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Dresdner Nachrichten : 22.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188203221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-03
- Tag 1882-03-22
-
Monat
1882-03
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.03.1882
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»«r »« «rlden. 21. Mürz, Mittags: 72 Cent, unter 0. >tt, tn welcher die Am gleichen Abend er ^rtef. ff r«ftttrqeschtchte. V<*tschtS Retei». Am 22. Mär», am Geburtstage des Kaisers, wird in Berlin der Grund zur Vottvkirche gelegt, welch« den Dank der Bevölkerung für die Errettung des Kaiser« t« Jahre 1878 »um Ausdruck bringen soll. Der Kaiser hat dem raschen Fortsckreiten der Sache nach der Schenkung des Platzes Weddingplatze«) seitens der städtischen Behörden dadurch die geedner» daß er die sonst für Kirche» üblichen behördlichen n»en ausgeschlossen hat. Bei Dahlerbrück aus der Strecke Brügge-Hagen fand am 18. d. die Explosion einer Pulvermllble statt; durch dieselbe wurde auch da« Schubdach der Eisenbahn zerstört, welches das Hinüber- n ver sunken der Lokomotive nach der Pulvermühle verhindern e. In Holge dessen war die Stelle sür die Züge unpasfirbar. die Reisenden, die von Brügge aus nach -Hagen fuhren, wurde Hagen ein Zug regutrirt, der vor der UnglückSstellc hielt; der Mg »mi Brügge brauste heran und hielt in einem Tunnel, neben dem sich früher das jetzt zertrümmerte Schutzdach erhob. ES war etwa 10 Uhr und stockfinster. Die Passagiere tasteten sich mühsam au« dem Tunnel heraus, um nach dem anderen Zug zu gelangen; als sie in die Höhe des besagten Schutzdaches gelangt waren, explo- dirten nacheinander zwei Pulvermagazine. Der Lustdruck war so gewaltig, daß er alle Passagiere zu Boden schleuderte. Alan kann sich die Verwirrung, daü Schreien der Frauen, daü Hämmern der Kinder vorstellen. Ernstliche Verletzungen waren glücklicherweise nickt zu beklagen. Die Nachbarschaft von Pulver und sunken- sprühendcn Locomotiven ist nicht gerade sehr zweckmäßig. Oesterreich. I„ Leipnik «Mähren) ist am 16. d. u» Aller von 101 Jahren der Bürger Samuel Winter gestorben. Der Greis, der dieses seltene hohe Alter erreichte, hinterläßt !> Kinder, 51 Enkel und 13 Urenkel. Ungarn, lieber einen vereitelten Raubanfall aus' den Grafen Julius Erdödn im Schloß Rotiienthurm bei Lberivarth wird Folgendes berichtet: . Der Graf war eben a» seinem Schreib tische beschäftigt, alb er plötzlich im Vorzimmer eiu Geräusch zu vcr nehmen glaubte. Ehe der Graf sich noch von seinem Sitze erhoben, um nackt der Ursache desselben zu sehen, trat auch schon ein unbe kannter Mann, eine große» robuste Erscheinung, aus ihn zu, der, um sein Verlangen befragt, erwiderte: „Sie werden gleich sehen, was ich will. Wir wollen einmal zusammenrechnenund hatte bei diesen Worten drohend seinen Stock erhoben. Der Graf verlor trotz der Gefahr, in welcher er augenscheinlich schwebte, nicht die Geistes gegenwart, trat einige Schritte nach rückwärts und griff nach seinem Revolver. Nun entipann sich zwischen Beiden ein längeres Hand gemenge, wobei der Räuber endlich zu Boden stürzte. Auf den da durch entstandenen Lärm eilte die Dienerschaft herbei, welche den Garscn aus seiner gcsäkrlichen Situation befreite und den Räuber gefangen nahm. Ter Räuber wurde noch am selben Abende unter sicherer' Escorte dem Stuhlgerichte in Oberwattl, cingeliefert. lieber die Identität seiner Person ist man bis zur Stunde noch ini Un klaren." Der serbische Bischof von Temesvar, German Iovanovie, hat sich selbst die Adern geöffnet und ist in Folge der Verblutung ge storben. Tie Ursache dieser verzweisellcn Tbat soll ein unheilbares Leiden gewesen sein- Frankreich. Mittsasten inPariS. Ans Paris, 17. März, wird geschrieben: „In der Mitlfasten-Nacht hatte das prachtvolle Wetter tn Paris fast Alles auf die Straße gelockt. Besonders stark war wieder das Gedränge auf den große» Boulevards, zumal die Große Oper sich zu einem Maskenball herbeigelajscn balle, und alle Die, welche sich dorthin begeben wollten, erst die Runde auf den Boulevards machten. Das Geschrei und Geheul war, ivic immer, furchtbar, dock, boten die Masken im Ganzen nichts Neues dar. Politische Masken waren nirgends zu sehen. Wenn die Karnevals- Laune Gaiiibetta vollständig verschonte, so wurde dafür Pcrivier. einer der Direktoren des „Figaro," arg mitgenommen. Kürzlich Hai ein gemeiner Patron vor dem Cafö Riche diesem Herrn ein unaus sprechliches Gefäß über den Kopf ausgcgossen, gegen das, wie ein Witzbold sagte, man sich am besten mit einem olmsse-pot vcrtheidigen würde. Diese Szene, welche den Blättern seitdem Stoff zu Witze leien bot und zu einer Piaffe von Flugblättern Anlaß gab, wurde gestern ohne Aufhören ans den Boulevards, im Quatier Latin und den excentcrischeu FaubourgS nack,geahmt. Einige warfen aus ihren Töpfen Veilchensträußchen unter die Menge; andere, welche die Szene darstellten, sahen scheußlich aus. Ein ähnlicher Vorfall, wie der Perivier'schc, ereignete sich neulich in der Nähe der großen Oper. Es war halb 3 Uhr Nachmittags, als man Cornelu, dem Redakteur des royalistischen „Elairon," eine mit flüssigem Pech gefüllte Maske über den Kopf stülpen wollte. Der Äiffethäter war aber nicht ge schickt genug und nur der Hut wurde beschädigt. Eornelu wandte fick ranl, um und schlug uüt einem Knüttel, mit dem er sich bewaffnet hatte, da man ihn gewarnt, auf den Mann ein; derselbe erhielt auch einen Hieb über den Kopf; er wankte, aber es gelang ihm dock, noch zu entwischen, weil Eornel» einen Feliltriit tbat und zu Boden stürzte. Diese verschiedenen Zwischenfälle thatcn der allgemeinen Heiterkeit der gestrigen Nacht keinen Abbruch, und auf den Boule vards herrschte bis zum frühen Morgen daü regste Leben. Auf dem Operuballe ging es auch lustiger zu als gewöhnlich, obgleich außer den gemietlieten Masken dort Niemand mehr tanzt, und Feder, der nicht von der Verwaltung bezahlt ist, sich zurückhaltend benimmt, aus Furcht, zu den Bezahlten gerechnet zu werde». Im Lateinischen Viertel ging cs weniger lustig zu als am Faschiugdienstag. Man sah ziemlich viele Masken, aber keine, welche Erwähnung verdient. Gaur toll ging es wieder in den crccntrischm Vierteln zu. Niel darüber zu erzähle», geht aus Anftandsrückstchteii nicht wohl au. Paris blich äußerst besteht bis nun Tagesanbruch. Um 6 Uhr Mor gens noch waren fast alle Wirthshänsew überfüllt." Das Ministerium wird der Kammer der Deputirten heute einen Gesetzentwurf aus Abänderung der gerichtlichen Eidesformel verlegen. Der Gesetzentwurf des Siegelbewahrers Humbcrt läßt den Ge schworenen wie den Zeugen die Wahl zwischen folgende» zwei Eides formeln: „Ich schwöre auf ineiiie Ehre und aus mein Gewissen vor Gott lind den Mensche»," und der abgekürzten Formel: „Ich schwöre auf meine Ebre und auf mein Gewissen." In der Sitzung der Eisenbab »koni m ission theilte der Finanzininistcr den Abschluß eines Ucbereinkomniens mit der Olleanseiscnl'atmgc'ellschast mit, betreffend die vorzeitige Rückzah lung der dieser Gesellschaft vom Staate vorgeschossenen 205 Millio nen Francs. Löon San fügte hinzu, die vorzeitigen Rückzahlungen seiten der Eisenhahngesellschasten seien einfache Operationen des Schatzamtes und sollten keineswegs ein Präjudiz hinsichtlich der Frage des Rückkaufes der Ei'enhalmcn bilden. Tie übrigen Arrange ments bezüglich des Baues neuer Eisenbalnien und derHcrabsetzung der Tarife gehörten ausschließlich zuderDonialilederEiseiihahukoiunilisioii. Irr P a r i S fanden anläßlich des Jahrestages der Kommune 22 Bankette der Kommunards statt, woran sich 4M» Personen beider lei Geschlechtes betheiligten. Das bcveudtenste war das vom revo lutionären Ccntral-Kvuiitee veranstaltete und vom Koniniune-General Eudes prnsidirte Bankett, welches 800 Tbeiliiehiner zählte. Louise Michel vervielfältigte sichsie eilte von Bankett zu Bankett und hielt überall eine Rede. Das Bankett der Rue Moiitpensicr erklärte sich solidarisch mit den russischen Nihilisten und ernannte den aus gewiesenen Lavrow zum Eliren-Pläsidenten. Die Polizei schritt nirgends ein. Die bedeulendereu Persönlichkeiten der Kommune, Rochefort, Huiiihert und Lissagnran hielten sich fern. In der Pro vinz haben, insbesondere in Marseille, Lyon, Narbonne, Toulouse Kundgebungen statrgefundcu. Italien. Es verlautet nunmehr bestimmt, daß der Fürst- Erzbischof von Wie», Eölestiu Ganglbauer, sich nicht unter den vom Papst demnächst zu crnenuenden Kardinalen befinden wird. Es werden nur sieben Kardinälc ernannt werden, darunter vier Ita liener, nämlich: Ricci, Lasagni, Iaeobini und Aaostini, der Patriarch von Venedig, und überdies die Erzbischöfe von Dublin, Sevilla und Algier. Durch die bevorstehenden Ernennuiigen wird das Kardinals- Kollegium nahezu vollzalig: es bleiben nur vier „Käppchen" unbesetzt. Schweiz. In Bern ist der etwa 7 jährige Sohn eines Milli onärs gcrantzl morde». Letzten Freitag, Nachmittags gegen 4 Uhr, präsentirtc sich in der Schule zu Bern eine Weibsperson mit dem Vorgehen, den Knaben dG Herr» Bürki-Markuard abzuholen, da seine Mutter ihn aus dem Waisenhauöplatze erwarte, uin mit ihm eine Spazierfahrt zu machen. Dort angelaiigt, stand eine Droschke nicht mey durch die betrübten dem Knaben davon .. .. , ^ elt Herr Bürki-Marcuard durch einen stmann einen Brief, in welchem ihm angedeutet wurde, daß der nabe gut aufgehoben sei, daß er aber nur gegen Erlegung einer uimne von 20,000 Francs, die in der Nähe von Weyermaimshails zudeponiren sei, freigelaffen werde ; sonst aber werde er den Knaben hr lebend treffen, st!och an demselben Tage wurde jedoch Mndiglcit der Polizei da« geraubte Kind entdeckt und den item wieder zugestellt worden. Es war 1 Stunde von Bern in ein abgelegenes HauS gebracht worden. Rußland. Skolieless hat sich gegenüber dem Berichterstatter. des „Newcastle Chronicle" mit einer erstaunlichen Offenheit über die russüchcn Grundsätze der central-astatischen Kriegführung ausgespro-! che». „Wissen Sie, daß in Eentral-Asien die Dauer des Friedens iir i umuittelbarer Abhängigkeit steht von der Größe des Blutbades, das > »lau unter den Feinden ungerichtet hat? Je schärfer man znschlägt, ui» so länger bleiben sie rulna, rvir tödteten fast 20,000 Turkmenen hei Geok Tepc. Die Ucberlebenden werden die Lehre nicht sobald vergessen." — „Darf ich dies veröffentlichen?" fragte der Bericht erstatter „denn in Ihren« amtlichen Berichte über die Belagerung sagen Sie, daß während der Verfolgung »ach dem Angriffe 8000 Men schen beider Geschlechter getödtet wurden." - „Das ist wahr," aut ivortete Skodelesf, „als die Todten gezählt wurde», faiioen sich Weiber darunter. Es liegt in meiner Natur, nichts zu verhehlen: ich schrieb daher in meinem ^Berichte von .beiden Ge S angebracht. . liegt > ick,rieb daher in meine»! Berichte von beiden Geschlechtern." kodclesf findet die Milde der Engländer in Afghanistan sehr schlecht igebracht. Die wenigen Hinrichtungen, welche die Engländer vor- neiiommcu, hätten sogar den Haß der Mohamedaner gegen die Chri sten furchtbar geschürt. „Ich." sagte Skobetess, „würde niemals einen Asiaten hinrichten, denn was nian auch an Hinrichtungen thut, »ran tniin die Asiaten niemals damit so schrecklich strafen, wie einer ihrer despotischen Herrscher es thut. Nimmt man aber eine Stadt mit Sturm und verseht ihnen einen tödtlichen Schreck, so sehen sie darin den Willen Gottes und unterwerfen sich, ohne den Sieger zu Haffen. Mein Softem ist, so lange zu schlagen, bis der Widerstand voll ständig gebrochen rst, dann aber mit dem hingestreckten Feinde inilde und menschlich zu sein." Rumänien. 'Am 20. d. M. entgleiste bei Frateschti. zwischen Giorgeivo und Bukarest, ein Bahnzug, wobei mehrere Passagiere und 2 Zugführer, wie eS heißt, nicht unerheblich verletzt wurden. Serbien. Der Minister Garaschanin hielt zu Belgrad im Fortschrittsklub an zahlreiche Voiksdeputatioiien zur Beglückwünsch ung des Königs Milan folgende Anrede: „Schaut, wohin uns die Radikalen treiben möchten; zuin Kriege mit dem mächtigen Nachbar. 'Noch bluten unsere Wunden, noch lastet die Wucht alter Schulde» auf uns, noch liege» an den Grenzen Städte und Dörfer in Trüm mern, und schon wollen die Radilalen wieder das Vaterland in größtes Unglück stürzen. Ihr dürft aber der Weisheit eures Königs vertrauen, und so lange wir den Rath unsers Königs bilden, wer den wir Alles thu», um von diesem theuren Lande daS unüberseh bare Unglück fern zu halten und mit dem mächtigen 'Nachbar in Frieden zu lebe»." Der Rede folgten begeisterte Zioioruse auf den König, die Königin, den Thronfolger und die Regierung und Droh ruse gegen die Radikalen. Die Versammelte» gelobten einander, mit aller Kraft dahin zu wirken, daß ,,die Feinde des Landes und Volkes, die Kriegshetzer", nicht wieder ru der Skuptschina erscheinen. .Bosnien. Insurg eu teil überfielen bei Bisina zwischen Mostar und 'Nevesiilse einen großen Verpslegungü - Transport und nahmen 43 Pferde sanimt Proviant weg. 30 Pserdewärter der Transportunternehmer aus der türkischen Komadina wurden als des Einverständnisses mit den Insurgenten verdächtig verhaftet. England. Soercnscn, Kassier des dänischen Vice-ComulS Bröchncr rn Hüll, ist plötzlich verschwunden; er hinterläßt ein Deficit von MM» Pfund Sterling, als Resultat eines durch längere Jahre betriebenen leichtsinnigen Börsenspicles. Das Parlament beräth den Antrag, den Schluß der Debatte in die parlamentarische Geschäftsordnung clnzusügcu. Im Verlaufe der Diskussion erklärte der Staatssekretär für Indien, Marquis v. Hartington, die Regierung sei der Ansicht, daß eine Handhabung der Geschäfte init Würde und Wirksamkeit unter dem jetzige» Snstei» unmöglich sei. Wenn es Andere gäbe, welche ohne diese Verände rungen die Geschäfte führen zu können glauben, so wolle daS Mi nisterium gern sein Amt niedcrlegcii. In I rland dauert die Gährung fort, man fürchtete vielfältig am St. Patricks-Tage den Ausbruch eines Plüsches, da für diesen Tag überall große Volksversammlungen und Aufzüge angesagt waren. Noch immer entwickeln die „Mondlcheinbanden" eine ungemeine Thätigkcit und fast keine 'Nacht vergeht, in welcher nicht irgend ein Pächter, der seinen Pachtzins gezahlt hat, aus dem Bette geholt und angcschossen oder sonst mißhandelt wird. An Präventiv-Nerhaftuiigcn hat cs die Regierung nickst feisten lasten, den» seit dem Inkrafttreten des Zwangsgesctzcs sind nicht weniger als 794 „Verdächtige" ein- aespcrrt worden, von denen am 1. d. M. sich noch 287 in den ver schiedenen Staatsgcfüne,nissen befanden. Eine Anzahl „Mondscheinler" stattete dieser Tage, wie aus Lünerick berichtet wird, einem Pächter in der 'Nachbarschaft von Hcnagh, der seinen Pachtzins entrichtet hatte, einen Besuch ab, und er mußte cs sich gefallen lassen, daß ihm deswegen mehrere Zähne nuSgczogen wurden. In einer vornehmen Soiree des Westends erzählte dieser Tage Earl Shastesvnrn folgendes Erlebniß. Er hatte jüngst eine Ein ladung erhalten, welche wohl stplisirt, aber von 42 der bcrüchtigstcii Diebe und Einbrecher Londons unterzeichnet gewesen und an ilm die Frage stellte, ob er sich zu einem „goltessürchtigen Vorträge" in einem gioßeu Verbrecher Keller in dem Eity-Dislritt „MinorieS" herablafien würde. Er sagte sofort zu und begab sich an dem be- zeichnetcii Tage in bas aiigegcbene Lotal, ivo ihn nicht weniger als 450 der schlimmsten Verbrecher Londons „respektvoll" erwarteten. Er sprach zu iimcn länger als zwei Stunden und fand die gespann teste Ausmerlsaiiiteit. Die ä'eute waren so bckenntnißeifrig gewesen, daß, als einer seiner Begleiter diejenigen, weiche nur von „Gewalt- thntcn und Raub" lebten, anff'ordeite, dies durch Aufilehen tundzu- gcbeii, nicht weniger als 120 ocr „Probe" Folge leisteten. Einer von ilme» trat vor und bat den ..edlen Lord", um gelegentliche Wiederholung seines Besuches, und dieser antwortete, daß ec „ganz zu der Genllemen Verfügung stehe." Darauf tagte der Cord zu den in der Sonde versammelten Ladies und Genllemen: „Das beweist, daß auch die Verworfensten sich nickst der Religion verschließen wollen. Dagegen muß ich tönstaHren, daß von der gestimmten Arbeiler- bevolkerung kaum zwei Prozent jemals irgend welchem Gottesdienst welcher Art immer beiwohnen. Ob Bigotterie dies verschuldet oder nicht, weiß ich nicht zu sagen. Unsere Kirche aber hat den größeren Tbcil der Massen ihre Unwissenheit und Vercinsainmung überlassen." Amerika. Die Arbeiten am Panama-Kanal sind gänzlich in's Stocken gcrnlhe». Gattin Station, woselbst 500 Mann beschäftigt waren, ist aufgegeben und seil mehreren Tagen nicht mehr das Ge ringste gethan worden. Der „Panama Star and Herald" bcmertt hiezu: „Obwohl cs zu wiederboltenmaleil in die Welt hinaiivposaunt wurde, daß die Arbeiten am .Kanal begonnen worden, ist mau doch augenscheinlich noch immer nicht über die Vorbereirungen zu den »eiben binauSgetonimeii. Im vorigen Jahre erklärte LcffevS, die Ausgrabungen sollten im Oktober begonnen werden, doch ist bis jetzt noch nichts gettzan worden. Als verr Reclus von Paris Ineher reiste, wurde hcrübcrtelcgraphirt, daß bei seiner Ankunft die Arbeit an drei Stellen zugleich m Angriff genommen werden würde. Seit dem sind zwei Monate deö schönsten Soiumerrvettcrs vergangen und 'Alles ist noch beiin Alten. Dies siebt nicht so aus, als ob der Ka nal, wie versprochen, in vier Jahren fertig sein wird." würdig«bescheidene Art des Auftretens nahm für den gräfliche» Künstler zu« Voraus ein und seine Leistungen ,Flügel: Bösen dorfer) setzten in Erstaunen und erzielten den stürmischsten Beifall. .Hervorrufe und Zugaben. Will mc», den vhilantropiicken Herrn Grafen, der durch den Verlust seines rechten Annes als einhändiger Pianist schon sehr hohe summen sür ein Pester Konservatorium erwiest hat, ganz unbefangen beurthcilen, so muß seinem Spiele ein gewisser Dilettantismus dock» nachgcsagt werden, d. h. seine Zu verlässigkeit und Strenge gegen sich selbst sieben außer Verhältnis, zu seinem großen Talent. Aber die Frische der Empsmdung. die er vor manchem trockenen Berusokünstier voraus hat, setzt über einige Fehlgriffe oder Errata hinweg. Und manche Stücke, die eben zur einhändigen Technik sich eignen» spielt Gras Zick» mit Verve und Bravour geradezu zum Erstaunen. Wie er de» Erlkönig bewältigt hat, das ist selbst dem Eingeweihten schwer begreiflich ; so viel Fülle, Kraft und Feiler entwickelte der Spieler, den em schön- gebildeter Ton, seiner Geschmack und selbstredend inuskulvs un gemein entwickelte linke Hand und geschickte Daiimenhandhabung unterstützen. Die eine Zugabe «Ehopiii'ü -V-ctnr-Polonai»c » ist nickst geeignet, lediglich mit Unter Hand gespielt zn werden. Ter Erfolg des Pianisten war, wie bemerkt, ganz stürmisch. Herr Feigeri trug mit veincrkenswerih fortgeschrittener Zartheit Sonate von Tartini «sür das Eoncert zu lang- und Stücke von Wieniaivskn und Vieux tempö vor, und die Begleitungen führte -Herr Heß gut musikalisch durch. Durch Zufall bestritt nur Oesterreich-Ungarn das Programm, denn nicht nur Gras Ziel», und Herr Feigerl sind im Kaiserreiche geboren, sondern auch vie Wiege des Fräul. von Schönberg-Reick» städt, obzwar die Tochter des jetzigen König!. Süchs. Kammerherrn von Schönberg, stand in Graz, als der Bater noch in österreichischen Diensten sich befand. Die ebenso elegante wie richrend anmuthige Erscheinung der jungen Dame, die jo edelgesinnt ihr Talent den Hilfsbedürftigen widmet, ward mit lautem Applaus empfangen. Sie saiig wieder zum Entzücken, niit tüchtiger Schulung und gra ziösem Vortrag.Hofmann's Walzer-Arie aus „Aemichen v. Tbarau", ein spanisches Lieb von Gomez und französisch die liebliche Romanze „8l von» n'nvnr riv» i» m<> clirv" von Mathilde Rothschild. Da?' echt deutsches Gemütl» mit dem Reiz ausländischer VortragSverve sich wohl verbinden läßt, zeigten die beschließenden deutschen Lieder, deren ziigegebcnes „Und als endlich die Slunde kam" unmöglich sinniger zu erfassen ist. Auch Gras Pialen Erceilenz wohnte, ciii seltener Fall, den, Eoncerte bei. Wohl möglich, daß er lebhaft bedauerte, dem exorbitanten Talent, das sich hier in den glück lichstcil aristokratischen Verhällniffen präseiittne, keinen Kontrakt hieten zn dürfen. Ohne Zweifel bat der oberste Leiter unsc- rer König!. Knnstiiisiitilte wie die meisten anwesenden Kenne,- medilirt: wie eigenartig die suhlime seelische Thäiigkeit beim Singea den Eindruck einer Kuiistieislmig zu steigern vermag, und daß seih«! an der Hosoper jene Künstler zu zählen sind, bei denen Idealismus des Empfindens und überlegenes Können in voller Hariiionic be« sanimen sind. Im Grunde behalten die wenigsten Künstler, welcbe beruföinäßig stets singen müssen, jene begeisternde, cririschenee innere Freudigkeit, die aus diese», doch auch technisck, rc'pettabel.-i Gcsnngsvortlägcn die Hörer aimmthet. In diesem Sinne ist der gebildete Dilettantismus entschieden ttinstsordernd, nicht bloS eine Spielerei für müßige Stunden. ft. tl. -j- Nach langer Pause wird Frln. Lina Bendel iin Residen - theater deute Nachmittag bei halben Preisen in der Geiangspofie „'S Münchner Kindl" wieder austretcn. Herrn Wilhclnii's prächiche Lcistung als Stöpsel ist darin urkomisch. P Mihalovic, der Autor der Oper Hagbai th und Sigue. wird noch der dritten Aufsühnlng morgen hier beiwohnen. Na türlich boten ihm die ersten Repräsentationen die besten Studien und er hat sofort beschlossen, mit dem Dickster den 4. Akt in der angedcutetc» Weise umziiarbeiten. Bis dies ins Werk zu setzen ist, werden in den letzten Seencn indeß doch einige Kürzungen, in die Herr ft»r. Wüllncr gewilligt hat, angebracht werde». -j- Der Schauspieler Tcuchcr, Vertreter des Fachs jugend licher Liebhaber, bisher in Freidurg >. B., ist vom Direktor Stäge- mann aus 3 Jahre an das Leipziger Stadttheater cngagirt worden. Herr Teuchcr ist ein Sohn unseres vielgeplagtcn StaduaihL. P Die Eoncerte mit nur eine m Äutornamcn blühen immer liestiger. Außer Beethoven, Brahms :c. tritt nun auch E d m u n d Kretschmer in den Kreis der Programmniünomanen. Diesmal mit einem begreiflichen Moiiv, denn man feiert in seiner engeren Hcimctth am 25. Mürz »>it 15 Nummern den vaterländischen Autor. Das große Eoncert beginnt zu Schluckenau um 5 Ilbr Nachmittags und wird von benachbarten Liedertafel- und gemischten E büren reich unterstützt. -«- Freitag den 31. März aiebl der vorzügliche Chopin-Inter,w t KanimervirtuoS.Hermann Scholtz im .Hotel de Saxe blerseibn ei» eigenes Orchester-Eoncert mit nur Chopin Wer an den be denklichen Folgen der einseitigen BÜlow-Progeamme bisher gczwei- feit hat, sielst wohl »un allmälig ein, wie nölhig die Opposition gegen dies Gebabrcn geworden ist. Kein voruitticiisfreicr Musil gegen dies Gebahrcn geworden freund wird eine Geringachtung Ebopin's darin sehen, wenn man das Zuviel eine? eiiizeinen Autors in einem Eoncert wie einen Zwang empfindet. P Frl. Martha Remuiert, die bekannte Lisztschülerin, gicbt heute über acht Tage im Hotel de Saxe ein Eoncert mir Orchester (Mannöfeldt) mit Liszt's genialem fta-cl»r-Eoncert, der ungarischen Phantasie und Stücken von Weber, Elwpin, Schumann und Bach. P Der findige Impresario Strackosch hat in Mentonc, in dem Hotel, wo die sächsischen Majestäten wohnen und ihnen, wie der engl. Königin Victoria zu Ehre», allsosoit ein Eoncert ver anstaltet mit Frl. Emma Tlmrsbn, der Trebelli. HerrnHofpicuüste» Leo von Mauer und dem Violinvirtuosen Muset. P E i n Faust und zwei Gleichen — das klingt seltsam, kam aber in der Wiener Hofoper am 18. Mär; vor. Vinn gab «bei läufig mit nur müßigem Erfolg- Boito's „Mephistopheles" erstmalig und Frau Lucca sang das Gretcben in den ersten Alien. Dann trat der Regisseur vor. konstaiirte die absolute Heiser'eil der Prima donna und es spielte nun Gleichen Nr. 2, Frau Knp'cr-Bcrger. die Rolle zu Ende. v Im Börscnicialc findet heute die zweite Eliorso «ree de.- K. Eonservatorirunü unter Hm. t»r. Wüllncr statt. Bei dem Rn», den sich diese inusterhasten Produktionen erworben, ivird cs an Theilnalnne nickt fehlen. Die Einnahme dient dem guten Zweäe derIuhiläums-Stiftung, durch deren Aufblühen das Eonscrratorium unterstützt ivird. Es sind jetzt schon 5 Freistellen mw eine ziem licke Zahl einzelner Unterstützungen durch die Stiftung ge schaffen worden. v Jetzt unterstützt auch die cruffcste Wissenschaft die^ Künstler ! Eitelkeit. In einer Sitzung der Mitglieder der Wiener Sternwari.- ! wurde über die Tanse der neuen Asteroiden verhandelt. Ein junger ! Astronom, l>i. Heppcrger. stellte in Anbetracht der Verdienste, welche ! sich die Primadonna Bianca Bianchi um die schöne Kunst des ^ Gesanges erworben, den Antrag, einen der Asteroiden „Bianca ! Bianchi" zu taufen. Der Antrag wurde unter stürmischer Akkla mation zum Beschlüsse erhoben und so scbwebt denn der Stern der ^ Wiener Oper in nnendiicben Sphären. L b Bianchi oder Roscnauer, ^ ist, da cs sich um ein Piäzendeuz handelt, gleich und der gestirnte , Himmel weist vielleicht in Bälde einen Planeren Grünscld over ein Sternbild H. A. Lev» oder Flora Friedenthai auf, oder wenn das Stcrnobjekt sehr schwer sichtbar ist, tauft man's Sarah Bernhardt. Aeuillero«. P Und heilte? Geht man natürlich ins Resrdenztheater! Es tritt da ein gewisser Felix Schwcighofer auf, der ent schiedenes Talent haben soll — und wenn heute kein Platz im Hause leer ist, wird der genannte junge Anfänger wohl einige Wochen sich an Dresden und daü Residenztheatrr fesseln lasse». „Die Jungfrau von Bellevillc", Operette von Millöcker, bildet den Beginn des Gastspieles und da das Haus wegen Kaisers Geburts tag festlich beleuchtet sei» wird, wird in jeder Hinsicht ein froher Abend erwartet,verden können. P Ter Ocsterreichisch - Ungarische Hilfsverein hat durch sein, Eoncert am 20. März an Anseben nur noch gewonnen. Unter Vorantritt Sr.K.H. des Prinzen Georg nahm die gesammte Aristo-! kratie an der Aufführung den erfreulichsten Antheil, der Saal des i Hotel de Sax dingS bewies eingänge und PaM , , ist. Wozu da s. Z. das plötzliche Verbot des Lokales? — Herr Graf Geza Zichy spielte mit der linken Hand Klavier. Die liebcns- Berinischtts. * Was das Kapitel der Eheschließungen in Amerika betrifft, so ist cs merkwürdig, wie viele leichtsinnige, nein, sündhafle Prcdiger cs giebt, die junge Mädchen mit allen Männer», Knaben mit alten Frauen, oder zwei unwissende, närrische .«linder, die nie! l wissen, was sie ibim. mit einander verbinden. In Westcvoir v.« mühltc ein gewisser Pfarrer Bowen ein zwölfnibrlges Mädchen mit ihrem 60 jährigen Stiefvater Shores. Beide Männer sind in's Ge fängnis! geworsen und bestraft worden. Das Kind wurde von dem Alten geschieden, ließ sich aber leider nach ein paar Tagen mir einem 16 jährigen Knaben trauen. * Ein »eues Maß. Lehrer: „Wie heißt daö größte Lang» n- maß?" — Fritz: ..Kilometer." — Lehrer: „Nun und wie beißt das größte Hohl und Flüssigkcitsmaß? Zinn wer weiß cs? Wie heißt das, wohin z. B. das »leiste Bier oder Wein gebt? Na — Wittbs- jakob, sag' Du's!" — Iatob: „Ein Geometer Abends ein getroffene Börsen Mär,. «o.so. e : Bß - NI- ...?I ' HG kl I i", «A » bl' - M««it lProdlillk»-, LI. scsi. TpirtM« Miirz MaSAuMt Nl.kü, scsi. «mftkrvam tProtukle»). LI.M-rj. Roggen ML>-g ISS, Mo! ivl. «kitzln«!.) Wcl-cn MSrz "0.K0. Mat-Äugnsl —, «es!. Rilbbi Mai-Augusi Mürz S»,i5, (Schlich.) Siegen Mül) SN, Mai ML.
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