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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030318013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903031801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903031801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-18
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.03.1903
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Hoch au» auf E«. MaiettSt den König Georg, unter dessen Schutz und Tchlrm die hier lebenden Bauern sich wohl fühlte». Den Prinz-Regenten ieirueHen ».Niethammer in längerer Neve, zugleich seiner Freude AuSviuck gebend über den »n Verein herrichenden guten Geilt. Da» am Schluß anSgevrachte Hoch smid begeisterten Widerdall. Großen Eindruck machte der Vötting der „Luilpold-Hymne" durch den gemischle» Ebocgesang- vercin de» Verein» mit Orchester. Tie Ausführung leitete mit vielem Gelchlck der Liedermriner der Sä»ge»ichast. Herr Drechsler. Gleich warnie Ausnahme iand der grvtze Festniarsch mir Benutzung von vier «ghpiischen Trnmveten. den der Königl. M»sikbir>gcur Herr Stab-lrompeter Stock dem Prinz-Regenten vo» Bayern aeividmet bat. Stach dem Berklingen derleiben beglückwünschte Herr v. Niethanimcr Herrn StabStron,peter Stock zu seiner trefflichen Kouwosilion. AIS sichere Solisten zeigten sich aus dem Oboe da» Mitglied Herr Alphonie Abraham und aus der Violine Herr Wilbelm Kirbnch, ein Schüler de» Hoskouzerlmeisters Bärtich. Die einniutlge Festr-Sllimmung wutde etwa» getrübt durch die Mitteilung de» 1. Bo,sitzenden Herrn Höchstes»«, daß Frhr. v. Stietdammer zum letztenmal im Kreise der Bereis, genossen weile, da er Infolge seines zuuelinienden Alters von seiner Stillung al» Gesandter zurücktrete. Das innerbalb der 12 Jahre, in denen da» Protektorat über den Verein in leinen Händen ruhte, dielen, stet» ei,taegciraeb,achte Wohlwollen sichert ihm ein allezeit einende- Andenken. Ter Redner schloß mit einem Hoch auf den Geleierten, der unter Worten de» Dankes ein Hoch auf den Verein der Bauern ansdrachte. Ein Gleiches tat der deputierte Offizier des Zittauer Regiment», der den Dank für die Einladung ab- stattcte und die Grüße de» OffiilrrkorpS der 102er überbrachte. Noch während de» Konzertes lies aus das HuldigungStelegiamm an den Prinz-Regenten die von seinen, Generaladjutantcir Herr» Genkrallentnant v. Wiedemann gezeichnete Antwort rin. i» der dem Verein der Dank für seine Diene auSgedrückt wurde. DaS Fest beschloß ein sehr animierter Ball. - Sehr anregend gestaltete sich die Hauvtversammlung de» FrauenvereinS der Jakobiparochie. welche in dem überfüllten Saale deS Restaurants „Herzogin Garten" am 16. Mär, stattfand, durch den Hanvt-Vortrag des Herrn Pfarrers Goebler über „Babel und Bibel — was hat die Bibel durch die neurstrn Forschungen gewonnen?" Besonders wobliuend de- rührte es. daß der Vortragende nur ga», gesicherte Reruliate bot und sowohl der Bibel al» auch der assyrischen Wissenschaft volle Gerechtigkeit widerfahre» ließ. Die Anwesenden gaben ihren Dank für die sichere klare Belehrung durch Erheben von den Sitzen kund. Dem Vortrage folgten einige Erinnerungen an die jüngst verstorbene Schriftstellerin Di. von Lindcman, die dem Franen- vcrcin angehvrt hatte, und den Beschluß machte eine rimrimmig .ederkehr der Jesuiten ins iagdaenossen- angenommene Erklärung gegen die Deutsche Reich. — Wie seinerzeit mitgeteilt, hat sich die Jagdg schaft Dresden links der Elbe unterm 9. April 1900 auf gelöst, well auf dem größten Teile der Grundstücke die Jagd über haupt nicht mehr angängig und zulässig war. Es war beschlossen worden, den Restbestano der Kaste bis zum 1. April 1903 auf zubewahren und dann der Armenkasse zu Dresden zu überweisen, wenn bis dahin nicht noch berechtigte Ansprüche auf Jagdpacht- aelder bis mit 1899 zu bestreiten seien. Es werden daber etwaige Interessenten auf den bevorstehenden Schluß der Anmeldung be treffs eventueller Ansprüche aufmerksam gemacht, mit dem Hin weis, daß solche bei Herrn Stadtrat a. D. Wrigandt, hier, Johannesstraße 12, 1. Etage, anhängig zu machen sind. — Die morgen, Donnerstag, im Victoria-Salon statt- findende Elite-Vorstellung wird die einzige sein, in der u a. Otto Rentier, der ausgezeichnete Original-Humorist, austritt, da er nur für den Monat März hier verpflichtet ist. Rentier wird an diesem Abend wiederum sein Repertoir teil weise neu gestalten and einige neue Couplets seinem Vortrage ei,weihen. Auch die übrigen Künstler und Künstlerinnen werden in ihren Glanznummern auftreten. — Central.Theater. Heute, Mittwoch, findet die letzte Aufführung der Sensationskomövie „Am Telephon" statt. Tomiclsiag gelangt zum erstenmal ,.E r", ein Bild aus dem Pariser Leben in 1 Akt von Oskar Metcnier, zur Aufführung. - Der heutigen Nummer dieses Blattes liegt für die Post- m,flöge <a»swärtige Leier! ein Prospekt für Damen-Koistektion, Herren-, Knaben- und Mädchen-Garderobe von Herrn. Mühl berg, Honigs, u. Fürst!. Hoflieferant, Wallstraße, Webergasse und Schefsclstraße, wer, bei. — Die Gemeinde Wachwitz will Ihre Elbkabnüberfahrt Wach witz-Tvtke Witz vom 1. Juli ab aus 6 Jahre anderweit bewachten. Alles Nähere enthält rin diesbezügliches Inserat. — Tie Leichen des geinemschastlich in den Tod gegangenen Liebespaares, des 17 Jahre alten Drehe»lrhrII»gs Brvdner aus Notilnsf und des 16 Jahre alten Dienstmädchens Ihle aus Sicamar sind volgester» im Pelzinühleiileiche aufgefunden Wochen. — Schwurgericht. Unter Anklage des Meineides steht der 30jährige, zuletzt in Meißen wohnhaft gewesene Malergehilfe Karl Max Sommer. Der Angeklagte verbüßt zur Zeit in Wald- heim eine ihm vom hiesigen Schwurgericht am 1. Dezember 1902 wegen Brandstiftung outerlegte 3H-lährige Zuchthausstrafe. Er hat diese wegen Einäscherung des Restaurants „Zur Börse" in Meinen davongctrogen. Tie „Börse" wurde derzeit von einem gewissen Restaurateur Mißbach bewirtschaftet. Ende 1900 hing t» der „Börse" eine Steuerrestantenliste aus, welche auch den Namen eines gewissen J-anke enthielt. Eines Tages im Sep tember hatte dieser Janke Einkehr in der „Börse" gehalten, war daselbst mit dem Angeklagten Sommer zusammen und trank mit diesem verschiedene Schoppen. Hiervon hatte ein Schutzmann Kenntnis erhalten: er hatte den I. daS Lokal verlassen sehen und hinterher festgcstellt, daß dem säumigen Steuerzahler seitens der Wirtin Mißbach Bier verabreicht worden war. Die Folge war ein Strasversahren gegen die Frau M. Diese bestritt jedoch, davon Kenntnis gehabt zu haben, daß Janke auf der Stcuerrestantcnliste stand; auch behauptete sie, daß der jetzt Angeklagte Sommer den I. zechfrei gehalten habe. Diese'Be hauptungen der Frau M. wurden von S. in der am 17. Dezember 1900 vor dem i Handlung unter Sommer wissentlich jedoch nicht erbracht - Wegen Brandvcrsicherungsbetrugs hat sich alsdann der Schuh warcnhändler Friedrich Karl Planitz aus Räcknitz zu verant- Worten. Er ist beschuldigt, am 31. Januar d. I. sein Schuh- Warenlager absichtlich in Brand gesetzt zu haben, lediglich zu dem Zwecke, um von der „Colonia" in Köln den Versicherungsbetrag sich z» verschaffen. Die Versicherungssumme betrug sür Laaer und Mobiliar 11630 Mark. Um sich aus den geschäftlichen Sorgen zu befreien, legte er in seinem Ladengeschäfte euren Brand an, welcher indes nur einen geringen Teil des Lagers zer- störte Die Geschworenen billigen dem Angeklagten mildernde Umstände zu. Das Urteil lautet auf 1 Jahr Gefängnis. — Oberlandesgericht. Wegen Uedcrtrctung der Mini- slerialverordnnng vom 9. April 1901 betreffend den Verkehr von Kraftfahrzeugen war der Zivilingcnieur August Dannenberg ms Görlitz vom Schöffengericht zu 30 Mark Geldbuße oder 3 Tagen Hast verurteilt worden. Seine hiergegen eingelegte Be- rusuiig ist vom Landgericht verworfen -worben. Der Genannte ist nach den Feststellungen des Berufungsgerichts am 11. September v. I. mit seinem Automobil aus der Chaussee von Löbau nach Bautzen unter Anwendung zu grober Geschwindigkeit gefahren. D. hat den Motorwagen nicht selbst geleitet, sondern hat damit einen geprüften Wagenführer betraut. Das Landgericht war bei seinem Urteile aber davon ausgegangen, daß der Eigentümer des Fahrzeugs für daS übermäßig schnelle Fahren des Wagenleiters miwcrantwortllch zu machen sei. Hiergegen hat der Angeklagte Revision eingelegt, in der er die Verletzung der in Frage kommen den Verordnung rügt, da er nicht der Führer gewesen sei, noch sonst irgendwie auf die Leitung dcS Wagens eingewirkt habe. Nach den Ausführungen deS Oberstaatsanwalts ist die Frage, ob der An- geklagte für das Fahren seines Wagenleiters mitverantwortlich zu machen sei, mit Recht von der Vorinstanz bejaht worden, denn D. sei in der Lage gewesen, den Führer anzuhalten, daß dieser lang- samer fahre. Man habe eS somit nicht mit einem selbständigen, londern mit einem von dem Willen deS Wageneigentümers ab- hängigen Lester zu tun. Seinem Antrag gemäß erkennt das Ge richt auf Verwerfung der Revision deS Angeklagten, der überdies sämtliche Kosten zu tragen hat. — Landgericht. Die an der Staatsbahn beschäftigt gewese nen Wogenrücker Paul Bruno Emmrich aus Burgstadt, Gustav Emil MöbiuS au» Nossen. Richard Emil Opitz aus Groß- Schöffengericht Meißen stattgefundenen Haüptver- Eid bestätigt. Die Anklage behauptet nun, Waltersdorf und Carl Ernst Urban hatten auf dem Abstellbahnhof auS verschiedenen Waggons, von denen sie die Verschlußpiomben gelöst, allerlei Sachen entwendet. Das geslohlene Gut, das im GcnchtSjaale auSgcorcittt ist. besteht aus Lpwlwaren. Haus- und Airtichaslsgegensianden, Blumenoasen, Frauenkleiduiigsstücke», zwei Wringmaschinen, einem Damen-Regenschirm und verschiede nen Jiitterkram. Von dem beiseite geschasste» Wein ist nur noch eine Flasch? vorbanden, dagegen fehlen die entwendeten Hasen und Gänse völlig; ein Päckchen Arsenik und Vitriol besindet sich aber noch unter den Effekten. Zur Erlangung all' dieser Sachen muß ten teilweise auch vernagelte Kisten erbrochen werde»; der Dieb- stahl stellt sich demnach und in Berücksichtigung des Ablösens der Bleiplomben als ein schwerer dar. Die Angeklagten, die durch ihre Handlungsweise schweres Unglück über ihre Familien gebracht haben, sind im allgemeinen geständig. Eminrich erhält 2 Jahre 1 Monat Zuchthaus, Möbius 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Opitz 1 Jahr 2 Monate Zuchthaus; der minderbeteiligte Urban kommt mit 10 Monaten 3 Tagen Gefängnis davon. — Als eine ein un stetes Leben führende Person entpuppt sich die unter der Anklage des Betrugs und der Urkundcnsäischuna erscheinende Sprach- und Musiklchrcrin Marie Louse Adelaide Huber geb. Maurer, 33 Jahre alt, und aus Zollikosen sSchweizj gebürtig. Die An geklagte ist viel in der Welt umhergelonimen und hat ihren Eltern durch ihren leichtsinnigen Lebenswandel viel Sorge und Kummer bereitet. Erlogen wurde sie im evangelischen Glauben, trat später zur katholischen Kirche über und kehrte nach einiger Zeit zum Protestantismus zurück. Sie ist auch bereits zweimal in Irren- anstaltcn unteraebracht gewesen, die Diagnose war gestellt auf mora lischen Schwachsinn. Solange sie sich unter Aufsicht befand, ging es. Sie lebte fern ans großem Fuße, machte allerlei nicht un bedeutende Einkäufe, ohne bezahlen zu können. Aus der letzten schweizerischen Anstalt wurde sie flüchtig, fälschte Wechsel und ließ dann zahrelang nichts mehr von sich hören, bis sie im Jahre 1901 als Frau Huber hilfcflehend bei ihren Verwandten sich wieder einstellte. Sie nt Mutter von fünf unehelichen Kindern, von denen zwei — ein Zwillingspaar — durch die nachfolgende Ehe lMtimiert wurden. Von den Kindern ist nur noch eins am Leben. Vor sechs Jahren lernte die Huber in Rumänien, wo sie Jnstitutslehrcrin war, einen angeblichen Professor kennen, mit dem sie sich vor drei Jahren vermählte. Dos Paar unternahm große Reisen, die sie auch nach Monaco führten, wo der Ehemann durch Spielen die Familie an den Ruin brachte. Das Schicksal würfelte das Ehe paar nach Zürichs wo es mit dem Strafrichter in Berührung kam wegen verübter Schwindeleien: der Ehemann erhielt zwei Jahre Arbeitshaus, die er in diesen Tagen verbüßt haben dürfte. Die verchcl. Huber ging straffrei aus. Sie wandte sich nach Stuttgart, wo sie weaen Urkundenfälschung und Betrugs zu 8 Bio- naten Gefängnis verurteilt wurde; nach deren Ver büßung reiste sie noch einmal nach Paris, hier machte sie die Bekanntschaft einer vornehmen Dame, die sie verab redeterweise zu den Krönungsfeierlichkeiten in England als Dol metsch und Gesellschafterin begleiten sollte. Beide wollten sich in Bremen treffen, dos führte die Angeklagte wieder nach Deutsch land. In Leipzig, wo sie Ostern vorigen Jahres eintraf, gingen ihre Barmittel zu Ende. Auf der Straße lernte sie einen Post- kartenhändler namens Carl Schulz kennen, mit dem sie bald ein Liebesverhältnis anknüpfte. Die Huber mietete sich nun in Leipzig bei einer Sattlers-Ehefrau ein, der sie vorschwindelte, bei der Firma Metz u. Edlich als Korrespondentin cmgeslellt zu sein. Eines Tages nahm die mittellose Untermieterin ein Darlehen bei ihrer Stubenwirtin auf, Werl der Schah von Persien in das Geschäft von Mey u. Edlich komme und sie in neuer Garderobe erscheinen solle. Auch zur Abholung ihrer Sachen von der Bahn borgte sie Geld, doch konnte sie keine Koffer anliefern, da sie irgend welch« Effekten nicht zur Bahn gegeben hatte. Wie dreist die Huber operierte, beweist der Umstand, daß sie in Gemeinschaft mit Schulz eine Eingabe an die Generoldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen richtete, in der sie unwahre Angaben über die von ihr angeblich ausaegebenen Frachtstücke machte. Nachdem eine Schuld von 150 Mark bei ihrer Stubenwirtin aufgelaufen war, verschwand die Untermieterin am 28. Juli vorigen Jahres heimlich aus Leipzig. Systematisch betrog sie von nun an mehrere Konsuln in «L-üd- und Mittel deutschland, die sie um Unterstützung anging. In 11 Fällen trat sie unter falschem Namen auf, mit dem ne Quittungen Unter zeichnete und Telegramme an sickfingierte. Insgesamt erschwindelte sie auf diese Weise 225 Mark. Der Verhandlung wohnt als Dol metsch Herr Professor Geyer, als ärztlicher Sachverständiger Herr Obermevizinalrat Dr. Donau bei. Die Angeklagte wird als hysterisch, aber geistig völlig zurechnungsfähig bezeichnet. Sie siebt auch ihre Schuld ein. Das Urteil lautet auf 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und 5 J-ahre Ehrverlust. Die Unter- suchungshaft wird mit 6 Monaten in Anrechnung gebracht. Amtliche Bekanntmachungen. Die Leiha mlShanvtgrschäftsstelle im Neu städter Rathause bleibt wegen Reinigung Montag, den 23.. und Dienstag, den 24. März, geschloffen. — Die bei der Leihamts-Geichäffsffellc zu Dresden - Neustadt ausgenommenen Tailclme, deren Rückzahlungsstist in de» Monaten Tcrember 1902 und Januar 1903 abgelansen ist, sind bis zum 2. April zurück- znzahlen oder zu verlängern, andernfalls komme» die dafür hinterlegten Piänder vom 20. April an im Vcrstcigermigssaale des Leihamies. Hauptstraße 3, l„ zur Versteigerung. üeracke jelrt empkincken « alle k.«er cker „vrerckaer klaclirlcliteo", velcli grosser Vorrux in ckem riveimsIiZen Lrscliemen unser« Mattes geboten virck. Durch kein »ncker« Matt vercken sie über alle viciitigen Vorgänge so schnell unterrichtet. Der verue kann lecken Iss beginnen! Tagesgeschichtc. Deutsches Reich. Die Erkrankung deS Prinzen Eitel Fritz von Preußen und des deutschen Kronprinzen an den Mosern wird in Bonn auf eine Ansteckung innerhalb des Bonner Boruffenkorps zurückgcfübrt. Eine Schwester eines der Bonner Borussen soll den Ansteckungsstoff nach Bonn übertragen haben. Unter anderen ist auch ein Sohn des früheren Genercnadiutanten des verstorbenen Kaisers, Grafen Lehndorff, an den Masern er krankt. Er befindet sich zur Zeit im Elisabeth-Krankenhaus zu Berlin, doch ist auch bei ihm, wie beim Prinzen Eitel Fritz, die Krankheit aut und leicht verlausen. — Der Kaiser hat angeordnet, daß em Arzt und eine Krankenschwester aus Alexandrien nach Luxor an das Krankenbett des Kronprinzen abgehen sollen. In Alexandrien besindet sich ein deutsches Hospital. Die Frau Gräfin v. Bülow hatte sür vorgestern zu einer großen Soiree eingeladen, der letzten in dieser Saison, da die Gemahlin deS Herrn Reichskanzlers in wenigen Togen Berlin zu verlassen gedenkt, um sich für einige Wochen nach Italien zu de- geben. Der Empfang verlief wieder sehr glanzvoll. In licbens- würdigster Weise machten die Gastgeberin und ihr Gemahl die HonnenrS, wobei sie vom Grasen Viktor zu Eulenburg in wirk samer Weise unterstützt wurden. Uniformen aller Waffen- gattungen deS Landheeres und der Marine brachten Farbe in das GcseUschostSbild. Im Kongreßsaale ging es bei den Klängen der Musikkapelle am lebhaftesten zu. Von den Botschaftern waren der russische und der österreichisch-ungarische erschienen. Auch im übrigen batte das diplomatisch« Korps sich zahlreich eingefunden. Den Sohn des früheren Reichskanzlers, Prinzen Alexander von Hohenlohe, Bezirks-Präsidenten deS Ober-Elsaß, sowie dessen Kollegen im Reichstag, Prinzen Heinrich zu SchönaichLlarolach nebst Frau Gemahlin konnte man gleichfalls im Kongreßsaale be- grüben. In Berlin haben die vereinigten Konservative», iAnjüich- Sozialen und Antisemiten ihre Vorbereitungen für die Reichs- tagswahlcn dieses Jahres im wesentlichen beendet. Für den sechsten Berliner Reichstagswahlkreis ist der frühere Stadtoerord nete Ulrich als Kandidat aufgestellt worden. Für den 3. Berlinei ReichstagswahllreiS kandidiert der Rechtsanwalt Dr. Hahn Charlottenburg. Für den 2. Kreis ist Professor Dr. Adolf o. Wenckstcrn, sür den 4. Kreis Schriftsteller Wegner und für den 5. Kreis Verleger Bruhn ausgestellt worden. Für den 1. Kreic haben die vereinigten Parteien noch keinen Kandidaten genannt. - Ein gegen die Sozialdemokratie sich richtendes Wahl kartell aller bürgerlichen Parteien mit Ausnahme der freisinnigen Volks- Partei ist in Halle a. S. zur Tatsache geworden. Die National liberalen, deren Kandidat be> der letzten Wahl in Stichwahl kam. die Konservativen, Freikonservativen und Bündler verzichtete» in Würdigung des ausgesprochen liberale» Charakters deS Wahl krcises und un Interesse eines erfolgreichen Kampfes gegen die Sozialdemokraten auf eigene Partcikandidaten und proklamierte» zu allgemeiner Ueberraschung den der freisinnigen Vereinigung zn- neigenden Amtsgerichtsrat Bindseil als ihren Kandidaten un Gegensatz zu dem Kandidaten des liberalen Vereins, Schmidt. Die konservative „Schles. Zig." schreibt: Einen schwarzen Punkt ließ die Presse in den letzten Tonen noch am Horizont der zu Ende gehenden Session Heraufziehen, indem sie das Geruch! kolportierte, die Aenderung des Wahlrcglements zur Sicherung des Wahlgeheimnisses sei ausgegeben. Das Dementi ist dem Gerüchte aus dem Fuße gefolgt, und all' die Ausbrüche der Entrüstung über den „Wortbruch" sind unnötig gewesen. Ter ruhig Urteilende wird dem Gerücht keinen Wert bcigelegt haben Gras Bülow hat sich in diesem Punkte dermaßen gebunden, daß er nicht znrückzuiönnen scheint. Es scheint undenkbar, daß er. als er die Neuerung ankündiyte. sich nicht vorher einer Majorität im Bundesraie versichert hätte. Ta auch un Reichstage eine Majorität außer Zweifel sieht, so hat man sich darein zu finde», daß dm Neuerung kommt. Wie sie wirken wird, sicht dahin. Gras Bülow kann sich aber nicht darüber täuschen, daß er mit diesem Schritte eine schwere Verantwortung übernimmt, eine Verantwortung, au der durch die vorangegangenen Reichstagsbeschlüsse nichts geändert wird. Aus der Tatsache, daß das Gerücht von dem Verzicht au' die Neuerung nirgends sonst eine solche Aufregung verrmacht Hai wie in der Zentrumspresse, läßt sich schließen, daß das Bülowschc Zugeständnis eine dem Zentrum zugedachte Gefälligkeit ist. Ob das Zentrum die Erwartungen, die cs von der Maßregel hegi, erfüllt sehen wird, kann man bezweifeln. Ten eigentlichen Gewinn wird wohl die Sozialdemokratie haben. War angesichts dieser Möglichkeit die Neuerung eine politische Notwendigkeit? Graf Bülow spielt hier ein wunderliches Spiel. Im nächsten Jahre läuft das 'm Jahre 1899 beschlossene Militärauinquemiat ab: der Reichskanzler wird dann also eine neue Militärvorlage zu vertreten haben. Jetzt aber arbeitet er, wenigstens indirekt, darauf hin, zu den bevorstehenden Reichstagswahlen diejenigen Parteien zu stärken, welche entweder gegen alle Militärsorderungen ein- treten oder sür solche nur durch neue Zugeständnisse auf anderem Gebiete zu haben sind. Gras Bülow trägt also die Verant- Wortung, wenn er jetzt einen Reichstag bekommt, der für die Er haltung der Wehrkraft des Reiches nicht das nötige Verständ nis oder den guten Wllen hat. Es ist hohe Zeit, daß man sich innerhalb der Regierung sowohl als wie nalionalgesinnten Parteien etwas mehr oes bevorstehenden Ablaufs des Qnin- quennats erinnert, als dies bisher der Fall gewesen zu sein scheint. Die bayerischen Nationolliberalen hielten in Nürn- bürg einen Parteitag ab. Den Grundton der Versammlung und Tagung stimmte der Vorsitzende des Landesverbandes Justizrat Freiherr von Kreß mit der ausgegebenen Wahlparole an: Wider stand gegen die Anmaßung der Ultramontanen und Kampf gegen den Ultramontanismus. Als erster Redner sprach Rcichstags- abgeordneter Professor Dr. Hieber über die innere und äußere Reichspolitik. Professor Hieber bekannte sich als entschiedener Gegner der Aushebung des 8 2 des Jesuitengcsetzes: mit der Aufhebung des tz 2 könnte nicht ein Konflikt beteiligt, wohl ober könnten neue heraufbeschworen werden; die Stellungnahme Preußens in der Jesuitmsrage sei ein zu reichliches Trinkgeld an das Zentrum sür dessen Haltung zum Zolltarif. Die durch die Vorgänge der letzten Monate geschaffene politische Lage Bayerns, ins besondere der Sturz des Ministerpräsidenten Crailsheim, stand erklärlicherweise im Vordergründe der weiteren Verhandlungen. Abgeordneter Oberlandesgerichtsrat Wagner-Augsburg bezeichnet« die Entlassung als eine Konzession an das Zentrum; dieses sei in Bayern wirklich und tatsächlich Trumpf geworden. Ein Zen- trumsministerium in Bayern bedeute aber für das Deutsch« Reich ein unübersehbares Unglück; deshalb müsse sich der Liberalismus Bayerns aus seiner bisherigen Untätigkeit und Zerrissenheit zum Kampfe gegen den Ultramontanismus ausrasscn. Aehnlich sprachen sich auch die Abgg. Deinhard und Kassclmann aus. Zur Jesuitenfrage bemerken die „Hamb. Nachr." in einer Auseinandersetzung mit der .Germ.": Es fragt sich jetzt, „ach der Alarmierung der öffentlichen Meinung gegen die Jesuiten und Ultramontanen um io mehr, ob Graf Bülow icine Erklärung, vielleicht wie ehedem Caprivi die seiniae in der Biersteueiiragc, ohne vorheiige Rücksprache mit den Buiidesratsbevollmächtjgten abgegeben Hot. Der Ncichstaasbeschllitz. aus den sich die „Germ." berurt, Hai für uns so wenig Werl, wie jeder andere unverantwort liche Beschluß des Hauics, an denen es ja leider nicht fehlt, und was den Konflikt angeht. den die „Gern, " voraussieht, so wäre uns Vieler ganz recht; wir brauchen zur Klärung der Lage und zur Scheidung der Gei'ter im Deutschen Reiche einen Konflikt so nötig, wie das liebe Brot; am liebsten wäre uns ein solcher in Sacken der Sozialdemokratie, aber so lange er hier nicht einttitt, dann käme auch der klerikale gelegen. Im übrigen ist es lehr begreiflich, wenn jetzt von seiten der Zcntmmsdlättcr mit aller Entschieden heit von dem Kanzler verlangt wird, er möge eine baldige Ent- lcheidung der verbündeten Regierungen herbeiführc». denn man weiß auf Seiten der Jeiuitensreunde sehr wohl, daß eine weitere Verzögening dcS Bundesratsbeschlusses das Ende der Hoffnungen aus die Rückkehr der Jesuiten bedeutet. Schon beißt es. daß es deute nicht mehr die kleinen und mittleren Bnndcsstaaten allein seien, deren Regierungen eine jeiiiitenfreundliche Haltung ablehntcn. Wie dem auch sei, so viel scheint sicher, daß die Mehrheit, die sich un Bundesraie eventuell sür die An'bebung dcS genannten Para graphen erklären wird, sehr gering sein büiste, falls iihcrhnnvt eine solche zu stände kommt. Trotzdem glauben auch wir nicht recht, daß der Reichskanzler die Erledigung der Angelegenheit hinaus- jchieben kann. Nachdem er im Reichstage die Aushebung in Aus sicht gestellt bat. wird er die Sacke nicht gut aufs Unbestimmte vertagen können, ohne eine empfindliche Einbuße an seinen, parla- menlaiiichen Ansehen zu erleiden. Was das Zentrum onbelangt, io würde es allerdings eine weitere dilatorische Behandlung der Aushebung de« 8 2 des Jesuitengeirtzes ^zum Gegenstand einer ionatffchen Wahlagitation machen, aber andererseits halten wir die Ansicht sür zutreffend, daß dem Gros der Katholiken on der Mck- beruiung der Jesuiten wenig liegt, ja, daß selbst viele Geistliche da« drohende Eindringen der Jesuiten in ihre Gemeinden als pein lich empfinden und sich für die Störung deS Frievens in ihrem Seelsorgebezirke bedanlen werden. Daß Bayern, wie die „Tägl. Rundschberichtete, im Bundes- rat gegen die Aufhebung des82desJesuitengesehes stimmen wird, beruht, wie die offiziöse Münchner «Mg. Ztg." berichtet, auf willkürlichen Kombinationen. lieber die schon kur» gemeldete Einstellung der Hetzvoriräge des Exjesuiten Freiherr» v. Berlichingen in Würzburg ist bayerischen Blättern no^ folgendes zu entnehmen: Am Ende seines letzten Vortrags krackte der ultramontane Volksredner einen Brief des Bürgermeisters Hofrat Michel zur Verlesung. Hofrat Büchel, der schon tags vorher bei dem Prinz-Regenten- Diner deutlich gegen die Störung des konfessionellen Friedens Stellung genommen hatte, teilte darin mit, daß Bersichrnaen zwar nicht zur Einstellung seiner Vorträge gezwungen werden könne, daß dieses aber im Interesse des gestörten konfessionellen Friedens dringend zu wünschen wäre. Freiherr v. Berlichingen erklärte im Anschluß daran, baß er auf Grund dieses Schreibens, sowie mit Rücksicht auf die unangenehme Situation, in welche der Bischof Dr. v. Schlör und der Regierungspräsident v. Kobell durch die Störung des Friedens gebracht worden und noch ge bracht werden könnten, ans die Fortsetzung seiner Vorträge ver- zichten und mit dem ebengehaltenen zwanzigsten diese schließe» wolle, da er keineswegs als Hetzer und Störenfried verschrien werden wolle. Da er indes den Saal für seine Deranstaltungar für 4000 Mark fest gemietet habe, werde er eine Reihe von Vor trägen aus der bayerischen NationalgeschiHte veranstalten. Die allgemein überraschende Erklärung v. BerlichingenS wurde vi« der Versammlung mit stürmischem Reisall begrüßt. «1
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