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Dresdner Nachrichten : 21.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192310218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19231021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19231021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-21
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.10.1923
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4r 291 Dresdner Hachnchken, 21 Dkl SeUe U»c keinem feste» Ltante geführt hat. da» leistet sich Kohlen. die 1,» eigenen Land« teuerer sind al» aus dem Weltmärkte. Nu» wolilan, wer kann die Kohle verbilligen, und damit unsere ge siiinte Lebenoliatiung? Wer bat hierfür Zauberstad uud ^iaubersormel? Wieder»in der Arbeiter und nur der Arbeiter Er bat liier zwei Wege, die er gebe» kan». In gleicher Zeit viel mehr z» scbajfeu al« heute, in jeder Stunde wieder soviel al» wie im Frieden. Dann muß die Kohle billiger wer den^ denn in iiueni Preise stecken vor allem drin: Lohne und ,l e»i, Betriebokosien »nd Gewinn. Bor kurzem hatte ich schon an dieser Stelle gesagt: Je mehr wir arbeiten, desto mehr u erden nur essen, nnd hier ist cs ähnlich: je mehr wir Kohle seliaisen, desto billiger wird alles und desto besser geht «» und wiener, nnd da» gehl die Arbeitslosen ganz besonder» an. luiiige Kohle verbilligt den gesamten Produktionsprozeß, in jeder Fabrik, denn ohne Kohle gibt eS keine Produkiion. In der Verbilligung unserer Preise aber liegt der Schlüssel zu unserer ganzen gewaltigen Krise, in der wir stecken. Weshalb sieben soviel Fabriken? Weil sie keine Aufträge haben. Und n onnn nicht? Weil sie mit ihren Preisen zu teuer geworden find. I» der Schweiz, in Deutsch-Oesterreich, in Polen bietet in,ui die Ware billiger an als in Deutschland. Nur deshalb babeu wir so wenig zu in». Darum heisit nun die neue Frage: Wie saun der Preis billiger werden? Wie werden wir wieder koiikui icnzfäbig ans dem Weltmärkte? Auch hier hat der Arbeiter wieder die Möglichkeit zu retten und zu helfen. Er Hai da zwei Wege vor sich: l d r verzichtet ans eine» Teil seines Loblied, arbeitet also noch billiger al». jetzt. Aber daS klingt ja entsetzlich arbciter feindlich, daS hört sich an. wie brutale AuSbeuterklnghett. Ge» «oisi, aber bitte, diesen Weg hat sich die Arbeiterschaft soeben selbst herauSgesncht, sie selbst ist es, die in »»sagbarer Ver blendung und Jrresührnng diesen Weg gegangen ist, noch geht und so schrecklich darunter leidet. Seht ihr nicht die Tausende, die arbeitslos sind nnd mit ihrer Unterstützung auskommcn ninssen? Das sind die Arbeiter, die sich zwangsweise ihren Lohn herabgesetzt haben, und zwar weil sie starr fcsthielten an dem Dogma deö Achtstundentages. DaS ist die schreckliche Hcipnose. die Opfer fordert Tag für Tag. und der Widersinn ist. dag alle diese Opfer selbst rufen: keine Stunde länger arbeiten und keinen Pfennig weniger verdienen. Und alS Ergebnis dieser unlogischen Logik sind Tausende ohne Arbeit, mit geringer Unlerüntzung, mit Hunger im Leibe und schwerer Sorge im Hirn. Das isl ein tragikomischer Witz der Wirt schaftsgeschichte, dag daran die Arbeiter selbst schuld sind. Die Arbeiter haben immer und immer gewollt, daß sie maßgebend werden im Staate. Henke haben sie daS Heft in der Hand, aber, wohlverstanden, in der „Hand", nickt im Munde der Parteiführer. Denn nun kommt die Zauberformel, sie sind rS. die die Konsnnktur bessern und damit vielen Brot und Arbeit wiedergeben können. 2. Der bessere Weg zur Herabsetzung der Preise, als der den die Arbeiter irregeleitet selbst wählen wollten, ist, wenn sie bei gleichem Loh» mehr erzeugen. Auch dann können wir wieder kontorrenzsahig werden ans dem Weltmarkt. DaS ol doch klar: Bekomme ich in der Stunde 50 Millionen Mark iad erzeuge von einem Gegenstände fünf Stück, dann liegt auf 'edem Gegenstände lO Millionen Mark Lohn. Erzeuge ich in verleihen Zeit aber 10 Stuck, dann liegt auf jedem 5 Millionen Mark Lohn. Um 5 Millionen Mark kann dann der Gegen stand billiger sein. Und wenn die Arbeiterschaft um ihrer 'etbil wüten noch iveitergehcn wollte und sagte: Für denselben Lohn arbeiten wir nicht nur mit unserer ganzen Kraft und Emsigkeit sondern auch noch eine Stunde langer täglich, dann toume jede» Produkt noch viel billiger werden. Gleich daS odig? Beispiel: Die Stunde kostet 50 Millionen Mark Lohn, acht Stunden 4M Millionen Mark. Nehmen wir an, eS wer den in jeder Stunde acht Gegenstände fertig, dann würden in acht Stunden 6t erzeugt. Also liegt ans jedem 400 : 64 — o!4 Millionen Mark Loh». Bringen die Arbeiter in jeder Stunde durch großen Flein I» Gegenstände fertig, dann würden in am: Stunden M Gegenstände erzeugt, auf jedem liegen nur 5 Millionen Mart Lohn, also um 1^ Million Mark billiger wurde der Gegenstand sein. Und nun gar »och neun Stunden Arbeit bei gleichem Lohn. Dann würden in dieser Zeit gl) Gegenstände erzeugt bet 4M Millionen Mark Lohn, ans jedem Gegenstände lägen nur 4L» Millionen Mark Lohn. Wir würden also schon im Lohn allein 6'« bis 4'/- Millionen Mark t ' Millionen Mark, also ziemlich E/„ Millionen Mark erspart haben. Wir würden den Preis bedeutend senken tonnen, würden konkiirrciizfahig ans dein Weltmärkte, man würde wieder von uns kaufen, und wir hätten wieder soviel Arbeü wie in den letzten Jahren, wo wir trotz unserer Not doch wenigsten» keine GrwcrbS'vsen hatten. Wollen wir also die Aibe:!e>!o:!gkeit heben, so heigt die Zauberformel auch hier: Mehrarbeit, nnd von diesem Gesichtspunkte anö ist das eine Foidernng der Erwerbslosen, die sie gar nicht eindringlich ge nug stellen können. Denn das isl keine AnSbenterklngheit, keine reaktionäre Politik. Nein, überhaupt keine Politik, .sondern eine ganz klare Folgerung. S o ist unsere Lage und nur s o kann sie geändert werden ES kommt nur aus eins au: Einsehen, dag unsere Ansicht bisher falsch war und ver hängnisvoll, und dann den Mut finden, einen verlorenen Posten anszugeben, clnen neuen, klügeren und besseren Weg zu bcschreitcn. Wenn wir nun bedenken, dag bei acht Stunden dieselben Nut osten bei dem Werke liegen, wie z. B. die Arbeiten auf dem Hoie. die NclingnngSarbciten an den Maschinen, ein ganzer Betrag der Heizung des Kessels usw. Biele Unkosten sind bei tgchtstüiidiger Arbeit genau so groß wie bei nenn Stnndcn. und hieraus ergibt sich eine weitere Möglichkeit, billigere Prciie stellen zu können. Darum, wenn Ihr Euerem Volke helfen wollt, wenn Ihr Euch selbst Helsen wollt, wenn Ihr Eueren arbeitslosen Kollegen helfen wollt, dann ruft sie nicht durch bezahlte Agita toren auf die Straße, sondern strafft selbst Eueren Willen, wendet daS große Zauberwort an. das Euch in die Hand ge geben ist. das Berge versetzen kann, das selbst die große deutsche Not von heute, wenn nicht beheben, so doch wirksam lindern kann, und dieses Wort heigt: „I ch w t l l!" Denn daraus kommt es hinaus, nicht auf Zwang und Gesetz. Vitt solchem W ölten helft Ihr der Nation, helft Ihr Euch selbst. Tarn,n ist die Forderung nach Mehrarbeit eine nationale Forderung sogar nnd erst recht der Erwerbslosen. Wenn sie ein einmal mit dieser Forderung demonstrierend durch die Straßen ziehen, dann sind wir den ersten Schritt gegangen aus dem Wege, der zur Lonne führt. Dieser Schritt ist jauer und schiue.ct bitter. Ja, aber täuschen wir uns nicht: der ganze lange Weg. der zu einer neuen deutschen Ankunst führt, ist blutsauer zn geben und wird mit viel Schweißtrovsen bezahlt nnd mit manchem Seufzer. Aber er ist doch ungleich schöner zu gehen, al» der Weg bisher, der in die Tiefe führte: denn der neue Weg nach oben führt zum Licht. Bayerns Konflikt mtt oem Reiche. Amtsenthebung -es Generals v. Lofso«. tDrahtweldung unsrer « « e l i,u r r O «d i t l«l e t t u n a.j Berit» l»un, > Ott. «eneral v Lost»» ist »»» leine« Fnnk, W , . ttene« entdnnden »er»««. Sonst liegt neue» in de» bayrische« und sächsischen Angelegenheiten nicht vor. Am Mittag trat dann da« ReichSkablnett zu der angekiindigte« Sitzung zu sammen. in der e» sich mtt den brennende» außeuvoltttsche« Angelegenheiten beschäftigte. Verl in, Ai. Ott. Di« beyrische Regier««« Hg« »ege« des Fnstes Loli»» ve» de, Reichsregierung tze» Nstck tritt de» ReichSwehrminister» Getier g« ierdert ««t> weiter wissen lassen, daß sie in Zukunft sedei amttichcn Verkehr mit dem ReichSwehrminister ablehn». Zur Mitteilung der vanrischen Regierung an die Reichs rcgierung, daß sie einen weiteren amtlichen Verkehr mit dem Netchswehrminister ab lehn«, bemerken die Blätter: Die bäurische Negierung ist auf das genaueste unterrichtet über den Stand der außenpolitischen Dinge, der heute so ernst ist, wie zu keinem Zeitpunkt seit der Unterzeichnung'deS Versailler Vertrages. Wenn sie trotzdem gegenüber einer bi» an die äußerste Grenze gehenden Nachgiebigkeit der NelchSregterung es zum offenen Bruche treibt, dann ist sie m i t d e r v o l l c n Verantwortung für da» Kommende belastet. Für das Reich gibt es nur einen Weg: die Durchsetzung seiner Autorität in Sachsen wie in Bayern. (W.T. B.) schärft »yrden sein durch die Drohung, Bayern elnznriegel«. Wie mir die Stimmung in den bayrische« Remtern und jener Bevölkerung kennen, ist es ganz antzgefchlpffe«. daß diese Drohung »uritckmeiche, mied, viel- 1« danrtsche Forderung nur i« -er Forderung de» Münchner Blätter zum Fall Lossow. stuyer« »«rteidlgt General von Losso». München, 22. Oktober. Zni» Fall Lossow schreiben die „Münchener Neuesten Nachrichten": Eine Maßregelung Lossows jetzt in diesem Augenblick mit der vom Reichswehr- Ministerium gegebenen Begründung, würde In allen nationalen Kreisen eine ungeheure Erregung hervorruserr. Auch bei der Reichswehr selbst, wo Lossow ungemeinpopu« lür ist, würde sie einen derartigen Konflikt herbcisühren, der die schwersten Elesahren sür die vssentliche Ruhe «ud Ordnung habe» müßte. Tic bäurische Regierung hat sich unsere» Wissens mit dieser Eventualität befaßt, und wir glauben richtig unter richtet zu sein, wenn wir sagen, daß man einen Konflikt mit de »i Reiche durchaus nicht wünscht, daß man ihn sehr bedauern würde, daß man aber auch «ntschloffeu ist, »lcht de « Kops Lossows sür de» Geßlers cinzutanschen. — Die „Münchner Zeitung" schreibt: Wie anS Berlin verlautet, oll die NcichSregtcrnng oder auch der RcichSwehrmintster ans der Entlassung des WehrkreiSkvmmandanten Losiow bestehen, nnd zwar soll diese Meinung persönlich vom NctchSmehr- minister ausgesprochen worden sein. Die Forderung soll ver- Baner« ans mehr kann » Rücktritt» Geßlers bestehen. Oi» ^yra«»f«rler argen Bayer». <EI»n,r Drabtbrrtchl der .Dresdner Nachricht«»".! Frnnksnrt «. M^ 20. Okt. Die .Frankfurter Zeitung" reibt unter der Ucberschrift „Tine neue Kampfansage ayerng": Der Schritt -er bayrische» Negierung ist politisch eine Kampfansage an die R eichsregte,«ng, recht, lick eine Verfassunasivtürtokctl ersten Range». Für kein Land besteht die Möglichkeit, den amtltchen Verkehr mtt einem Mit» glted der Retchsregiernng abzubrechen und sich de. Verbind, ltchkctt seiner Anordnungen zu entziehen. Wen» die bayrische Regierung sich gleichwohl zu einem solchen Vorgehen entschloß, so stellt sic sich damit außerhalb des RechtSLobenS der Verfassung. ES versteht sich von selbst, haß die ReichSregierung dem bayrischen verlangen nicht nachkommt und sich dieser Kampfansage gegenüber auf kein Paktieren ein- lassen wird. Aufhebung -er Jettungsverbok. Berlin, SO. Ott- Da» angekünbtgte Verbot der .v. A. am Mittag" ist nicht Lu rchge führt worden. An den maß gebenden Stellen begnügt man sich mit einer heute von diesem Blatte gebrachte» Erklärung, in der eö seine Meldung von einer Abberufung der Generale v. Losiow und Müller al» unzutreffend bezeichnet und es bedauert, die Irrige Information veröffentlicht zu haben. Wie von anderer Sette noch mttgetetlt wird, hat bit Redaktion der „B. Z." Zusicherungen dahin erteilt, baß st« Nachrichten, die geeignet find. Beunruhigungen tn der Be völkerung hcrvorznrnscn, künftig nicht bringen werde. Gleiche Versicherungen sind von den Redaktionen der „Roten Fahne" nnd des .Völkischen Beobachters" gegeben worden. Das gegen di« drei letztere» Blätter erlaßen« Verbot ist daraufhin anf- gehoben worden- Der Regierung liegt, wie versichert wird, nicht» daran, Zeitungen zu verbieten. Sie wünsche nur. daß tm Interesse der Ausrechtcrhaltung von Ruhe und Ordnung unbegründete bcnnruhigende Nachrichten nicht ins Publikum gewvrsen würden. Ferner wird nochmals versichert, daß über daS Schreiben LeS Elenerals Müller an den Ministen» Präsidenten Dr. Zeigner irgendwelche MelnunaSverschiede«. Helten in der ReichSregierung nicht bestanden haben. Der General genieße das volle Vertrauen feiner Vorgesetzte« und der ReichSregierung. Der Abbau -es Beamtenapparakes. Der Entwurf -er Personalabbauverordnung. (Draht Meldung unsrer Berliner Schristleitungi Berlin, 20. Okt. Im NcichSsinanzininisierinin ist jetzt der Entwurf einer Verordnung über den Abbau des Be amte napparatcs fcrtiggcstellt worden. Ter Entwurf, genannt Pcrsvnalnbbanveroröniing, besteht ans 20 Artikeln, von denen jeder eine Reihe von Paragraphen enthält. Artikel 1 besaßt sich mit den Aenderungcn dcS NeichSbeamtengesehcs. Dieses wird dahin geändert, daß im Gegensatz zu« heutige« Recht eine Versetzung in ein anderes Amt derselben oder einer gleichartigen Laufbahn auch dann erfolgen kann, wenn dieses Amt einen geringeren Rang oder ein geringeres planmäßiges Einkommen hat. Bei der Versetzung in ein solches Amt von geringerem Rang bleibt dem Beamten die bisherige Amts bezeichnung. z Sä des Rcichobeamteogesetzes wird dahin geändert, daß durch Verfügung dcS Reichsprä sidenten leitende politische Beamte jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden können. Das Wartegcld beträgt 80 Proz. des ruhcgchalts- mäßigcn TiensteinkvmmenS. Hat der Beamte noch nicht 30 Jahre Dienstzeit, so wird sür jedes Jahr, das unter 00 Jahren ist, 2 Proz. vom ruhegehaltsfähigen Dienstein- kommcn gekürzt. DaS Warlegeld betrügt aber mindestens 35 Proz. Der 8 34 deS RcichöbcauttcngesctzcS erhält einen Zusatz, wonach bei Mitgliedern der NeichSregie- rnng alS zehnjährige Dienstzeit nur in Frage kommt die Zeit, in der die betreffenden Herren Mitglieder der ReichSregierung waren. Dabei werden Unterbrechungen nicht an gerechnet. Der Reichskanzler und die NeichSminister können jederzeit ihre Entlassung erhalten und fordern. Sie erhalten dann ihre Bezüge noch einen Monat lang. Bon da ab erhalten sie, sofern sie vor ihrer ordnungsmäßigen Br- neniinng zu Ministern Beamte waren, den Höchstsatz deö Wartegeldcs, es sei denn, daß sie i» eine höhere aktive Dienst stelle zniücltrelcn. Minister, die nicht Beamte waren, erhalten kein Ruhegehalt. Die RetchSbcamtcn treten mit Ablauf des Monats in den Ruhestand, in dem sie das 65. Lebensjahr vollendet haben. Bei den Mitgliedern des Reichsgerichtes, Finanzhvscs und des Ncchnungshvscs tritt an die Stelle des 65. d a s 68. L e b e n S i a h r. NcichSbcamte, die das 60. Lebens jahr vollendet und eine ruhegehaltsfähige Dienstzeit von wenigstens lv Jahren zurückgclcgt haben» können mit Zu stimmung der obersten NcichSbehörde ohne Nachweis der Dicnstunsähigkcit unter Bewilligung deS gesetzlichen Ruhe gehaltes in den Ruhestand versetzt werden, sofern ihr Aus scheiden im Interesse dcS AuSbane» des veamtenkörpers liegt. Lebenslänglich angcstcllte ReichSbcamte, mtt Ausnahme der Mitglieder dcS Reichsgerichtes, des FinanzhoseS und des Rech- nungshvseS, können unter Bewilligung dcS gesetzlichen Ruhe gehaltes einstweilen in den Ruhestand versetzt werden. Das gleiche gilt für nicht lebenslänglich angcstellte Beamte. Außerplanmäßige und im Vorbereitungsdienste be findliche Beamte könne« ohne Gewährung von Wartegcld ent» lasten werden. Bei Berücksichtigung der Kamilienverhältnlst« sollen ledige oder kinderlos verheiratete Beamte vor ver heirateten Beamten mit Kindern ausgemüblt werden. Schwer beschädigte Beamte sollen in letzter Linie in den einst weiligen Ruhestand versetzt werden. Die Auswahl der Beamten Lars durch ihre politische, konscjsionelle oder gewerkschaftliche Betätigung uud Zu gehörigkeit zu einer politischen Partei nicht beeinflnßt werden. Vor der Versetzung ist den Beamten Gelegenheit zur Aenßerung zu geben. Bei der Auswahl ist ferner die Ae- a m t e n v e r t r c t u n g zu hören. Lebenslänglich angcstellte» Beamten, die ihr Ausscheiden aus dem Reichsblenste inner halb sechs Monaten nach Inkrafttreten der Verordnung be antragen, kann bet ihren, Ausscheiden ein Ruhegehalt gegeben werden. Ans Probe, Kündigung »sw. angestcllte» Be amten kann eine Abfindungssumme gewährt werden. Beamte oder Anwärter sollen jetzt vorläufig nicht eingestellt werden. Von der Gesamtzahl der am 1. Oktober 1S2Z im Dienst befindlichen plonmähigea oder auherplaa- mastigen Reichsbeamten sollen mindesten» 25 Prozent ausfcheiden. Tie durch das Stelle» sollen nicht Der Deutsche Städtelag und -er Deamtenabba». tDrahtmetdung unsrer Berliner Eihrijtlettuog.j Berlin, 20. Okt. Im Neichsfinanzministerium haben gestern auch mit Vertretern des Deutschen Städtetages Be sprechungen über die in Vorbereitung befindliche Verordnung über die Verringerung deö Veamtenkörpers stattgcsunden, nachdem bereits schon vorher mit den Ländern über die durch die retchSgesctzsiche Regelung für die einzelnen Länder entstehenden Folgen in rechtlicher und finanzieller Hinsicht verhandelt worden ist. Die Zuschüsse, die die Länder nach dem FinanzauöglcichSgcsetz sür sich und ihre Gemeinden erhalten, werden auf 15 Prozent gekürzt. Später werden sie um weitere 10 Prozent gekürzt. Das Reich gewährt aber den Ländern für sich »nd ihre Gemeinden Zuschüsse tn Höhe von 75 Prozent der nachgewiesenc» Aufwendungen. Ausscheiden frciwerdenden planmäßigen wieder besetzt werden. Slegerwal-s Forderungen zur Wieder gewinnung -er Ruhr. Berlin, 20. Lkt. Ter ehemalige preußische Ministerpräsi dent Stcgcrwald sprach hier über die politische Lage. Er be tonte, daß die deutsche Rcgierung sich daraus gefaßt machen müsse, aus den augenblicklichen Wirren unter Verlust von Rhein nnd Ruhr hcrvorzngehcn. Die Frage sei die, wie Teutschtand in absehbarer Zeit das Verlorene wieder- gewinnen könne. Auswärts führen könnten einzig nur drakonische Mittel, die Abkehr von allen Illusionen und Einsatz einer starken Realpolitik. Tie realpolttischcn Forderungen faßte der Redner in vier Punkten zusammen: 1. Währungsreform, 2. Vereinfachung der Staatsverwaltung. 3. Tatkräftige Steuerpolitik, 4. Eine Nirtschasis- und Prodottionöpolitik, die von der Spekulation und Inflation wieder zur Produktion leitet. Eine andere wichtige Hauptforderung sei ein f e st « r Zu » fammenhalt von Reich «udVolk in enger Opfer« bcreitschalt. di« durch eiserne Sparsamkeit in der Verwal tung von Reich. Länder« nnd Gemeinden »ntersttttzt »nd ge tragen werde von Ltaatsgesiuoung. Die kommunislttchen Wafferilaaer in Berlin. Ergebnisse der polizeilichen Untersuchung über die angeblichen Wasscnkänfc der russische» Botschaft. Berlin. 20. Olt. Die polizeilichen Erhebungen über die kommunistischen Waffenkänse, an denen nach einer Verössent« lichiing des „Vorwärts" Angestellte der russischen Botschaft be teiligt gewesen sein sollen, haben folgendes Ergebnis gehabt: Der deutsche Staatsangehörige Gustav Mricke, der alS Bote bei der russischen Botschaft beschäftigt wurde und auch in der seinerzeit von der russischen Botschaft dem Auswärtigen A»tt uorgelegten Liste der Mitarbeiter der russischen Botschaft anfgcsührt ist, hat nach den Angaben deS Fuhrmanns Kliemchen, der auch sonst für die russische Botschaft zu fahren pflegte, und der Tochter Anna deS Kliemchen. von der russischen Botschaft aus fernmündlich daS Fuhrwerk dcS Kliemchen für den 18. September bestellt. Dies geschah mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß das Fahrpersonal von der russischen Botschaft gestellt werde, also lediglich daS Fuhrwerk gemietet werden wolle. Auf die Frage, wer unter diesen Umständen die Haftung für daS Fuhrwerk übernehme, gab Wricke die Antwort, daß die russische Botschaft haste. Taö Fuhrwerk wurde dann auch am 18. September von mehreren Leuten in Empfang genommen, die Kliemchen nach seiner Angabe zu ihrer Legitimation eine von der russische» Botschaft ausgestellte Bescheinigung über gaben. Kliemchen will diese Bescheinigung zerrissen haben. Es ist festgestcllt, daß am l8. September mittels Fuhrwerk erhebliches Material tn das Lager tn der Wiener Straße 10 gebracht worden ist. In gleicher Weise wie am 18. September war vorher für den 18. Srp- tember von der russische» Botschaft ein Fuhrwerk bestellt worden mit dem besonderen Verlangen, keine Begleiter zu stellen. Tic Bezahlung für die Fuhrwcrkvleistungen er hielt Kliemchen tm ersten «»alle bei Abholung de« Fuhrwerks, im anderen nachträglich durch Wricke im Gebäude der russischen Botschaft. Die Polizei hat, wie bereits im „Vorwärts" gemeldet. In der Wiener Straße lO nnd t» der Wcserstraße 88 Waffen ge funden. Das Lager in der Wiener Straße enthielt steh«« schwere Maschinengewehre, dazu sieben Erfatzlänse «nd drei Ersatzscklösser, sowie dreizehn leichte Maschinengewehre «it drei Ersatzlänse», zwei Ersatzschlössern nnd zehn Böcke«. Fm Lager in der Wcserstraße befanden sich «. a. ein Priester- gcwehr, kltz Magazine für Maschinenpistolen. 107 Rprrichtun, gen zum Füllen solcher Magazine und gOGurtstillcr. DaS Lager in der Wiener Straße 10 war von einem ge wissen Otto Gädeke gemietet worden. Gädekc gab an. er sei von einem Man«, den er nicht näher kenne, be- austragt worden, Lagerräume zu kaufen oder zu mieten: der unbekannte Mann habe ihm gute Entlohnung für seine Mühe waltung in Aussicht gestellt und ihm auch sogleich einen Bor- schuß von 15 Dollar ausbezahlt und ihm versprochen, er könne bann Lagerverwalter werben. Im Verfolge dieses Auftrages hat Gädeke das Lager in der Wiener Straße 10 und einen Raum in der Dronthelmer Straße gemietet. Die russische Botschaft, die vom NnSwärtiaen Amt aus den vorliegenden Tatbestand HIngcwiescn wurde, hat mtt aller Bestimmtheit erklärt, daß sie sowie ihre verantwortlichen Mitglieder nnd Mitarbeiter zu diesen Vorgängen in keiner lei Beziehung ständen. Verantwortlich für leine Tätig keit set vielmehr ausschließlich der Angestellte Gustav Wricke. Ihm wie allen dcntschen Angestellten der Botschaft set seiner Zeit bekanntgegebrn worden, daß sie in Fällen einer lieber- tretung der deutschen Gesetzgebung bei ihrer privaten vold- tischen oder parteipolitischen Betätigung auf keine Unter, stützung oder Schutz seitens der Botschaft zu rechnen batten. Soweit Wricke Im Namen der Botschaft gehandelt habe, habe er bedauerlichen Mißbrauch mtt seiner Stellung getrieben. Im übrigen hat dir Botschaft daS Dienstverhältnis mit Wricke. der schon drei Tage vor der Meldung tm „Bor. märtS" in der russischen Botschaft nicht mehr erschienen tL gelöst.
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