie nach dem hitzigen Liebknecht „mit dem Kainszeichen des elenden Wortbruchs" versehen sind. Es gibt natürlich noch eine Unmenge unparlamcnta- rischer Worte von „Pfui Teufel" bis zu dem Kraftworte „Räuber" oder zu der polnischen Gefühlsäußerung „preußische Pest", lauter Ausdrücke, die nicht sonderlich freundlich klingen. Dagegen tst der Terminus teelinieus „Kloscttgesctz" nach Balleslrem nicht zu be anstanden. „»veil er einem australischen Wahlge'etze entstammt, das für den Ausdruck „Isolierraum" das englische Wort elaseä roon» gebraucht" Ebenso ist „Bethlehemitiicher Äindermord" nach des Präsidenten Versicherung „ein parlamentarischer Ausdruck, der aus England stammt, daher zulässig" l?f. Aber sonst gibt es recht wenig Kraftausdrücke, die Graf Baltestrem ungeahndet passieren ließ. Daraus erklärt sich, daß Singer mit 28 Ordnungs« rufen als Unparlamentarischster der zehnten Legislaturperiode hervorging, dicht hinter ihm Bebel mit 23 als zweiter und Stadt hagen mit 16 als dritter. An „Erinnerungen" und „Belehrungen" hat Bebel mit 26 Punkten den Rekord geschlagen, Lsmger figuriert mit 20 und Stadthogen mit 8 Aber auch zahmere Parlamentarier haben ihre Glocke läuten gehört, wenn auch nicht so häufig wie ihre derberen Kollegen von der Linken. Möglicherweise aber -»ttjetznug steh« »tchft, Seite. MmilW-Wki Kr M»tär»»mwr rmä Köders Lekalso, S«pd«. Seim 8«rtt><Mt A. Das Institut bietet von Sexta bis Uisiersek. gumn. u. realg. voll. Unterricht in kleine» Kursen. Honorar i Sexta u. Quinta: 30 M.. f. Quarta u. Untertertia: ^40 M., i. Obertertia u. 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Sitte, Walrurgiefirofie ld Bau: sink«, »auotstretz» »1 O. M»»»-r, «önigebrrtcherftrane 82. Marl Reichen, Bauhnerlir. 4l Lggt,»! S>eri>-»ooih,k«. Hott«: können »valbete vl»ue.i-r>e«ren: >r»h»r gtz,N« »> auavla» Ri,»«eg»e»igt>»»l Rasenba-m.VIr»» Vaul grollt»«, lvbnalch<»r , U' d G»fte» Stichele, BreileNr. d greitrrgl Roden Stabe Weingail«. Sauge»! VN» gogrr«. inneie üäuenfie. »n Hamburg: Z. gl. tzablch, Henderg k ic ic. — Txir u»r alle»» echte Pomade Ist ieaer angeorxsin.n Haar Tintrur vareiiiiebev- — Prei» a Büchse bv u. 7b Pi — iiö. Da viellach minder, werlhige Nachahmungen in den Handel gebrach» werden. woNe man d»l Sinlanl genau aus de» Verschluß mit »ingeorägter ,Zi»ma „Solls»»»»'» echt« Va-hei-Voma»«- achten. »raatarisstattaiixsa in ollen Preislage» haben wir stets nenestc Modelle und Muster in Leib-, Tisch« und Bettwäsche. sowie neueste Formen in Metallbetten am Lager. Mttitor L v. rkLel, Inh. Nich. Müller, Kgl. Hosl., Prager Straste 33. 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