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Dresdner Nachrichten : 28.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-28
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.02.1899
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— Der unter dem Protektorat Sr. Königs. Hoheit deö Prinzen friedlich August ^stehende Wohlthtitiqkeltsverttn „S ä chsi sche ei ^ — ristischen Vorträgen und Ball ob. — Aus Leivzig wird uns geschrieben: Ei» Vorgang, der sich kürzlich im Stadtverordneten-Kollegium von Leivzig Deputation, welche den Ersah des abgehendcn Oberbürgermeisters Dr. Georg! vorbereiten soll. Hierbei zog ein sehr grober Thel! der von der ersten Wäklerklasse erkorenen Stadtverordnete» vor. lieber im Bunde mit den Sozialdemokraten den Redakteur der sozialdemo kratischen „BolkSzig." durchzubringen, als ihre Stimmen einem von anderer Seite voraescklagenen .Herrn zu geben, der eine leitende Stellung in den Kreisen der Hausbesitzer einnimmt. Das ist in der That ein höchst bedauerliches Beispiel von Mangel an Zu sammenhalten unter den Freunde» der Ordnung, das ini direktesten Gegensatz zu den erfolgreichen Bcniühunge» steht, welche tonst überall im ganzen Lande zur gemeinsamen Bekämpfung der Um sturzpartei fuhren. Für die Stadtverordneter»»»^» zerfällt »ach der Höhe ihrer städtischen Stenern die Leipziger Bürgerschaft io drei Klassen, von denen jede durch 24 Stadtverordnete rcpräien- tirt wird. Es findet direkte Wahl statt, und ber der Stärke der sozialdemokratische» Arbeiterschaft Leipzigs, die den gröberen Theil der 23.000 Wähler umfassenden dritten Klasse bildet, ist nicht zu verwundern, daß sie die Wahl von l l Genossen erzielt hat. Diese wirken entscheidend aus das Zünglein an der Waage, sobald die Vertreter der beiden anderen Klassen nicht nnteremandcr Über einkommen. Die der zweiten Wnhlcrllassc. welche ungefähr 4200 Zugehörige enthält, sind aus den Vorschlägen eines per manenten Wahlausschusses hervorgeaangen, der für die Interessen der Mittelstandsparteien eintritt und daher auch die Vcrtheidtgcr des Handwerks, die Gruppe der Hausbesitzer rc. i» sich schlügt. Dagegen gehören die Bertreter der ersten oder obersten Wähler klasse, die aus etwa 1400 Bürgern besieht, hauptsächlich dem höheren Handelsstande und der natwnalliberalen Richtung an, die früher in Leipzig einzig den Ausschlag gab. Das; letzteres nicht mehr der Fall itt, mag Mancher, schmerzen. Uni so zäher wird in den so genannte» „maßgebenden" Kreisen an dem altgewohnten Man- chestcrstandpunkt festgehcrlten. Tritt zu dieser prinzipielle» An schauungsweise. die in abweichenden Ansichten sas! eine sträfliche Auflehnung zu leben liebt, noch Abneigung persönlicher Art, io kommt es dazu, daß, wie bei der oben erwähnten Wahl von Depntailonsttiitgliedern geschehen, ans der Seite der Ordnnngs- stütze» der Ruf gehört wurde: Lieber ein Sozialdemokrat, als iener .Herr! Hoffentlich dauert es nicht mehr lange, daß im Leipziger cstadtvciordnetenkollegium aller Orten die Einsicht von ber Noth- wendigkeit dnrchvringt. zwischen den ordnungSpartciliche» Vertretern der verschiedenen Wählcrklnffen ein ireunvnachbarliches Verhältnis; im Sinne der Einigkeit und Parität durchcnsnhren — Die IM in Großen ha in abgehaltene Ausstellung hat init einem Fehlbeträge von 10.000 Mack geschlossen, der von de» Garantiefoiwszeichnern gedeckt worden ist. Die Akte» desEentral- ansschuffes und der Sonderausschüsse der Ausstellung sind dem Rathsarchiv einverleibt worden. TtMSgcschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser wild nach der „Franks. Ztg." am 10, Juni zu den Regatten nach der Elbe fahren und nach der Kieler Woche wiederum eine Nordlandsreffe machen. Die Kommission des preubffchc» Herrenhauses, an die der Gesetzentwurf über den Ebarsreitaa verwiesen worden ist. bat die Gebcimbaltnng ihrer Verhandlungen, d. h. den Ausschluß der Oessenstichlest, beschlossen. Nach der Geschäftsordnung des Herrenhauses sind die Mitglieder des Hauses befugt als Zuhörer den Berksthuirgen der Kommissionen bcizuwohnen. „insofern nicht an diesen die Oeffentlichkeit durch Stimmenmehrheit ausgeschlossen wird". Von dieser Benign»; wird im Herrenhaus nur sehr selten Gebrauch gemacht Die ..Nordd. Mg. Ztg." stellt gegenüber der „Deutschen Tageszeitung" seit. das;, wie der gesanrmte Inhalt des Flcffch- ichaugesetzes. insbesondere auch die Bestimmungen über die Ein fuhr nnsländischen Fleisches ans rc» einmüthigen Beschlüssen des vrcnßilcheii Staccksminislerinms beruhen. Bei der am Sonnabend stnttgkhabtcn Reichstags-Ersatzwahl für den Wahlkreis Berncastcl wurde Bnraernrciswr Bicsenbach >E s mit über OOM Stimmen gegen Affejsor Müller iE-) gewühlt, der mnd 4000 Stimme» erhielt. Bei dem Festmahl, das kürzlich Fürst Hohenlohe einer kleine re» Anzahl von Parlamentariern und Ministern gab. wurde i»r Scherz am die Kriseiigerüchte angcspielt. Tic Thcrlnehmer konnten sich persönlich davon überzeugen, daß der Fürst vor, den forigeictzlcn Bemühungen seiner intimen Gegner, ibnr die Bürde eines Amtes abznnchmeii. das ihn selbst nicht sonderlich zu drücken scheint, iricht zu sehr berührt wird. Allseitig wird die körperliche und geistige Frische gerühmt, mit der der Fürst die Pflichten des Gastgebers erfüllt hat. Das Rcichseisenbnhrramt ist wie der „Schlesischen Zeitung" aus Berlin gemeldet wird, seit einiger Zeit mit der Vorbereitung für eine Reform des gesammten deutschen Personeirtariswescns be schäftigt. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt mit Bezugnahme am die in Sachen einer reichsgesetzlichen Regelung des Avothelemvesens von verschiedenen Seiten ventilrrte Frage der Selbstablösmrg der Werthe der bisher vertanslichen und vererblichen Avothekenrechtc unter Zuhilfenahme eines Amortisationsfonds unter staatlicher Leit ung und Bearlffichtignng, diese Frage sei zwar in Erwägung ge- lwunnen. die Verhandlungen seien aber über die ersten vorbereiten den Stadien noch nicht hiiiansgckoinnren. Zur Veröffentlichung der ermähnten Ecrpridi-Briefe durch das „Best Tagebl." bemerkt die „Rhein.-Wests. Ztg.": Es ist be zeichnend. daß der Ruhm des zweiten Kanzlers des Deutschen Reiches nach seinem Tode von freisinnige» Zeitungen am lautesten gesungen wird Man hat zwar Manches an ihm anszuietzen, ganz waschecht konnte man den Mann des Kampfes gegen den „Atheismus" nicht nennen. Aber seine Periönlichkeit — wir meine» natürlich seine politische, als Privatmann müsse» wir mit AntoninS sprechen: Doch BrnknS ist ein ehrenwerther Mann" — dieser politische BiedcrmannsstipnS ist doch so vollständig nach dem Herzen der sentimentalen FrcisinnSpolitikcr. dag darüber ja jene kleine Ketzerei gern >n Kauf genommen wird. Man bat doch NUn auch einmal einen Staatsmann, mit dem inan brüderlich Arm in Arm dahinschlendern kann und der nicht wie in Preußen leider immer für den verkannten Freisinn ans nnzngänglichcr Hohe steht. Freilich inwieweit das für den zweiter, Kanzler und «eine politische Einsicht ein Ruhm ist. darüber wird sich wohl nur der Freisinn selbst einer lieblichen Täuschung anheinrgeben. Wenn cs darüber hinaus noch Leute gicbt. die durch die behaglichen Eigen schaften Eaprivi's und seine die Politik nichts und gar nichts an gehende Herzensgute sich verleiten lasse», ihn auch in seinem Berufe als Staatsmann durch die rosigaesärbte Brille zu sehen, so könnte» diese durch die Briese eines Besseren belehrt werden, die das „Best. Tagebl." ans dem Schreibtisch eines seiner Redakteure mitthcilt. Daß Caprivi glaubte, Bismarck meistern zu können, spricht er offen und in einer Form ans. die weder seinem Taktgefühl noch dem Derer zur Ehre gereichen kann, die mit der Veröffentlichung chm zu einer Größe verhelfen wollen, die ihm nicht zukmnmt. Wahrlich, man weiß nicht, woher ein Mann den Muth nahm, „den durch Bisniarck's Politik gesnnkencir Standard der Nativ» durch seine Politik neu heben ;n wollen," der sich seine »politischen Uebcrzcnguiigc» erst als Reichskanzler erworben hak"! Caprivi war eine kindlich-natve idyllisch veranlagte Natur mir engem Horizont — ein Staatsmann? Nun mit solchen Eigen schaften war er wohl vielmehr das. was er allein auch für fernen Nachruhm retten will, nicht ein des Deutschen Reiches würdiger Reichskanzler, der aus politischen Ruhm irgend welchen Anspruch hätte, sondem ein Durchschnittsmensch, wie es sie zu Dutzenden giebt. der „sich selbst treu geblieben", ein „anständiger Mann" — nun den Ruhm wollen wir chm nicht schmälern. Nur hätte er dann dem Reichskanzlervosten ewig fern bleiben sollen. Die Bankgesetzvorlage erregt in Süddcntschland, wie der »Deutsch Tageszta." ans Bayern geschrieben wird, in allen ge werblichen und laiwwlrthichnftlichen Kreise» große Unznfriedenhelt, besonders wegen der Bestimmungen des Art. 5. welcher den Privatnotenbanken verbieten will, unter den, Prozentsatz der Reichs bank iu diSkontiren. Gegen diese Bestimmung haben die be- theiligken Banken, sowie gewerbliche und iandwirthschastliche In- te'ressciiveitcet,rügen Einsvruch erhoben; eS steht wohl zu erwarten, daß der Reichstag dieselbe streichen werde. Aus Produzenten- krüsen winde als Hauptvonvurf gegen die Reichsbank Immer deren hoher Diskontsatz bezeichnet, die Bertreter der Landwirthichaft im preußischen Landtag und im Reichstag haben stets daraus bin- aewiesen, daß der Diskont der Rcichsbank im Verhälinlß zu dem der Banken von England und Frankreich irnverhältnißmäßig hoch war. Der Diskontsatz der Reichsbank im Jahre 1808 war eine wirthschastliche Kalamität für alle produzirendcn Kreike Deutsch lands. Die Privatnotenbanken haben nun fast immer billiger diskontirt, als die Reichsbank. Es ist sestzustelien. daß die Privat- nolenbanken einen Diskontsatz berechneten, der im Durchschnitt um 0.20 Proz. bis 0.30 Proz. niedriger war. als der Zinsfuß der Reichsbant. Diese gesunde Konkurrenz der Privatnotenbanken! gegenüber der Reichsbank soll nun durch Art. 5 der Vorlage bc- > festigt werden. Tie landwirthschastlichen Kreise in Bayer» sind der Ueberzeugniig. daß sich die Abgeordneten des Bundes derLand- wirthc gegen diese Zwanasiiiakkcgel steinmen werden, da die landwirthschastlichen Genoycnschafteii durch dieselbe iiu hohen Maße geschädigt würden. In einer Festsitzung der Volkswirthschastlichen Gesellschaft in Berlin wurde der 70. Geburtstag von Karl Schurz begangen. Auch der amcritanffche Botschafter White mit Gattin, ein perlön- lichcr Freund von Schurz, war erschienen. Weiter hatten sich ein- gesrurden Theodor Momnffen. Ludwin Bainberger, Prinz Heinrich Schonaich-Carolath, der Präsident des Invalidensonds. Bösing. früher Generalkonsul in New-Nork. und zahlreiche freisinnige Parlamentarier. Dr. Theodor Barth hielt die Festrede. Tie Ge sellschaft beschloß die Absendiuig eines Glückwunich-Telegrammes § an Schurz. Bom deutsch-amerikanischen Jestansichuß für die Schurz-Feier in New-Aort ging ein Begrüßungs-Telegramm ein. Der päpstliche „Oycrvatvrc Romano" verkündet, daß die vier Hauptwerke des bekannten Würzburger Theologie - Professors Schell, der das Dogma mit den modernen Anschauungen versöhnen wollte, aus den Index gesetzt wurden. Aus Herne wird gemeldet: Sonntag Abends lO Uhr ver unglückten ans der Zeche Mont Cenis beim Schichtwechsel 22 Bergleute innd zwar 5 schwer und 17 leichtt dadurch, daß der ;» Tage geförderte Korb mit voller Wucht gegen eine Scheibe geschlendert wurde. Tie Schuld toll den Maschinisten treffe». Ans Göttingen wird geschrieben: Tie städtischen Kollegien haben die Verpflichtung übernommen, daß aus cw ge Zeiten am Abend des l. April durch Beleuchtung des Bismarckthurmes und durch Kanonenschüsse vom Hninverge an den Geburtsag des Fürsten Bismarck erinnert weiden soll. Oesterreich. In der Sitzung des Grazer Gemcinderaths kam es zu derart stürmischen Scene», daß die Sitzung nnierbwchcn werden mußte. Im Namen des Majoritätsklnbs gab GR- Poschacher eine Erklärung ab. in welcher die in der letzte» Sitzung von de» GR. Feichtffrger und Wirzinger verursachten standalöien Austritte pcrnrtheilt wurden und getagt wird, daß die Majorität,beh Wiederholung solcher Sceneir den Saal verlassen werde. Die Vercmiwortung würden Jene zu tragen haben, welche diese Austritte provociren, die nicht einmal in eurem Wirthshans, geschweige denn i» einer parlamentarischen Körperschaft geduldet werden könnten. Als die beide» genannten Gcmcinocräthc sich zu dieser Erklärung zum Worte meldeten, erklärte Bürgermeister Dr. Graf, daß eine Debatte unzulässig sei. Hieraus entstand ein solcher Tumult, daß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Fast sämrntlrche Genreinderäthe der Majorität verließen den Saal. Die Lärmmacher riefen ihnen nach: „Wir lassen uns nicht beleidigen, wir werden trachten, daß der Gemeuiderath neuerlich ausgelöst wird." Nach einer Panse wurde die Sitzung wieder anfgenommen. Ter Bürgermeister stellte die Anfrage, ob eine Debatte über die Erklärung der Minorität znlcffsig sei, diese Frage wurde mit allen gegen drei Stimmen bejaht. Im wetteren Verlaufe der Sitzung kam es noch wiederholt zu heftigen Seenen. Im Aufträge der Staatsanwaltschaft wurden in den Wohnungen des Direktors der Galizijchcn Sparkasse Dr. Zima und des Ober buchhalters Wondrichowski Hciiisdnrchjuchnngen vorgenommen. Dem „Przeglond" orsvlgc wurde unter den ni der Galizischcn Spar kasse befindlichen Depots er» Couvert mit der Anfichrrst „Werth- papiere" vorgefnnden. Bei Eröffnung desselben fanden sich jedoch blos ZeitungSblättcr vor- Tos Portefeuille der Sparkasse zeigt Wechsel ohne llnterjchristen, ferner Gefäliigleitscircepte von Per sonen. die als Strohmänner stark veochnldcler Gläubiger der Spar kasse bekannt stich, und überdies Wechiel von Pertonen, deren Kreditfähigkeit mehr als zweifelhaft iji. Rach dem „Przeglond" wird die Untersuchung gegen die verhafteten Beamten der Galr- zischcn Sparkasse wegen Betrugs geführt, begangen durch falsche Aufstellungen von Bilanzen und Irreführung der Aufsichtsorgane. Die Verhaftung erfolgte wegen Fluchtverdachtes. In Troppnn fand eine Besprechung der Vertrauensmänner der Dentjchen Volksparlci und unter großer Betheiligung der Be völkerung der deutsche Boltstag statt. An letzterem nahmen auch mehrere Abgeordnete Tberl. Eine Resolution, die die Entsendung von Vertretern der deutschen Parteien Schlesiens in den gcniein- sanren Bcrathuttgsnns'chuß genehmigt, wurde einstimmig angenom men. Ter Vvllscng forderte schließlich die Aufhebung der Sprachen- verordnirnge». verwahrte sich gegen eine Austheilirng Schlesiens an Ezechen und Polen uird erhob gegen die Herrschaft des 8 14 Ein spruch. In Böhmöch-Leipa verbot die Besirkshanprinciiimchaft die Ab haltung einer für den 0. März einbernsenen Versammlung, in wel cher der Abg. Wolf sprechen sollte und für welche ein Empfang Wolf's und Ausschmückung der Stadt mit Fahne» vorbereitet war. Begründet wurde das Verbot damit. daß durch die Ver- iaminlnng Ruhe und Ordnung gestört werden könnten. Ungarn» In Szolnot wurde infolge Unregelmäßigkeiten gegen den Bürgermeister, den Stcueraiiitschcf, den städtischen Rechnnngsrevlivr, den Vicerwtar und den Stadtfistäl eine Dis- zipliiiar-Untersirchung eingeleilet. Der Bürgermeister, der Vice- rrotcrr und der Stadtfistäl wurden stffort vom Amte iuspendirt. Eine Erlra-Ansgabe des 'Amtsblattes veröffentlicht ein Handschreiben, in dein der König mit Entschließung vom 28 dS.M die Entlassung des ungarischen GeiämmtniimsterrnmL amrimmt und demselben für dessen treue, dem Vaterland? geleistete Dienste seinen Dank ausspricht. Das Handschreiben an Baron Baufsy lautet: „Indem Ich Sie hiermit ans Ihr eigenes Ansuchen der Stelle als Miniiierpräses enthebe, drücke Ich Ihne» auch bei dreiem Anlaß Meine dankbare Anerkennung aus. Für die in dieser Stellung auch unter schwierigen Verhältnissen stets mit voller Hingebung und seltener Selbstverleugnung und reichen patriotischen Intentionen geleisteten besonders treuen, eisrigen und ausgezeich neten Dienste verleihe Ich Ihnen als Zeichen meiner unveränderten Gnade taxfrei das Grvßkreuz des Stefans-Ordens." — Das Amts blatt veröffentlicht alsdann die Enthebung der Minister Erdel», Perezel und Baron Daniel von ihre» Posten unter vollster An erkennung ihrer ausgezeichneten Dienste, sowie die Ernennung Koloman'Szell's zum Ministervräsidenten und Betrauung mit der provisorischen Leitung des Ministeriums des Innern, die Wicder- ernennung Fciervarh s, Lukacs'. Wlaisie's. und Daranyi's und die Ernennung des Sraatssekretärs Plvß ;um Instizminister. des Abg .Hegeducs zum Handelsminister, die tarircie Verleihung des Grotz- krenzes des Leovoldordens an LukacS und Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste. Frankreich. Der Sekretär des Herzogs Philipp von Orleans, Monicourt, erklärte aus Befrage», er stehe dem Unternehmen Törouläde's vollkommen fern und habe von dessen Absichten nicht die geringste Ahnung gehabt. Aehnlichc Erklärungen gaben auch andere Royalisten av. Dem „Siscle" zufolge werden im Senat im Lause der Ver handlungen über das R'evisionsgesctz von der Regierung Ausklär ungen über die Tragweite de-s Gesetzes verlangt werden, da dem Ministerpräsidenten Dnpny zugeschriebcn werde, de» Rcviswiis- pwzeß unter Ausschluß der Oeffentlichkeit durchführen zu lassen. „Aurore" und „Matur" zufolge soll Därouläde dem Genera! Roaet und anderen Offizieren Beschimpfungen zugeschlcudert haben, weil sic seiner Aufforderung nicht Folge leisteten. Der Untersuchungsrichter Fabre wird treausiragt werden, die Angelegenheit der Haussuchungen bei den Mitgliedern der royalisti- schen und antisemitischen Pattei weiter zu verfolgen. Hieraus geht hervor, daß diese Angelegenheit i» keiner Beziehung zu der. Angelegenheit Tärouläde's steht, von der sie getrennt bleibt. Bei dem Sekretär des Herzogs von Orleans. Moiiieourt. wurde ein Koffer beschlagnahmt mit mehreren Briefen des Herrogs von Orleans an Pariser Persönlichkeiten. Dir Beschlagnahme wird wahricheiiilich weitere Hanssuchluigen nach sich ziehe», die sich aus 15 bis 20 belaufen dürsten. — Dem „Figaro" zufolge war einer der in dem Koffer Mvnicourk'S beschlagnahmten Briefe von dem Herzog von Orleans an eine königliche Hoheit, einen im Ausland wohnenden Verwandten des Herzogs adreffirt. Italien. Bei dem Reaulem für Faure in der Lndwiaskirchc in Rom ereignete sich ein Zwischenfall. Kardinal Rampolla soll bei der Erthellung des Segens vor dem Vertreter des Königs. Humbert und den italienischen StaatSwürdentrSgem den rituellen > Gruß unterlassen haben. Nach einer Version hätte ein Minister bei dem Zwischenfalle so laut, daß es Kardinal Rampolla hören mußte, gesagt, cs gebe Kardlnäle, denen etwas Lebensart noch thäte. In der Depickirtenkammer fragte Mazza wegen dieses Zwischenfalles an. Der Minister des Auswärtigen. Canevaro. erwiderte, der Zwischenfall habe keinerlei politischen Charakter, es handle sich um einen einfache» Akt der Etikette: es sei daher nicht angebracht, die Angelegenheit im Parlamente zu erörtern, um Ir» mehr, als dieselbe in einer die Regierung völlig zufriedenstellenden Weise erledigt worden sei. Spanien. Mehrere Tausend von Cuba in die Heimach zurückbcförderie spanische Soldaten veranstalteien eine Kundgebung, indem sie dagegen pwicstirieii. daß man sie völligen Mangel leiden lasse. Der Präfekt ließ sie auseinander treiben. England. In einem Artikel der „Times" üder die Philippinensrage heißt es: Wir sind dessen ganz sicher, dnß ebenso wenig ein triftiger Grund zu einer Trennung der Interessen Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika vo» licge. wie zu einer Jnteressrnicheiduna zwischen England und jedem dieier beiden Staaten. Aber Nationen lasse» sich ebenso sehr durch Stimmungen ivie durch Logik lenken, und in Anbetracht der Größe und Schmierigkeit der Ausgabe, die die Amerikaner bezüglich der Philippinen habe», ist es nur eine billige Forderung, Laß Unheil stifter bei Zeiten serngebnltcn werden. Was nun aber auch ge- schelien mag. so viel ist sicher, daß der Weltsncde aus Jahre hinaus gestört werden kann, wenn man Eifersüchteleien, Beargwöhnungcn und Antipathien zum Vorschein bringt, die doch nicht in einer ernsten Divergenz der Interessen wurzeln und durch Anwendung von ein wenig Takt vermieden werden können. Ruklanv. lieber die Jahresfeier der Gründung de, Peters burger Universität wird der „Jrks. Ztg." geschrieben i Der Tag ist hergebrachter Maßen ein Tag der L-orge für den Stadthauvtmann und die Polizei. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Polizci- mannschaft in der Regel nicht ausreicht, um Exccffe der studirende» Jugend zu verhindern. Deshalb werden dann gewöhnlich auch einige Ssotnien Kosaken des Nachdrucks wegen aufgeboten, die es sich denn auch nicht nehme» lassen, gelegentlich fest einzuhanen mit ihren Nägaiki 'Peitschen Die in Petersburg stndircnde Jugend aus deutsch-rnssiicheii Kreisen und die Söhne oer ostseeprovinzialen Deutschen, die, nachdem Dorpat durch die Rnssifikation herunter gebracht worden ist. jetzt zum großen Thcil in Petersburg ftudiren, halten sich selbstverständlich von dem sinnlcyen Raddau der russischen Studenten fern. Diese pflegen Abends ans dem Newski-Proivekt und in den Lokalen, wo Trinkbares verschänkt wird, einen Höllen lärm zu veranstalte», ihr größtes Vergnügen besteht in Zuiaminen- stoßcii mit der gehaßten Polizei und den Dworniki lHauswächiern., die sich dafür durch Massenprngelung rächen. Es ist deshalb nicht wohlaethan, sich am Abend des 20. Februar auf die belebteren Straßen oder in die Restaurants zu »vagen. Füllt man nicht in die Hände der Studenten, w hat man cs nur zu leicht mit de» Polizei zu tkun, keines von beiden ist aber wnderlich angenehm. In diesem Jahre hatte der Rektor der Universität einen Ausruf an die Stndcutenschast erlassen, in dem er vor Ruhestörungen warntc. ans die Würde der Universität himvies und den Uebelthütern rück- sichisloscs Erngreiseii der Organe der öffentlichen Ordnung und batte Strafen androhte. Der Erlaß des Rektors hing bald in. Fetzen am schwarzen Brett. Die Studenten hatten abgemacht, außerhalb der Räume der Universität gor nicht oder doch >o wenig wie möglich zu randalircn, dein Rektor aber, sobald er sich an- schicke, den Jahresbericht zu verlesen, durch ostentatives Verlassen der Aula zu beweisen, vaß man sich durch den Orduungseclaß in den heiligsten 'Rechten gettänkt suhle. Und io geschah es. Kaum fing der Rektor an in 'Anwesenheit der höchsten Beamten des Ministeriums der Volksanfklärung und airdercr hervoragender Per sönlichkeiten den Bericht zu verlesen, als die Studenten gemeinsam die Aula verließen. Draußen aber wurden sie. sobald sie in Gruppen ansttaten und sich nicht sofort aus Aufforderung trennten, von den Kosaken zuicimmengehauen und in einen Hof hinein- geichobcn, dessen Tyore sofort geschloffen wurden Was weiter geschehen ist, weiß man noch nicht. Beneidenswerth ist aber das Lchiclto! der Eingetchloffenen nicht. Asien. Aus Peking wird gemeldet. Die Kommission, welche die Anichuldignngen gegen den entlassenen Effenbayndirektor H>i-',stü-seng zu untersuche» hat. ist noch nicht zur Entscheidung gekommen. Mittlerweile wird die fremdenseindliche Stimmung von Tag zu Tag stärker. Ter von Ehangyi ausgeübte reaktionäre Einfluß wird als eine direkte Heranssorderung des englischen Geiandtcn bettachte!, dessen Proteste bisher unbeachtet gelassen winden. Mehrere deutsche Gwßtäufleute richteten kürzlich eine Petition au den deutsche» Gesandten, in der die Wiedereinsetzung Hu-N»-sengs betont und die Befürchtung ansgeivrochen wird, daß Ehaugyis Vorgehen den Handel schädigen werde. Kunst und Wissenschaft. st König I. H oischausvie l. In zwei eigenllichen Fach- rolleu. als Bolz in den „Journalisten" uird als Erich von Felsen in den „Goldfischen", setzte am Sonnabend und Sonntag Herr Lebius vom Stadtlbcoter in Stettin sein Gastspiel aus Engage ment sott, das er mit dem Räcknitz in Sudermann's „Glück wr Winkel" erfolgreich begonnen hatte Seine Vorzüge: ein warmer, herzlicher Ton, eine natürliche Art sich zu geben und eure gewiffc gewinnende Vornehmheit im Spiel, die durch seine bühnensicherc und bnhnenwirkiamc Persönlichkeit noch gehoben wird, nahmen wiederum für den Gast ein, der un Frack sich übrigens freier be wegte als in der Uniform Ueberhaupt erschien der Künstler für de» Premier Erich Alles in Allem schon etwas zu schwer, wie denn überhaupt die ganze Rolle mehr dem jugendlichen Bonvivan: des Entembles znkommen dürfte. Eine Rolle wie der .illerding sehr gefährliche Bolingbroke in Scribes „Glas Wasser" wäre uns auch aus anderen Gründen als letzte Talentprobc lieber ge wesen, ivie dieser Erich, an dem im Grunde genommen herzlich wenig und dos Wenige auch noch recht äußerlich ist. Freilich neben den Vorzügen des Gastes trat, namentlich als Bolz, auch ein doppeltes Manko zu Tage, ein äußeres und ein inneres, ein physisches und ein psychisches, das bei aller Anerkennung der guten. Eigenschaften des Herrn Lcbins hier nicht verschwiegen werden darf Da ist zunächst icin Organ, das ganz gewiß nicht unsympathisch ist. dem es abe> fast vollständig an Farbe und Glanz gebricht, so daß der an und für sich duntleKlaiigsteiner Sprache leicht etwas Monotones erhält, ia an einzelnen Höhepunkten versagt oder wenigstens nicht voll genug sich ansgieht. Die Fröhlichkeit des Gastes erhält dadurch im To» immer etwas Gedämpftes, das im merkwürdiacn Gegensatz zu der nervösen Fahrigkeit seines Spiels steht, die ihn manchmal, wenn auch nur vorübergehend, überfällt. Gern sei anerkannt, daß der Darsteller, der auch am Sonnabend und Sonntag weniger die kleinen Manicrirtheiten zur Schau trug, wie als Nöckintz. die Schwäche des Organs »ehr geschickt;n verdecken weiß. Weniger gilt das von dem anderen Manko, von dem Mangel an geistiger lieber legenhcit und an jenem echten Humor, der zündend einschlägt, die Situation beherrscht und ganze Seenen. in denen gar nicht viel zu palsircn braucht, zu durchschlagenden Wirkungen trägt. Der trockene Humor, den Herr Lcbirrs besitzt, ist dafür em ganz nettes Aeguivalent, aber eben doch nur ei» Aeouivalent; die rechte Lustigkeit, die der Bol; haben muß. und die z. B. Mittel io nneiidlich keck und licbenswürdig zur Geltung gebracht haben soll, fehlt fast allen jüngeren Vertretern dieser Rolle, für die die typisch gewordene Bonvivantschablone an allen Ecken und Enden nicht ansreichen will. Dazu steckt schon zu viel vom Liebhaber in ihr, was freilich die Bolzdarstellcr meist über ein dankbares Charairen ganz vergesse». Herr Lcbins that das zwar nicht, im Geqentheil. er betonte das Gcfnhssmomcnt. wo es nur ängstig, ziemlich nachdrücklich, für den „.Hanswurst Conrad" — wie ihn Oldendorf im ersten Akie nennt — sogar etwas zn stark: aber er versah gewöhnlich die Misch ung und wlirde dann zu elegisch, alS daß man dem übermüthigeu Journalisten diese Wallungen seines Herzens hätte zutraucn können Alles in Allem hat man es in Herrn Lcbins jedenfalls mit einem Schauspieler zu tlmn. der überall seinen Mann stellen und niemals etwas verderben wird, so daß er in jcdan Ensemble, auch dem mistigen, als brauchbarer Vertreter seines Faches gelten darf. So lange kein Besserer kommt, ist der Gute der Beste. — das gilt auch hier: ob dieser Bessere nicht noch gefunden werden kann, ist freilich eine andere Frage. — Im klebrigen gab die Besetzung der beiden Lustspiele, die in letzter Zeit öfter, als ihnen und ihrer Wirkung zuträglich ist. an das Rampenlicht ge kommen sind, zu ersreillicher Anerkennung nur wenig Anlaß. Wurde doch im Ganze» an beide» Abenden ziemlich matt, um nicht zu sagen salopp gespielt. Namentlich die „Journalisten" be dürfen dringend einer Aufbesserung und Auffrischung von Seiten der Regie, für die eine tadellose Aufführung der „Journalisten" Ehrensache sein sollte. Einige striche und verschiedene geschmack lose Extempcttes sind überhaupt nicht zu verstehen, ebenso wenig wir die Besetzung der Adelheid mit Frau Bastv, die einzig und allein Dresdner Nachrichten« Nr. l»V. Seite 3. »» Tientztag. 28. Februar I8VÄ
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