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87. Jahrgang. 232. Bezug«-Gebühr vlerlelUhrl. tLr Drei- den bet «S«>tch >wet- inallger Zu>ragung<nn Sonn, und Meningen nur »inmal) 2,da M., durä>ou»wärlia»«o,n. niilltondre dt« S.dU M. Bei elnmaliger Zu- gellung durch dt« Post 8M.<°dnk»«l>«lIo'tdj. Audland: Ocher- rklch-Ungarn k>d «r., Echweiz d.kd Frk«., aalten 7,17 Lire. — .lachdruck nur mit deutlicher vueNen- onaab« <,Dr«»d„er IIachr.">zulltjl>g. Un verlangt, Manuskript« werd.nichtausdewatirt. L 18SS Druck und Verlag von kiepsch 6c Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Sammclnummer für jämtl. Telephonanschlüsse: 25841. Slachtanschluß: 11. sö«lv>8 L - rst.pkon dir. 4837. Sonnabend, 23. August 1913. Anzeigen-Taris. Annahme von Antun. dtaungcii dt« nach!». S Uhr, Sonntag« nur Marienstrabe litt non II di» >/.l Uhr. Dte einipaltigc Zeile (etwa « Silben» Uli Pl.. die zwchvaltlae Zeile aus Seilleite 7» Pf., die zwcispal«. Neklameieiie >,lu» M., Familien Nachrichten au«Dr«l>- den die ctnspall. Zeile Ld Ps. — In Nu,»- tnern nach Sonn und Feiertagen erhöhter Tarif. — Auswärtige Aufträge nur gegen tttorausdezahiung. — ZedeiBekgdlatttvPf. Hauptgeschäfts st eile: Marienstraße »8 40. PI ^ 1. c, 1 Keine l)urek»cknltt»wLfe sondern originelle i^ocieUe, I r»orxfLltig»1e slurcbkükrunx »tter Aufträge bei cou- lanicsier Yc61e»unj- «ln6 6le «merknnnten Vorrüxe - vrükier vmrair bei kleinem diutren ist 6a« vrlnrlp 6er „Sruu»Inw5t", Lix»n» Fabrikation AI in ,ll„ Wu>„,u„8» - ^Nnl>->Nu,>ii>>n 3Uln,U>n. Veraiekelu, V«iKoI<I«n, Ver8ilber», Vernx>88ii»Mii, Verkupfern ete. »Iler Ikvt»IlMMN8tiin<!v Vrs8cinsr Vsimeks!un68--Xn8laI1 OHO ^Alken8irL836 k>ir. 1—3. k^srnsprsclisr kr. ?359. ertigs ^Leserr. Mutmaßliche Witterung: Keine Aendcrung. Zwischen Preusicn und dem Herzog von Cum- berland besteht seit »892 ein G c h e i m v c r t r a g, der jedoch keine politischen, sondern nur privatvermögcnsrccht- lichc Abmachungen enthält. An eine Inkraftsetzung des zweiten Teiles des Gesetzes über den Schutz von B a u f v r d c r u n g c n ist vorläufig noch nicht zu denken. Der Abordnung der Stadt Adrtanopcl wurde im Auswärtigen Amte in Berlin erklärt, das; Deutsch land die Türkei nicht verlassen werde. Nach einer Mitteilung des G r o ß w c s i r S an de» Sultan besteht die Aussicht, Adrianopcl für die Türkei zu erhalte n. Zwischen Kaiser Franz Joseph und dem König von Rumänien hat am Geburtstage dcS Kaisers ein austerst herzlicher D e p c s ch c n w e ch s e l stattgefunden. Die Verhandlungen der Mächte über die Verhängung eines J-inanzbon kottS gegen die Türkei nehmen, nach einer Petersburger Meldung, einen energischen Fortgang. Die italienischen Truppen hatten in Benghasi mit den Aufständischen neue K ü mpse zu be stellen, wobei die Rebellen geschlagen wurden. Die chinesischen Aufständischen beschuldigten Sen deutschen Kreuzer „Emden" fälschlicherweise eines Eingrissö in den Kampf und drohten Feindseligkeiten an. Im Schachte einer Goldgrube bei Bangalore stürzte der Fahrstuhl in die Tiefe, wobei f ü n f z i g P c r s v- ncn getötet wurden. a WaWolitlsches. In parteipolitischen Kreisen werden augenblicklich zwei Fragen wahlpolitischen Eharakters erörtert, eine Ncu- einteilung der Rcichstggöivahlkrcise und die llebcrtragnng der Wahlprüsungen an einen zu diesem Zwecke besonders cinzusctzcndcn Gerichtshof. Eine Aendcrung der R c i ch s t a g ö Wahl kreise soll bei Beginn der neuen illcichStagötagnng von der Linken im Einvernehmen mit dem Zentrum beantragt werden, unter Berufung darauf, das; nach dem Wahlgesetz grundsätzlich ans 100 000 Einwohner ein Abgeordneter ent fallen soll, während gegenwärtig bereits 28 Wahlkreise vorhanden sind, die über WO UNO Einwohner haben und doch nur einen Abgeordneten wählen,' den Rekord in dieser Hinsicht erzielt Tcltvw-Eharlvttcnbnrg mit 800 000 Ein wohnern und 888 800 Wahlberechtigte». Diese Nicsenwahl- krcisc beabsichtigt der von der Linken und dem Zentrum zu stellende Antrag in je zwei Hälften zu zerlegen, so das; dann 28 Abgeordnete mehr zu wählen wären und die GO famtzahl der NeichSlagsmitgliedcr aus 420 steigen würde. Es ist nicht das erstemal, das; von links her ein derartiger Vorstvs; unternommen wird: bisher aber haben sowohl die Regierung wie die Mehrheit des Reichstages es nbgelehnt, sich auf die Sache einzulassen. Die Negierung berief sich dabei ans die Bestimmung dcS Wahlgesetzes, die besagt, das; ein Abgeordneter z» wählen ist auf durchschnittlich lOOOOO Seelen „derjenigen Bcvölkcrungszahl. die den Wahlen zum verfassunggebenden Reichstage zugrunde gelegen hat". Diese Vorschrift ist in der ausdrücklichen Absicht, ein stabiles Moment in das Reichsparlament hincinzubringen, erlassen worden. Es sollte eben verhindert werden, das; mit der wachsenden Bevölkerung auch die Zahl der Neichs- tagsabgeordnctcn automatisch emporschnclltc, sowohl um einer zu starken Radikalisierung des Parlaments durch die zu gewärtigcndc Vermehrung der industriellen Wähler schaft vvrzubeugen. als auch mit Rücksicht aus das einer möglichsten Festigkeit bedürftige zahlenmäßige Verhältnis zwischen den Vertretern Nord- und Sttddcutschlands. Falls diesmal der Antrag infolge der Verschiebung der fraktio nellen Gruppierung nach links im Reichstage durchgehen sollte, würde cS für den praktischen Erfolg darauf an- kommen, wie weit die Regierung geneigt wäre, den An tragstellern den Wille» zu tun. Möglich, dak die leitenden Stellen sich vielleicht zu der Zerlegung einer beschränkten Anzahl von übermässig großen Wahlkreisen entschließen. Keinesfalls aber ist anzunehmen, das; die Negierung sich auf die von der Linken und dem Zentrum gewünschte Neu regelung im ganze» Nmfangc cinlasscn wird. , Die immer deutlicher in die Erscheinung tretenden Miß- stände, die mit der Erledigung des Wahlprüsungsgcschäftes durch den Reichstag selbst verbunden sind, haben dem Ge danken der Uebertragnng des Wahlprüfungsrechtes an eine unabhängige richterliche Behörde steigende Sympathien aus allen Seiten, wo man überhaupt noch auf die Ansrecht- erhaltung des Ansehens und der Würde des Parlaments etwas gibt, erworben. In der verflossenen parlamentari schen Tagung war von nationalliberalcr Seite ein Antrag in diesem Sinne eingebracht worden, den das Plenum der Gcschäftsordnungskvmmission überwies. Letztere hat nun beschlossen, dem Plenum vvrzuschlagcn, zum Zwecke einer gründlichen Prüfung und Vorbereitung des Gegenstandes die Geschäftsordnungskommission um sieben Mitglieder zu vermehren, und. sobald der Reichstag hierzu seine Ein willigung erteilt hat, wird die Frage von der erweiterten Kommission in Angriff genommen werden. Der Grund, warum seinerzeit die W a h l p r ü f n n- gen dem Reichstage zngcsprochcn worden sind, lag in dem Bestreben, die größtmögliche sachliche Unparteilichkeit der Entscheidungen zu sicher». Gerade in diesem Punkte aber hat der Reichstag die Erwartungen gründlich enttäuscht. In allen einsichtigen Kreisen ohne Unterschied der Partei- richtnng hat man längst die Erkenntnis gewonnen, daß die parteipolitischen Gesichtspunkte sich bei der Prüfung der Wahle« im Reichstage mit einer Art von elementarer Gewalt in den Vordergrund drängen, das; der Parteimann dabei immer unwillkürlich in höherem oder geringerem Grade den unparteiischen, über den Dingen stehenden Richter aussticht und so in nur allzu zahlreichen Fällen ein Ergebnis hcrbeiführt, das keinen Anspruch auf ein streng gerechtes, sachliches Urteil erheben darf. Nach dieser Rich tung sind die übelsten Erfahrungen zu verzeichnen: cs ist sogar vorgekommen, daß die Parteien rechts und links im Wege der „Kompensation" gegenseitig Mandate für gültig erklärten, denen eigentlich nach dem strengen Recht die Gültigkeit hätte versagt werden müsse». So sind dann schließlich auch die ursprünglich widcrstrobendstcn Elemente zu der Einsicht gelangt, das, die Meinung, die Unpartei lichkeit der Wahlprüsungen ruhe beim Reichstage selbst in bester Hut, ein Irrtum war, und heute herrscht umgekehrt die Uebcrzcugung vor, das; nur ei» richterliches Kollegium imstande ist, die Freiheit der Wahlprüsungsentscheidungen von parteipolitischen Erwägungen zu gewährleiste» und ihnen den Eharaktcr objektiver, aus fester Rechtsgrundlage beruhender Erkenntnisse zu sichern. Ein zuverlässiges Wahl- anfcchtnngörecht gibt cs zurzeit überhaupt nicht, da der Reichstag hier nach Willkür schaltet und waltet, und je nachdem cs ihm in den parteipolitischen Kram paßt, heute gutheißt, was er gestern verurtcMc. Darin würde ein Gerichtshof sofort Wandel schaffen durch Ausstellung un umstößlicher leitender Grundsätze, die unter allen partei politischen Verhältnissen einer gleichmäßigen Anwendung sicher wären. Auch die jetzige schleppende Langsamkeit des Verfahrens käme in Wegfall, und cs wäre unmöglich, daß, wie es gegenwärtig vorlommt. erst am Schlüsse einer ganzen Legislaturperiode die Ungültigkeit von Mandaten ausgesprochen wird, deren Inhaber dann fortgesetzt an allen Verhandlungen und Abstimmungen des Reichstages genau so teilgeuommen haben, wie die mit gültigen Mandaten versehenen Abgeordnete». Ucber die Zusammensetzung der richterlichen Wahl- prüfttngsbehordc dürfte sich eine Einigung wohl unschwer erzielen lassen. Neuerdings empfiehlt DbcrlandeSgerichls rat Nöldekc-Hamburg, einen Gerichtshof ans Mit gliedern der höchsten deutschen Gerichtshöfe zu bilden, der nach den Vorschlägen dieser Gerichtshöfe vom Reichstage selbst zu wählen wäre und bei Beginn der Legislaturperiode für etwa zwei Monate und später nach Bedarf zusammcnzntreten hätte. Auch könnte man viel leicht neben den ständige» Richtern noch eine Anzahl Schöffen hinzuziebcn, die über besondere parlamentarische Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Die Stellung der Parteien z» der Frage war bei der ersten Beratung im Reichstage folgende: Flie den Wahlprüsnngsgcrichtshvf traten geschlossen die Natio- nalltbcralen «nd die Freikvnscrvativcn ein, während die Fortschrittler geteilter Meinung waren und die Kon servativen Gewehr bei Fuß behielten, in der Absicht, die Sache erst noch näher z» prüfen und danach ihre Haltung zu bestimmen,' gegen den Gedanken erklärten sich die Red ner der Sozialdemokratie und des Zentrums, letztere aber nicht mit solcher Bestimmtheit, daß man daraus auf ein unabänderliches „Unannehmbar" Hütte schließen müssen. Jn-> zwischen haben LieKonservativcn die genauereUeberprüfung der Frage vollzogen und sich ebenfalls zu Freunden des nationallibcralen Antrags erklärt. Die „Deutsche Tages zeitung" versichert, das; die schlechten Erfahrungen der letz ten Zeit sie in ihrer ursprünglichen und bis jetzt fest- gehaltenen Meinung, wonach der Reichstag selbst die Wahl- plttsungen vornehmen müsse, wankend gemacht und zu der Anschauung gebracht hätten, daß die Frage der Einsetzung eines besonderen Wahlprüsungsgerichtshoss ernstlich er wägenswert sei. Tic parlamentarischen Aussichten der Re form sind also nicht schlecht und es wäre sehr zu be grüßen, wenn sie bald verwirklicht würde. Günstige AuMten sür die Türkei. Der Großwesir berichtete dem Sultan in der letzten Audienz, daß nach den Meldungen der türkischen Botschaften bei den Großmächten alle Aussicht bestehe, Adrianopel im Wege der direkten Verständigung mit Bulgarien für die Türkei zu erhalten. Aus Komiteckrcifcn verlautet, das; Neigung zu einer solchen Verständigung vorhanden sei, eventuell unter Abtre tung von Kirkkilisse. Die Adrianopclcr Abordnung, die, wie gemeldet, am Freitag im Berliner Auswärtigen Amt empfangen wurde, hat anscheinend in der deutschen Rcichshauptstadt bei den maßgebenden Persönlichkeiten Glück gehabt. Amtlich wird über den Empfang berichtet: Jur Auswärtigen Amt empfing der Direktor der politischen Abteilung Herr v. Stumm die türkische Deputation aus Adrianopcl und nahm deren Darlegungen, sowie eine schriftliche Aufzeichnung entgegen, die er dem Staatssekre tär zur Kenntnis bringen zn wollen erklärte. Nach einer Unterhaltung mit den einzelnen Mitgliedern der Deputa tion verabschiedeten sich die Herren von Herrn v. Stumm. lieber den Empfang wird ferner berichtet, das; das Memorandum, das im gleichen Wortlaute bereits in Wien und Petersburg übergeben wurde, darauf hinweist, »sie in Thrazien die verschiedenartigen Völkerstämmc und Reli gionsgemeinschaften seit 600 Jahren unter türkischer Herr schaft in Frieden und in Harmonie miteinander gelebt hätten. Es spricht dann von den Grausamkeiten, die die Bulgaren während der letzten 8 Monate begangen hätten und gibt der Hoffnung Ausdruck, das zivilisierte Europa würde cs zu verhüten wissen, das; das gesamte Thrazien einen bis zum letzten Blutstropfen geführ ten V c r z w c i f l u n g s k a m p s beginne. Im Sinne des Memorandums knüpften dann die Wortführer der Deputation die Erklärung an, daß sic entschlossen seien, eher zu sterben, als Untertanen Bulgariens zn werden. Schließ lich gaben sie der Hoffnung Ausdruck, Deutschland, das stets den Türken sein Wohlwollen gezeigt habe, werde dies auch jetzt dem ottomanischen Reiche nicht versagen. H err v. St t. m m erwiderte: Wir sind immer die Freunde der Türkei gewesen, st a n d e n Ihrem Lande in entscheidenden Momenten immer zur Seite, wir werden cs immer bleiben und Sic auch jetzt nicht verlasse n. Der freundliche Empfang, den die Abordnung im Ai^S- wärtigen Amte gesunde» hat, hat die Herren mit lebhafter Befriedigung erfüllt. Außer der Denkschrift übergaben sie eine statistische Arbeit über die Bewohner Thraziens, aus der hcrvorgcht, einen wie geringen Teil der dortigen Bevölkerung die bulgarische Nation ansmacht. Trotz dieser günstigen Aussichten für die Türkei wird der Druck ans die Pforte fortgesetzt. Die Vcrhäugnng des Finanzboykotts ist in Aussicht genommen. So wird ans Petersburg gemeldet: Die von hier angeregten Verhandlungen zwischen den Mächte» wegen der Verhängung eines Finanzboykotts gegen die Türkei nehmen einen energische» Fortgang. Neutralisicrnng Abrianopels? In Pariser diplomatischen Kreisen ist man überzeugt, daß der Frieden ivenen Adrianopcl nicht gestört werden wird. Aus Wien wird gemeldet, daß man wieder den Plan einer Neutralisierung der Stadt erwäge. Es müßten tu diesem Falle Bulgarien Zugeständnisse ge macht und die Festungswerke geschleift werden. Depesche»,Wechsel zwischen Kaiser Kranz Joseph «nd König (farol. König Earol hat an Kaiser Frartz Joseph, wie nachträglich bekannt wird anläßlich des 88. Geburtstages des Kaisers im eigenen »nd im Namen der König in Elisabeth ein herzliches Glückwunschtelegramm ge richtet, das mit der Versicherung der treuen und unwandel bare» Zuneigung und mit der innigen Bitte an den Kaiser, ihm auch in Zukunft seine teure u n»