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Dresdner Nachrichten : 05.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187510050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-05
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.10.1875
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«-,14 S^II« « c» «»»»rt». Tageblatt für Politik, Uatahaltaag u. GeWstsverlehr. > Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eleysch Nrtchckrdt in Dresden. irate i» aui. »t» «b. k Udr, »t» «in,,» 1» Udr. Ja Nrullodt: große »lofter- g»IIe s dt« Stach«.« Udr. — Der N»um «>«« eta- I-alliae» Petttzeile lostet lü Pfae. Einaelairdt dt« Zette »0 hsgc. Sine «aranttr stir da» niichfttLgige »rt»ei« uen der Inserate wtrd nicht gegeben. >uin>ärttge »lnnonern- Uusträgr »on un» unbe kannten sllrmen und Ver tonen tnsertren wir nur gegen Pränumerando» Zahlung durch «riet, marken oder Poiletn»al>- lung. Neun Süden losten I» Psge. Inserate sür dte Montag« < Nummer «der nach einem Festtag- dte PeMtette HO Pf«r. «r.S78. Zwanzigster Zahrgmg. ^Mttredarteur: vr. LmU Mir da» Feutlletonr — Dresden, Dleaftag, 5. Oktober L87S. P-littscht». Auf di« Vorgänge in der Prannergasso zu München richten sich «st Spannung, wir möchten sagen mit Sorge, die Augen vün Lmtschland. Die zweiköpfige klerikale Mehrheit ist drauf und dran, Gr Uebergewicht nach allm Richtungen auSzubeutrn. Eine noch größere Verstärkung dieses Uebergewicht« erscheint ihnm trotzdem mm« «och geboten. Anlaß dazu bieten ihnen die Wahlprüfungen. Würde die Reihenfolge der zu prüfenden Wahlen so festgrstellt, daß einige ckricale Wahlen kassirt werden könnten, so verwandelt« sich ja pug« di« klerikale Mehrheit in eine Minderheit. Deshalb sie den Antrag de« Abgeordneten Horn angenommen, daß die «anstandungen in der Reihenfolge erledigt werden sollen, wie die Wahlbezirk« im officiellen WahlauSschreiben aufeinander folgen. Den Beginn machen dann die liberalen Wahlen in München. Diese b Wahlen werden kassirt werden, damit wird da» Zahlenverhültniß von 79:77 auf 79:72 verschoben. Hiermit sind die Liberalen zu nächst ganz auf'« Trocken« gesetzt und ein klerikaler Abgeordneter könnte ohne Gefahr für seine Sache einen Schnupfen bekommen, ja auf dem Octoberfeste Bier und Pflaumen gmießen. Den fünf Münchner Liberalen will aber die klerikal« Mehrheit noch 16 weitere Liberale nachstürzen. Man sieht, die Clericalen spielen mit den Liberalen wie die Katze mit der Maus. Gar rasch verstummt ist das Gelächter der Liberalen über das Malheur des päpstlichen Hausprälaten vr. Mer kel, der bei Ablegung de« Eides au« Versehen den sog.,Ludeneid" schwur, d. h. seine Versicherung, blos durch die Worte „so währ mir Gott helfe" verstärkte und die Schlußworte „und sein heiligesEvan- gelium" wegließ, well seine vor ihm schwörenden israelitischen Colle ge» diesen Zusatz nicht züzufiigen hatten. Vielmehr sieht mari mit Sorge auf das rücksichtslose Vorgehen der Clericalen. Die Grund lage des Reichs würde zwar kein ultramontanes Ministerium er schüttern; die Versailler Verträge, auf denen jetzt die ReichSver- fassüng beruht, können nicht in München zerrissen werden. Selbst an einen dauernden Conflict zwischen der Reichsgewalt und dem zweitgrößten Particularstaat ist nicht zu denken — der Ausgang de« Conflicts wäre offenbar — das deutsche Volk läßt sich nicht von den bairischen Caplänen Gesetze erthellen. Aber die Entfremdung der Gemüther, der Zwiespalt im Innern des gemeinsamen Vater landes muß allen Patrioten nur ein Gegenstand tiefer Betrübniß sein. Gerade in der jetzigen Geschäfts- rmd Handelskrisis verdient djaS ftevle Spiel der bärischen Captiine «it-de« s schärfste Berurtheilung. Sine höchst anerkennenSwerthe Vorlage hat der ReichSaryler dem TundeSrathe vorgelegt. Sie betrifft den Schutz des geistigen EigenthumS an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen, endlich an Photographien. Man findet die Bestimmungen diese« heilsamen Gesetzentwurfs unter >,Tage«gesch." Mögen sie vom BundeSrathe, vom Reichstage zum Gesetze erhoben werden! Cnt- schiednen Widerspruch aber erwarten wir vom Reichstage gegen da« Bierstruerproject des BundeSratheS. Selbst die mititärfrommr LölnerZtg." faßt sich ein Herz und erwähnt folgende Gegengründe: „Der Gedanke, ln Norbdeutschland das vier bis zu der selben Höhe zu besteuern wie tu Baten«, müsse im Publikum immer Bedenken erregen, so lange nicht der Staat, wie in Vätern, dte Biererzeugung unter seine besondere Aussicht stelle. Die Gewissenhaftigkeit brr norddeutschen Bierproducentcn reiche allen Erfahrungen gemäß nicht so wett, baß sie die ihnen auf erlegte neue Steuer ruhig tragen und dem Consumenten trotz dem ein gleich gute- vier liefern sollten wie bisher. Wenn der Staat die technischen Bedingungen für dieBierproduction nicht festlebe und sür deren Snnrhaltung einstche, bedeute lede Er höhung der Blersteuer mr das Publikum eine Verschlechterung de« Bier«, eine Vermehrung der Ursachen sür körperliches Un- behagen und Krankheit. Außerdem mag die Erhöhung der Biersteuer auch die Steuervefraude noch steigern, die schon setzt nicht gering sein soll. Im Oriente ist die Hauptgefahr, die unleugbar bestanden hat, vorüber. Serbien begnügt sich, in Constantinopel Beschwerdenoten über Grenzverletzungen zu überreichen und die hohe Pforte sagt Ab hilfe zu. Cs wird noch eine Zeit lang diplomatisch herüber und hin über geplänkelt werden, schließlich wird aber Fürst Milan seine zu sammengezogenen Milizen entlassen müssen, schon well seine Du- caten-Anleihen Mißglückt find. Er wird noch froh sein, am 19. d. in Frieden seiner liebreizenden Braut die Myrthen aus dem Haar zu lösen und Lorbeeren Andere pflücken lassen. Auch der Fürst der schwarzen Berge wird sich zunächst besinnen, daß er die Pforte zwar so belästigen kan», wie ein Floh einen erwachsenen Mann, daß aber eine geringe Nagelfläch« ausreicht, das muntere Leben eines Flohs zu zerknicken. Auch der türkischen Kriegspartei wird es versagt sein, Wälle von verfluchten „Christenhunden" aufzuschichten. Trotzdem wird und muß die Zeit kommen, wo der Untergang Polens ins Türkische übersetzt wird. Die NeförmniaSke, welche der Sultan auf setzt, täuscht darüber Niemanden. Schon oftmals hat Abdul-Aziz in seiner Bedrängniß gelobt, der abscheulichen Aussaugung seiner Unterthanen ein Ziel zu stecken. Die Giaur» wie die Muhamedaner seufzen gleichmäßig unter den» Steuerdruck und der elenden Ver waltung; mit Versprechungen ist nicht zu helfen. Die Erbitterung wird immer neue Ausbrüche veranlassen. Eine heitere Episode bieten immer die Verhandlungen der De- «egauvnen in Wien und die Erklärungen Andrassy'S. Sie sind kei nen Pfifferling iverth, obwohl die Ungarn seelenSvergnügt ihrem Landsmann auf di« Achsel llopfen und sagen, er habe setzpe Sache famoü gemacht. Je</ haben die Ungarn cs gebilligt, daß Gros An- drassy seinen Einfluß bei der Pforte zur Geltung brachte, um den bedauerlich m. sich iminer erneuernden Wirres an ihren Grenzen «in End« zu machen. Aber man schärft dem Minister ausdrücklich ein, daß solche« nur unter Nespectirung des AüsehenS der Pforte und des PrincipL der Nichtinterveiltion geschahen dürfe. DaS heißt doch I» und Nein in einem Athem saget«. Loesle» «»- «ckchstsche«. — I. Maj. die Königin ist am 9. Oktober au» Rehefeld in der Königin-Villa zu Strehlen eingetroffen. — Au« Anlaß der Feier de« CadettenhauseS hat nach dem Dr. I. S. Maj. der König an den Commandeur de» CadettencorpS Obersten v. Welck, au« Eisenerz (in Steiermark) folgendes Telegramm gerichtet: „Meinem CadettencorpS sage ich mettrm herzlichsten Dank für dm so herzlichen Gruß an seinem Ehrentage. Albert." — Ett» glänzende« Ballfest beschloß am Sonntag Abend das Jubiläum de« küntgl. CadettenhauseS. Der große Saal, in welchem am Vormittage Parade und FestactuS abgehalten wordm waren, strahlte in festlicher Gasbeleuchtung, lieber der Büste des Königs Albert leuchtete eine GaSsonne; vor dm hellebardmverzierten Säu len hielten Cadettm al« Hellebardiere costumirt, währmd de« Festes Wacht. Eine große Anzahl Cadettm zeigten sich in jenem reizen den Pagen-Costüm, welches von der goldenen Hochzett Königs Johqnn her noch in Aller Erinnerung ist, und so sehr die glänzenden Unifor men zahlreicher ordmgeschmückter Okficiere eine Ballgesellschaft be leben, so zeichnete sich doch die kleidsame Tracht des RococozeitalterS, die brettschößigen Röcke im lebhaftesten Roth, die Galanteriedegen, die Spitzengewebe auf den Westen, die Kniestrümpfe und Schuh- schnallm, endlich das Puderhaar ganz ungemein vortheilhaft aus. Von 7 Uhr ab füllte sich rasch der Saal; nicht blos die Cadettm und eine Anzahl jüngerer Officiere, auch viele hohe Militärs, die Ettern der Cadettm und zahlreiche angesehene Herren aus dem Civil- stande bildeten die Festgenoffen, zu dmen die Damenwelt eine Sammlung lieblichster Erscheinungen gestellt hatte. Nach '/»8 Uhr erschien Prinz Georg nebst Gemahlin königl. Hoh. Die Frau Prinzeß trug eine Robe von Grenadine in zart Rosa, darüber einm Ueberwurf feinster Spitzen. Dm Hals umschloß eine Schnur kost barer Perlen, da« blonde Haar war mit einigen Rosa-Astern ge schmückt. Die hohe Frau unterhielt sich höchst huldvoll mit vielen Damm und Herren, auch nahm sie an dein Feste sichtlich vergnügten Antheil. Sie eröffnet«, den stattlichen Oberst v. Welck zur die Polonaise ; ihr folgte Prinz Georg, der zu seiner Tänzerin Frau Oberst v. Welck erkoren, dann folgte die hohe imponirende Gestalt des KriegSministcr v. Fabrik«, ferner die schlanke chevalereske Figur des preußischen Gesarcktm Grafen Solms mit ihren Tänzerinnen, denen sich die weitere Folge glänzender Paare anschloß. An dm weiteren Tänzm betheiligten sich die höchsten Herrschaften nicht, um sv lebhafter, .Huldigte die juyge Welt, dm Freude» ILerpsichoreS. Selbst der kleinste der zukünftigen Fetdmarschälle faßte sich ein Herz und, wie das überall üblich, wählte sich mit Vorliebe eine schlank gewachsene Tänzerin. Die Cadettm versuchten anfangs pflichtge treu mit Hut und Degen zu tanzen'; wegen der Gefährlichkeit der mitten in andere tanzende Paare hineinfliegendm Stoßwaffen, trat jedoch der Herr Kriegsminister an die tanzmden Cadettm und ermächtigte sie, Degm und Hut abzulegen. Früh MorgmS hatten die Cadettm gezeigt, welch soldatischer Geist in ihnen lebe und Nie mand, der «hre Reden gehört und der Zeuge der vorzüglichen An spräche de» Oberst v. Welck war, konnte sich des Eindrucks erwehren, daß bewährte Unterlagen militärischer Erziehung in dem Dresdner Cadettenhause zur Geltung kommen. Am Abend jedoch führte Jugmdfrohsinn da« Scepter. Auf Gewandtheit im Tanze wird im Cadettenhause gesehen und Balletmeister Pohl schien mit seinem Unterrichtsresultate zufrieden. Auf Galanterien, selbst jener etwas flüchtigen Waare, wie sie bildschöne Leutnants gern im Munde füh ren, schienen die Cadettm noch nicht eingepaukt. Bis I I Uhr mußte der Durst der Schönen sowohl, als ihrer Tänzer, mit kühlen, süßm Getränken gelöscht werden; von 11 Uhr ab aber durfte selbst der jüngste der Cadettm in echtem Bairisch einige Züge thun. Die Militärmusik wurde vom Ehrlich'schen Chor ausgeführt. — In Gegenwart der Stadträthe vr. Stübek, Kirsten und Hermann, sowie mehrerer Stadtverordneten, namentlich des Reg Raths Gutwaffer wurde am Sonntag früh der unter Leitung des Stadtrath Seyffarth stehende städtische Marstall einerRevision unter worfen. Seit 3 Jahren war keine derartige Parade abgmommm wordm. Das Ergebniß war ein ebensowohl für diese Leitung als für die Stadtkaffe «greuliches, für welche bekanntlich der Marstall eine zwar nicht große, aber doch stetige Einnahmequelle abgiebt. Die 22 Pferde sind freilich keine Andalusier, was für Leichensuhren be denklich wäre, aber gutgenährt und sauber gehalten. Die Leichen wagen sind neuerdings um ein geschmackvollausgestattetesExemplar vermehrt wordm. — Nach einer Bekanntmachung des StadtratheS liegt die für die bevorstehende Stadtverordnetenergänzungswahlaufgestellte Wahl liste von heute an währmd der nächsten 14 Tage in der Zeit von Vormittags 9 bis Nachmittag» 6 Uhr sowohl im Altstädter Rath hause in einem Hofzimmer des Parterre, als auch im Neustädter Nathhause 2. Etage zur Einsicht aus. — Wie «vir aus der uns zugegangmm letzten Dienstags nummer der „Weiß.-Ztg." ersehen, hat der Superintendent Opitz in Dippoldiswalde wegen angeblicher Beleidigungen, welche in einer in dem genanntm Blatte veröffentlichten Beleuchtung der auch von uns gebrachten famosen, für die Diözesan-Vrrsainmlung bestimmten Thesen enthalten sein sollen, gegen den Redacteur Herrn Jehne Strafantrag gestellt. Wir werden in der Lage sein, seiner Zeit das Resultat mitzutheilen. Wie sich übrigens die StaatSanivaltschast dm geistlichen Bestrebungen gegenüber verhalten, und ob auch sie nicht mit Material versehen sein wird, um einen erfolgreichen Straf- aiitrag zu stellen, darauf sind wir sehr begierig. — Vor Kurzem befand sich eine Notiz aus Zöblitz in unserem Blatte darüber, d«ß 3 Holzhauer aus Lauterbach im Verdachte ständen, Steine ans die Eisenbahnschienen zwischen Pockau und Zöblitz gelegt zu haben. Dieser Verdacht ist, wie un» au« Zöblitz vom dortigen kgl. Oberförster mitgetheilt wird, nach abgeschlossener gerichtlicher Untersuchung vollständig unbegründet gewesen und sind diese Holzhauer der Untersuchungshaft bereits entlassen wordm. So sehr auch anzuerkennen ist, daß die zuständigen Gerichtsbehörden mit der möglichsten Schnelle und mit großer Umsicht die Untersuchung eingeleitet und geführt habm, bleibt doch zu beklagen, wenn Fa milienväter eine nmntägige Haft unschuldig ertragen müssen. Es trifft diese Haft die betr. Holzhauer um so härter, weil ihnm als Ernährer sehr starker Familien in dieser Zeit der Verdienst ent zogen wordm ist rmd sie als Männer, welche Jahr aus Jahr ein täglich im Wald zu leben gewohnt sind, durch das Gefängniß dop pelt gelitten habm. AuS dem tz 1497 unseres bürgerlichen Gesetz buchs wird fiir die Leute schwer ein Anspruch auf Entschädigung durchzusetzen sein. — Ein äußerst frecher Diebstahl ist am Sonntag Abend in Hosterwitz bei einer Generalswittwe verübt worden. Währmd die Dame in ihrem Speisezimmer das Nachtmahl einnahm, entwen dete man diebischerseits aus einein Koffer außer einigem baaren Geld« 1 Priorität der Köln-Mindner Bahn, 1 Actie der Thüringer Bahn, 3 Lombardische Zprocentige Prioritäten, 4 Stück preußische 4- und 4l/zproeentige, sowie 4- und 5procentige sächsische Staats papiere unv diverse Coupons von anderen Werthpapieren, nament lich 12 Cöln-Mindener, Rhein-Nahe und Berlin-Görlitzer Priori täten. So bekannt der Dieb mit dem Verwahrungsorte dieser Pa piere gewesen sein muß, so schwer dürste ihm die Versilberung fallen. — In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag hat ein gro ßer Exceß in der Pirnaische« Straße stattgefunden, der bei allm Be wohnern der betr. Gegend, die dadurch aus dem Schlafe aufgeschreckt worden sind, allgemeine Indignation hervorgerufen hat. Wir er fahren über dm Hergang aus zuverlässiger Quelle Folgendes: eine Anzahl junger Leute, meist Schlosser, Mechaniker und dergl. Arbei ter, hatten in der Restauration zum Kyffhäuser einer Krankenkaffm- Versammlung beigewohnt, warm nach Beendigung derselben in die Restauration zum Königstein in der Pirnaische« Straße und von da, des an beiden Orten genossenen süßen Bieres voll, in eine der letz teren gegenüber gelegene, übelberüchtigte Wirtschaft gegangm. Dort hatten sie alsbald Streit mit dem Wirth bekommen und in Folge dessen das Local demolirt, so daß keine Scheibe rc. in demselben ganz geblieben sein soll. Nachdem sie auf diese Weise ihr Müthchm ge kühlt hatten, sind sie nach der Stadt herein in die Schuhmachergasse gezogen, haben daselbst in eine gleiche Wirthschast, wie in der Pir naische« Straße, Einlaß begehrt, haben denselben aber nicht erhalten und in Folge dessen die Hauschürfenster eingeschlagen. Als ein Nachtwächter deshalb gegm sie eingeschritten ist, hat sich einer der jungm Leute, ein Mechanikus, Namms Römer, an ihm vergriffen, ist aber deshalb von dm herbeieilendm Kameraden des Wächters arretirt und damit weiterem Skandale ein Ende gemacht wordm. Erst nach der Verhaftung Römer's und Zerstreuung von dessen Ge nossen erlangte die Polizei Kenntniß von dem ersterwähnten Excsffe auf der Pirnaischen Straße, hat darauf sofort die nöthigm Maß regeln zur Ermittelung der Betheiligten ergriffen und soll ihr dies auch in ausreichendem Maße gelungm sein. — Vorgestern Abend in der 10. Stunde verunglückte der Wagenrücker Frey im Schlesischen Bahnhof dadurch, daß er über dm beim Rangirm mit in Anwendung kommmdm Bremspfahl fiel und einem Bahngleis zu nahe zu liegen kam, infolge dessen ihm das eine Rad eines Bahnwagens über dm linken Fuß ging, so daß er infolge der erhaltenen Verletzung mittelst Siechkorb in die Krankenabthei- lung der Diakoniffenanstalt transportirt werden mußte. — Am Sonnabend Nachmittag ist ein auf den Casernmneu- bautm beschäftigter 17jähriger Handarbeiter vom Bodemaum fünf Stockwerk hinab in das Souterrain gestürzt und wegen der davon erhaltmm starken Erschütterungen und Verstauchung in die Diaco- nissenanstalt geschafft wordm. Merkwürdiger Weise hat er keine Fraktur erlitten, doch ist dem Vernehmen nach die Gehirnerschütterung so bedeutend, daß man für sein Leben fürchtet. — In der vorigen Woche ist auf dem Friedrichstädter Kirch hofe ein Frevel verübt worden, indem von einem Grabmal ein stei nernes gothischeS Kreuz, welches dasselbe krönte, herabgeschlagen und zertrümmert wordm ist. Der Urheber dieser Frevelthat ist von der Polizei in einem 16 jährigen Bildhauerlehrling ermittelt woxden, der sich durch Zertrümmerung des Kreuzes einem andern Bildhauer lehrling, dessen Bruder jmes Grabmalseiner verstorbenen Frau hatte setzen lassen, einm Schabernack zu spielen beabsichtigt hat. — Am Sonnabend sind bei einem Fuhrwerksbesitzer in der Schönbrunner Straße zwei rotzkranke Pferde gefunden, von der Wohlfahrtspolizei in Beschlag genommm und auf deren Anordnung getödtet wordm. — Nack der „Germania" Ist auf der vlelbelachten Wall- ahrt nack LourbeS Frl. Anna von Oer aus Dresden, welche seit 4 Jahren fast völlig gelähmt war und auf einer Bahre nach LourdcS getragen worden sein soll, gehellt worden. Sie erhielt Vor dem Muttergottesbilde den Gebrauch ihrer Füße Plötzlich wieder und sprang auf der Rückfahrt lustig einher. — ES wäre interessant zu erfahren, welcher Arzt in Dresden baö gnädige Fräulein behandelt bat und ob die Lähmung wirklich bis zum Kniefall in der Wundergrotte angekauert hat. Bis wir Näheres wissen, kommt unS diese Geschichte so vor, al« habe man sich in derv. Ovrschen Familie schon seit 4 Jahren mit der Vorbereitung zu dieser Wallfahrt getragen. DaS wäre auch eine schöne Wall- ahrt gewesen, von de« man nicht mit einem kleinen Wunder, da» ür solche Fälle immer vorbereitet wird, heim käme! Sehr rück sichtslos ist eS jedenfalls gewesen, daß man das jetzt so lustig eln- herivrlngende gnädige Fräulein so lange bat leiten und noch die Erschütterungen der langen Dampfnwgenfahrt mitmachcn lassen. Phllippstor» liegt doch näher und sein wundcrthätlger schwarzer Steln Hilst doch unseres Wissens schon seit 18b»! - Wieder sind einige postale Veränderungen vorgeganaen, von denen die kaiserliche Oberpostdlrection uns durch schriftliche Zufertlgung Kenntniß giebt. Vom 15.d. wirb die Postexpedition inFtsck, bach aufgehoben, dagegen eine solche am Bahnhöfe in ArnSdorf eingerichtet. Im Uebriaen behält die neue Post statton denselben BcstellkreiS wie die alte. Dle Posllahrten sind nun so geregelt: Abfahrt aus ArnSdorf um 7" Ubr früh, 4« Nachm, und de». I«Nachm.; an« Neustadt bek Stolpen «m
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