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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030520022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-20
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
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Mittwoch. 21». Mai 180.1 Sir. I»» L 6- «edsitntschrn, die naturwffsentchastlich»« und technischen, di« philo« lopdffchrn, die juristischen und »ationalökonomiscmm. Unter den nichlwtssenschastllchei, Fachzeitschriften verdienen Erwähnung die Fachblätter für einzelne Ziveige des Gewerbes und der Industrie, sowie die für die Damen besonders interessanten Frauen». HauS- und Mode-Journale. Unter den zahlreichen belletristischen Wochen- und Monatsschriften finden sich die »ambastrsten und gelesenslc» Blätter de? In- und Auslandes sowohl ernsten als auch humoristi schen Genres In bezug auf Fülle und Gediegenheit drrZeitiliigS- und Zeitichristen-Literatnr dürfte die hiesige Lesehalle kaum ihres gleichen haben. —* Unter der Ungunst der gegenwärtigen kühle» Witterung haben die Elbbadeanstaltsoesiher ganz besonders zu leiden. Die offizielle Badesaison begann am 1b. d. M.. doch ist bis jetzt der Besuch der Badeanstalten gleich Null gewesen. Der Äasserstand der Elbe ist wieder ein normaler geworden, so daß von dieser Seite aus den Badelustigen kein Hindernis entsteht. —* Aus der Künneritz straße ati der Ecke der Wettinrr- »raße scheute gestern abend gegen 9 Ubr das vor einen Pvstvaket- waaen gespannte Pferd vor einem voiübersahirnden Eiienhahnzug. Das Tier wrang zur Seite und ritz einen am Trottoir stehenden Gaskandrlaber um Der Postillon Heumann wurde durch den starken Anprall vom Bocke geschleudert, kan, unter den Wage» zu liegen und erlitt antzer anderen Beilegungen einen Bein bruch. Mittelst Krankenwagens wurde der Berichte nach dem Friedrichstädter Krankenhause geschasst. Der Pakelwagen wurde stark beschädigt. —* Montag vormittag geriet aus der Residenzstraße in Blase- nutz das Dienstmädchen G. Menzel beim Ausspringe» auf einen Stratzenbahnivagen unter die Räder desselben. Die erlittenen Verletzungen waren so schwere, daß sich die Ueberfühnuig ins Earolahaus notig machte. —* Schwurgericht. Der Vorsitzende des Gerichtshofes. Herr Landgerichtsdirektor Jromnrhold. eröfsnete die erste Verhand lung init begrützeriden Worten an die Geschworenen und bot um volles Vertrauen bei der ernsten gemeinsamen Arbeit. — Als erster Angeklagter erscheint der 1868 in Dresden geborene Färber Friedrich August Max Schnbärth. Nach der Anklage ist Sch. be schuldigt. am 6 Februar 1900 vor dem hiesigen Amtsgericht eine wische Zeugenaussage mit einem Eide bekräftigt und am 16. und 27. desselben Monats die falsche Aussage unter Berufung auf den geleisteten Eid aufrecht erhalten zu haben, jedoch wird angenom men. daß der Angeklagte sich durch Angabe der Wahrheit einer Verfolgung wegen eines Verbrechens oder Vergehens aussetze» konnte. Geaen Sch. liegt noch ein zweiter Anklagebeichlutz vor Er soll im Frühjahr 1900 den Buchhalter Ebert in Bantzen uni .^cOO Mk. betrogen haben. Diese Strafsache wird vor den, diesigen Lindaericht verhandelt werden. Im Jahre I960 wurde ganz Deutschland von einer wahren Flut von Kellerwechseln über schwemmt. Die behördlichen Nachforscbunaen ergaben, daß in Zwickau solche Wechsel geradezu fabrikmäßig unter der Leitung eines Agenten Hempel hergestellt wurden; auch der Agent Karls ruher in .Heidelberg war dabei stark beteiligt. Aus dem Wege der Zeitungsannonce wurden die Akzepte als solide Kundenwcchscl soliden Firmen empfohlen. Den Reflektanten wurden auf Ansuchen gegen eine Provision von 2 Prozent der Wechselsumme Blanso- Akzevte zngcsleNt. Um denselben das Aussehen von Kniiden- wechseln zu gebe», wurde immer eine ungerade Zahl als Wechiel- niinine gewählt. Die Akzeptanten, durchweg insolvente Leute, er hielten für jede Unterschrift 1 Mk. Die Behörde »ahm die Sache in die Hand und leitete gegen 18 Personen die Untersuchung ein und diese »ahm bei der großen Anzahl der in Umlauf gesetzten Wechsel einen außerordentlichen Umfang an. Inzwischen bat der genannte Agent Hempel ein umfassendes Geständnis abgelegt Schnbärth betrieb in der fraglichen Zeit im Hause Kamenzer Straße 1" eine Färberei und chemische Waschanstalt in kleinen, Uiniangc. Durch wiederholte Benzinschäden und den Austritt eines Konipagnons geriet er i» pekuniäre Bedrängnis, wurde durch die Zeitung auf Hempel ausmerkiam und bar diesen uni ein Dar lehen. H. ragte Geld zu, aber nicht in Bar, sondern in Wechsel» Sch. erhielt denn auch gegen die ausbedungene Entschädigung eine Anzahl Wechsel über zusammen 1800 Mk.. konnte jedoch nicht im geringste» im Zweifel über deren Werl sein, denn H. batte ihm gesagt, er solle >a nichts verraten, da beide sonst bestraft wurden. Der Angeklagte süllte ein aus 268.80 Mk. lautendes Blanko-ülkzepi aus und gab es als Knndenwechiel dem HanSwirt für rückständige Miete in Zahlung. Das allo verwendete Papier trug auch die Unterschrift des Agenten Karlsruher, gegen welchen von dem Heidelberger Unternichnngsrichter bereits Untersuchung gesuhlt wurde. Ans Ersuchen der Heidelberger Behörde wurde zunächst Sch vom hiesigen Amtsgericht als Zeuge vernommen und behanv- tete und belchwor am 6. Februar UM der Wahrheit zuwider und gegen besseres Wissen, daß er schon länger mit dem Agenten Hempel in Geschäftsverbindung siehe und das fragliche Akzept an Zahlungsstatl als Kundenwechsel erhalten habe. Tiefe Behauptung erschien so unglaubhaft, dag Schnbärth noch ein zweites und drittes Mal vorgeladen lind nach ernstlicher Verwarnung vernom men wurde. Er blieb bei seiner Behauptung unter Berufung auf den früher geleisteten Eid. Bald aber wurde ihm der Dresdner Bode» zu beiß, er ging nach Zürich und Luzern, lehrte auf kurze Zeit nach Dresden zurück, holte seine Familie ab. ging einige Zeit nach Leipzig, arbeitete dann in Aachen. Esten, Gelsenkirchen, flüchtete wiederum nach der Schweiz und wurde von dort aus grund eine? AusliefernngSvcrtrngS ansgelieiert. 2» der Vorunter- ilichniig hat er ein offenes, glaubhaftes Geständnis abgelegt und wiederholt dieses auch in der.Hanptverhaiidliing. Ta Zeugcn nicht geladen sind, nimmt auch die Beweisaufnahme nur kurze Zeit in Anspruch. Ter Angeklagte wird zu 1 Jahr 4 Monaten Zuchthaus und -"> Jahren Ehrverlust verurteilt, auch dauernd für unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden: die Untersuchungshaft kommt mit 1 Monat ln Anrechnung. —* Oberlandesgcricht. Ter Schuhmacher Karl August llbleinann in Radcbcul war wegen Uebcrtretung der Mini- iierialverordnung vom 20. Juli 1888 unter Anklage gestellt worden. Ter Genannte gatte am 81. Oktober v. I. für die Radebeuler Beerdigungs-Gciellschaft eine Lerche von Radcbcul nach dem hiesigen Trinitatisiriedhose befördert, ohne sich mit dem vor- gcschriebenen Leichenpaß versehen zu haben. Nach 8 14 der an- gezogcnen Verordnung ist nämlich bei über 10 Kilometer weiten Leichentransporten ein Lcickenpaß erforderlich. Tie Entfernung von Sri zu Orr betrug im vorliegenden Falle weniger als weicher me tsrreae vom -rrar unter leben ist. aber mehr akS die "zulässige Mometerzähk. ^ Schöffengericht trat der Ansicht des Angeklagte» bei, datz der Gesetzgeber bei der Frage, ob ein Patz notwendig sei. die Ent- sernung von Ort zu Ort im Auge gehabt habe und fällte des halb ein freisprechendes Urteil. Im Gegensatz hierzu gelangte das Landgericht zu einer Verurteilung des Beschuldigten, indem eS betonte, datz nickt die Länge deS Wege-, sondern vor allem die Zeit, der der Leichentransport beanspruche, maßgebend sei und ztvar aus gesundheitSpoliztilichen Gründen. Die vom Angeklagten eingelegte Revision rügt, datz jene Verordnung weder die Zeit, noch dre geometrisch« Entfernung von Punkt zu Punkt erwähne, von der das Führen eines Passe- abhängig sei. Nach der all gemeinen Anschauung sei zweifellos di« Entfernung von Ort zu Ort in Betracht zu ziehen. Der OberstaatSanivalt weist dem entgegen daraus hin, daß 8 14 der angejogene» Verordnung die wirkliche Entfernung ins Auge fasse, cseinem Anträge gemäß verwirkt der Strafsenat die Revision und verurteilt U. zur Tragung sämtlicher Koslen. —* Amtsgericht. Die Fabrikarbeiterin Mari« Martha Redlel hat eine Reihe von Straftaten abzurechnen. Zunächst wird sie beschuldigt. Ende September ihrer damaligen Stubenwirtin 50 Psg. aus dem auf dem Tische liegenden Portemonnaie genom men zu haben, dann vertauschte sie ihre abgetragenen Schuhe mit den besseren einer Arbeitsgenossln. einer anderen das Geldtäsch chen mit 13 Mk. Inhalt aus dem in der gemeinsamen Garderobe hängenden Klciderrock genommen zu haben, konnte sie nicht über- ührt werden: dagegen gelang eS im weiteren, den Nachweis zu .iiyren, datz die Rcdtel einer Aufwärterin 40 Mk. in bar und eine Taschenuhr im Werte von 20 Mk. gestohlen hatte. Hin Januar befand sich die Beschuldigte im König!. Entbindungslnstitut. wo sie ihre Niederkunft abivartete: hierbei lernte sie die Bestohlene kennen. Bei ihrer früher ersolgten Entlassung nahm sie deren Stubenschlüssel mit, begab sich heimlich m die Wohnung der anderen und stahl daraus das Geld und die Uhr. Die Angeklagte räumt nur die Aneignung der Schube ein, alles andere bestreitet sie. Durch die Vernehmung von sechs Zeugen wird aber ihre Schuld in drei Fällen feslgesteut. Das Urteil lautet auf 2 Monate 2 Wochen Gefängnis. — Ter 21jährige Fleischergeselle August Krumm aus Oberschlesien war am 15. v. M. im Brühhaus des Schlachtvieh- Hofes mit mehreren anderen Gesellen beschäftigt, die ihn neckten Im Jähzorn schlug Äst. einem seiner Berufsaenosscn mit der cschabeglocke die Nase fast ab. Der Täter wurde sofort i» Hast genommen. Unter Zubilligung mildernder Umstände wirft das Gericht l Monat Gefängnis auS, welche Strafe als verbüßt gilt. — Ter 20 Jabre alte Arbeiter Ernst Richard Kindermann traf am Abend des 6. Februar, von einem Vorort kommend, betrunken auf dem hiesigen Hauptbahnhosc ein und legte sich auf den Bahnsteig hin. Seine Aufhebung erfolgte durch Polizeiorgne, die heftig be schimpft wurden. Er widerletzte sich bei dem Vorgänge und 'kondolierte. In der Verhandlung wendet Kindermann ein, von dein ganzen Vorfall nichis zu wissen: er will sich selbst gewundert haben, daß er sich mit einem Male — nachdem er seinen Rausch cnisgeschlaken halte — in einer Zelle befand. Kindermamr ist schon einige Male in dem städtischen Irren- und Siechenhauje zur Be obachtung interniert gewest»: der Oberarzt dieser Anstalt. Herr Hosrat Tr. Ganser, begutachtet als Sachverständiger, daß Kinder mann unzurechnungsfähig betrunken gewesen sei, worauf der Am geklagte, obwohl er sich objektiv aller der ihm zur Last traftaten schuldig gemacht hat. auf Grund des 8 51 des en eichs- sirasgcsetzbiichs sreiaesprochcn werden muß. — Ter Gastwirt Friedrich Gustav Hempel in Borstadt Mickten hatte in seinen ^chaiikräuinen seit ettva sieben Jahren ein Grammophon und ein Polyphon stehen, die er zur Unterhaltung seiner Gäste spielen ließ. Das Grammophon konnte ohne weiteres, das Polyphon erst durch Einwerfen eines Fünfpfennigstückes in Betrieb gesetzt werden Nachdem Mickten am 1. Januar »ach Dresden einverlcibt worden war, hätte der Wirt die beiden Instrumente bei der Polizei zum Zwecke der Genehmigung und Besteuerung anmelden müssen. Er Hai die Genehmigung aber erst im April eingeholt. Dafür trifft ihn eine Geldstrafe von 5 Mk. — Böse verrechnet hat sich der aus Niederhermsdorf gebürtige Arbeiter Julius Richter mit seinem Einspruch gegen enr ihm wegen Bettclns zugegangenes Straf mandat über 5 Tage Hast. Der Angeklagte bestritt seine Schuld: sie wird ihm aber nachgewiesen, und da er bereits 82 mal vor- bestraft ist, erkennt das Gericht auf 3 Wochen Haft und Ueber- meisung an die Landespolizeibehörde, sodaß Richter noch eine mehr- monatige korrektionelle Nachhaft erleidet. —' Wetterbericht der Hamburger Leewarte vom tS. Mai Ein Marimum von über 768 Mm. bedeckt Nordostsrankrcich. ein Minimum unter 719 Mm. lagert nördlich von Ria«. In Deutschland herrscht bei ziem lich lcbhailcn »ordwesilickicn und westlichen Winden lühleS, veränderliches Weller: alle,übalbe» ist Regen aesallen. — Wabrlcheintich ist kühles, im Westen ausklärendes, im Osten veränderliches Weller. Amtliche Bekanntmachungen. Vom 20. d. M. ab haben die Droschken 2. Klasse auf dem Lindcnauplatze aus der Anlagenseite gegenüber dem Hause Nr. I hintereinander in der Richtung nach der Strehlener Straße ansziisahren. Die König!. Polizeidirektio» Dresden erläßt eine Bekannt machung, die Regelung des Verkehrs an der städtischen Haupt Markthalle betreffend: Das Aufstellen von Wagen aller Art für Aufkäufer ist nur aus dem östlichen Teile der Weißer!tzslraße längs der Hauptmarkthalle von der Wettiner- bis zur Jahnstraße gestattet. Soweit dieser Raum z» gewisser Jahreszeit nicht ausreicht, kann zur Aufstellung dieser Wagen die Ausmündung der Löbtauer Straße snach Abbruch der Schäferei und erfolgter Slraßenverbreiterungs und die Roßtbaler Straße, jedoch nur für Kleinwagen und bls 10 Uhr vorimttags benutzt werden. Hauvtgetvinne der 14S. Kgl. Sachs. LandeSlotterte. Fünfte Klasse. Ziehung am IS. Mai 1993. <Ohn« Gewähr.) loa.oao M. aus Nr. 6S6Z6 lKoll.: Beier-Leiviig). I«.aa» M. aus Nr. 1SI72 Etoll. : E. V. Stichlina-Leipzig). !i1»N0 M. aus Nr 6782 sKoll.: Alban Tränkner-Itollbcrg). 7637 sKoll.: Karl JSckel-Wur,en und Otto Friedrich-Tdum). 73896 sKoll.: Hermann Mühlner-Dresden). SS SS SS »««7« novo M. aus 2S31l ««»2 3387» 16368 7SSSV 77338 IM»« M. au« 17076 ,736« tSISV 36687 2ii683 47888 »37lN 889,3 8736S 76876 773l!i 7713» »366 »7661 ««6 87383 7141» 7»« Nr. 3387 »168 13886 1716» ^ 36663 3997» «7130 18318 88837 611»« i 88188 87182 88688 86616 Nr. 2616 7726 16638 l3l87 11310 11187 1«66» tt»36 18688 1888« 18668 2l66I 21861 33818 1 28887 36t13 3«7«0 317S6 3871« 37833 88687 «««» 68316 66733 6763« 63107 78218 7871« 63868 837V1 66313 1 33313 86»67 »»Ol 1368» SV7»3 33»»» 7,863 r«»*ss«schtchte. X Deutsche» Reich. Nach der „Köln. Ztg." hält «an in militärischen Kreisen die Meldung d«S „Meinina. Taaebl. . datz der Erbprinz von Meiningen zum Generallnspekteur der lnS- her vom jetzigen König von Sachsen bekleideten zwetten Armee- Inspektion ernannt worden sei. für unbegründet. X Ter Zustand der Herzogin Karl Theodor in Bayern, welche sich am Krankenlager ihrer Enkelin, der an Diphtheritis verstorbenen Prinzessin Irmgard, angcsteckt hatte, gibt wieder zu ernsten Besorgnissen Ursache. lBergl. Dcp.j X Durch kaiserliche KabinettSordrc werden dem Generaloberst Grafen Haeseler unter Stellung zur Disposition die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden versieben. Gras Haeseler bleibt Chef deS 2. Brandenburaiscden UlanenregimentS Nr. 11. X Der Streik der Schiffsbauer und Hafenarbeiter in Danzig ist jetzt beendet. Sämtliche Ausständigen haben die Arbeit wieder ausgenommen, ohne die erhöhten Lohnforderungen bewilligt zu erhalten. X Ungarn. AuS den Ortschaften Draga und Porto R« wer« den kroatische Kundgebungen gemeldet, welche sich gegen das ungarische Wappen auf öffentlichen Gebäuden richteten, wobei Schmäyrufe gegen den Banns ausgestoßen wurden. Teilnchmer ähnlicher Kundgebungen zerstörten an mehreren anderen Orten Telegraphen- und Tclephonleitungen. Zwischen Ploze und Meia sperrten Ruhestörer die Bahngleise mit Steinen, so daß ein Last- zug auf offener Strecke halten, und, da er von der Meng« mit Steinen beworfen wurde, nach Plaze zurückkehren muhte. Die aufgebotene Gendarmerie zerstreute mit Hilf« von Militär die Ruhestörer überall, ohne Widerstand zu finden, worauf Tele graphen- und Tclephonleitungen wiederhergestellt wurden und das Bahngleis freigemacht wurde. X Die beim Baue des neuen Börsenpalastes in Budapest be- schäftigten Maurer stellten gestern vormittag die Arbeit ein. Nachmittags versuchten sie. die Weiterarbeitenden an der Arbeit zu hindern. Die Polizei schritt ein und verhaftete 20 Maurer. X Frankreich. Der Ministerpräsident sperrte die Bezüge der Pfarrer in Belleville und Plaisance. weil sie unter Verletzung der Vorschriften des ministeriellen Rundschreibens, die Kanzeln ihrer Kirchen Mitgliedern nicht genehmigter Kongregationen ein- geräumt haben. X Neber die Schlägerei in der Pariser Bellevue- Kirche liegt noch folgender Bericht vor: In die Kirche des Quartiers Bellevue waren die Fleischhauer von La Bilette entsandt worden, nm die SomitagSpredigt des JesuitenpaterS Auriol vor den Angriffen der Sozialisten zu schützen. Ter Jesuitenpater be- gann: „Meine teuren Brüderst In diesem Augenblicke erhob sich ein Sozialist und rief: „Pardon, inein Herr, sind Sie autorisiert zu ..Er konnte die Frage nicht zu Ende führen: «in ungeheurer Lärm übertönte seine Stimme. Man ries: „Hinaus mit den Kanaillen! Schlagt sic tot!" Mit Knütteln, Schlagringen und Ochsenziemern wurden jene Personen, welche für Sozialisten ge halten wurden, geprügelt. Geistliche in der Soutane ermutigten die Fleischhauer, indem sie die vermeintlichen Manifestanten bc- zeichneten. Die Menge, welche diese umgab, brüllte und schlug aus sie los. Es war ein unbeschreiblicher Vorgang. Die Kirche wider hallte von dem Schreien der Frauen, dem Wutgeheul der fanati- sierten Männer und dem Wehklagen der Geprügelten. Ein Kirchen-Schweizer ging mit seiner Hellebarde auf die sozialistischen Frauen los. welche ihre Männer begleitet hatten. Die Stein- fließen der Kirche waren bald von Blut gerötet. Händeringend baten die Weiber den Schweizer, sie zu schützen, waS nur zur Folge hatte, daß er nach ihnen sticke führte und sie in blinder Wut verwundete. Zwei Nonnen, welche sich zwischen die Kämpfen- den warfen, um die Frauen zu schützen, wurden ebenfalls ver wundet Die Geistlichen der Pfarre feuerten die Fleischhauer an. Ter Jesuitenpater hatte die Kanzel nicht verlassen. Unbeweglich betrachtete er das wüste Schauspiel. Endlich führte ein Polizei kommissar zahlreiche Sicherheitsorgane in die Kirche. Einige ohnmächtige Weiber und etwa ein Dutzend Schwerverwundcler blieben, nachdem die Kirche geräumt worben war, in dieser zurück. Ans ausdrückliche Aufforderung des Polizeikommissars stieg der Jesuitenpater von der Kanzel herab. Alle Verwundeten, mit Aus- nähme der zwei Nonnen, sind Sozialisten. X Rußland. Das offizielle Organ KawkaS meldet: Am 10. Mai fanden in Tiflis Arbeiternnrnhen statt. 1200 Mann nahmen an einer Demonstration vor dem Theater teil, wobei rote Fahnen unter Hurrarufen entfaltet wurden. Der Polizeimeister war sofort am Platze, und cs gelang ihm, daS Vordringen der Menge zu verhindern. 63 Personen wurden verhaftet. Schwer- verwundete befinden sich unter den Verletzten nicht. Die Ver hafteten sind unter strengste Bewachung gestellt. X Türkei. Tie Pforte hat Maßregeln gegen die zur Uebcr- nahmc von Bandenkom in andos nach dem Sandschak Serres abgegangcnen bulgarischen Offiziere und Studenten ergriffen. — Ans Saloniki ist die Meldung eingegangen, daß der Bulgare Marko, welcher Minen in der Ottomanbank gelegt hat, ver haftet worden sei. — Die Meldung von einer Neu Mobili sierung von 39 kleinosiatischen Redisbatciillonen ist falsch. X Der Bulgare Pool: Petschkoss, genannt Aorghi Minos, der die Dynainitbombe auf den Dampfer „Guadalquivir" gelegt hat, ist vom Standgericht zum Tode verurteilt. Das Todes- urteil wurde den, Sultan vorgeleat. X Asien. China machte den amerikanischen und japani schen Vertretern die Mitteilung, es iei wegen des Widerspruchs Rußlands unmöglich die Oessnung von Städten der Mandschurei als Bestimmung in die Handelsverträge aufzu nehmen. Tie Vereinigten Staaten schlagen vor. Mukden, Chardin und einen klemen Hafen an der Mündung deS Jaluflusses zu öffnen. geht man mit dem Plane um, während der Ferien eine umfassende bauliche Aenderung des Orchesters vorzunehmen. Es 'oll nach Bayreuther Muster tie'er gelegt werden und sonach den Augen des Auditoriums ganz verschwinden. — Im Hofburgtheater beginnen die Ferien, wie gewöhnlich. Ende Juli und währen zwei Monate. Vermischtes. "Das Genie aus der Schulbank. Anläßlich der st». Wiederkehr von Jusins v. Liebigs Geburtstag brachte die ..Voss. Ztg." eine Anekdote aus seiner Schulzeit, aus der man entnimmt, daß aus einem schlechten Schüler ein berühmter Ge lehrter werden kann. In Ergänzung jener Mitteilung lei von einigen weiteren Schicksalsgenossen Liebigs berichtet. — Alexander v. Humboldt galt in seinen Knabenjahrcn für „sehr mäßig" be gabt, was in der Schulsprache bekanntlich nicht gerade viel be sagen will, und war zugleich körperlich so schwach und so viel kränklich, daß er sich nach eigenem Geständnis eigentlich nin »ach einer glücklich überstandenen Krankheit so recht wohl sühite. Trotz dem ist er nicht nur der größte Gelehrte seiner Zgjt, sondern auch ein steinalter Mann geworden. — Auch in Friß Reuiers Schm ieden waren gute Zensuren eine so seltene Erscheinung, daß der erfreute Vater seinem Sprößllnge bei ihrem erstmaligen Anstanchen die Mittel z» einer Ferienreisc »ach Rügen gewährte, aus welcher Fritzing. beiläufig bemerkt, sein erstes, später allerdings wieder verloren gegangenes Gedicht schrieb. — Ludwig Windlhorst, der geistreiche Zentrumssichrer, war als Schüler so talentlos, daß der Vater vom Lehrer den Rat erhielt, den Knaben doch das Schuster- handwerk erlernen zu lassen. Die Mitteilung dieser Episode aus dem Schulleben der „kleinen Exceüenz" durch den eigenen Neffen bereitete am 11. März 1873 dem preußische» Abgeordnetenhaus« - und nicht zuletzt der Perle von Meppen selber — viel Ver gnügen. — Von Walter Scott behauptete sein Lehrer kategorisch: .Dune« ds is. anä clunee do rrill rom.iin!" 'Ein Dummkops ist er und ein Dummkops wird er bleiben !) — Ehar'es Darwin ließ io wenig den großen Gelehrten ahnen, der in ihmsirciie, daß er dem tt> »er richte in den alten Sprachen „passiven Widerstand" entgegensetzte. Aus gut Deutsch <und iiu Englische» wird es ja wohl nicht viel anders sein) heißt das also, vnß er aus diesem Gebiete staiidbast faul war. Tr lernt« übrigens auch keine der neueren Sprachen ordentlich, so daß er kein Buch lesen konnte, das nicht in englischer Sprache geschrieben war. — Selbst Napoleon Bonaparte war. abgeiehe» von Mathematik. Geographie und Geschichte, ein höchst mittelmäßiger Schüler. — Isaak Newton zierte als Schüler den letzten Platz, bis er zufällig einmal mit seinem Vordermann in eine Balgerei geriet und ihn bezwang. Da reffte in ihm der Entschluß, ihn wie soeben körperlich, demnächst auch geistig zu überwinden. Er fing also an zu arbeiten, und bald hatte er nicht nur diesen Vordermann, sondem die ganze Klasse unter sich. — Man sieht, es gibt eine ganze Reihe gewichtiger Ausnahmen nach dem Sprichwort: „Was ein Häkchen werden will, krümmt sich bei Zeiten!" * Seitens der Bank v on En gland ist vor einiger Zeit eine interessante Berechnung aufgestellt worden, die -war keine prak tische Bedeutung hat, immer hin aber ein Bild von dem gewaltigen Noten-Umlauf der Bank gibt. Hierbei muß allerdings berück sichtigt werden, daß die Bank von England, im Gegensatz zu den übrigen Zcntralnotenbanken, die wieder in ihr zurückströmenden Noten, wie bekannt, nicht mehr ausgibt, sondern vernichtet. Also die Stückzahl der innerhalb fünf Jahren bezahlten Noten beläuft sich aus rund 91 Millionen: sic füllen 16 OM Kisten, die aneinander gestellt eine Fläche von etwa drei englischen Meilen bedecken wurden. Wenn diese Noten aufgeschichtet werden, so erreichen sie eine Höhe von sieben Meilen: aneinandergclegt würden sie einen Streifen von 11947 Meilen Länge ausmachen. Ihr Ursprung- sicher Wert betrug mehr als 1388476400 Lstr., ihr Gewicht nahezu 93 Tonnen. * In London hat kürzlich der Tierbändiger Julius Seeth mit vier seiner Löwen eine Probe >m Aulomooilfahren ver anstaltet. Es war gar nicht leicht, die Tiere zu bewegen, auf dem Gefährte Platz zu nehmen, denn sie zeigten eine starke Abneigung gegen den Petrolenmgeruch, der dem Motor entstieg. Endlich hatte Herr Seeth vier Löwen mit vieler Mühe bestimmt, das von ihm gesteuerte Automobil zu besteigen, und von der Gruppe konnte eine photographische Aufnahme gemacht werden. Als es sich aber nach der Spazierfahrt darum handelte, die Löwen wieder in ihre Käfige zurückzubringen und der Bändiger dem Wagen einen Augenblick den Rücken gewandt batte, unternahm eine Anzahl der Bestien einen Angriff auf den Motor, und ehe eingeschritlen wer den konnte, war der Waaen ziemlich stark mitgenommen. * Im Jahre 1893 wurde in der Jagerfonteinmine in Süd afrika ein Diamant gefunden, der das außerordentliche Gewicht von 970 Karat hatte, also den Kohinor um das Doppelte und den Imperial aiff der letzten Pariser Ausstellung um ein Drittel über trifft. Ta sich seiner Bearbeitung ungeheure Schwierigkeiten rnt- aegeiistellten und keine Diamanttabrik sich bereit zeigte, ihn zu schleifen, so blieb er in London ruhig hinter Schloß und Riegel. In Poriger Woche hatte sich das Gerücht verbreitet, daß der „Excelsior" — dies ist der Name des Steines — nach Amsterdam gebracht worden sei. um hier geschliffen zu werden, nachdem sich ein aus Pariser und Londoner Diamanthändlern bestehendes Syndikat zu dem Zwecke gebildet batte, den Stein bearbeiten zu lassen und dann ,n den Handel zu bringen. Da- Gerücht be stätigte sich, indem eine Amsterdamer Firma den .Excelsior" in ihrer Fabrik bearbeiten wird. Zu diesem Zweck wird in ihr ein von den übrigen abgesonderter Raum eingerichtet weiden, in welchem der Schleifer — denn der Stein wird nur von einem einzigen Manne bearbeitet — seine Arbeit verrichtet. Außerdem werden besondere, die üblichen an Größe und Stärke übertreffenden Werkzeuge hergestellt, während die Scheibe, auf welcher der Stein geschliffen wird, einen den gewöhnlichen um das Dreifach« über- treffenden Durchmesser haben soll. Für Amsterdam und seine Dianiantiiidilsiric hat dieser Auftrag insofern eine große Be deutung. als man in den letzten Jahren hier ausschließlich auf das weniger lohnende .Kleinwerk" angewiesen gewesen war. während die größeren und wertvolleren Steine ausschließlich in Antwerpen bearbeitet wurden, ebenfalls eine Folge der Schlag aut Schlag innerhalb der letzten fünfzehn Jahr« auseinander folgenden AuS- stände der Diamantarbeiter. Erst im Verlaufe der Bearbeitung wird sich natürlich zeigen, ob der „Excelsior" hinsichtlich des Wasser-, der Faibe »nd der Struktur derart ist, daß er nicht ge malten und in verschiedene Telle zerlegt werden muß. Ist dies nicht der Fall, da»» würde der Stein einen Wett repräsentieren, der. in Geld ausgrdrttckt, eine geradezu labelhaste Summe er geben würde, dann aber auch schwerlich einen Käufer, selbst nicht unter den ameitkanilchen Milliardären, finden. Da der Kohinor aus 5 Millionen Pfund Sterling geschätzt wird und der Drei- d«S Karat» in jedem Steine in geometrhchem Verhältnis steigt, lann man sich elne ungefähre Berechnung des Wette- dmeS Stein« machen, ober, wie gesagt, nur für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dnk der Stein ganz und unaeteitt bleiben wird.
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