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Dresdner Nachrichten : 03.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188808035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-03
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.08.1888
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Ke keinen Streit Hab«, verwickelt werden dürfte. Dir Antwort der deutschen Regierung auf diese» Schreiben ist noch nicht mitgetheilt. Bekannt ist, daß inzwischen da» Deutsche Reich eine kleine Kolonial truvpr für da« mdwestasrikanilche Schutzgebiet eingerichtet bat: ob dieselbe zur Ausrrchterhaltung der Ordnung unter den raublusngen eingeborenen Elemente» auSrrlcht, mutz die Erfahrung lehren. Oesterreich. Der Katholisch-politische Verein in der Leopold« stadt zu Wie» hat in seiner letzten Versammlung folgende Reso lution beschlossen: »In Erwirguirg, daß die Wahl de« Herrn Professor« Dr. Eduard Such zun, Abgeordneten de« zweiten Wicner Bezirk« seinerzeit gegen de» ausgesprochene» Wille» aller entschieden christlich denkenden Wähler der Leapvldstadt erfolgte, hält srch der Katholisch-politische Verein Leopoldstadt für berechtigt und verpflichtet, die neulich erfolgte Wadl de« genannten Herrn Professor« zr»» Rektor Magnisicus der Wiener Universität nicht unbeachtet zu lasse». Nack den unwidersprochenen Mittheilungen der Tageblätter haben sogar die Vertrete« der theologischen gakuliüt diele,» Manne ihre Stimme gegeben und so nicht nur da« Ansehen eine« mächtigen GegnelS der christlichen Weltan schauung erhöbt, sondern damit auch alle» unentschieden christliche» RctchSrathKwtthleln ein verderbliche« Beispiel gegeben. Der Katholisch-politische Verein Lcvpvldsladt spricht, indem er unter Vor. ausietznng der Richtigkeit der Zeitungsberichte diese« konstatirt, den Professoren der theologischen Fakultät und de» etwa »och vor handenen christlichen Professoren der übrigen Fakultäten, welche Herrn Dr. S»es> zum Rektor wühlte», da« lebhafteste Bedauern au«." Diese Resolution wurde — nntrr Stimmentlialtung der geistlichen Vereinsinitglieder — einhellig angenommen. Da« „Vtld. scheint über diele« Vcrdainmungsurthril einigermaßen verschnupft zu sein, denn e« macht hierzu die Bemerkung: „Die Berechtigung eines katholische» Vereines, das Verhalten von Theologie-Professoren in wichen Angelegenheiten vr» ihr Forum zu ziehen, scheint »ns doch sehr zweifelhaft". Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Verordnung des gc- saminten Ministeriums, betreffend die Einstellung der Wirksamkeit der Geschworenengerichte in Strafsachen, welche» anarchistische Be strebungen zu Grunde liegen, für die Gerichlshosspreilgel Wie», Kornkiibnra. Wiener-Neustadt. WclS. Prag, Vrux, Jicin, Jung- Buuzlau, Reichenburg, Brun». Olniiitz Nentitschei». Graz, Leoben, Klagenturt vom 10. A»gust 1888 bis zum 31. Juli >88!). Ebenso wie bei der iudiciellen Staatsprüfung wurden in Prag auch bei der recktshistorifchen Staatsprüfung 9 Kandidaten wegen ungenügender Kenntnis! der deutschen Sprache zurückgewiesen. Arankrtitli. Tie Meldungen englischer Blätter aus Rom, nach denen Frankreich einen Handstreich gegen Tripolis, sowie dessen Besitzergreifung beabsichtige» soll, wird in Paris als eine lächerliche Erfindung bezeichnet. Hiiizugesügt wird, daß weder sran- zösischc Truppen an der Gieuze von Tripolis zusammengezvgen seien, noch die Manöver dcS Miiteln>eergc>el»vadcrs einen derartigen Zweck hüllen. Plan dreht sogar den Spiest um und glaubt ernstlich, die Beschuldigung der halbamtliche» italienische» Blätter, Frankreich plane' einen Handstreich gegen Tripolis, bezwecke blvs, eine ähnliche Absicht Italiens zu maskucn. Man weist ans die italienischen Flotte» Z»sain»ienzieh»ngen in Spezia und Maddalcira hin lind sagt, Italien wolle sich Tripolis' bemächtigen und werde dies dann vor Europa damit zu begründen suchen, dast es Frankreich habe zuvvrkoinmeu wollen. Von der Verschwendung mit Staatsgeldei» in Frankreich giebt der „Temps" ein kleines Beispiel. Ein Kvlonialbcamter wurde von Indien »ach Mayotte (Mozambigne) und von Mnvolte nach Saigon geschickt und nahm auf dieser Reist sein Weib, seine 5 Kinder und einen Tienstbote» mit. Tie erste Recke kostete dem Staat 23,932 und dir letzlc 24,932 Francs, zusammen 48,80! Francs. Wenn die Versetzung eines einzige» Beamten allein -18,884 Francs kostet, dann kann man begreift», wie die Franz.cken zu ciiem Felilbetrag von einer holben Milliarde gekommen sind. Tie Pariser Abendblätter veröffentlichen einen angeblichen Be rich! des Reichskanzlers an den Kaiser Friedrich gegen die Vermäh lung des Priiizen Alexander von Battenberg inil der Tochter dcS Kauers. Der Reichskanzler weist darin ans die Nvlhwendigkeit hin, den Ezare» schonend zu behandeln. Ter Bericht wurde von der be kannten, Politik treibende» Frau Adam den Blätter» mitgetheilt. Ter Prnsidcnt der Republik Earnok ist in Fontainebleau zum Seinmcranstnthalt nnaekommen. Paris, Ein Gesetz vom 25. Juli 1887 verordnestbekannrlich die Ernchlung von 1l neuen Kavastrie-Regiinenstrn. Vier davon, zwei Ehaistms d'Aftigne- (5. und (ick und zwei Tragoner-Rcgi- menler (27. und 28.) sind seitdem errichtet worden. Ter Kriegs- minisler hat nun bcstinimt, das; i» alstmärhsstr Zeit zwei weitere Regimenter, ein Dragoner- und ei» Jäger-Regiment, ans Grund des angezvgcnc» Gewtzcs zu organisir-» sind. — Die Köuigin Isabelle von Cpauien ist ru einer inehrwöchentlichen Kur nach Echlangcutiad in Nassau avgcreiit. Von dort begicdt sich die Königin zum Besuch ihrer Tochter, der Infantin Paz, nach München. — Ter Kongrcst in Sachen der Tuberkulose wurde am Dienstag geschlosst». Tie werthvollcn EiNingenschafstn, die hier erziel! wurde», sollen demnächst in allen Einzelheiten publizirt und an die heivorragendsien Fakultäten versandt werden. Zn einem der bedeutendsten Beschlichst gehört dir Bestimmung, das; säinintliche Aerzte Frankreichs den Säuglingen, welche aus der Ziehslasehe ge- nählt werde», sortau nur abgrlochst Milch zu vervldueu haben. Weiter soll sta'ort in Paris eine Faun errichtet werden, in welcher miler sieter Aufsicht von Tinerärzien nur tadellos gesunde Milch kühe zu Hallen sind, zum Zwecke, den Säuglingen und Kranken ei» NnRungsmillcl zn^ bieten, das jede Möglichkeit der Ansteckung ausichliestl. Am Schlüsse der letzten Sitzung führst Prof. Tr. Verncuil einen Hund vor, der. noch vor wenigen Mvnaten kernge sund, durch Verabreichung von Milch tuberkulöser Kühe von der Schwindsucht befallen worden war. Die Krankheit bei dem Thicrc war bereits bis zu einem unheilharen Stadium gediehen. — Zeichen § der Zeit: AIS Mnsikbcilagc bietet der „Figaro" in seiner letzstn Nummer den Lesern ein Potpourri uifstfchcc Volkslieder und die russische Nallanalbvinne: ..Ijoje 'Istnru braui". — I» Madrid wurde dec Direktor der Eentralgeiängnissc verhasket, weil er überwiesen war, in Gemeinschaft mit den chm anvertraiista Verbrechern zu stehen. Er lies; diese, selbst die schwersten und gefährlichsten, Nachts ans den Zellen und gewährst ihnen dazu überhaupt jede nur irgend mögliche Freiheit. Dafür checkten diele mit ihm den nächtlichen Rand. Ei» in Madrid kürzlich verübter Doppelmord, ausgetührt von zwei im Eentralgefängiiiß instrnirstn Verbrechern, brachte die unglaublichen Verhältnisse zur Kenntnis; dec Staatsbehörde. Italien. Ter wegen Mordes zu 25jübrigc> Zwangsarbeit bcennheckl gewesene und kürzlich begnadigte ehemalige Eoininunard und Garibaldianer Amckcaie Eipriani ist nunmehr durch das Mili tärgericht auch bon der Anklage der Desertion sreigeiprocheii worden. Tie Abholung Civriani's aus dem Bagno von Ponolongviic ans Elba hat am 2V. v. M.Nnchmitlags ohne jedes Aussehen dnrch den Poli- zeiinspcktvr Sangiorgi staltgcfiindcii, der noch einen Gesüngnißbe- aniten in Civil bei sich hatte und sich zur Ueberiahrt nach Folloniea des regelmäßig verkehrenden kleinen Tampiers der KohlengeieUichaft von Rio bediente. In Follonica jedoch wurde die Anknnit bekannt, und Eivriani, der leidend aussah und aui de» langen, ichivarzcn, zum Thcck craraustii Haaren einen großen Schlappt»» trug, wurde am Bahnhöfe ziim Gegenstände der St'cngicrdc des PublikliinS und auch einer Art von Ovation seitens einer Anzahl von Frauen des Orts, die ihm Glückwünsche zuricicn. In Licilic» herrscht eine furchtbare HandclskcisiS. Täglich erfolgen Zahlungsciirsstllnngc». — In Genna stellst der dortige größte Völseiispekulairt Gaggini seine Zahlungen ei». Er hatte zwei Millionen Lire zu bezahlen. Es kam an der Börse zu tumiiltnarischen Scene». 15 Agenten und Coulissc»Ihäiiscr re., die für Gaggini arbeiteten, wurde» zahluiigsnniälug In der Gemeinde Ponza di Arcrnazzo (Provinz sttom) provo- zirtcn die anläßlich der Genreindcwahlen untcestgcnc» Klerikalen Ezccsse und bewarfen die reguimst» EarabrnicrS mit Steine», wobei einige verwundet wurden. Die Carabiniers mußten von ihren Massen Gebrauch machen, einer der Excedcnte» wurde schwer verwundet, 18 in Hast genommen. Tie Ordnung ist wieder her- gesiellt. In Bologna haben die Bäckergesellen ihre Arbeit eingestellt; infolgedessen haben die Bwdverkiintcr einen Laden für den Brod- verkmrs in der Galerie der Landtvirthe errichtet. Niederlande» Nach einer amtlichen Meldung sind die Häupter der Empörung in Berntnm (Batavia) mit Hilfe der Bevöl kerung gefangen genommen worden, wobei einige von ihnen, welche sich widerletzten, getvdtet wurden. England. In einer der bewegtesten Unterhaussitzungeir dieser Tagung erneuerte Parncll seine Anklage gegen Chnmberlai» und behauptete, derselbe habe, ehe er Minister war, sich der irischen Partei für seine Zwecke bedient, und als er Minister wurde, mit der selbe» gegen seine Amtsaenossen intriguirt und ihr Kabiiietsgeheim- nisse vcnatbrn. Parnell erklärte, er wäre bereit, diese Angaben vor der Untersuchungökvmmisswn durch Zeugen und Briefe Eham« terlain'» zu erhärten. Ehamberlam bestritt nachdrücklich die Be schuldigungen ParnM'»; ntlthiaenfalU wolle er sich vor der »om« Mission vertheldtgen, fall« dieser Punkt untersucht werden sollte. Er habe allerdings zweimal Unterredungen mit Parnell über Poli tische Frage» gepflogen, aber Gladstonc und die übrigen Mitglieder de« Kavliiet« über de» Inhalt derselben stet« unterrichiet. Glabstvnr bestätigte die«, womit der Zwischeniall endete. — Eine stürmische Scene entstand, als der Gladstonianer Harcourt die Regierung be schuldigte. die Barlagr im Eintirrsländiiik niit dec „Times" au«- gearbrnet zu habe». Minister Smu» stellte dies entrüstet in Ab rede. woraus Harcourt seine Beschuldigung zurückzvg ; schließlich mußte Smith aber aus Drängen Gladstvne's und Hareourt's ein- räumkn, der B esitzer der „Times", Waller, habe mit chm vst Rück sprache über die Bvrlage genoinnren. allein er babe sich dadurch nicht becinslasse» lasse». Wahrend dieser Erörterung ergingen sich die Panielliten in lärmende» Kundgebungen, so datz sich der Bor- sitzende Courtney genötbigt sah. da« Hau« an seine Traditionen zu erinnern. Tic Elnzelberathuiig der Vorlage wurde schließlich nach nene» stürmischen Scene» vertagt. Admiral Hornbv stellt eine niterkssante Berechnung darüber an, wie viel Panzerschiffe allein erivrderlich wären, um de» einen sran- zösisehen Krlegshasen Tvulo» zu blotrre». Ern moderne« Pnnzcr- schiss ist für 32 Tage mit Kohlen versehen. Macht man dann die »öthigen Abzüge, so kann man sagen, daß eö etwa 14 Tage vor einem feindliche» Hasen kreuzen kann. „Nick »»deren Worten, wenn wir ein Panzerschiss stets vor Tvulo» Helmste» wollen, so muß er» anderes da lei», welches da« erste alle 14 Tage avlöt't, Damit 16 Panzerschiffe vor Toulon krenzen, müssen wir 32 im Mistelmeer haben. Die britische Flotte hat aber im Ganzen nur 28 seetüchtige Panzerschifse." Die „Pull Mall Gazelle" setzt sehr richtig hinr»: Wenn es ber ganzen Flotte bedarf, um nur euren feindlichen Haien zu blokire», so erscheint uns eine Blokade fast ebenso veraltet, wie ein griechischer Treiruderer. Bei der fortgesetzte» Berathnng des erste» Artikels der Bill, betreffend die Parnell'schc Uttleriuchriligskonimission im Unterhaus, wurde nach langer Debatte, welche von 12 Uhr Mittags bis balb 0 Ul» NachiniltagS dauerte, ein z» dickem Artikel c»igevrack>tes Amendement, wonach andere Personen inir inioweit sie Mit schuldige von Lkpulirten sind, zur Unteriuchnng herangezogen werden sollen mit 241 gegen I!U Stimmen avgeiehnt und die Weilerberathuna des 8 1 aut morgen vertagt. Der Kanzler der Schatzkammer. Goschen, kündigle an. daß, falls die Einzelberathung nicht bis Freitag früh I Uhr beendigt sein sollte, die noch zu er ledigenden Paragraphen ohne Debatte zur Abstimmung gebracht werden würden. Infolge des anhaltenden Regens sind im ganzen Land ver heerende Ueherschweinmungen cingetrelen, stellenweise ist die Ernte gänzlich vernichtet. Die östlichen Stadlthetic Londons, die größlen- thcils von der ärmere» Bevölkerung bewohnt sind, stehe» unter Wasser. Das Elend ist groß. Irland. Tie Pächtcrausweickiiigen ans den Bandelcur'ichcn Gütern bctKckrnsh in Irland wurden tortgesctzt. Als diePolizei vor das Hans des Pächters Simon Eonnell kam, rand sie alle Fenster der Woh nung niit Dvuisträuchern ausgesiopst. Siedendes schmntziges Wasser wurde aus die Angreifer gespritzt, welche mit dem „Widder," einem langen zngespitzlen Balken, die Mauern ninlinrzten, nur sich einen Eingang zu verichassen. Von dem Hause blieb so wenig stehen, daß cs nicht einmal verlohnte, einen Verwalter einzuietzen. Eonnell und ieni Sohn wurden verhaftet. Ein ganz ähnliches Schaniptet bot sich bei der Besitzansweiiung der Pächter Brya» Cvnnetl und Leo M'Tonnell. Ans alles gütliche Zureden, den angebotenen Ver gleich anznnehinen, lanlete die gleichförmige Antwort, daß sie rinmal gezwungen wären, den Feldzngsplnn durchzuföhren. Auch ans den ii» Kreise Galwav gelegenen Lcwis'schen Gütern wurde eine Anzahl Ausweisungen vollzogen. Die Polizei mußte niit gefälltem Ba;on- net das HauS einer Frau Fahy stürmen und drohen, von der Schuß waffe Gebrauch zu machen, falls der Widerstand nicht nushöre. Trotzdem fuhren die Insassen fort, siedendes Wasser ans die Beam ten zu gießen. Vor dein Hause hatte sich eine große Menschenmenge versa,nmest, welche die Familie znm Acnßersteii ermnthigte. Als die Willwc Keanes« ans ihrem Hanse vertriebe» wurde, miichten sich die wiilhcndeu Weiber in den Kamm und schlugen au» die Polizisten ein. Im Ganzen würbe» sieben Pächtenamisten auf den Lewis'- scheu Gütern vertrieben 'i st,?,, mußten die Nacht aus der Land straße lagern. Dänemark. Einige Ehanvinislen suchten sich bei dcmKaiscr- bciuch in Kopenhagen zwar bei dem Hnrrahncken der Menge durch Zischen bemerkbar zn machen, erreichten aber nur, daß dec Jubel zur Begrüßung Kaiser Wilhelms nur desto lauter wurde. „Poli tiken" schreibt: „Wenn es deS denlicyen.Kaisers Wunsch wäre, eine Bevölkerung, deren Stimmung ihm dahnm in übertriebenen Be richten geschildert war, ganz für sich zn gewinnen, dann muß znge- gebcn werde», daß ihm dies im höchste» Grade gelungen ist. Man hörte nichts und nichts als das Lob über das Wecken ' Anstreten des Kaisers. Und gerade weil der deulsche Kauer rist überall mit Ehrfurcht und Svmbathie begrüßt wurde, tbut es uns leid, eine Ausnahme erwähnen zn müssen, eine Ausnahme, über welche heule Kopenhagen rnolhel, die aber doch in ber dänischen Presse eiwähnt werden muß, damit der Sache nicht von anderer Seite eine Bedeutung bciaelcgt werde, die sie nicht hat. Ter deutsche Kaiser hat mit ruhiger Würde eine Demonstration überhört, die mil Recht weder ein Lächeln noch eine Spur von Verachtung ans seinem Gesichte he-vornes." Ilusftaiid. Darüber, daßPobiedonvszcw (Präses der heiligen Synode) selbst die Adresie des Bischofs von Eanlcrbnry bei der Jubelfeier in Kiew verlesen (wonach die analckaiuiche und die orthodoxe Kirche sich gegen die katholische verkünden mnßlen), ent halten die rrcksiichen Bliillee nichts, dagegen bringen sie Pvbiedo- »oSzcws andere vier Reden, respektive Toaste In seiner ersten Rede preist er die Schönheit des orthodoxen Gottesdienstes, der sich am meiste» die apostolische Reinheit bewahrie. In scmcr zweiten Rede bezeichnen Pobrcdvnoscew die Orthodoxie als die festeste Stütze des abwlttle» HeirscheithnniS Er dankt dabei der Vor sehung. die Rußland vor dem Unglück c,»ier Volksvertretung be wahrte, (!) die alle Slavcnstattten, m denen sic sieb beicckügw, zn Grunde gerichtet. Er endete mit einem Toast aui den Selbilhecrichee Alexander II und das geniminte Kaiser thrrnr. In feiner dritten Rede toastet er auf die Hierarchie, dann viertens an» die orthodoxe Geistlichkeit, die trotz oft kümmerlicher Existenz ckeiig Wecker arbeite im ungehenien Rußland, und in direktem Anschluß daran ans die russischen Krieger; kein Soldat der ganzen Welt sei seiner Religion so ergeben n»c dec rnisckchc. Riesiger Inbel lohnte diese Worte: cnn Toast ans den Metropoliten Platon Peschließt Pobiedvnuszews Reden. lieber die Fcslprozession bei der M)jährigcn Feier der Ein führung des Ehristcntlttnns in Rußland berichtet die „Voss. Ztg." aus Kiew: „Freilich batte sieh aus Kiew und den Nachbar-Gouver nements eine viellnnscndkövsige Menschenmenge eingesunden, weiche Zeuge der abgehaltenen kirchlichen Prozession zn jener Stelle am Dnjcpr-Ufcr sein wollte, wo vor nnnmrt» !>00 Jahren Großfürst i Wladimir von Kiew die Massentante seiner Unterlhaneii vornehmen ließ. Doch so malerisch schön auch das Bild war, welches die ring« nilchcr alle Abhänge des ziemlich steilen, von zahlreichen Einschnitte» zerrissenen rechten Tnjepr-Urer besetzende Menge dnrch de» bunten Wechsel der Farben und Volkstrachten darbot, die eigentliche Fest- prvzcssiii selbst unterschied sich nur wenig von jenem kirchlichen Fest znge. welcher alljährlich den gelammten KleeuS deS mit Kirchen und Klöstern überreich bedachten Kiew an die Tausstelle am Dnjevr führt. Jni ganzen Zuge habe ich nur acht insiilirte kirchliche Grvß- würdenträger bemerkt. Daß der durch seinen Rcichthum bekannte Kiewer Klerus bei dieser Prozession rill' jenes Lcbangevränge ent faltete, durch welches die znniciii nur durch Unwissenheit »nd Schmutz ausgezeichnete orthodoxe Gcisilichteit sei großen Menge zu iinvorsire» sucht, ist seltcktveislänslich. Trotzdem wickle dein truppcnweise nach Kirchen nno Klötzern vorwärts ichicbendcn Zuge Wirer Ausdruck des Würdevollen, welchen man bei derartigen luch- lichen Schaustellungen voraiiszusetzen gewohnt ist. Uni aber den Eindruck der an der Tausstelle vorgenvmnrcne» Liturgie'vollendssad- zuschwächen, war auch noch der jähe Tod des Genelols Drentclen cingetrelen. Bulgarien. Aus Bclloba trafen über die Brigantcn-Afsaire neue interessante Details ein. Ter Schwager des Gefangenen Laendler sawribt an Tr. Kalman in Wien, daß die Briganten 35 Gewehre und 1050 Patronen begehrten, ferner feinste Wäsche. Strümpfe, Alles fcingeslickt und bon fernster Qualität, parsümirte Seife, 35 Stück von jedem Gegenstände, überdies 23,000 si. Lösegeld. Mühsam gelang es, verläßliche Eiienvahnarbeitcr ausziitreibcii, be hufs Uebcrbringung der Gegenstände an die Briganten. Die bul garische Negierung jedoch verhinderte, derb den Räubern Gewehre nberbracht werden, und nachdem die erste Partie der gewünschten Sachen bereits an die Briganten ausgefolgt war, mußte die zweite Sendung sistirt werden. Ein Telegramm meldet, daß die Räuber, welche Laendler und Binder nur au« Rache desdalb entführten, weil diese sie verhindert hatten, eine au« Hoden türkischen Würden trägern bestehende Kommission abzufangen, neuerlich verfolgt wurden und mit ihren Opfern Re Flucht ergriffen, ehe man die Au-lösun, derselben endgiltig bewerkstelligen konnte. Die österreichische Regie rung verhinderte eine wettere Verfolgung der Banditen Man bc fürchtet, daß die Räuber trotz de« Lösegeldes ihre Opfer tödten werben. Südafrika. Der mit den, rebellischen König Dinizulu ver bündete Häuptling Tomkell hat sich den Engländern unterworfen und die Auslieferung der Personen zugesichert, von denen vor eini ger Zeit mehrere europäische Handelsleute geplündert und getödtet wurden. Ae«tlleton. -f In der heutigen Vorstellung von Moser'« 4aktigem Lust spiele „D er V ei l ch e n fre s s er" nn Königl. Hostbeater (Altstadt) i debutzren die Herren Paul und Gunz in de» Rollen des Viktor von Berndt »nd Reinhard von Fcldl, Im klebrigen ist die Be setzung die bisher gewohnte gelckieben. Die Vorstellung beginnt halb 7 Uhr. Für Sonntag ist Schiller«' ,W ilhelm Teil" angesctzt. ck Im R es iden z tl, c n ter wird heute und morgen der Lans'sche Schwank „Der Sündenbock" wiederholt. Inden nächsten Tagen gedenkt das Kurz'iche Ensemble eine» neuen kaktige» Schwank „Familie Knickmeyer" aus der Taufe zu heben. ß Einen Glanzpunkt des Festes des Deutschen Schnlvereins in Tctschen-Bode,>baeh, schreibt die „Bohemia", bildete das Eoncert 'des GeianavereinS „Dresdner Orpheus", der nebst dem Schnbert'sehen ,.8alve liegina" eine Anzahl Chöre mit dem größten Erfolge sang Nach dem ersten Liede überreichte die Obmännin der Fiaueiivitsgruppe de» Dresdnern einen prachtvollen Lorbeerkranz mit Schleife, hierbei warme Worte der Anerkennung an die Gäsle rlchtend. 1 Unter der Sl'itzmarke: „Geht Graf Höchberg?" bringt die „Frankfurter Zeitung" folgende Betrachtung über den aegenwärligen Stand der Berliner Königs. Hvitbeater und der Tbnligkeit des Herr» Grafen Hochberg: Durch die Blätter lause» Meldungen und im Publikum erzähli man es sich: der General intendant der Königlichen Schauspiele will demiisionicen. Gleich viel, ob Gras Höchberg selbst des dornenvollen Amles, das ihm so wenig Freude eingetragen hat. müde ist, oder ob der Wechsel auf dem Kai-erthrone auch ilm gelehrt hat, daß sein Herbst gekommen ist — die nächste Spielzeit sagt man, miid ' en schlesische» Magna ten nicht mehr an der Spitze der sünf preußischen Hoitheatcr sehen, und ein Anderer wird das mit drr Herrschaft über die Bühne so selisain verschwckterle Amt erfüllen, die große» SnbsfriptionS-Bätle feierlich zu ervssncn. Auch der Nachfolger wird bereits präsentirt, oder vielmehr die -Nachfolger, denn an Kandidaten fehlt es niinmer inr diesen Posten, und das; es zwei O'siziere sind, die in erster Reihe genannt werden, isimnit »nch nachgerade nicht Wunder: wie der iranzösische Soldat, nach Napoleon dcni Ersten, im Tornister den Marschaltstah trägt, io scheint der preußische Leutnant an irgend einer äußerlich nicht gleich wahrnchnidaren Stelle diejenigen Quali täten zu bergen, welche zur Leitung der ersten denl'chcn Bühne be rechtigen. Aber lassen wir dicke Zukunftsmusik einstweilen noch aus sich beruhen und Hallen wir uns an jenes Gegenwärtige, das viel leicht bald Vergangenheit ist: an die Tiiätiatcit des Grasen Hoch berg. Einerlei, ob der Intendant wirklich geht, oder ob nur fromme Wünsche hier die Väter des Gcdankens sind — es wird nicht ohne Nutzen sei», die Bilanz dieser nun zweijährigen Kunst- und Gc- schäftsleitnng zu ziehen. Man weiß, in welchem Zustande Botho v. Hülien's Tod die königl. Bühnen zurncktieß. Bei geordneten Finanzen ein künstlerisches Defizit, bei gut funktionircndem Ge schäftsgang ein schleppendes und ersterbendes Tempo der artistischen Leitung — so stellten die Hoflheatcr sich dar, als Graf Höchberg die Leitung übernahm. Und wenn er nun »weder verschwindet, was wird der Zustand sein, in welchem er dem Nachfolger die Bühnen überliefert? Alle Mängel der Hülikn'schen Epoche wird der „kom mende Mann" im Fortbestehen finden — und ihre Vorzüge im Aiissterbcn. In künstlerischer Rücksicht ist so gut wie Nichts ge bessert: in administrativer Hinsicht ist >o gut wie Alles verschlech tert. Wer hätte es sich wohl träumen lassen, daß selbst die vronon- eirten Gegner des Hnlsen'schcn Regimes cmcs Tages entrüstet er klären würden: „So envas war unter Hälftn nicht möglich!" Von einem einheitlichen Ensemble,von einem tünstlensihen Zniammcn- hang des Ganzen kaum eine Lpnr. Das Repcrtoir ärwtzch, ewigen Absagen und Storungen vrc>sgegeven. Die ritzen Sänger, ein Niemann, ein Betz, mißgelaunt, verstimmt über die Orgien des Dilettantismus, und halb schon gewillt, zn scheiden. Talentvolle jugendliche Kräfte, Frl. Beeid, Fil. Rencird, ans und davon. Auf dem Kapellmeisters»»!»! Herr Depße, dessen Unsicherheit iin Dwigiren die Zielscheibe unzähliger Witzwvrte ist. Ein unendliches Kommen und Gehen de> Gäste. Herbeiziehen äußerer Reserven, glanzvoller Namen und gehäufter Reiznnttej, »veil die innere Kraft versagt. Wenn cs im Schanstsirckhans etwas besser anssieht, so ist der Grund daiür vielleicht drr: daß d>-r Intendant eben nicht überall sein kann. Wie immer die Dinge verlaufen mögen, wie lang oder kurz das Regime Höchberg noch wahren mag, Eines hat es niiwidcrieglich > von Nenein bewiese» : daß »ns d>-r Buhne nichts störender wirkt, ' als die Selbstherftulckeft des tti-aiickrackyimur», welche fachmännische i Einsicht zmnckdräiuft und welche alle Gründe und alles bessere Wissen tvdtschlägr im Tone des aristokratischen Befehls: 8ie volo, cke .snboo! — Wir geben vorstehende Betrachtungen mit allem Vor- bebalt, da sic ganz den Eindruck machen, als gingen sie von einem „Gemnßrcgelten" aus. ck I» München findet während der ersten drei Tage des Scvlcinders die erste allgemeine Vei'amnckung des „Deutsche n S ch ri f t ste l l e r - V c r b n n d es" statt. ck In sämmtlichen Theatern Neapels muß auf behördliche Anordnung das elektrische Licht eingeftihrt sein, und zwar noch im Laute des gegenwärtigen Monats. ck Die rühmlich bekannte Knnsthandlnng von W. E. Hoff man» liier giebt mit de- nicht nur von den Leiern der „Dresdn Naebr." hier wie answäns geschätzten und h-lietsten Schriftstellerin Frau Silvia Brand ein „D ress n e rBi > de r b »ch" heraus, das hinsichtlich seines Inhalts wie seiner Ausstattung ein echt patrsistisches, von lnnstlerifcheni und prakstnchem Werft» begleitetes Welk zn werden verwricht. Reich mit guten und interessanten Bilden» geschmückt, bespricht das schon im September zn erwartende Bind nicht allein die historische, vvftswirthichaftlichc und eftniche Entwickelung Dresdens, sonder» bemüht sich auch, ein treues Eon- lersi-i deS jetzigen künstlerischen, gewerbliche» und geselligen Lebens zu bieten. Es soll gewissermaßen ein Denkmal der vaterländischen Industrie und des rüstigen Strehcns nn»e>er Tage »ein. Bemeftens- wcrtbc Angaben über hervonagcndc Perionen und Unternehmungen der Gegenwart und der Vergangenheit werden, soweit das noch möglich, von der Verfasser!» berücksichtigt. Da bereits zahlreickie Bestellungen auf daS „Dresdner Bilderbuch" vorliegen, so wird dü rrste Auflage eine ungewöhnlich starke werden. ck Tie Musikalienhandlung von B. Scholt's Söhne in Mainz giebt bekanntlich die Partituren der „Nibelungen" von Wagner zu ermäßigten Preisen in Lieferungen aus. Geacnwärtig liegt die 11. Lieferung von „Siegfried" vor; die 12. Lieferung, mit welcher diese Partitur abgeschlossen »ein wird, erscheint am 1. September d. I. Für Stndienzwecke der Wagiicr'schc» Werke dürfte es keine bessere Gelegenheit als das genannte Lic'crungswerk geben, das neben aller Eorrektheit und Ucbersichtlichkcit eine selten wohl feile und bcgueme Erwerbung ermöglicht. ck Der Rob. Forbcrg'iche Verlag in Leipzig versendet als Nova: zwei allbekannte Schumann'sche Lieder: „Ich wandcre »ich!" und „Ans meine» Thränen sprießen," csfekt- und stilvoll »ür Männerstimmen mit Orchester- oder Pianosortevegleitung gesetzt von Rnd. Weiiiwurm: vier reizende und melodiöse Lieder für eine Sing- sliinmc: „Sonntags". „Morgens send' ich Dir du Veilchen". „In Sevilla" und „Süße Frau, o spart die Worte" von Erik Meyer- Hclmund; drei vornehm empfundene, contravnnktisch vorzüglich ge arbeitete' Stücke fürPianfortc: „Elegie", „Rhapsodie" und „Reigen" von S. Jadassvhn und drei Charakterstücke iür Pianoforic: „Traum bilder", „Morgcnroth" und „Sommernacht" von Fritz Spindler Mit Ausnahme der letztere», die mehr als leichte Salonwaare zu gelten haben, sind alle anderen genannten Werke Compositionc» von wirklichem Werthe. einer warmen Empfehlung in jeder Be Ziehung würdig. Als gleich empfchlcnswefth gesellen sich aus dem Tbeob. Dietrich'lchen Verla;w hierzu eine Anzahl beliebter Mannerchore: Böhnie Magiins: „Sechs Volkslieder" ans dem 17, 18. und 19. Jahrhundert. Willmeriladt: ,'s Blümerl am See"; Saupe: „Spinnlied" (mit Viola- oder Elaplcrbculcitnng) und O Wermann: „Die neue Loreley" (für gemischte». Männer- oder Kindcrchor). Die Chöre sind vor ihrer Drucklegung mit vielem, zum Theil mit großem Erfolg zur Ausiübruiig gelangt, sodaß sie einer besonderen Fürsprache kaum noch bedürfen. Die Männer- aesangvercine werden durch sie ihr Neper lo» in nutzbringender Weise bereichern. Nr. 21«. «eite » M» Freitag, s. Aug. L888.
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