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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030621013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903062101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903062101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-21
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.06.1903
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. roll- kagelohn zurück- versichrrung für die Reatebaubetneb« der Stadt Düsseldorf für den Verletzten nach Beendigung de» Heilverfahren» die reute fest. Da der Lohn hinter dem ortsüblichen Tc blieb, berechnete sie gemäß 8 10 Abs aesetze» als JahresarbcitSverdienst den üblichen TagclohnS, also 300X3 Mk stützung de» Aroeitersekretariot» der Düsseldorfer Gewerkvereine legte der verletzte gegen den Bescheid Berufung an da» Düsseldorfer Schiedsgericht ein und führte an der Land der Motive de» Gesetze» au», daß der Reichstag, bei Beratung lener Bestimmung keineswegs beabsichtigt habe, auch die Opfer schlechter Erwerbsverhältnisse »och durch eine verminderte Rente »u schädigen. In solchen Zöllen müsse vielmehr der Abs. 3 de» genannten Paragraphen, und zw« dessen letzter Teil, in Wirksamkeit treten, der sagt, daß bei dem Nichtvorhandensein eine» gleichartigen Arbeiters der- ieniae Verdienst al» JahreSarbeitsvervienft zu betrachten sei. den der Derlatzte ein Jahr vor dem Unfälle nachweislich bezogen. Sollte aber die Anwendung dieses Satzes nicht zulässig erscheinen, so müsse der erste Satz des Absatzes herangezogen werden, wonach der Verdienst eine» gleichartigen Arbeiters in ähnlichen Betrieben der Berechnung zugrunde zu legen ist. Da» Urteil erkannte auf Bemessung nach dem Jahresarbeitsverdienst eines städtischen ÄegearbelterS in Höhe von 9S3 Mk. — Der Sächsische Landesverband gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hielt am 18. Juni Jahresversammlung in Bautzen ab. teilwc' Provinzialverein für innere Mission. In Dresden geleiteten Mitgliederversammlung wurden vom zweiten Vorsitzenden, Amtsrichter a. D. Dr. Esche, zunächst die Gründe entwickelt, aus denen der Sächsische Landesverband sich dem Deut «N Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke nicht an gliedert habe, sondern als selbständige O »geistiger Getränke hielt am 18. Juni seine mlung in Bautzen ab. teilweise gemeinsam mit dem ein für innere Mission. In der von Dr. Meiner!- direktion der Staatseisenbahnen an den Landesverband um ein das Elsenbahnpersonal vor dem übertriebenen und unzeitigen Alkoholgenuß warnendes Merkblatt, sowie ui» regelmäßige von Rednern des Verbandes vor den Beamten und Arbeitern der StaatSeisenbabnen zu haltende ärztliche Vorträge. Mit solchen soll im Herbst »n Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Bauden begonnen werden Das Kultusministerium ist vom Landesverband um einen Erlas; gegen die Verabreichung von alkoholhaltigen Getränken an Kinder auf Schulspaziergängen und bei Schulfesten angegangen worden. Beim Verein zur Begrün- duna und Unterhaltung von Volkshcilstättcn für Lungenkranke im Königreich Sachsen soll seitens des Landesverbandes beantragt werden., alkoholische Getränke sauber ärztlich vcrordnetens aus den Volkshellstätten für Lungenkranke ailszmchlicßen und deren Genuß auch dem Personal zu untersagen. Einer- der wichtigsten Beschlüsse betraf die endliche Errichtung einer öffentlichen Heilstätte für Alkoholkranke. Diese soll noch in diesem Sommer in Großsedlitz bei Pirna eröffnet werden. Für die nächste Jahres versammlung ist Chemnitz in Aussicht genommen. Der Mit- gliedervcrsammlung folgten zwei öffentliche Veranstaltungen, auf deren erster Professor Dr. mcd. Adolf Schmidt, Oberarzt am Stadtkrankenhause Drcsden-Zriedrichsladt, über „Der Alkohol als Krankheitsursache" sprach. In der öffentlichen Abendvcrsammlung ging Prof. Adolf Schmidt kurz auf die Frage ein: „Brauchen wir den Alkohol zu unserer Ernährung, Erwärmung und Belebung?", während nach ihm den durch Lichtbilder erläuterten eigentliche» Vortrag des Abends über „Die Alkoholgcsahr" Pastor Seltmann aus Tbammenhain, ein Blaukrcuzler, hielt. Beiden Vorträgen wurde lebhafter Beifall gespendet. Die von Pastor Häbler vor- geschlagcne Wicderbclebun " ' ^ ' zirksvereins freudig begr! — Ein Komitee, dem hervorragende Militärpersoncn der deutschen Arincc und Offizicrsdamen angehören, erläßt einen Ausruf zur Begründung von Heimstätten für bedürftige Töchter von verstorbenen Offizieren und höheren Beamten. Ter Aufruf sagt: Das Komitee richtet an alle, ivclche für die meist verborgene große Not vieler Töchter aus unseren ersten Gesellschaftskreisen ein warmes Herz haben, die innige Bitte, durch Beitritt zu einem neu zu begründenden Verein und durch Darreichung von Gaben die Beschaffung eines Fonds zur Errichtung von Heimstätten für bedürftige Töchter von ver storbenen Offizieren und höheren Beamten kräftig unterstützen zu wollen. Die Wirksamkeit des Vereins soll sich über unser ganzes deutsches Vaterland ausdchnen. Um Mitglied des Ver eins zu werden, genügt bereits der geringe Jahresbeitrag von 3 Mark. Höhere Jahresbeiträge sind hochwillkommen. Ein malige Zahlung von 100 Mark erwirbt die Mitgliedschaft auf Lebenszeit. Außerordentliche Zuwendungen werden mit Dank an genommen; auch wird auf letztwilliae Vermächtnisse gehofft. Zahlungen können entweder an ein Mitglied des Vereins, welches mit einer von der Vorsitzenden unterschriebenen und gestempelten Liste versehen ist, erfolgen, oder an den Schatzmeister. Bankier Paul Krause. Berlin lKIV., Dorotheenstraße 38/39, gesandt werden. Das vorbereitende Komitee besteht aus: Frau Generalleutnant K'üper geb. Haxthausen als Vorsitzende, Frau Staatssekretär v. Stephan geb. Balde als erste und Frau Major Lübeck geb. v. d. Lühe als zweite stellvertretende Vorsitzende, Herrn Guts besitzer Behrens, Herrn Fürstbischöflichen Delegat, Probst und Prälat Neuber, Herrn Hosvrcdiger Ohly, Herrn Oberst z. D. Richter als Schriftführer, Herrn Amtsrichter Altmann als stell vertretendem Schriftführer, Herrn Bankier Kraust als Schatz meister und Herrn Hauptmann a. D. v. Besser als stellvertretendem Schatzmeister, sämtlich m Berlin. — Zur Auffindung der Leiche des am 13. d. M. crmor deten Lehrlings Fritz Schubarth aus Vorstadt Plauen wird noch berichtet: Der an einer tiefen Stelle im Wehre der Weißeritz liegende Körper wurde von einem Mühlenbcamtcn entdeckt, der eine Hand aus dem Wasser hcrvorragen sah. Unter leib und Hals des Ermordeten waren mit Stricken umwunden, an denen schwere Steine aus dem benachbarten Stclubruche hingen. Oberhalb der Fundstelle erregte ein zertretenes Kornfeld die Aufmerksamkeit der die Besichtigung der Leiche vornehmcndc» Staatsanivaltschaft. Man fand dort abgerissene Knöpfe, Reste von Kleidungsstücken und aH sicheres Zeichen dafür, daß der junge Mann an dieser Stelle erwürgt worden sein mußte, den leeren Beutel, in welchem er die 850 Mark getragen hatte. Bei näherer Besichtigung der Leiche, die in Gegenwart des unglücklichen Vaters vorgenommen tvurde, gewahrte man noch eine Kornähre, die bei der Strangulation am Halse hängen geblieben war. Dem Mörder scheint zur Durchsuchung der Leiche keine Zeit geblieben zu sein, sonst hatte er wohl auch die 31 Mark an sich genommen, die man noch in den Kleidern des Ermordeten fand. Der Kutscher Grellmann in Coschütz, den man am Vormittag des Mordtages in ausfälliger Begleitung des Lehrlings gesehen hatte und der deshalb als der Tat verdächtig sofort verhaftet wurve, leugne; jede Täterschaft; er zeigte bei seiner Vorführung vor die Leiche keine Ergriffenheit oder Erregtheit und bejahte die an ihn ge richtete Frage, ob er den Ermordeten kenne. Allgemeines Mit leid bringt man den hochgeachteten Eltern des Ermordeten ent gegen, die erst vor drei Jahren eine 15jährige Tochter durch od verloren haben. Rätselhaft bleibt zunächst, wie der i,icr -oei,au ge,penocr. rvie von Pa,tor Vamer vor- Wiederbelebung des 1887 eingeichlasenen Bautzuer Bc- gcgen den Mißbrauch geistiger Getränke wurde rüßt. Demselben traten sofort 27 Mitglieder dcl. ng an den Ort der Tat kommen konnte, denn dieser liegt abseits von dem Wege, den er einschlagcn muPle, um vom Lehrlin Bureau seiner Dienstherren nach dem Neubau zu gelängen. Dies ist auch der Grud, weshalb die Mordtat so spät erst und durch Zufall entdeckt wurde denn die seit dem Verschwinden Schubarths angestellten polizeilichen Nachforschungen haben sich naturgemäß nur auf die Umgebung de» von Sch. mutmaßlich etngeschlagenen Weges erstreckt. — Einen unerhörten Unfug, beging am Freitag abend ein Automobilfahrer an der Ecke der Bautzner- und Kur- fürstenstraße in Neustadt. Nicht nur. daß das im schärfsten Tempo vom Albertplatz beransausende Gefährt an der Straßenkreuzung nicht im Geringsten langsamer fuhr, der Insasse — oder seine Nachbarin — hatte sogar die kaum glaubliche Verwegenheit, dte ihm an jener Stelle nicht rasch genug zur Seite springenden Paffanten mit einer Patrone ,u verscheuchen. Der laute, kchnß- abnliche Krack der explodierenden Patrone erschreckte das Publi kum. insbesondere Frauen dermaßen, daß sofort ein Zusammenlauf entstand. Der herveieilende Gendarm konnte dem längst in der Kursürstenstraße entschwundenen Automobil nichts mehr anhaben. er sammelte aber von verschiedenen Herren, die Zeugen de» Vor falls waren. Namen und Karten ein, um seiner Anzeige mehr Nachdruck verleiben zu können. ES wäre wirklich an der Zeit, daß da» Publikum gegen dte brutale» Rücksichtslosigkeiten solcher Automobil-Rowdies geschützt würde. Wie eine Dame versichert«, tit «S nicht da« erste Mal. daß von demselben Geführt au» solche Roheiten verübt worden sind. — Der Verband deutscher Bahnärzte hat eine Unterabteilung ür Sachsen unter dem Nomen Verband sächsischer Bahn- rzte mit dem Sitze in Leipzig gebildet. Der Verband bezweckt die Förderung der Gesundheitspflege bei der Eisenbahn, die Re gelung der ärztlichen Angelegenheiten bei der Eisenbahn in einer ür Verwaltung, Beamte und Aerzte zweckmäßigen und gedeihlichen Neffe, die Förderung der persönlichen Beziehungen der Bahnärzte untereinander und der Bestrebungen de» Zentralverbandes. Bor- sitzender de» sächsischen Verbandes ist Herr Dr. med. Sonnenkalb m Leipzig. — Nächsten Donnerstag, den 2b. d. M., findet in der hiesigen König!. Blindenanstalt da» Olsufieff-Fest in der üblichen Weise statt. — Ein Leler unseres Blattes lendet uns folgende Postkarte ä. ä. „Dnala. Kamerun, 13. 5. 03": „Lieber Fiennd! Ich habe, den bekannt bei Jahnnks Ebambe erkunde». Und eS freute mich ehr über ich rin solcher Freund von Deutschland zu haben, de»» ich wollte ein solcher Freund von ihr Staat haben. Aber Verliebe Gott hat das getan, bainlt wir beide Freundlich sein sollen. Aber wenn du mir einen Brief zurückgeschickt hast, dann werde ich dir viele schreiben und sende». Ich bitte für eine Grainattk, damit ich aiidenke. daß du mir einem Brief schicken werden. Deine Antwort sogleich. Schönen Gruß H. David Etoke, Bouaku, Duala." — Ter ante Kameruner hat sich offenbar schon viel Müde gegeben, deutsch zu lerne», aber der Wunsch „für eine Grainatik" rst voll berechtigt. — I» Vorstadt Naußlitz hat am Mittwoch nachmittag ein Arbeiter einem Mädchen aus einer Flasche Salzsäure auf die Kleidung gegossen, lodnß letztere ganz verbrannt und zu weiterem Trage» »ubranchbar geworden ist. Die Tcst kann nur aus Lust am gewalttätigen Zerstören begangen sei». — Heute nachmittag 5 uhr soll die Einweihung des auf den herrlichen Cossebaude-Oberwarthaer Höhen vom König!. Sächs. Mililärverein „Prinz Johann Georg" erbaute», äußerst wirkungsvollen König A > b e r t-D e n km o l s statt- finden, wozu der Protektor des Vereins Prinz Johann Georg ein treffen wird. — Eine Gedächtnisfeier für Se. Majestät den König Albert beging vorgestern abend der König!. Sächsische Militärverein für Stetzsch und Umgegend in dem mit der umflorten Büste des seligen Herrn und prächtiger Pslanzcndekoration, sowie auch mit Fahnen geschmückten Saale des Kultischen Gasthoses in Stetzsch. Der ernsten und würdig verlaufenen Feier, die mit der Egmont- Ouvertüre von L. van Beethoven Herren Lehrer Gabler und », ... . .. Herr Schuldirektor Heyne mit der Lehrerschaft, sowie Vertreter verschiedener Ortsvereinc, auswärtige Kameraden usw. bei. Ein von Herrn G. Starcke-Drcsdcn sinnreich verfaßter Prolog wurde ausdrucksvoll von Herrn Lehrer Hertel-Stetzsch gesprochen, und nach Verklingen des Traucrmarlches aus der „Götterdämmerung" sbeim Tode Siegfriedsl ergriff Herr Pastor Laible-Brießnitz das Wort zu einer ergreifenden Gedächtnisrede, in der das segensreiche Leben und Wirken König Alberis trefs- lich geschildert wurde. In seinem Schlußwort betonte der Vor sitzende des Militärverems für Stetzsch und Umgegend. Herr Kamerad Eugen Scherle-Stetzsch, nach Dankcsworten an alle MiNoirkenden, daß das sächsische Volk die ruhmreichen Taten des seligen Sachscnkönigs niemals vergessen werde und knüpfte hieran die Ermahnung, in der gleichen Treue stets auch unserem jetzigen Landcsvater und dem Hause Wcttin ergeben zu bleiben. — Langenwolmsdorf. Bei dem gestern in hiesiger Gegend nicdergegangenen starken Gewitter schlug der Blitz in das Haus des Herrn Wehner, das bis auf die Umfassungsmauern nieder brannte. Tühne für den serbischen KöuigSmord. Nachdem sich das erste Erschrecken über die gewaltsame Um Wälzung in Belgrad allmählich gelegt hat, erheben sich immer lauter die Stimmen, die in gerechter Entrüstung über das blutige Verbrechen des Königsmordes die Bestrafung der Mörder ver- langen. Insbesondere wird auf tue offiziellen Kundgebungen der österreichischen und russischen Regierungen nachdrück lich hingewiesen und die Sühnung desVerbrechens als dieerste Pflicht des neuen Königs Peter I. ausgestellt. „Das Gewissen Europas ist erwacht!" ruft das „Neue Wiener Journal" aus. Es zitiert c»..: . jn es vermögen werde, Gerechtigkeit und festen Willen an den Tag zu legen, indem er allem voran Maßnahmen zur Untersuchung der vcrabscheuungswürdigen ftebeltat ergreift und die treubrüchigen Verbrecher, welche sich mrt der Schmach eines Königsmorves be- sudelt yaben. einer strengen Strafe unterwirft", und sährt dann fort: „Es ist Wohl zweifellos, daß König Peter, der nach allen Versicherungen dem Königsmvrde fern steht und überhaupt die Allüren eines zivilisierten Westeuropäers zur Schau trägt, selbst zurückschaudern mag vor den blutigen Mörderhänden, aus denen er die Krone der Obrenowitsch entgegennehmen mußte. Daß er zurückschaudert vor dem militärischen Ehrendienst, der ihm nach Genf entgegengereist ist und aus Männern besteht, deren weiße Uniformhandschuhe die Flecken freventlich und verräterisch ver- gossenen Blutes an ihren Händen nur schlecht bedecken. Daß er zurückschaudert vor dem Anblick der Männer, die den Leich nam der Königin Draga zerfleischten und sicher den Anspruch erheben werden, dem Throne, zu dem sie dem neuen König mit Revolvern und Säbeln den Weg geebnet haben, zunächst zu stehen. Nicht unwillkommen kann ihm daher der Wunsch der mächtigen Monarchen sein, in deren speziellen Schutz er sich gestellt hat, ihr Wunsch, daß er jene Elenden bestrafe und sich gleichzeitig von schmählichen Fesseln befteie, die für ihn die Macht in den Händen der Mörder bedeuten müßte. Die Frage ist nur, hat König Peter die Möglichkeit hat er die Kraft, die Sühne zur Tat werden zu lassen? Bedingung» los hat er die Wahl jener Natwnalverjamwlung angenommen, die, als sie ihm die Krone anbot. gleichzeitig den Mördern dankte und ihnen Straflosigkeit zusicherte. Ms Schützer der Verfassung und der Neckte der Nationalversammlung muß er sich dadurch gebunden fühlen, und cs verlautet bereits, daß er auch die Mordnacht als eine vor seinem Regierungsantritt zu datierende Episode der serbischen Geschichte mit dem Mantel der Bedenken entscklägt, den Mut finden, ein kömgsmördcrischen Offiziere einzuberusen? Wird er nicht eher der alten barbarischen Sitte gedenken, den Mörtel eines Baues, um ihm Festigkeit zu verleihen, mit Menschenblut zu vermischen? Mit Königsblut ist der Grund gelegt worden zu feinem Th wird er den Mut finden, den Zauber zu nichte zu machen ihrem sittlichen Die ultimo ratio blieb die Gewalt der Waffen. Sollen ühnhekatomben fremder Landcskinder über dem Grabe der ynasti vergessen, daß die Obrenowitsch über Serbien geherrscht haben!" Diese letztere Anschauung herrscht auch in Belgrader Kreisen vor. Neuere Meldungen sagen darüber: Gegenüber der russischen Forderung wird die Ansicht vertieren, daß der König mit der Sühne des bcgairgenen Verbrechens nichts zu schaffen habe, da das Verbrechen vor seiner Proklamier»»^ zum Könige erfolgte, und andererseits die Skupschtina und der Senat, die gemeinsam seit der Ermordung des Königs bis zur Neu wahl alle souveränen Rechte innehatten, vor der KömgSwahl in einmütigem Beschlüsse die Angelegenheit als abgetan bezeichneten und die neue politische Lage rückhaltlos und mit Begeisterung ausgenommen haben. Auch würde eS, meint man, angesichts des Gewühls in der Schreckensnacht vom 11. Juni im KönigSpalosi nicht mehr möglich sein, die eigentlichen Schuldigen zu er- Mitteln. Einem Vertreter der Genfer „Tribüne" gegenüber hat der König geäußert, daß man sich, nachdem einmal die Kammern den Akt der Armee gebilligt haben, Tatsachen gegenüber befinde, welche nur die innere Administration Serbiens angehen. Dynastie Obrenowitsch geopfert werden? Weit klafft der grund zwischen Moral und Politik. Das Gewissen Enr Ab Europa« den blutigsten Kapiteln der Ge hte. chwer erfüllen können, denn den Mördern ist bereits seitens der Negierung und Volksvertretung ausdrücklich Straflosigkeit in feierlichster Form zugesichert worden. Jeder Versuch Peters, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, würde angesichts der Popularität, ^^ ^ * . » - Helden der wonnenen D ^ . ,. . Hamb. Nachr", hilft sich König Peter damit, daß er einige ... »- welche dann nach Mehrere Per- Alexander bekleideten, . . Peters und drei Hofdamen, ollen übrigens an den Herrscher eine Depesche gerichtet unv eine »eruhiaende Aeußerung über ihr künftiges Schicksal erbeten haben. Peter hätte darauf geantwortet: „Seien Sie ohne Sorge, ich werde welche , Immerhin wird die in dem russischen CommuniquS zum Ausdruck gebrachte Meinung von verschiedenen Seite» für ernsiei und folgenschwerer angesehen, als von König Pclcr. Tic Petersburger Presse weist darauf hin, daß das Reaierungscommuniquö und das Telegramm Kaiser Franz Josephs an König Peter I dem Sinne nach überelnslimmten. Unter dem Drucke Rußlands und Oesterreichs, welchen anverc Mächte zustimmtcn, könne man hoffen, daß in Serbien die Ge- rechiigkeit triumphieren werde. Peter I. könne kühn zur Be- ftrafung der Mörder schreiten. Die Sympathien Serbiens wie der ganzen zivilisierten Welt seien ihm gesickert. — Das „Wiener Extrabl." schreibt: „Ein Zar war der Taufpate, ei» andcrcr Zar der Trauzeuge des ermordeten Königs, schon dadurch mar die Veranlassung zu einer scharfen Verurteilung der Belgrader Morde durch Rußland gegeben. Indessen treten noch ander«, gerade am Zarenhofe wirksame psychologiscl-e Motive hinzu. Das russische Reich kennt, wie kein zweites, von früher her die Schrcckcn der Militär- und Palast-Revolutionen, und als es mu diesen vorbei war, haben die Nihilisten die Träger der russischen Kaiserkrone für ihr Leben zittern gelehrt. Nichts ist begreiflicher und natürlicher, als daß gerade der Zar — ans Rücksicht aut dietiinerenZu st ände Rußlands — revolutionäre Umsiürze niemals wird gutheißcn, sondern immer nur auf das Schärfste miß billigen kann. Gleich die ersten Nachrichten ans Petersburg wußten überdies unmittelbar nach dem Königsmvrde ln Serbien zu berichten, daß die Schreckensbotschaft den Zaren ans das Tiefste erschüttert hatte, und daß er seiner Entrüstung in den kräftigsten Worten Ausdruck verlieh. Alles dies wirkte zusammen." Die „Köln. Zta." kommt zu folgenden praktischen Schlüffen: „Serbien hätte strafrechtlich zweifellos die Pflicht, die Bestrafung auf Grund der bestehenden Gesetze cintretcn zu lassen, für deren Bestand die neue Negierung sich verbürgt hat. Das serbische Strafgesetzbuch vom 27. März 1860 ist dem preußischen Straf gesetzbuch von 1851 Hochgebildet, ebenso beruht das serbische Militärstrafgesetzbuch vom 28. April 1864 in seinen Grundzügcn auf preußischem Muster. Die dort angegebenen Ausschließungs- gründe kommen unter keinen Umständen in Betracht: es lag ein mal kein Vollstreckungsbesehl gegen den König vor, denn er wa> nicht etwa wegen Verfassungsbruchcs verurteilt, und wenn mau zum anderen in einer gerichtlichen Verhandlung künstlich die Tat ache des Befehls eines Vorgesetzten konstruieren wollte, wäre sicherlich der Einwand berechtigt, daß in diesem Falle die Gc- >orsamsverweigerung geboten gewesen wäre. Serbiens Staats- und Strafgesetze schreiben zweifellos eine Bestrafung der Mörder vor, und die Erklärung des Ministers des Innern Protitsch, man werde die Mörder nicht verfolgen, da ein Kamps zwischen Sol daten stattgefunden habe, mit dem die Zivilbehörden nichts zu tun hätten, ist eine Gesetzesbeengung, da auch das Militärstras- gesetzbuch den Zwang einer Verfolgung auferlegt. Geschieht das nicht oder wird von vornherein eme Amnestie verkündet, die etwa, wie in Frankreich nach der Lösung der Dreyfusfrage, die an letztere sich knüpfenden möglichen Verfolgungen vereitelt hat oder wird eine Gerichtskomödie aufgeführt, wobei die Militärs sich untereinander die Stange halten, oder wird eine Bestrafung einiger Schuldigen durchgesetzt, die dann nach einem fast stehen den Branche der südslawischen Staaten einige Zeit in feuchtfröh licher Verbannung in Paris zubringen, so wird die nächste Folge sein, daß es in Serbien für jedes politische Verbrechen eine Entschuldigung, ivenn nickt eine Beschönigung gibt, und der serbische Thron steht tatsächlich, wie es in diesen Tagen mehrfach ausgesprochen wurde, auf Dynamit. Europa braucht sich in diese Angelegenheit nicht einzumischen, denn die Mächte haben längst erkannt, daß ihr Berus nicht ist, eine internationale Sittenpolizei zu bilden. Man wird daher in Europa im eigenen Interesse dem neuen Königtume zwar die Anerkennung nicht versagen, in seinen Beziehungen zu Serbien wird man sich erinnern, daß man es mit einem Staate zu tun hat, der blutige Verbrechen, wie das vom 11. Juni, ungestraft geschehen läßt, und der deshalb nur als ein Gemeinwesen von zweifelhafter Halb kultur bewertet werden kann." LageSgeschlchte. Deutsches Reich. Zur Finanzlage des Reiches und der Bundesstaaten schreibt die „Post": „Daß die Meldung, die deutschen Finanzminister beabsichtigten, zum Zwecke der Be- ratung der Neichsfinanzresorm zusammenzutreten. auf Erfindung be ruht, ist bereits gemeldet. Wer einigermaßen mit dem Sachverhalt bekannt ist, wird sich aber auch von vornherein bereits gesagt haben, daß jene Zeitungsnachricht der inneren Wahrscheinlichkeit durchaus entbehrt, weil zu Beratungen dieser Art zur Zeit nicht der min- beste Anlaß vorliegt. In der grundsätzlichen Beurteilung der Finanzlage des Reiches herrscht völlige Uebereinstimmung zwischen der Reichsverwaltung und den Jinanzverwaltungcn aller Bundes staaten. Man ist überall von der Ucberzeugung durchdrungen, daß die Lage der Reichsfinanzen eine überaus unerwünschte ist und daß ^ insbesondere nn Interesse der inneren Festigkeit des Reiches gaben auf die Schultern der Bundesstaaten abzuwälzcn, soweit man sich etwa nicht mit vorübergehenden Auskunstsmittcln behelfen >. Die staaten empfindlich in bezug auf ihre Mittel zur Lösung der eige nen Knlturausgaben und ist nur zu sehr geeignet, deren Finanz wirtschaft ernstlich in Unordnung zu bringen. Eine solche Rück wirkung der Finanzlage des Reiches aus die Finanzen der Bundes staaten kann ohne schwere Schädigung des Verhältnisses zwischen Reick und Gliedstaaten nicht dauernd fortbestehen. Darüber sind sich die Finanzverwaltungen des Reiches wie sämtlicher Bundes staaten völlig einig. Zur Herstellung einer grundsätzlichen llcbcr- einstimmung über die Finanzlage im Reiche und deren Verbelle- rungsbedürftiakeit bedarf es daher neuer Beratungen der Finanz minister der Bundesstaaten und des Reiches nicht. Was aber die zur Besserung der Rcichssinanzcn zu ergreifenden Maßnahmen anlangt, so gebricht es zur Zeit noch an einer für die Beschluß fassnng wichtigen tatsächlichen Voraussetzung : denn cs läßt sich auch noch nicht mit annähernder Sicherheit zahlenmäßig schätzen, wie yoch der Mchrertrag der Zölle nach Durchführung der Neu ordnung unserer Zoll- und Handclsverhältnisse mit dem Ausland«- sein wird. Das hängt bekanntlich wesentlich von dem Ausfall der Verhandlungen über den Abschluß neuer Handelsverträge ab, mit denen demnächst der Anfang gemacht werden soll. Erst wenn die jetzt geltenden Handelsverträge durchweg durch neue Ver träge auf der Grundlage des gegen Ende des vorigen Jayrcs verabschiedeten neuen Zolltarifs crse " cinnahme Höhung bei , . u erwarten ist. Erst dann aber wird sich auch mit Sicherheit ieurteilen lassen, ob und gegebenenfalls in welcher Höhe außer diesen Mehreinnahmen noch eine weitere Vermehrung der Reichs- einnahmen zur Herstellung des dauernden Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben nötig sein wird. Erst dann wird auch der Zeitpunkt gekommen sein, sich über die Maßnahmen, welche zur Verbesserung der Finanzlage des.Reiches zu ergreifen sind, schlüssig zu machen. Bis zu diesem Zeitpunkte wird man sich eben mit vorübergehenden Notbehelfen über Wasser halten. Es unterliegt keinem entscheidenden Bedenken, in der Zwischenzeit, bis die tat sächlichen Voraussetzungen für die Verbesserung der Reichssinanzen LS Sch» HU- 8 ' «> M
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