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Dresdner Nachrichten : 03.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-03
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.02.1874
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Mu»,eni I p,r. :SS000«»l V«r »>« «««-ab, «inge. sindter Manulrrlpl" «E jlch dt« Rkdacttsil «Ich» »rdtndltch. Insernleii.IInngdme au». Wärt»! üaa»a»i,1ata uv» In Hamdurg. «er- UN, »Men, LelpUg. Valet, vrellau, nranksuri a. M. — La», t»»»« in Berit». Letpjta. BNen. Lamdiira. Nrantfull a. M.. Mun> Jeru — v»ut,a » Co. tn geanlsurt a. M. — »r. v«ir» tn tldemnt». — U». «at„.e » ca. in v Hart». Rr.L4. Sicuiizchnter Jahrgang. Tageblatt snr Unterhaltung »nd Geschästsverlehr Druck und Sigenthum der Herausgeber: Lttpsch ^ Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt. a»ffe e »i» «dd. S Uhr. Der Raum einer ein IpqMaen güllPili fallet » Pia. Stnaetandl dt« gelte » ilgr. «tne »««inlle tllr da» nitchslläaiae »rlche>- nen der Inserate wird nicht geg.de>>. Aulwilrttge ilienoncen- Austrti»« von unlundc- kaanten Mrmen u. V»- Ionen tnsertren wir nur gegen Pränumerando gadtung durch vli ^ marke» oder Posieinj'». lung. S Silbe» kalt u t>/, Mar. «»»wärt >e kännen die ga-lu«, auch »u> ein« DretbncrMrn,» anweilen. Die ck-.g. MItredacleur: Ur. Ln»l> Für das Feuilleton: Dresden, Dienstag, 3. Februar 1874. Politisches. Einigermaßen umdüste»,» sich augenblicklich die Beziehungen Deutschland zum Auslande. Mit drei Staaten: Frankreich, Belgien und Italien häkelt die Politik Bismarcks. Bekannt sind die Be schwerden der Reichsregierung über die aufreizende Sprache der clcri- calen Presse Frankreichs; ebenso bekannt ist der Erfolg dieser Be schwerden — die Unterdrückung dieser Presse. Weniger glücklich verläuft der Feldzug Bismarcks gegen die clericalen Zeitungen Bel giens. Auch aus diesem Lande versenden unablässig die Ultramon tanen ihre giftigen Pfeile gegen die ViSmarckische Politik. Der Reichskanzler beschwerte sich hierüber bei der belgischen Regierung. Diese erklärte wiederholt: in Belgien bestehe Preßfreiheit, sie könne Nichts thun. Aber so möge sie wenigstens die belgischen Bischöfe zügeln, ergänzt Bismarck sein Drängen. Auch dazu erklärt sich jene Regierung außer Stande. Im Grunde genommen ist Bismarck gegen diese Angriffe etwas zu empfindlich. Wmn es ihm wohlthut, daß di« Protestanten Englands in großartigen Versammlungen ihre Sympathie in seinem Kampfe gegen die Clericalen versichern, so muß er es andererseits auch mit in den Kauf nehmen, wenn der bel gische Bischof von Mecheln seinem Amtsbruder in Christo, dem Erz bischof LedochowSki, ermunternde Briefe schreibt. Die Nordd. Allg. Ztg. erklärt nun im Namen Bismarcks: „Im Interesse des Friedens müssen wir wünschen, womöglich vorzusorgen, daß die Nachbarstaaten in weltlichen Angelegenheiten nicht der Priesterherrschaft dienstbar werden. Wir haben keine anderen Mittel, als freundschaftliche Rath schläge. Kein Mittel der höflichen und freundlichen Ueberredung soll unversucht bleiben, um Frankreich und Belgien in einer Richtung ihrer souveränen Entschließung zu bestärken, welche geeignet ist, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen friedliebenden Nationen zu verbürgen." Wenn nun aber Frankreich und Belgien mit dem Joche der Pnesterherrschaft gar nicht so unzufrieden sind, so wird Bismarck nicht viel dagegen anfangen lönnen. Besonders unerquicklich ist jetzt sein Verhältniß zu Italien. Als die Clericalen in Frankreich Mac Mahvn auf den Präsidentenstuhl erhoben, um ihn zu einem Kreuzzug gegen Italien zu begeistern, suchte das geängstete Italien Schutz bei Deutschland. Victor Emanuel unternahm seine Reise nach Berlin; er rersprach Bismarcken Alles, was dieser begehrte: Kirchengesetze nach preußischem Muster, ein Ge setz über die Vorbildung der katholischen Geistlichkeit, die Bestrafung Lamarmora'S, d. h. feine Streichung aus den Listen der Generäle und ein Gesetz, das in Zukunft ähnliche Indiskretion« unmöglich machen sollte. In Versailles erkannte man gar bald, daß ein deutsch italienisches Bündniß in der Luft liege und man zog dort die cleri- calen Hörner gegen Italien ein. Die Franzosen bekannten sich aus einmal zu einer friedlicheren Politik gegen Italien, und der Minister des Aeußeren, Herzog von Tecazes, vcrstieg sich auf der Tribüne der Versailler Nationalversammlung zu einer officiellen Anerkennung des ,Hurch die Umstände" geeinten Italiens. Als die Italiener soweit waren, warfen sie die schlau getragene Maske der Ergebenheit und Dankbarkeit gegen Deutschland ab; von preußischen Kirchengesetzen, von Degradation Lamarmora'S, von einer Ergänzung des italienischen Strafgesetzbuchs durch einen Paragraph über Bestrafung des Miß brauchs des Amtsgeheimnisses, war auf einmal keine Rede mehr. Ja, die französischen Sympathien brechen jetzt in ungestünier Weise durch, Lamarmora ist seinen Landsleuten ein Ehrenmann durch und durch, er wird eine Art Nationalhciliger, und wenn er als Deputirter in die Kammer treten sollte, so darf er sich eines begeisterten Zulaufs versichert halten. Aber Victor Emanuel, der König-Ehrenmann? Je nun! Wer wüßte nicht, daß er im innersten Herzen dem Papste Abbitte dafür leistet, daß er ihn Nom'ü beraubt hat? Kein glücklicherer Moment für den König, als wenn er sich mit dem Papste auvsöhnen könnte! Und augenblicklich arbeiten die Franzosen allen Ernstes an einer sol chen Aussöhnung, die t cm Papste die Souveränität über den Stadt bezirk von Rom zurückgiebt und dennoch gestattet, daß die ewige Stadt die ideelle Capitale des geeinten Reiches bleibe, so zwar, daß die gro ßen Vert.ctungökörper des Reiches nach wie vor unter dem unmittel baren Schutze der geistlichen Macht der Nachfolger Petri in Rom tagen dürften. Bei solcher Perspective kümmert sich der König- Ehrenmann den Kuluk um das Bündniß mit Deutschland. Was aber Lamarmora anlangt, so ist es Thatsache, daß die ganze diplo malische Corrcspondcnz der Jahre 1865 und 1866 bis zum Austritt Lamarmora» im italienischen Ministerium des Aeußeren fehlt. Das Geheimniß ist blos, ob Lamarmora dieselbe sich widerrechtlich ange eignet und vernichtet, oder abschriftlich zurückbchalten und die Origi nale im Archive des Kriegsministeriums niedergelegt hat. So un glaublich es ist, daß ein abtretender Minister die Staatsacten mit sich nimmt, so wahr ist es. Alle diese Thatsachcn zusammen: der Lamarmorafall, die ver suchte Versöhnung Victor Emanuels mit dem Papste, das im Ent stehen begriffene französisch-italienische Bündniß, die giftigen Artikel der'fraiizösischcn und der belgischen Presse sind nicht gerade geeignet, ven Zusammentritt des Reichstags unter rosigen Verhältnissen er folgen zu lassen. Einen Krieg sehen wir hieraus sich nicht entwickeln, aber eine Anzahl diplomatischer Schachzüge und Correspondenzen, sowie eine hoffentlich nicht zu weitgehende Beunruhigung der Ge müter. Trotz aller Ableugnungen sind cs doch die Nachwirkungen ver fehlter Börsenspekulationen gewesen, die den populären General von Gablenz zum Selbstmorde trieben, der, als Randbemerkung sei es hier notirt, in Zürich beinahe zu derselben Stunde erfolgte, als das Herrenhaus zu Wien den General in die Commission für die Land- wehrvorlagen wählte. Die finanziellen Skandale in Oesterreich sind nrit diesen» Pistolenschuß keineswegs vorüber. In Krakau stellte sich dein Gerichte ein Advokat, l)c. Wyrobeck, mit derEelbstdenunciation, von der Concursmasse im Kirchmayer'schen Bankerotte 78,OM Gul den zu Börsenspekulationen verwendet zu haben. Ein nobler Maffen- vertreter! Statt daü Interesse der ohnehin beklagenswerthen Con- curSgläubiger zu vertreten, greift er selbst die geringen Aktiven an. Ferner ist ein Mitglied des österreichischen Herrenhauses, Träger eines alten gräflichen Namens und Jirhaber der GeheimrathSwürde als VerwaltungSrath mehrerer fallite» Banken in di« gegen dieselben eingeleiteten Untersuchungen verwickelt worden. Obgleich der Graf, der dereits ein Alter von 76 Jahren erreicht hat, nachwies, daß er die Verwaltungsrathssitzungen gar nicht besucht habe, wurde doch sein Name aus den Listen der Geheimräthe gestrichen; gleichzeitig wurde von Seiten der Staatsanwaltschaft beim Herrenhaus der Antrag eingebracht, die strafgerichtliche Verfolgung des Grafen zu gestatten. Der Gemüthszustand des „alten Mannes" soll ein derartiger sein, daß man zweifelt, ob eine Vernehmung mög lich wird. Wien selbst ist auf's Aeußerste beunruhigt. Seit vierzehn Tagen werden allnächtlich in verschiedenen Stadttheilen Plakate an geschlagen, die bald gegen dm Reichsrath, bald gegen die Börsen barone und Geldaristokraten, bald gegen den Kaiser gerichtet sind. Die Polizei hat jeden Morgm alle Hände voll zu thun, die Plakate, welche bald geschrieben, bald gedruckt sind, zu entfernen. Man spricht von Arbeiter-Massendemonstrationen. Die Noch ist groß genug, 1b,OM Arbeiter und 80M Commis und kleinere Beamte sind ohne Brod und ein Umzug dieser Aermsten, justament in der tollen Faschingszeit, kann allerdings die Lebenslust selbst der Wimer ängstigen. LocalrS «nd Sächsisches. — Ueber den Aufenthalt des Königspaares in Leipzig tragen wir noch nach dem „Dr. I." Folgendes nach: Am Sonnabend Hal en die Majestäten einem Concerte im neuen Theater beigewohnt. Das glänzende, volle Haus empfing sie begeistert, Frl. Haverlandt sprach einen Prolog; am Concerte wirkten die besten Kräfte der Leipziger Bühne mit, FrauPeschka-Leutncr, Frl. Mahlknecht, dieHerrenGura und Reß. Die Vorstellung befriedigte das hohe Paar; nach der selben fand große Assembler im könial. Theater statt. Am Sonntage verließen die hohen Herrschaften Leipzig. Der König schritt die Fronte der ausgestellten Ehrencompagnie ab. Im Königssalon dankte Se. Majestät zugleich im Namen der Königin für den ihnm zu Theil «wordenen herzlichen Empfang, und schieden, begleitet von einem och, das Bü.-ger»ueift« V^K«ch ausg»bracht hatte, won der-«st ündlichen Stadt Leipzig. Ihr Oberhaupt ist beauftragt worden, dm Einwohnern Leipzigs dm Dank der Majestäten für die ihnm während ihres Aufenthalts in Leipzig dargebrachten Beweise von treuer Liebe und Anhänglichkeit kuvd zu gebm. Der sächsisch« Gesandte am Berliner Hofe von Nostitz- Wawllitz überreichte am Freitag Nachmittag dem Kaiser in einer besonderen Audienz seine Kreditive. In «die hiesige k. russische Gesandtschaft ist neuerdings als Attache ein tzHerr von Lissanewitsch aus St. Petersburg eingetreten. — Belm Landtage Ist eln k.Decret elngegangen, das sich auf daS Zusammenbiciben der Finanz- und der Steucrbcputa- tioncn beider Kammern während der Vertagung des Landtages, die durch den Reichstag veranlaßt wird, bezieht. Gestern beriech die 2. Kammer daS Cultuöbudget. Aba. Ilr. Wigard eröffiiete die Generaldebatte inlt einer allgemeinen Betrachtung, ob jetzt noch ein beiondereS CultuSmlnisterinm nothwendlg lei. Jede Kirchcngemclnschast, die nicht gegen die Sittlichkeit verstoße, sei alö gleichberechtigt anzucrkcnncn. Gegen taS Icsuilengesetz zabe er Im Reichstage gestimmt und bereue taS nicht, renn daS cl ein Ausnahmegesetz »nd mit solchen nütze inan nichts; eögebe a doch noch Jesuiten In Sachsen. Er wünsche keine Bevorzug ung einer Eonicssion; Klöster seien, als gegen daS sittliche Prlnclp der Arbeit verstoßend, auiz»bcdc». Er verlangt voll- siäntige Trennung ter Kirche vom Staate und ter Schule, vr. Hahn: Zur Hebung re» Bildung, zur Besserung der Lage Lehrer habe Negierung und Kammer gern die Hand geboten: best' " der timmt. WaS ein Poli seinen Blldungöanstaltcn zu,vcnde, kehre mit Zinsen zu ihin zu auch jetzt seien betciitciibe Mittel dazu rück. Daö sächsische Volköschulweicn sei auf her Wiener Welt ausstellung als inuslergiltig anerkannt Worten. Er hoffe, taß der Eultuömlnlslcr nach tein Jnslcbcntretcn deS Schulgesetzes ein Gesetz über taS höhere Umerrichtswcsen vvrbcreite. Or. Bie dermann: Die Liberalen, die an» vorigen Landtage daS Schul gesetz verworfen, sollten beute die Mittel zur Ausführung dieses Gesetzes bewillige» — gewiß eine schwere Zumuthung und um so schwerer, dg in »wischen andere deutsche Staate» die conlcsslonS- lose Schult, gegen die sich die sächsische Regierung tv sehr ge stemmt. clngembrt hätten. Retner tatest entscbleken tle Anwen dung tcS bekannten Art. !»2 zur Publikation deS Schulgesetzes. Nur mit Rücksicht darauf, daß ohne daü Schulgesetz auch die an- tcrcn L'erwaltnngß- und Organlsaticnögcsctze clngelührt werden könnten, würde er heule die Mittel zur Ausführung deS Schul gesetzes nicht verweigern. — Minister 1)r. von Gerber: DaS Schulgesetz, sobald cS in'S Leben getreten sei, werbe auch seine jetzigen Gegner versöhnen; cS entspreche den Bedürfnissen Sach sens. ES sei daS Programm, nach welchem der Untcrrichtö- mlnlster künftig daS Volksschulwrsen rcsorinircn werde. Freilich enthalte cS eine solche Summe von Aufgaben, baß eS viele Jahre zun» Sichelnleben bctürse. Die nothwenblgen Institutionen in de» einzelnen Gemeinten sc'en nicht so bald beschafft. Die För derung deS Volköschulwescno cUordcre tle höchste Anspannung aller Kräfte des Ministeriums »nid die redlichste Hingebung. Mit Freuden unterziehe er sich dieser Ausgabe, Namentlich hoffe er von den BezirkSichlilinspectorcii Unterstützung seines guten Willens. Mit diesem VolkSschulgcsetzc, als der elcincntarstcn Arbeit zur Hebung der Blltung, habe er begonnen, aber auch den anderen Unterricht nicht außer Angen gelassen. So habe er, unter dan- kenSwcrther Mitwirkung des Bundckmetlcinal-EollegS, eine " stnlktlon über bessere GcsundheitSpficge in der Schule erla Ferner habe er die am letzten Landtage erhobenen Beschwer! über zu große ArvcltSIast der Realschüler, eine als berechtigt an erkannte Klage, gemlnkrrt und den RealschulkursuS envcitert; weitcr daö Lenrzlrl in den Seminaren erhöbt und beträchtliches RUitcrial zur Reorganisation dev höheren Töchtcrschulwcsenö vor» bereitet. Er trage fick, mit dem Plane. einem künftigen Landtage ein Gesetz über taS gesammtc höhere Schulwesen vorznlcaen. Diese schwierige, vcram,vortungöreiche Arbeit dürfe sekoch nicht übereilt werken. Zu ihrer Vollendung. so schloß der Minister keine Rede unter dem Beifall der Rechten, ich aber Zelt. Fehlgriffe hierbei würden sich schwer rächen. Aber ich sebne mich nach dein Momente, wo ich den Plcm, den ich mir für meine Verwaltung vorgezeichnel habe: ein Gesetz über daS höhere Schulwesen, mit dem Aufgebote aller meiner Kräfte, soweit gefördert habe, baß ich Ihnen diesen Ent wurf vorlegen kann. - Abg. Ktrbach beklagt lebhaft, daß taS Ministerium daS Schulgesetz publicirt bade. Der Paragraph von der conscssionellen Volksschule widerspreche sowohl der sächsischen Verfassung als den ReichSgcsetze», cr sei ei», Eingriff i» die Glau bens- und GcwissenSirclheit. Die Regierung habe »nehr Achtung vor dem Willen der Volksvertretung beweisen sollen. iLcho! rechts.» Auch tadle cr eS entschieden, baß sie nicht die Instruction über die Art. wie künitig daS LandcSconMorium die Uebcrwachung bcö Religionsunterrichts tn der Volksschule auöübe, dem Land tage zur Genehmigung vorgelegt habe. — Ueber letzteren Punkt entipinnt sich einige Debatte, in ter Minister v. Gerber er klärt : naturgemäß müsse diese Instruction zunächst der Synode vorgelegt werden, die nach dem jetzigen Landtage elnzuberusen sei; dann solle sie auch zur Controle an den Landtag gelangen. 0r. Biedermann und Ktrbach finden ein solches Vorgehen nicht in der Ordnung. — Damit schließt die Generaldebatte^ Ueber die Specialdrbatte berichten wir morgen. — Schluß des Berichtes des Abgeordneten Starke-Mitüveida über da» Cultusbudget. Bei dm Schullehrerseminarm hat die Deputation die Mittel, wie dem Lehrermangel zu begegnen, erwogen. Die Regierung hat erklärt, daß wmn die Seminare in Oschatz, Schneeberg, Löbau und Plauen, die jetzt »roch nicht in allen Elasten aufgebaut seien, künftig jährlich 80 Lehrer entlassen werden, dann im Vereine mit den auf den übrigen Seminaren gebildeten Lehrern dem Lehrermangel abgeholfen sein werde. Der Zuzug der Schüler zu den Seminar« ist ein sehr reger; die Regierung will 116 Frei stellen s 50 Thlr. für Unbemittelte gründen und sie wird ermächtigt, diese Anzahl Freistellen nach Bedürfniß noch angemessen zu ver mehren. Zur Erwägung der Regierung werden Anträge der Abg. Uhle und Penzig übergeben, wonach Gymnasiasten, die bis Ober- secunda gekommen sind, sowie Realschüler, die das Reife- zeugniß zum Freiwilligen - Militärdienste beibringm, sowie sonst geeignete junge Leute Freistellen im Seminar erhalten gegm die Verpflichtung, 3 Jahre nach bestandener Lehrerprüfung die Stelle eines Volksschullehrers in Sachsen zu bekleiden. Der CultuSminister hat gern diese Erwägungm, sowie die Gründung von Lehrerinnen- seminarm zugesagt. Die Deputation empfiehlt die Normirung der Gehalte der Seminardirektorm auf 1625 Thlr. und der Semmar- lehrer auf durchschnittlich S20 Thlr., ferner die Mehüostm für den dankmSwerthen Unterricht in der Gabelsbergerschm Stenographie, 2200 Thlr. und zuletzt dm Etat der Seminare nrit 188,246 Thlr.' zur Bewilligung. Der Etat der Vollsschulm ist von 196,950 auf 380,475 Thlr. gestiegen, infolge der größeren Unterstützung armer Schulgemeinden 80,000 Thlr., zur Unterstützung der künftigen Fortbildungsschulen jährlich 6500 Thlr., durch die größeren Zu schüsse zu dm PmfionSkafsm 62,OM Thlr. und durch die neuen BezirkSschulinspectorm. Die vor dem Gesetze von 1872 pmfionirtm Lehrerwittwm und Waisen sollen denen nach diesem Gesetze pmfio nirtm gleichgestellt werden. 760 LehrerSwittwm erhielten bisher durchschnittlich 80 Thlr. Pension, in Zukunft 102 Thlr., 514 Lehrerwaisen bisher durchschnittlich 17 Thlr., künftig 22^/g Thlr. Auf Antrag des Abg. Penzig sollen auch die 27 LehrerSwittwm, deren Ehcgattm vor 1840 verstorben sind, und die bisher keinen Pensionsanspruch hatten, sondern nur von der Gnade des CultuS- ministeriums abhängig waren, nach dem 72er Gesetze Pension er halten. Der Staatszuschuß zum Pensionsfonds der Lehrer selbst wird um 47,500 auf 110,000 Thlr. erhöht. Von ihm erhalten nämlich künftig auch die Gymnasial-, Seminar- und Taubstummm- lehrer und die 130 vor dem 72er Gesetze pensionirten Lehrer' Pen sion. — Die Regierung wollte ursprünglich 33 Bezirköschulinspec- toren schaffen, ermäßigte aber ihrm Vorschlag auf 25, die Deputa tion hält jedoch 19 für vollkommen ausreichend. Es giebt nämlich jetzt in Sachsen gegen 2150 Schulen mit 429,670 Kindern und 5000 künftig 55M Lehrern. Auf 1 Schulinspector kommm etwa 113 Schulen mit 22,6M Kindern und 276 Lehrern, was die De putation nicht für eine zu große Arbeitslast hält.' Sie schlägt daher folgende 19 Schulbezirke vor: Zittau-Löbau mit 118,115 Einwoh nern, Bautzen-Camenz mit 142,018 Eimv., Dresden-!Landkreis) Dippoldisivalde mit 124,641 Einw., Pirna mit 96,307 Einw., Tharandt-Freiberg mit 144,943 Einw., Meißen-Großenhain mit 134,615 Einw., LeipzigcrLandkreis mit 107,599 Einw., Borna- Grimma mit 117,267 Einw., Oschatz-Döbeln mit 132,140 Einw., Mittweida Rochlitz mit 125,446 Einw., Landkreis Chemnitz mit 119,239 Einw., Stadt Chcmnitz-Augustusburg mit 142,958 Einw., Marienbcrg-Annabcrg mit 131,188 Einw., Zwickau-Crimmitschau mit 153,037 Einw., Schwarzenberg-Auerbach mit 132,675 Einw., Plauen-Oelsnitz mit 148,638 Einw., Schönburgische Rezeßherr- schaften mit 131,328 Einw., Stadt Dresden mit 177,089 Einw., Stadt Leipzig mit IM,925 Einw. Der feste Gehalt mit Expedi tionsaufwand eines Bezirksschulinspectors, jedoch excl. des besonders zu liquidirendcn Reiseaufwandcs soll durchschnittlich 2200 Thlr. be tragen. — Für katholische Kirchen, Schulen und »vohlthätige An stalten sollen 13,267 Thlr. bewilligt werden. Ueber die Bildung katholischer Geistlicher am sogenannten „Wendischen Seminare" zu Prag hat die Regierung beruhigende Auskunft gegeben. Es ist dies eine Stiftung sächsischer katholischer Geistlicher, giebt katholischen Studenten freie Verpflegung und Aufenthalt und steht unter der Leitung eines deutschen Geistlichen, den der Dekan in Bautzen an- stcllt. Die betreffenden Jünglinge werden an den, Gymnasium und der Universität in Prag genügend vorgebildet. Die übrigen Petitionen dieses Budgettheils ^Beiträge für die Taubstummen-An- stalten, den israelitischen CultuS, die Deutsch-Katholiken u. s. haben keinen Anlaß zu Erinnerungen geboten. — Ueber die angehende Mcrtclguldcn-Miscre geht der „B. W. Z." nachstehende ebenso zeitgemäße als treffende Erörterung zu: >Jhr geschätztes Blatt hat im vorigen Jahre sehr belehrende Artikel l über die RnchSwährung gebracht, auch dargelcgt, weshalb der oster.
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